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Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748.

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Vorrede.
kommen würden, wann ich sie auser die-
sem Geschäfte gebrauchet hätte. Einen
Leser, welcher das Zinzendorfische Ge-
heimnis der Bosheit nicht genau inne
hat, könte dieses leichtlich befremden. Je
mehr ich aber die Umstände, und mich
selber prüfe, desto mehr finde ich zu die-
sem Ernste mich berechtiget, ja verbun-
den. Jch kan mit GOtt und meinem
Gewissen bezeugen daß ich weder von
Natur noch als ein Christ, zu einer mei-
nem Nächsten beschwerlichen Härte,
wohl aber zum Gegentheil Neigung ha-
be. Und wie behutsam ich anfangs ge-
gangen bin, mich den Zinzendorfischen
Bewegungen zu widersetzen, das ist dem
bekant, der Hertzen und Nieren prüfet.
Das Vertrauen auf eine ausnehmend
redliche Absicht, vor die Beförderung
des wahren Christenthums, welche ich
bey diesem damals der Geburt nach gro-
sen und rerehrenswürdigen Mann zu
vermuthen geneigt war, hatte mich völ-
lig eingenommen, ehe ich Gelegenheit
fande, sein Werck vor GOtt zu prüfen.
Meine erste Schriften haben deutliche
Spuren von den Stufen der Zurecht-

wei-
):( 4

Vorrede.
kommen wuͤrden, wann ich ſie auſer die-
ſem Geſchaͤfte gebrauchet haͤtte. Einen
Leſer, welcher das Zinzendorfiſche Ge-
heimnis der Bosheit nicht genau inne
hat, koͤnte dieſes leichtlich befremden. Je
mehr ich aber die Umſtaͤnde, und mich
ſelber pruͤfe, deſto mehr finde ich zu die-
ſem Ernſte mich berechtiget, ja verbun-
den. Jch kan mit GOtt und meinem
Gewiſſen bezeugen daß ich weder von
Natur noch als ein Chriſt, zu einer mei-
nem Naͤchſten beſchwerlichen Haͤrte,
wohl aber zum Gegentheil Neigung ha-
be. Und wie behutſam ich anfangs ge-
gangen bin, mich den Zinzendorfiſchen
Bewegungen zu widerſetzen, das iſt dem
bekant, der Hertzen und Nieren pruͤfet.
Das Vertrauen auf eine ausnehmend
redliche Abſicht, vor die Befoͤrderung
des wahren Chriſtenthums, welche ich
bey dieſem damals der Geburt nach gro-
ſen und rerehrenswuͤrdigen Mann zu
vermuthen geneigt war, hatte mich voͤl-
lig eingenommen, ehe ich Gelegenheit
fande, ſein Werck vor GOtt zu pruͤfen.
Meine erſte Schriften haben deutliche
Spuren von den Stufen der Zurecht-

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):( 4
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[0007] Vorrede. kommen wuͤrden, wann ich ſie auſer die- ſem Geſchaͤfte gebrauchet haͤtte. Einen Leſer, welcher das Zinzendorfiſche Ge- heimnis der Bosheit nicht genau inne hat, koͤnte dieſes leichtlich befremden. Je mehr ich aber die Umſtaͤnde, und mich ſelber pruͤfe, deſto mehr finde ich zu die- ſem Ernſte mich berechtiget, ja verbun- den. Jch kan mit GOtt und meinem Gewiſſen bezeugen daß ich weder von Natur noch als ein Chriſt, zu einer mei- nem Naͤchſten beſchwerlichen Haͤrte, wohl aber zum Gegentheil Neigung ha- be. Und wie behutſam ich anfangs ge- gangen bin, mich den Zinzendorfiſchen Bewegungen zu widerſetzen, das iſt dem bekant, der Hertzen und Nieren pruͤfet. Das Vertrauen auf eine ausnehmend redliche Abſicht, vor die Befoͤrderung des wahren Chriſtenthums, welche ich bey dieſem damals der Geburt nach gro- ſen und rerehrenswuͤrdigen Mann zu vermuthen geneigt war, hatte mich voͤl- lig eingenommen, ehe ich Gelegenheit fande, ſein Werck vor GOtt zu pruͤfen. Meine erſte Schriften haben deutliche Spuren von den Stufen der Zurecht- wei- ):( 4

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 3. Gießen, 1748, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey03_1748/7>, abgerufen am 28.03.2024.