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Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746.

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lassen, bildet ihren Meister vollkommen ab. Sei-
ne Absicht gibt ihm solche Maasregeln an die Hand,
die sich am besten darzu schiken, worzu sie erfunden
sind. Er beginnet allmählich dasjenige zu fürch-
ten, wornach sein unruhiger Geist mit aller Macht
bis daher gerungen hat. Deswegen hat er gut ge-
funden, alle Kräfte seiner Arglist und heimtükischen
Ränke zu versammlen, um sich durch ihren Vorschub
aus dem Gedrange zu bringen, in welches ihn sein
übertriebener Frevel nothwendig hat verwikeln müs-
sen. Er merket, da nun sein ärgerliches Unterfan-
gen, in den Augen der weltlichen Obrigkeit eben
so blos gestellet, wie es schon längst vor dem Richt-
stuhl des göttlichen Worts befunden worden ist; so
werde die Weissagung Pauli sich rechtfertigen,
welche von solchen Geistern das Urtheil fället: Sie
werden es in die Länge nicht treiben.
Was ist
nun Rath? Potentaten, Reichsgerichten und Ver-
samlungen wird etwas vorzuspiegeln seyn, damit
sie irre werden. Absonderlich wird es denselben
keinen geringen Begrif von den Herrnhutern bei-
bringen, wenn man saget, das Reich Zinzendorfs
seye Christi Reich. Denn da wird ein jeder, der
nicht offenbarlich ein Feind Christi seyn will, plötz-
lich den Schlus machen: So lasset euch nun
weisen/ ihr Könige/ und lasset euch züchtigen
ihr Richter auf Erden.
Man wird also die herrn-
hutische Schwärmerey nicht nur dulden müssen,
wie man andere Secten duldet, sondern dem Hei-
land wird kein gröserer Dienst geschehen können,
als wenn einjeder Potentat es mit allen Kräften

träget,

laſſen, bildet ihren Meiſter vollkommen ab. Sei-
ne Abſicht gibt ihm ſolche Maasregeln an die Hand,
die ſich am beſten darzu ſchiken, worzu ſie erfunden
ſind. Er beginnet allmaͤhlich dasjenige zu fuͤrch-
ten, wornach ſein unruhiger Geiſt mit aller Macht
bis daher gerungen hat. Deswegen hat er gut ge-
funden, alle Kraͤfte ſeiner Argliſt und heimtuͤkiſchen
Raͤnke zu verſammlen, um ſich durch ihren Vorſchub
aus dem Gedrange zu bringen, in welches ihn ſein
uͤbertriebener Frevel nothwendig hat verwikeln muͤſ-
ſen. Er merket, da nun ſein aͤrgerliches Unterfan-
gen, in den Augen der weltlichen Obrigkeit eben
ſo blos geſtellet, wie es ſchon laͤngſt vor dem Richt-
ſtuhl des goͤttlichen Worts befunden worden iſt; ſo
werde die Weiſſagung Pauli ſich rechtfertigen,
welche von ſolchen Geiſtern das Urtheil faͤllet: Sie
werden es in die Laͤnge nicht treiben.
Was iſt
nun Rath? Potentaten, Reichsgerichten und Ver-
ſamlungen wird etwas vorzuſpiegeln ſeyn, damit
ſie irre werden. Abſonderlich wird es denſelben
keinen geringen Begrif von den Herrnhutern bei-
bringen, wenn man ſaget, das Reich Zinzendorfs
ſeye Chriſti Reich. Denn da wird ein jeder, der
nicht offenbarlich ein Feind Chriſti ſeyn will, ploͤtz-
lich den Schlus machen: So laſſet euch nun
weiſen/ ihr Koͤnige/ und laſſet euch zuͤchtigen
ihr Richter auf Erden.
Man wird alſo die herrn-
hutiſche Schwaͤrmerey nicht nur dulden muͤſſen,
wie man andere Secten duldet, ſondern dem Hei-
land wird kein groͤſerer Dienſt geſchehen koͤnnen,
als wenn einjeder Potentat es mit allen Kraͤften

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[8/0008] laſſen, bildet ihren Meiſter vollkommen ab. Sei- ne Abſicht gibt ihm ſolche Maasregeln an die Hand, die ſich am beſten darzu ſchiken, worzu ſie erfunden ſind. Er beginnet allmaͤhlich dasjenige zu fuͤrch- ten, wornach ſein unruhiger Geiſt mit aller Macht bis daher gerungen hat. Deswegen hat er gut ge- funden, alle Kraͤfte ſeiner Argliſt und heimtuͤkiſchen Raͤnke zu verſammlen, um ſich durch ihren Vorſchub aus dem Gedrange zu bringen, in welches ihn ſein uͤbertriebener Frevel nothwendig hat verwikeln muͤſ- ſen. Er merket, da nun ſein aͤrgerliches Unterfan- gen, in den Augen der weltlichen Obrigkeit eben ſo blos geſtellet, wie es ſchon laͤngſt vor dem Richt- ſtuhl des goͤttlichen Worts befunden worden iſt; ſo werde die Weiſſagung Pauli ſich rechtfertigen, welche von ſolchen Geiſtern das Urtheil faͤllet: Sie werden es in die Laͤnge nicht treiben. Was iſt nun Rath? Potentaten, Reichsgerichten und Ver- ſamlungen wird etwas vorzuſpiegeln ſeyn, damit ſie irre werden. Abſonderlich wird es denſelben keinen geringen Begrif von den Herrnhutern bei- bringen, wenn man ſaget, das Reich Zinzendorfs ſeye Chriſti Reich. Denn da wird ein jeder, der nicht offenbarlich ein Feind Chriſti ſeyn will, ploͤtz- lich den Schlus machen: So laſſet euch nun weiſen/ ihr Koͤnige/ und laſſet euch zuͤchtigen ihr Richter auf Erden. Man wird alſo die herrn- hutiſche Schwaͤrmerey nicht nur dulden muͤſſen, wie man andere Secten duldet, ſondern dem Hei- land wird kein groͤſerer Dienſt geſchehen koͤnnen, als wenn einjeder Potentat es mit allen Kraͤften traͤget,

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey01_1746/8>, abgerufen am 25.04.2024.