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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Eisengiesserei im 16. Jahrhundert.

Das zweite Kapitel enthält Vorschriften, die Salzlaugen, welche
zur Bereitung eines guten Formsandes am geeignetsten sind, zu be-
reiten. Wir übergehen dasselbe, weil es für die Eisengiesserei keine
Bedeutung hat. Von Interesse ist aber, daraus zu ersehen, dass man
in Italien die billige Seesalzlauge oder Formzucker als Bindemittel
für zarte Sande benutzte.

Von grösserer Wichtigkeit ist das dritte Kapitel:

Von den Regeln und der Art des Formens in Pulver, in
Giessrahmen oder hölzernen Kästchen in der Kleinindustrie
.

"In zwei verschiedenen Weisen pflegt man gewöhnlich die kleinen
Sachen in Erde (Lehm, in terra) zu formen, vorausgesetzt jedoch,
dass sie keine Unterschneidungen haben, welche sie in der Form
zurückhalten; entweder in Formkasten von Bronze oder in Kästen
von Holz, mit Pulvern aus natürlicher oder künstlicher Erde, halb
und halb, und dieses auch je nachdem die Sache gross oder klein
ist. Wenn Ihr nun mit weicher Erde formen wollt, so müsst Ihr
Euer Modell mit Öl oder Schweinefett einschmieren, oder Ihr über-
zieht es mit Kohlenpulver, Asche oder Knochen des Tintenfisches
(sepia), oder Ihr versilbert oder vergoldet es trocken mit Gold oder
Silber, oder überzieht es mit Stanniol. Dann macht Ihr aus weicher,
etwas härtlicher Erde zuerst eine Platte (ein Aufstampfbrett), so dick
und so gross, dass sie bequem Euer Modell (relievo) in sich aufnehmen
kann, wovon Ihr sorgsam die Hälfte hineinsetzt und dann trocknen
lasst. Alsdann salbt Ihr wieder darüber oder stäubt es ein und macht
dann die andere Hälfte, und wenn beide gut trocken sind, nehmt Ihr
aus der Mitte Euer Modell heraus, und oben macht Ihr Eure Ein-
güsse und Windpfeifen, und wenn die Form verkittet werden muss,
so thut Ihr es, und endlich, wenn sie erwärmt ist und dann zusammen-
gesetzt und gut verbunden, könnt Ihr nach Eurem Belieben giessen,
indem Ihr alle die Erfahrungen benutzt, die ich Euch bei dem Messing-
guss mitgeteilt habe.

Aber wer von einer Sorte von Arbeitsstücken eine grosse Menge
zu machen hat, muss der Bequemlichkeit wegen die Methode mit
dem Pulver (Formsand)
wählen, weil sie kurz ist und wenig Zeit
und Auslagen erfordert. Wenn Ihr diese anwenden wollt, müsst Ihr
mehrere Paare von bronzenen Rahmen oder hölzernen Kasten haben,
etwas höher als die Hälfte des Modells, das Ihr formen wollt, und
reichlich so lang als dieses. Auf einen ebenen Tisch stellt Ihr die

Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.

Das zweite Kapitel enthält Vorschriften, die Salzlaugen, welche
zur Bereitung eines guten Formsandes am geeignetsten sind, zu be-
reiten. Wir übergehen dasſelbe, weil es für die Eisengieſserei keine
Bedeutung hat. Von Interesse ist aber, daraus zu ersehen, daſs man
in Italien die billige Seesalzlauge oder Formzucker als Bindemittel
für zarte Sande benutzte.

Von gröſserer Wichtigkeit ist das dritte Kapitel:

Von den Regeln und der Art des Formens in Pulver, in
Gieſsrahmen oder hölzernen Kästchen in der Kleinindustrie
.

