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Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747.

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Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
denen es der heilige Geist schon lange gesaget
hat/
bei denen man nur darauf das siegel drü-
cket/ was sie schon lange hatten.
Paulus
findet nöthig seinen heiden die augen aufzuthun/
daß sie die gewalt des Satans sehen, von wel-
chem sie gefesselt sind in ihrer finsterniß. Das
heist, er muß ihnen das gesetz verkündigen. Der
Graf und seine boten, bedürfen dieses nicht.
Seine wilden sind schon durch ein inneres wort,
das der heilige Geist zu ihnen geredet hat, soweit
fertig gemacht, daß ihnen nur noch die formein
fehlen, und das aussprechen dieser formeln ist die
bekehrung. Das Kehelle sagen ist der beweis,
daß sie plötzlich die formeln verstehen, das ist,
vollkommen bekehret sind. Ich mag also diese
bekehrung nach ihren würkenden ursachen/ oder
nach dem welen/ oder nach ihren kennzeichen
ansehen, so ist sie ein leerer betrug des bösen gei-
stes. Dann 1) die würkende ursachen sind ein
bloser traum des Grafen. Die vorgängige ein-
gebungen
des heiligen Geistes sind vorsetzlich von
dem Grafen erdichtet. Das gescheute und mensch-
liche wort der brüder, ist weder gesetz, noch das
kräftige evangelium, (§. 44.) in seinem gehöri-
gen Umfang. 2) Das wesen dieser vermeinten
bekehrung bestehet in einer gleichfals erdichteten
erinnerung an die ehemalige einsprache des H.
Geistes, und in einer benennung derselben, (§. 40.)
worzu keine innere hauptveränderung kommen soll.
(§. 26. *) Das kennzeichen dieser bekehrung ist
das wort Kehelle. Man gehe nun alle predigen

Christi,

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
denen es der heilige Geiſt ſchon lange geſaget
hat/
bei denen man nur darauf das ſiegel druͤ-
cket/ was ſie ſchon lange hatten.
Paulus
findet noͤthig ſeinen heiden die augen aufzuthun/
daß ſie die gewalt des Satans ſehen, von wel-
chem ſie gefeſſelt ſind in ihrer finſterniß. Das
heiſt, er muß ihnen das geſetz verkuͤndigen. Der
Graf und ſeine boten, beduͤrfen dieſes nicht.
Seine wilden ſind ſchon durch ein inneres wort,
das der heilige Geiſt zu ihnen geredet hat, ſoweit
fertig gemacht, daß ihnen nur noch die formein
fehlen, und das ausſprechen dieſer formeln iſt die
bekehrung. Das Kehelle ſagen iſt der beweis,
daß ſie ploͤtzlich die formeln verſtehen, das iſt,
vollkommen bekehret ſind. Ich mag alſo dieſe
bekehrung nach ihren wuͤrkenden urſachen/ oder
nach dem welen/ oder nach ihren kennzeichen
anſehen, ſo iſt ſie ein leerer betrug des boͤſen gei-
ſtes. Dann 1) die wuͤrkende urſachen ſind ein
bloſer traum des Grafen. Die vorgaͤngige ein-
gebungen
des heiligen Geiſtes ſind vorſetzlich von
dem Grafen erdichtet. Das geſcheute und menſch-
liche wort der bruͤder, iſt weder geſetz, noch das
kraͤftige evangelium, (§. 44.) in ſeinem gehoͤri-
gen Umfang. 2) Das weſen dieſer vermeinten
bekehrung beſtehet in einer gleichfals erdichteten
erinnerung an die ehemalige einſprache des H.
Geiſtes, und in einer benennung derſelben, (§. 40.)
worzu keine innere hauptveraͤnderung kommen ſoll.
(§. 26. *) Das kennzeichen dieſer bekehrung iſt
das wort Kehelle. Man gehe nun alle predigen

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[62/0072] Herrnhuterey in ihrer Schalkheit denen es der heilige Geiſt ſchon lange geſaget hat/ bei denen man nur darauf das ſiegel druͤ- cket/ was ſie ſchon lange hatten. Paulus findet noͤthig ſeinen heiden die augen aufzuthun/ daß ſie die gewalt des Satans ſehen, von wel- chem ſie gefeſſelt ſind in ihrer finſterniß. Das heiſt, er muß ihnen das geſetz verkuͤndigen. Der Graf und ſeine boten, beduͤrfen dieſes nicht. Seine wilden ſind ſchon durch ein inneres wort, das der heilige Geiſt zu ihnen geredet hat, ſoweit fertig gemacht, daß ihnen nur noch die formein fehlen, und das ausſprechen dieſer formeln iſt die bekehrung. Das Kehelle ſagen iſt der beweis, daß ſie ploͤtzlich die formeln verſtehen, das iſt, vollkommen bekehret ſind. Ich mag alſo dieſe bekehrung nach ihren wuͤrkenden urſachen/ oder nach dem welen/ oder nach ihren kennzeichen anſehen, ſo iſt ſie ein leerer betrug des boͤſen gei- ſtes. Dann 1) die wuͤrkende urſachen ſind ein bloſer traum des Grafen. Die vorgaͤngige ein- gebungen des heiligen Geiſtes ſind vorſetzlich von dem Grafen erdichtet. Das geſcheute und menſch- liche wort der bruͤder, iſt weder geſetz, noch das kraͤftige evangelium, (§. 44.) in ſeinem gehoͤri- gen Umfang. 2) Das weſen dieſer vermeinten bekehrung beſtehet in einer gleichfals erdichteten erinnerung an die ehemalige einſprache des H. Geiſtes, und in einer benennung derſelben, (§. 40.) worzu keine innere hauptveraͤnderung kommen ſoll. (§. 26. *) Das kennzeichen dieſer bekehrung iſt das wort Kehelle. Man gehe nun alle predigen Chriſti,

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/72>, abgerufen am 29.03.2024.