Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682.

Bild:
<< vorherige Seite

Der verliebte
verdrießlich kam ihm nunmehro diese
Stadt/ nach dem tödtlichen Hintritt
seiner Liebsten vor. Jederman trug
mit ihm hertzlich Mitleiden/ und eben
hierdurch wurden seine Wunden durch
Ameniens Gedächtniß immer wieder-
um von neuen auffgerissen.

Diesem nun bey Zeiten abzuhelffen/
achtete er vor das beste/ sich vom Spa-
nischen Hoffe weg zu begeben/ weil er
davor hielte/ es könten die traurigen Ge-
dancken durch nichts eher/ als eine wei-
te Reise/ vertrieben werden/ weil einem
in der Fremde offt Sachen vorkämen/
welche verursachten/ daß man an das
Gegenwärtige gedencken müste/ und
also das Vergangene desto eher aus dem
Sinne lasse.

Es ist oben von Alexanders
Diener/ Friedrichen/ in etwas Mel-
dung geschehen. Dieser hatte sich seithe-
ro in Madrit/ nach dem Exempel sei-

nes

Der verliebte
verdrießlich kam ihm nunmehro dieſe
Stadt/ nach dem toͤdtlichen Hintritt
ſeiner Liebſten vor. Jederman trug
mit ihm hertzlich Mitleiden/ und eben
hierdurch wurden ſeine Wunden durch
Ameniens Gedaͤchtniß immer wieder-
um von neuen auffgeriſſen.

Dieſem nun bey Zeiten abzuhelffen/
achtete er vor das beſte/ ſich vom Spa-
niſchen Hoffe weg zu begeben/ weil er
davor hielte/ es koͤnten die traurigen Ge-
dancken durch nichts eher/ als eine wei-
te Reiſe/ vertrieben werden/ weil einem
in der Fremde offt Sachen vorkaͤmen/
welche verurſachten/ daß man an das
Gegenwaͤrtige gedencken muͤſte/ und
alſo das Vergangene deſto eher aus dem
Sinne laſſe.

Es iſt oben von Alexanders
Diener/ Friedrichen/ in etwas Mel-
dung geſchehen. Dieſer hatte ſich ſeithe-
ro in Madrit/ nach dem Exempel ſei-

nes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0050" n="28"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der verliebte</hi></fw><lb/>
verdrießlich kam ihm nunmehro die&#x017F;e<lb/>
Stadt/ nach dem to&#x0364;dtlichen Hintritt<lb/>
&#x017F;einer Lieb&#x017F;ten vor. Jederman trug<lb/>
mit ihm hertzlich Mitleiden/ und eben<lb/>
hierdurch wurden &#x017F;eine Wunden durch<lb/>
Ameniens Geda&#x0364;chtniß immer wieder-<lb/>
um von neuen auffgeri&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;em nun bey Zeiten abzuhelffen/<lb/>
achtete er vor das be&#x017F;te/ &#x017F;ich vom Spa-<lb/>
ni&#x017F;chen Hoffe weg zu begeben/ weil er<lb/>
davor hielte/ es ko&#x0364;nten die traurigen Ge-<lb/>
dancken durch nichts eher/ als eine wei-<lb/>
te Rei&#x017F;e/ vertrieben werden/ weil einem<lb/>
in der Fremde offt Sachen vorka&#x0364;men/<lb/>
welche verur&#x017F;achten/ daß man an das<lb/>
Gegenwa&#x0364;rtige gedencken mu&#x0364;&#x017F;te/ und<lb/>
al&#x017F;o das Vergangene de&#x017F;to eher aus dem<lb/>
Sinne la&#x017F;&#x017F;e.</p><lb/>
        <p>Es i&#x017F;t oben von <hi rendition="#aq">Alexanders</hi><lb/>
Diener/ Friedrichen/ in etwas Mel-<lb/>
dung ge&#x017F;chehen. Die&#x017F;er hatte &#x017F;ich &#x017F;eithe-<lb/>
ro in Madrit/ nach dem Exempel &#x017F;ei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nes</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0050] Der verliebte verdrießlich kam ihm nunmehro dieſe Stadt/ nach dem toͤdtlichen Hintritt ſeiner Liebſten vor. Jederman trug mit ihm hertzlich Mitleiden/ und eben hierdurch wurden ſeine Wunden durch Ameniens Gedaͤchtniß immer wieder- um von neuen auffgeriſſen. Dieſem nun bey Zeiten abzuhelffen/ achtete er vor das beſte/ ſich vom Spa- niſchen Hoffe weg zu begeben/ weil er davor hielte/ es koͤnten die traurigen Ge- dancken durch nichts eher/ als eine wei- te Reiſe/ vertrieben werden/ weil einem in der Fremde offt Sachen vorkaͤmen/ welche verurſachten/ daß man an das Gegenwaͤrtige gedencken muͤſte/ und alſo das Vergangene deſto eher aus dem Sinne laſſe. Es iſt oben von Alexanders Diener/ Friedrichen/ in etwas Mel- dung geſchehen. Dieſer hatte ſich ſeithe- ro in Madrit/ nach dem Exempel ſei- nes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/50
Zitationshilfe: Beer, Johann: Der verliebte Europäer, Oder Warhafftige Liebes-Roman. Wien, 1682, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beer_europa_1682/50>, abgerufen am 19.04.2024.