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Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873.

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XIX. Rückkehr nach Hong-kong.
lebten Fluss, aus welchem tausend Rinnsale durch die Felder ge-
leitet sind; nordwärts steigt das Gebirge auf, im Osten der Masten-
wald von Wam-poa. -- Die eingeborenen Ponies, auf welchen man
diese Ausflüge macht, sind durch die Sicherheit ihres Trittes für
die steinigen Pfade und die schmalen schlüpfrigen Brücken sehr
geeignet.

Die Tage in Kan-ton vergingen sehr angenehm; von den
Wanderungen zurückkehrend pflegte man auf den hübschen Altanen
auszuruhen, die vor den Wohnungen der Fremden auf Ho-nan in
den belebten Fluss hinausgebaut sind. Bei Tage war es oft heiss;
der Abend brachte labende Kühlung. -- Am Abend des 22. No-
vember machten der Gesandte und seine Begleiter Herrn und Frau
von Carlowitz den Abschiedsbesuch und nahmen die beruhigende
Ueberzeugung mit, dass der Unfall des Consuls auf dem Dampfer
keine bleibenden Folgen haben würde. -- Am 23. November Mor-
gens schifften sie sich auf dem Hankow ein und erreichten nach
angenehmer Fahrt die Rhede von Hong-kong. Am Abend desselben
Tages veranstalteten die Officiere von Fane's horse ein Tanzfest
in Puk-fa-lum, dem erwähnten Pavillon an der Westküste, wohin
sich die Attaches vom Hankow aus begaben. Ein englisches Ka-
nonenboot führte die Officiere und das Musikcorps der Arkona an
den Strand, von wo ein steiler Pfad nach Puk-fa-lum hinanführt.
Abends wurde das Hinabklettern halsbrechend.

Der Aufenthalt in Hong-kong schloss unter Festlichkeiten,
wie er begann. -- Aus dem Norden trafen alte Bekannte ein, Offi-
ciere der Garnison von Tien-tsin, dann Graf Kleczkowski und
Herr de Meritens; Letzterer gab die diplomatische Laufbahn auf
und trat als Zolldirector für Fu-tsau in chinesischen Dienst.
Solche Stellungen locken viele sprachkundige Beamten der frem-
den Missionen, da das damit verknüpfte hohe Gehalt ihnen die
Sicherheit bietet, in kurzer Zeit ein Vermögen zu sammeln. --
Am 28. November veranstaltete Graf Eulenburg auf der Arkona
einen Ball, zu welchem die Gesellschaft von Hong-kong, die Offi-
ciere der Garnison und der auf der Rhede liegenden Kriegsschiffe
eingeladen wurden. -- Der Besanbaum und alles Tauwerk wurden
entfernt, das Sonnensegel in grosser Höhe gespannt und das ganze
Deck vom Grossmast bis zum Heck in einen Tanzsaal verwandelt.
Die Wände bildeten bunte Flaggen aller Nationen. Ein Stern aus
Bajoneten zierte den Kreuzmast, zu dessen Seiten königliche

XIX. Rückkehr nach Hong-kong.
lebten Fluss, aus welchem tausend Rinnsale durch die Felder ge-
leitet sind; nordwärts steigt das Gebirge auf, im Osten der Masten-
wald von Wam-poa. — Die eingeborenen Ponies, auf welchen man
diese Ausflüge macht, sind durch die Sicherheit ihres Trittes für
die steinigen Pfade und die schmalen schlüpfrigen Brücken sehr
geeignet.

Die Tage in Kan-ton vergingen sehr angenehm; von den
Wanderungen zurückkehrend pflegte man auf den hübschen Altanen
auszuruhen, die vor den Wohnungen der Fremden auf Ho-nan in
den belebten Fluss hinausgebaut sind. Bei Tage war es oft heiss;
der Abend brachte labende Kühlung. — Am Abend des 22. No-
vember machten der Gesandte und seine Begleiter Herrn und Frau
von Carlowitz den Abschiedsbesuch und nahmen die beruhigende
Ueberzeugung mit, dass der Unfall des Consuls auf dem Dampfer
keine bleibenden Folgen haben würde. — Am 23. November Mor-
gens schifften sie sich auf dem Hankow ein und erreichten nach
angenehmer Fahrt die Rhede von Hong-kong. Am Abend desselben
Tages veranstalteten die Officiere von Fane’s horse ein Tanzfest
in Puk-fa-lum, dem erwähnten Pavillon an der Westküste, wohin
sich die Attachés vom Hankow aus begaben. Ein englisches Ka-
nonenboot führte die Officiere und das Musikcorps der Arkona an
den Strand, von wo ein steiler Pfad nach Puk-fa-lum hinanführt.
Abends wurde das Hinabklettern halsbrechend.

