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Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747.

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Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
man die Welt weiß machet, man gebrauche nur
ein einigmal in offentlicher Versamlung eine an-
dere als des S. Luthers Ubersetzung. Sie zeh-
len diese Nachrede zu dem vielfältigen Unrecht,
welches dem Sünderkirchlein und den Leuten des
Heilandes, muthwillig von uns evangelischen Re-
ligionsleuten zugefüget werde. Und doch betrit
man sie bei aller Gelegenheit wiederum auf fri-
scher That, und wird gewahr, daß der Geist
der Lügen sie alsdann am meisten zu seinen Dien-
sten habe, wann sie diesen Frohndienst, mit dem
Vorwand der Unschuld und des Marterthums,
am beweglichsten abzulehnen suchen.

§. 15.

Man siehet also gar deutlich eine neue herrn-
hutische Warheit, in der Vorlesung dieses Tex-
tes. Aber auch eine Leichtfertigkeit und Neue-
rungsseuche. Dann liebet! was hat doch der
S. Luther in diesem Vers versehen, das von
dem Grafen hätte verbessert werden müssen? Hat
Luther den griechischen Text nicht getrofen? oder
hat er einen unverständlichen Ausdruk im teut-
schen gebraucht, den man deutlicher und mit ei-
ner besseren Redensart geben müste? Wandieses
wäre, so wolte ich kein Wort mehr sagen. Al-
lein ich sehe das Gegentheil. Wo der Graf
vom Luther abgewichen ist, da ist er auch von
der Grundsprache und vom Sin des heiligen
Geistes abgewichen. Und wo er es deutlicher
hat machen wollen, da komt es unverständlicher
heraus.

§. 16

Herrnhuterey in ihrer Schalkheit
man die Welt weiß machet, man gebrauche nur
ein einigmal in offentlicher Verſamlung eine an-
dere als des S. Luthers Uberſetzung. Sie zeh-
len dieſe Nachrede zu dem vielfaͤltigen Unrecht,
welches dem Suͤnderkirchlein und den Leuten des
Heilandes, muthwillig von uns evangeliſchen Re-
ligionsleuten zugefuͤget werde. Und doch betrit
man ſie bei aller Gelegenheit wiederum auf fri-
ſcher That, und wird gewahr, daß der Geiſt
der Luͤgen ſie alsdann am meiſten zu ſeinen Dien-
ſten habe, wann ſie dieſen Frohndienſt, mit dem
Vorwand der Unſchuld und des Marterthums,
am beweglichſten abzulehnen ſuchen.

§. 15.

Man ſiehet alſo gar deutlich eine neue herrn-
hutiſche Warheit, in der Vorleſung dieſes Tex-
tes. Aber auch eine Leichtfertigkeit und Neue-
rungsſeuche. Dann liebet! was hat doch der
S. Luther in dieſem Vers verſehen, das von
dem Grafen haͤtte verbeſſert werden muͤſſen? Hat
Luther den griechiſchen Text nicht getrofen? oder
hat er einen unverſtaͤndlichen Ausdruk im teut-
ſchen gebraucht, den man deutlicher und mit ei-
ner beſſeren Redensart geben muͤſte? Wandieſes
waͤre, ſo wolte ich kein Wort mehr ſagen. Al-
lein ich ſehe das Gegentheil. Wo der Graf
vom Luther abgewichen iſt, da iſt er auch von
der Grundſprache und vom Sin des heiligen
Geiſtes abgewichen. Und wo er es deutlicher
hat machen wollen, da komt es unverſtaͤndlicher
heraus.

§. 16
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[16/0026] Herrnhuterey in ihrer Schalkheit man die Welt weiß machet, man gebrauche nur ein einigmal in offentlicher Verſamlung eine an- dere als des S. Luthers Uberſetzung. Sie zeh- len dieſe Nachrede zu dem vielfaͤltigen Unrecht, welches dem Suͤnderkirchlein und den Leuten des Heilandes, muthwillig von uns evangeliſchen Re- ligionsleuten zugefuͤget werde. Und doch betrit man ſie bei aller Gelegenheit wiederum auf fri- ſcher That, und wird gewahr, daß der Geiſt der Luͤgen ſie alsdann am meiſten zu ſeinen Dien- ſten habe, wann ſie dieſen Frohndienſt, mit dem Vorwand der Unſchuld und des Marterthums, am beweglichſten abzulehnen ſuchen. §. 15. Man ſiehet alſo gar deutlich eine neue herrn- hutiſche Warheit, in der Vorleſung dieſes Tex- tes. Aber auch eine Leichtfertigkeit und Neue- rungsſeuche. Dann liebet! was hat doch der S. Luther in dieſem Vers verſehen, das von dem Grafen haͤtte verbeſſert werden muͤſſen? Hat Luther den griechiſchen Text nicht getrofen? oder hat er einen unverſtaͤndlichen Ausdruk im teut- ſchen gebraucht, den man deutlicher und mit ei- ner beſſeren Redensart geben muͤſte? Wandieſes waͤre, ſo wolte ich kein Wort mehr ſagen. Al- lein ich ſehe das Gegentheil. Wo der Graf vom Luther abgewichen iſt, da iſt er auch von der Grundſprache und vom Sin des heiligen Geiſtes abgewichen. Und wo er es deutlicher hat machen wollen, da komt es unverſtaͤndlicher heraus. §. 16

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die Herrnhuterey in ihrer Schalkheit. Bd. 2. Gießen, 1747, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey02_1747/26>, abgerufen am 28.03.2024.