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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
king", ein Spanier Vincent Tutellar (Tenteler, Tutolez), welcher
einen Jahresgehalt von 20 Pfund Sterling bezog. Von englischen
Waffenschmieden werden John Smyth und Robert Lytton in jener
Zeit erwähnt. Unter Heinrich VIII. werden von englischen Waffen-
schmieden William Gurre (brigantine maker), Andrew und Ralph
Brand, Richard Pelland
und John Diconson und von fremden,
ausser den bereits angeführten, zwei de Wats, Peter Fava, Crochet,
van Ureland
und Bollato genannt. Die englischen Plattenharnische
waren fast immer schwarz, weil diese angeblich der Einwirkung des
Seewassers besser widerstanden.

Wir haben schon erwähnt, dass wir über die Arbeit der Panzer-
schmiede, ausser dem wenigen, was Biringuccio mitteilt, kaum irgend
welche unmittelbare Nachricht besitzen. Doch verdienen, ausser der
schon angeführten Zeichnung von Burgkmair, die Abbildungen des
berühmten Holzschneiders Jost Ammon, welche in seinem Buche
"Stände und Handwerker" mit Versen von Hans Sachs (1568) ent-
halten sind 1), unsere Beachtung. Er trennt den "Blatner" (Loriacus)
und den "Pantzermacher" (Laminarius). Zu ersterem dichtet Hans
Sachs
folgende Verse:

Gute Stehle Harnisch ich schlagen kan,
Beyde für Ross vnd auch für Mann,
Gantze Küriss vnd die Rosspar,
In die Schlacht, wohl versorget gar,
1) Dieses interessante Buch erschien 1568 bei dem berühmten Buchdrucker und
Verleger S. Feyerabend in Frankfurt a. M. Es führt den Titel: Eygentliche
Beschreibung Aller Stände auff Erden, Hoher vnd Nidriger, Geistlicher vnd
Weltlicher, Aller Künsten, Handwerken und Händeln etc. vom grössten biss zum
kleinesten. -- Auch von jenem Vrsprung, Erfindung vnd gebreuchen. Durch
den weltberümpten Hans Sachsen
Gantz fleissig beschrieben, vnd in
Teutsche Reimen gefasset, Sehr nutzbarlich vnd lustig zu lesen, vnd auch mit
künstreichen Figuren, derengleichen zuvor niemands gesehen, allen Ständen so in
diesem Buch begriffen, zu ehren vnd wolgefallen, Allen Künstlern aber, als Malern,
Goldschmiden etc. zu sonderlichem dienst in Druck verfertigt.

Mit Röm. Keys. Maiest. Freyheit, gedruckt zu Frankfurt am Mayn M. D. LXVIII.
Unter jedem der 113 Holzschnitte von 58 mm x 76 mm stehen acht deutsche
Verse zur Erläuterung des dargestellten Standes oder Handwerks. -- In dem-
selben Jahre erschien bei demselben Verleger eine lateinische Ausgabe von Hart-
mann Schopperus
unter dem Titel PANOPDIA, omnium illiberalium mechani-
carum aut sedentiarum artium genera continens etc. In dieser sind jedem Bilde
fünf Distichen beigefügt, von welchen zwei über drei unter der Figur gedruckt
sind. Es war immer nur eine Seite des Blattes bedruckt und wurden dieselben
wohl blattweise auf den Jahrmärkten verkauft. 1574 erlebte sowohl die deutsche,
wie die lateinische Ausgabe eine zweite Auflage. 1884 wurde von Georg Hirth
(Knorr
und Hirth in München) eine neue Auflage gedruckt.

Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert.
king“, ein Spanier Vincent Tutellar (Tenteler, Tutolez), welcher
einen Jahresgehalt von 20 Pfund Sterling bezog. Von englischen
Waffenschmieden werden John Smyth und Robert Lytton in jener
Zeit erwähnt. Unter Heinrich VIII. werden von englischen Waffen-
schmieden William Gurre (brigantine maker), Andrew und Ralph
Brand, Richard Pelland
und John Diconson und von fremden,
auſser den bereits angeführten, zwei de Wats, Peter Fava, Crochet,
van Ureland
und Bollato genannt. Die englischen Plattenharnische
waren fast immer schwarz, weil diese angeblich der Einwirkung des
Seewassers besser widerstanden.

Wir haben schon erwähnt, daſs wir über die Arbeit der Panzer-
schmiede, auſser dem wenigen, was Biringuccio mitteilt, kaum irgend
welche unmittelbare Nachricht besitzen. Doch verdienen, auſser der
schon angeführten Zeichnung von Burgkmair, die Abbildungen des
berühmten Holzschneiders Jost Ammon, welche in seinem Buche
„Stände und Handwerker“ mit Versen von Hans Sachs (1568) ent-
halten sind 1), unsere Beachtung. Er trennt den „Blatner“ (Loriacus)
und den „Pantzermacher“ (Laminarius). Zu ersterem dichtet Hans
Sachs
folgende Verse:

Gute Stehle Harnisch ich schlagen kan,
Beyde für Roſs vnd auch für Mann,
Gantze Küriſs vnd die Roſspar,
In die Schlacht, wohl versorget gar,
1) Dieses interessante Buch erschien 1568 bei dem berühmten Buchdrucker und
Verleger S. Feyerabend in Frankfurt a. M. Es führt den Titel: Eygentliche
Beschreibung Aller Stände auff Erden, Hoher vnd Nidriger, Geistlicher vnd
Weltlicher, Aller Künsten, Handwerken und Händeln etc. vom gröſsten biſs zum
kleinesten. — Auch von jenem Vrsprung, Erfindung vnd gebreuchen. Durch
den weltberümpten Hans Sachsen
Gantz fleiſsig beschrieben, vnd in
Teutsche Reimen gefasset, Sehr nutzbarlich vnd lustig zu lesen, vnd auch mit
künstreichen Figuren, derengleichen zuvor niemands gesehen, allen Ständen so in
diesem Buch begriffen, zu ehren vnd wolgefallen, Allen Künstlern aber, als Malern,
Goldschmiden etc. zu sonderlichem dienst in Druck verfertigt.