„In zwei verschiedenen Weisen pflegt man gewöhnlich die kleinen
Sachen in Erde (Lehm, in terra) zu formen, vorausgesetzt jedoch,
daſs sie keine Unterschneidungen haben, welche sie in der Form
zurückhalten; entweder in Formkasten von Bronze oder in Kästen
von Holz, mit Pulvern aus natürlicher oder künstlicher Erde, halb
und halb, und dieses auch je nachdem die Sache groſs oder klein
ist. Wenn Ihr nun mit weicher Erde formen wollt, so müſst Ihr
Euer Modell mit Öl oder Schweinefett einschmieren, oder Ihr über-
zieht es mit Kohlenpulver, Asche oder Knochen des Tintenfisches
(sepia), oder Ihr versilbert oder vergoldet es trocken mit Gold oder
Silber, oder überzieht es mit Stanniol. Dann macht Ihr aus weicher,
etwas härtlicher Erde zuerst eine Platte (ein Aufstampfbrett), so dick
und so groſs, daſs sie bequem Euer Modell (relievo) in sich aufnehmen
kann, wovon Ihr sorgsam die Hälfte hineinsetzt und dann trocknen
laſst. Alsdann salbt Ihr wieder darüber oder stäubt es ein und macht
dann die andere Hälfte, und wenn beide gut trocken sind, nehmt Ihr
aus der Mitte Euer Modell heraus, und oben macht Ihr Eure Ein-
güsse und Windpfeifen, und wenn die Form verkittet werden muſs,
so thut Ihr es, und endlich, wenn sie erwärmt ist und dann zusammen-
gesetzt und gut verbunden, könnt Ihr nach Eurem Belieben gieſsen,
indem Ihr alle die Erfahrungen benutzt, die ich Euch bei dem Messing-
guſs mitgeteilt habe.

Aber wer von einer Sorte von Arbeitsstücken eine groſse Menge
zu machen hat, muſs der Bequemlichkeit wegen die Methode mit
dem Pulver (Formsand)
wählen, weil sie kurz ist und wenig Zeit
und Auslagen erfordert. Wenn Ihr diese anwenden wollt, müſst Ihr
mehrere Paare von bronzenen Rahmen oder hölzernen Kasten haben,
etwas höher als die Hälfte des Modells, das Ihr formen wollt, und
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[290/0310] Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert. Das zweite Kapitel enthält Vorschriften, die Salzlaugen, welche zur Bereitung eines guten Formsandes am geeignetsten sind, zu be- reiten. Wir übergehen dasſelbe, weil es für die Eisengieſserei keine Bedeutung hat. Von Interesse ist aber, daraus zu ersehen, daſs man in Italien die billige Seesalzlauge oder Formzucker als Bindemittel für zarte Sande benutzte. Von gröſserer Wichtigkeit ist das dritte Kapitel: Von den Regeln und der Art des Formens in Pulver, in Gieſsrahmen oder hölzernen Kästchen in der Kleinindustrie. „In zwei verschiedenen Weisen pflegt man gewöhnlich die kleinen Sachen in Erde (Lehm, in terra) zu formen, vorausgesetzt jedoch, daſs sie keine Unterschneidungen haben, welche sie in der Form zurückhalten; entweder in Formkasten von Bronze oder in Kästen von Holz, mit Pulvern aus natürlicher oder künstlicher Erde, halb und halb, und dieses auch je nachdem die Sache groſs oder klein ist. Wenn Ihr nun mit weicher Erde formen wollt, so müſst Ihr Euer Modell mit Öl oder Schweinefett einschmieren, oder Ihr über- zieht es mit Kohlenpulver, Asche oder Knochen des Tintenfisches (sepia), oder Ihr versilbert oder vergoldet es trocken mit Gold oder Silber, oder überzieht es mit Stanniol. Dann macht Ihr aus weicher, etwas härtlicher Erde zuerst eine Platte (ein Aufstampfbrett), so dick und so groſs, daſs sie bequem Euer Modell (relievo) in sich aufnehmen kann, wovon Ihr sorgsam die Hälfte hineinsetzt und dann trocknen laſst. Alsdann salbt Ihr wieder darüber oder stäubt es ein und macht dann die andere Hälfte, und wenn beide gut trocken sind, nehmt Ihr aus der Mitte Euer Modell heraus, und oben macht Ihr Eure Ein- güsse und Windpfeifen, und wenn die Form verkittet werden muſs, so thut Ihr es, und endlich, wenn sie erwärmt ist und dann zusammen- gesetzt und gut verbunden, könnt Ihr nach Eurem Belieben gieſsen, indem Ihr alle die Erfahrungen benutzt, die ich Euch bei dem Messing- guſs mitgeteilt habe. Aber wer von einer Sorte von Arbeitsstücken eine groſse Menge zu machen hat, muſs der Bequemlichkeit wegen die Methode mit dem Pulver (Formsand) wählen, weil sie kurz ist und wenig Zeit und Auslagen erfordert. Wenn Ihr diese anwenden wollt, müſst Ihr mehrere Paare von bronzenen Rahmen oder hölzernen Kasten haben, etwas höher als die Hälfte des Modells, das Ihr formen wollt, und reichlich so lang als dieses. Auf einen ebenen Tisch stellt Ihr die

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/310>, abgerufen am 25.04.2024.