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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Eisen, Eisenerze, Probieren der Erze und Aufbereitung.
weil es aus solcher Materie seinen Anfang genommen habe. Ence-
lius
beschreibt das Eisen als metallisch, sehr bleifarbig, wenig röt-
lich von unreinem Weiss, magnetisch (? participans) und hart. Sodann
wird seine Schwerschmelzbarkeit von seiner Unreinheit hergeleitet.
Cäsalpinus 1) sagt: Seine unedle Natur wird zunächst bezeugt durch
seine Unschmelzbarkeit, die von den vielen trockenen, sehr dicken und
erdigen Dünsten herrührt, ferner wird dieselbe durch seine schmutzig-
graue Farbe (colore livido) bewiesen, wie es denn auch am raschesten
Rost anzieht und in Staub zerfällt. Im Feuer aber steht es besser
wie die übrigen unreinen Metalle, wegen der vielen erdigen Bei-
mengung. Albertus Magnus sagt schon: Wenn das Eisen glüht,
wird es rot, weil es mehrenteils irdisch ist. -- Endlich wurde auch
die Härte des Eisens aus der Unreinigkeit seiner Materie hergeleitet.

Über die schlechten Eigenschaften, welche wir seine "Unarten"
nennen, und den Einfluss fremder Beimengungen auf dieselben teilen
die metallurgischen Schriftsteller des 16. Jahrhunderts nur wenig mit.
Agricola unterscheidet noch nicht zwischen Kalt- und Rotbruch;
er sagt nur in seiner Hüttenkunde: "Das schlechteste Eisen, welches
wie Glas auf dem Amboss zerspringe, sei kupferhaltig, ferrum fragile
et aerosum." Sodann macht er im achten Buche bei der Röstung die
Bemerkung, der Schwefel schade dem Eisen am meisten. Basilius
Valentinus
sagt von dem Eisenerz in bezug auf das darzustellende
Eisen: "Eisenstein nimmt die höchsten Metalle an sich, Gold, Silber,
Kupfer, Zinn und Blei, davon es spröde und ohnartig wird, aber
Gold und Silber schaden ihm nichts, die machen es geschmeidig;
welches nur kupferflössig oder mit geringen Metallarten vermischt
ist, das zerfällt auch leichtlich."

Der Stahl wurde im allgemeinen als ein gereinigtes Eisen an-
gesehen. Am ausführlichsten erklärt dies Albertus Magnus. Er
sagt 2): Der Stahl ist keine andre Art Metall als das Eisen, nur
feiner, indem die wässerigen Teile des Eisens durch Destillation von
dem Eisen abgeschieden sind, dadurch wird es härter und dichter
infolge der Kraft des Feuers und der Feinheit seiner Teile, welche

1) Cäsalpinus, De metallicis, Libr. III, Cap. VI.
2) Alb. Magnus, De mineralibus et rebus metallicis, Lib. V, Cal. 1669,
p. 369. Chalybs autem non est alia species metalli, quam ferrum sed subtilior et
aquasior pars ferri ex ferro per destillationem extracta et ideo durior est et com-
pactior propter vim ignis et propter partium subtilitatem quac duriores efficiun-
tur quando uruntur. Est autem albius, propter majorem a terrestritate sepera-
tionem et cum nimis induratur tunc scinditur et percussum comminuitur propter
nimiam sui desiccationem.

Eisen, Eisenerze, Probieren der Erze und Aufbereitung.
weil es aus solcher Materie seinen Anfang genommen habe. Ence-
lius
beschreibt das Eisen als metallisch, sehr bleifarbig, wenig röt-
lich von unreinem Weiſs, magnetisch (? participans) und hart. Sodann
wird seine Schwerschmelzbarkeit von seiner Unreinheit hergeleitet.
Cäsalpinus 1) sagt: Seine unedle Natur wird zunächst bezeugt durch
seine Unschmelzbarkeit, die von den vielen trockenen, sehr dicken und
erdigen Dünsten herrührt, ferner wird dieselbe durch seine schmutzig-
graue Farbe (colore livido) bewiesen, wie es denn auch am raschesten
Rost anzieht und in Staub zerfällt. Im Feuer aber steht es besser
wie die übrigen unreinen Metalle, wegen der vielen erdigen Bei-
mengung. Albertus Magnus sagt schon: Wenn das Eisen glüht,
wird es rot, weil es mehrenteils irdisch ist. — Endlich wurde auch
die Härte des Eisens aus der Unreinigkeit seiner Materie hergeleitet.