Mit Röm. Keys. Maiest. Freyheit, gedruckt zu Frankfurt am Mayn M. D. LXVIII.
Unter jedem der 113 Holzschnitte von 58 mm × 76 mm stehen acht deutsche
Verse zur Erläuterung des dargestellten Standes oder Handwerks. — In dem-
selben Jahre erschien bei demselben Verleger eine lateinische Ausgabe von Hart-
mann Schopperus
unter dem Titel ΠΑΝΟΠΔΙΑ, omnium illiberalium mechani-
carum aut sedentiarum artium genera continens etc. In dieser sind jedem Bilde
fünf Distichen beigefügt, von welchen zwei über drei unter der Figur gedruckt
sind. Es war immer nur eine Seite des Blattes bedruckt und wurden dieselben
wohl blattweise auf den Jahrmärkten verkauft. 1574 erlebte sowohl die deutsche,
wie die lateinische Ausgabe eine zweite Auflage. 1884 wurde von Georg Hirth
(Knorr
und Hirth in München) eine neue Auflage gedruckt.
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[379/0399] Die Waffenschmiedekunst im 16. Jahrhundert. king“, ein Spanier Vincent Tutellar (Tenteler, Tutolez), welcher einen Jahresgehalt von 20 Pfund Sterling bezog. Von englischen Waffenschmieden werden John Smyth und Robert Lytton in jener Zeit erwähnt. Unter Heinrich VIII. werden von englischen Waffen- schmieden William Gurre (brigantine maker), Andrew und Ralph Brand, Richard Pelland und John Diconson und von fremden, auſser den bereits angeführten, zwei de Wats, Peter Fava, Crochet, van Ureland und Bollato genannt. Die englischen Plattenharnische waren fast immer schwarz, weil diese angeblich der Einwirkung des Seewassers besser widerstanden. Wir haben schon erwähnt, daſs wir über die Arbeit der Panzer- schmiede, auſser dem wenigen, was Biringuccio mitteilt, kaum irgend welche unmittelbare Nachricht besitzen. Doch verdienen, auſser der schon angeführten Zeichnung von Burgkmair, die Abbildungen des berühmten Holzschneiders Jost Ammon, welche in seinem Buche „Stände und Handwerker“ mit Versen von Hans Sachs (1568) ent- halten sind 1), unsere Beachtung. Er trennt den „Blatner“ (Loriacus) und den „Pantzermacher“ (Laminarius). Zu ersterem dichtet Hans Sachs folgende Verse: Gute Stehle Harnisch ich schlagen kan, Beyde für Roſs vnd auch für Mann, Gantze Küriſs vnd die Roſspar, In die Schlacht, wohl versorget gar, 1) Dieses interessante Buch erschien 1568 bei dem berühmten Buchdrucker und Verleger S. Feyerabend in Frankfurt a. M. Es führt den Titel: Eygentliche Beschreibung Aller Stände auff Erden, Hoher vnd Nidriger, Geistlicher vnd Weltlicher, Aller Künsten, Handwerken und Händeln etc. vom gröſsten biſs zum kleinesten. — Auch von jenem Vrsprung, Erfindung vnd gebreuchen. Durch den weltberümpten Hans Sachsen Gantz fleiſsig beschrieben, vnd in Teutsche Reimen gefasset, Sehr nutzbarlich vnd lustig zu lesen, vnd auch mit künstreichen Figuren, derengleichen zuvor niemands gesehen, allen Ständen so in diesem Buch begriffen, zu ehren vnd wolgefallen, Allen Künstlern aber, als Malern, Goldschmiden etc. zu sonderlichem dienst in Druck verfertigt. Mit Röm. Keys. Maiest. Freyheit, gedruckt zu Frankfurt am Mayn M. D. LXVIII. Unter jedem der 113 Holzschnitte von 58 mm × 76 mm stehen acht deutsche Verse zur Erläuterung des dargestellten Standes oder Handwerks. — In dem- selben Jahre erschien bei demselben Verleger eine lateinische Ausgabe von Hart- mann Schopperus unter dem Titel ΠΑΝΟΠΔΙΑ, omnium illiberalium mechani- carum aut sedentiarum artium genera continens etc. In dieser sind jedem Bilde fünf Distichen beigefügt, von welchen zwei über drei unter der Figur gedruckt sind. Es war immer nur eine Seite des Blattes bedruckt und wurden dieselben wohl blattweise auf den Jahrmärkten verkauft. 1574 erlebte sowohl die deutsche, wie die lateinische Ausgabe eine zweite Auflage. 1884 wurde von Georg Hirth (Knorr und Hirth in München) eine neue Auflage gedruckt.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/399>, abgerufen am 24.04.2024.