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Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746.

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man deutlich, daß zur Bekehrung dieser Men-
schen auch viel andere Worte Petri, heilsam-
lich gebrauchet werden müssen. Unter andern
auch die Worte von der Unart der Zuhörer.
Man erkennet dieses aus einer gleichen Predig
Petri, Apostelg. 3, 13. 14. 15. Und das ist al-
lemal gesetzlich, wenn man den Sündern ihre
Unart entdeket, mithin auch die Gefahr dersel-
ben zeiget. So macht es der heilige Geist, wann
er die Unbekehrten ermahnet, und sie von dem
unartigen Geschlechte gern erretten will, 1.
Cor. 5, 1. 13. Petrus aber hat die Juden in
dieser seiner Predigt ermahnet (v. 40.) und zwar
nicht allein mit den Worten, die Lucas anfüh-
ret, sondern noch mit vielen andern Worten/
wie er selbst bekennet, (v. 40.) Wann demnach
wahr wäre, was der Graf schreibet, daß Lucas
in der Aufzeichnung der Predig Petri kein
Wort vom Gesetz
erwehnet hätte, (welches je-
doch der Augenschein wiederleget) so würde den-
noch nicht folgen, daß Petrus kein Wort vom
Gesetz geprediget hätte. Die Unart der Men-
schen, deren Lucas gedenket, würklich zu heben,
ist das Gesetz nicht im Stande, sondern das
thut der heilige Geist durch evangelische Bewe-
gungsgründe, in welchen er würket. Aber die-
se müssen nicht eher kommen, bis die Menschen
ihre Unart erkant haben. Sonsten macht man
die evangelische Gründe zu Spott, und bietet
Artzeneyen an, die einer, der sich nicht krank weiß,
vor ein Spiel hält; oder man will sehend ma-

chen

man deutlich, daß zur Bekehrung dieſer Men-
ſchen auch viel andere Worte Petri, heilſam-
lich gebrauchet werden muͤſſen. Unter andern
auch die Worte von der Unart der Zuhoͤrer.
Man erkennet dieſes aus einer gleichen Predig
Petri, Apoſtelg. 3, 13. 14. 15. Und das iſt al-
lemal geſetzlich, wenn man den Suͤndern ihre
Unart entdeket, mithin auch die Gefahr derſel-
ben zeiget. So macht es der heilige Geiſt, wann
er die Unbekehrten ermahnet, und ſie von dem
unartigen Geſchlechte gern erretten will, 1.
Cor. 5, 1. 13. Petrus aber hat die Juden in
dieſer ſeiner Predigt ermahnet (v. 40.) und zwar
nicht allein mit den Worten, die Lucas anfuͤh-
ret, ſondern noch mit vielen andern Worten/
wie er ſelbſt bekennet, (v. 40.) Wann demnach
wahr waͤre, was der Graf ſchreibet, daß Lucas
in der Aufzeichnung der Predig Petri kein
Wort vom Geſetz
erwehnet haͤtte, (welches je-
doch der Augenſchein wiederleget) ſo wuͤrde den-
noch nicht folgen, daß Petrus kein Wort vom
Geſetz geprediget haͤtte. Die Unart der Men-
ſchen, deren Lucas gedenket, wuͤrklich zu heben,
iſt das Geſetz nicht im Stande, ſondern das
thut der heilige Geiſt durch evangeliſche Bewe-
gungsgruͤnde, in welchen er wuͤrket. Aber die-
ſe muͤſſen nicht eher kommen, bis die Menſchen
ihre Unart erkant haben. Sonſten macht man
die evangeliſche Gruͤnde zu Spott, und bietet
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[47/0047] man deutlich, daß zur Bekehrung dieſer Men- ſchen auch viel andere Worte Petri, heilſam- lich gebrauchet werden muͤſſen. Unter andern auch die Worte von der Unart der Zuhoͤrer. Man erkennet dieſes aus einer gleichen Predig Petri, Apoſtelg. 3, 13. 14. 15. Und das iſt al- lemal geſetzlich, wenn man den Suͤndern ihre Unart entdeket, mithin auch die Gefahr derſel- ben zeiget. So macht es der heilige Geiſt, wann er die Unbekehrten ermahnet, und ſie von dem unartigen Geſchlechte gern erretten will, 1. Cor. 5, 1. 13. Petrus aber hat die Juden in dieſer ſeiner Predigt ermahnet (v. 40.) und zwar nicht allein mit den Worten, die Lucas anfuͤh- ret, ſondern noch mit vielen andern Worten/ wie er ſelbſt bekennet, (v. 40.) Wann demnach wahr waͤre, was der Graf ſchreibet, daß Lucas in der Aufzeichnung der Predig Petri kein Wort vom Geſetz erwehnet haͤtte, (welches je- doch der Augenſchein wiederleget) ſo wuͤrde den- noch nicht folgen, daß Petrus kein Wort vom Geſetz geprediget haͤtte. Die Unart der Men- ſchen, deren Lucas gedenket, wuͤrklich zu heben, iſt das Geſetz nicht im Stande, ſondern das thut der heilige Geiſt durch evangeliſche Bewe- gungsgruͤnde, in welchen er wuͤrket. Aber die- ſe muͤſſen nicht eher kommen, bis die Menſchen ihre Unart erkant haben. Sonſten macht man die evangeliſche Gruͤnde zu Spott, und bietet Artzeneyen an, die einer, der ſich nicht krank weiß, vor ein Spiel haͤlt; oder man will ſehend ma- chen

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Zitationshilfe: Benner, Johann Hermann: Die gegenwärtige Gestalt der Herrnhuterey in ihrer Schalckheit. Bd. 1. Gießen, 1746, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/benner_herrnhuterey01_1746/47>, abgerufen am 19.04.2024.