Der Aufenthalt in Hong-kong schloss unter Festlichkeiten,
wie er begann. — Aus dem Norden trafen alte Bekannte ein, Offi-
ciere der Garnison von Tien-tsin, dann Graf Kleczkowski und
Herr de Méritens; Letzterer gab die diplomatische Laufbahn auf
und trat als Zolldirector für Fu-tšau in chinesischen Dienst.
Solche Stellungen locken viele sprachkundige Beamten der frem-
den Missionen, da das damit verknüpfte hohe Gehalt ihnen die
Sicherheit bietet, in kurzer Zeit ein Vermögen zu sammeln. —
Am 28. November veranstaltete Graf Eulenburg auf der Arkona
einen Ball, zu welchem die Gesellschaft von Hong-kong, die Offi-
ciere der Garnison und der auf der Rhede liegenden Kriegsschiffe
eingeladen wurden. — Der Besanbaum und alles Tauwerk wurden
entfernt, das Sonnensegel in grosser Höhe gespannt und das ganze
Deck vom Grossmast bis zum Heck in einen Tanzsaal verwandelt.
Die Wände bildeten bunte Flaggen aller Nationen. Ein Stern aus
Bajoneten zierte den Kreuzmast, zu dessen Seiten königliche

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[197/0211] XIX. Rückkehr nach Hong-kong. lebten Fluss, aus welchem tausend Rinnsale durch die Felder ge- leitet sind; nordwärts steigt das Gebirge auf, im Osten der Masten- wald von Wam-poa. — Die eingeborenen Ponies, auf welchen man diese Ausflüge macht, sind durch die Sicherheit ihres Trittes für die steinigen Pfade und die schmalen schlüpfrigen Brücken sehr geeignet. Die Tage in Kan-ton vergingen sehr angenehm; von den Wanderungen zurückkehrend pflegte man auf den hübschen Altanen auszuruhen, die vor den Wohnungen der Fremden auf Ho-nan in den belebten Fluss hinausgebaut sind. Bei Tage war es oft heiss; der Abend brachte labende Kühlung. — Am Abend des 22. No- vember machten der Gesandte und seine Begleiter Herrn und Frau von Carlowitz den Abschiedsbesuch und nahmen die beruhigende Ueberzeugung mit, dass der Unfall des Consuls auf dem Dampfer keine bleibenden Folgen haben würde. — Am 23. November Mor- gens schifften sie sich auf dem Hankow ein und erreichten nach angenehmer Fahrt die Rhede von Hong-kong. Am Abend desselben Tages veranstalteten die Officiere von Fane’s horse ein Tanzfest in Puk-fa-lum, dem erwähnten Pavillon an der Westküste, wohin sich die Attachés vom Hankow aus begaben. Ein englisches Ka- nonenboot führte die Officiere und das Musikcorps der Arkona an den Strand, von wo ein steiler Pfad nach Puk-fa-lum hinanführt. Abends wurde das Hinabklettern halsbrechend. Der Aufenthalt in Hong-kong schloss unter Festlichkeiten, wie er begann. — Aus dem Norden trafen alte Bekannte ein, Offi- ciere der Garnison von Tien-tsin, dann Graf Kleczkowski und Herr de Méritens; Letzterer gab die diplomatische Laufbahn auf und trat als Zolldirector für Fu-tšau in chinesischen Dienst. Solche Stellungen locken viele sprachkundige Beamten der frem- den Missionen, da das damit verknüpfte hohe Gehalt ihnen die Sicherheit bietet, in kurzer Zeit ein Vermögen zu sammeln. — Am 28. November veranstaltete Graf Eulenburg auf der Arkona einen Ball, zu welchem die Gesellschaft von Hong-kong, die Offi- ciere der Garnison und der auf der Rhede liegenden Kriegsschiffe eingeladen wurden. — Der Besanbaum und alles Tauwerk wurden entfernt, das Sonnensegel in grosser Höhe gespannt und das ganze Deck vom Grossmast bis zum Heck in einen Tanzsaal verwandelt. Die Wände bildeten bunte Flaggen aller Nationen. Ein Stern aus Bajoneten zierte den Kreuzmast, zu dessen Seiten königliche

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Zitationshilfe: Martens, Georg von: Die preussische Expedition nach Ost-Asien. Nach amtlichen Quellen. Vierter Band. Berlin, 1873, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/berg_ostasien04_1873/211>, abgerufen am 25.04.2024.