Über die schlechten Eigenschaften, welche wir seine „Unarten“
nennen, und den Einfluſs fremder Beimengungen auf dieselben teilen
die metallurgischen Schriftsteller des 16. Jahrhunderts nur wenig mit.
Agricola unterscheidet noch nicht zwischen Kalt- und Rotbruch;
er sagt nur in seiner Hüttenkunde: „Das schlechteste Eisen, welches
wie Glas auf dem Amboſs zerspringe, sei kupferhaltig, ferrum fragile
et aerosum.“ Sodann macht er im achten Buche bei der Röstung die
Bemerkung, der Schwefel schade dem Eisen am meisten. Basilius
Valentinus
sagt von dem Eisenerz in bezug auf das darzustellende
Eisen: „Eisenstein nimmt die höchsten Metalle an sich, Gold, Silber,
Kupfer, Zinn und Blei, davon es spröde und ohnartig wird, aber
Gold und Silber schaden ihm nichts, die machen es geschmeidig;
welches nur kupferflöſsig oder mit geringen Metallarten vermischt
ist, das zerfällt auch leichtlich.“

Der Stahl wurde im allgemeinen als ein gereinigtes Eisen an-
gesehen. Am ausführlichsten erklärt dies Albertus Magnus. Er
sagt 2): Der Stahl ist keine andre Art Metall als das Eisen, nur
feiner, indem die wässerigen Teile des Eisens durch Destillation von
dem Eisen abgeschieden sind, dadurch wird es härter und dichter
infolge der Kraft des Feuers und der Feinheit seiner Teile, welche

1) Cäsalpinus, De metallicis, Libr. III, Cap. VI.
2) Alb. Magnus, De mineralibus et rebus metallicis, Lib. V, Cal. 1669,
p. 369. Chalybs autem non est alia species metalli, quam ferrum sed subtilior et
aquasior pars ferri ex ferro per destillationem extracta et ideo durior est et com-
pactior propter vim ignis et propter partium subtilitatem quac duriores efficiun-
tur quando uruntur. Est autem albius, propter majorem a terrestritate sepera-
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nimiam sui desiccationem.
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[71/0091] Eisen, Eisenerze, Probieren der Erze und Aufbereitung. weil es aus solcher Materie seinen Anfang genommen habe. Ence- lius beschreibt das Eisen als metallisch, sehr bleifarbig, wenig röt- lich von unreinem Weiſs, magnetisch (? participans) und hart. Sodann wird seine Schwerschmelzbarkeit von seiner Unreinheit hergeleitet. Cäsalpinus 1) sagt: Seine unedle Natur wird zunächst bezeugt durch seine Unschmelzbarkeit, die von den vielen trockenen, sehr dicken und erdigen Dünsten herrührt, ferner wird dieselbe durch seine schmutzig- graue Farbe (colore livido) bewiesen, wie es denn auch am raschesten Rost anzieht und in Staub zerfällt. Im Feuer aber steht es besser wie die übrigen unreinen Metalle, wegen der vielen erdigen Bei- mengung. Albertus Magnus sagt schon: Wenn das Eisen glüht, wird es rot, weil es mehrenteils irdisch ist. — Endlich wurde auch die Härte des Eisens aus der Unreinigkeit seiner Materie hergeleitet. Über die schlechten Eigenschaften, welche wir seine „Unarten“ nennen, und den Einfluſs fremder Beimengungen auf dieselben teilen die metallurgischen Schriftsteller des 16. Jahrhunderts nur wenig mit. Agricola unterscheidet noch nicht zwischen Kalt- und Rotbruch; er sagt nur in seiner Hüttenkunde: „Das schlechteste Eisen, welches wie Glas auf dem Amboſs zerspringe, sei kupferhaltig, ferrum fragile et aerosum.“ Sodann macht er im achten Buche bei der Röstung die Bemerkung, der Schwefel schade dem Eisen am meisten. Basilius Valentinus sagt von dem Eisenerz in bezug auf das darzustellende Eisen: „Eisenstein nimmt die höchsten Metalle an sich, Gold, Silber, Kupfer, Zinn und Blei, davon es spröde und ohnartig wird, aber Gold und Silber schaden ihm nichts, die machen es geschmeidig; welches nur kupferflöſsig oder mit geringen Metallarten vermischt ist, das zerfällt auch leichtlich.“ Der Stahl wurde im allgemeinen als ein gereinigtes Eisen an- gesehen. Am ausführlichsten erklärt dies Albertus Magnus. Er sagt 2): Der Stahl ist keine andre Art Metall als das Eisen, nur feiner, indem die wässerigen Teile des Eisens durch Destillation von dem Eisen abgeschieden sind, dadurch wird es härter und dichter infolge der Kraft des Feuers und der Feinheit seiner Teile, welche 1) Cäsalpinus, De metallicis, Libr. III, Cap. VI. 2) Alb. Magnus, De mineralibus et rebus metallicis, Lib. V, Cal. 1669, p. 369. Chalybs autem non est alia species metalli, quam ferrum sed subtilior et aquasior pars ferri ex ferro per destillationem extracta et ideo durior est et com- pactior propter vim ignis et propter partium subtilitatem quac duriores efficiun- tur quando uruntur. Est autem albius, propter majorem a terrestritate sepera- tionem et cum nimis induratur tunc scinditur et percussum comminuitur propter nimiam sui desiccationem.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/91>, abgerufen am 25.04.2024.