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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Die Eisengiesserei im 16. Jahrhundert.

Kapitel VI: Wie man die Seelen in den Geschützformen
machen muss
.

Der zweite Teil der Geschützform ist die Seele (resp. der Kern
für die Seele), ohne welche man die Höhlung nicht machen könnte,
wo das Pulver sich aufhält und die Kugel, und durch welche diese ge-
trieben wird. Um die Seele (Fig. 76 d und 77) zu machen, muss man
zweierlei wichtige Punkte beachten. Zuerst müsst Ihr ins Auge fassen,
welche Mittel Ihr habt, dass die Seele stehe und sich gerade erhalte, und
zweitens, aus welcher Lehmmischung sie sein muss, damit sie dem
Guss widersteht und doch aus dem fertigen Geschütze nicht schwierig
herauszubringen ist. Inbezug auf ersteres giebt es kein Mittel, als
eine Spindel von Eisen von geeigneter Dicke, dass sie das Gewicht
des Lehmes trage und sich durch die Hitze des Feuers nicht biege
und auch nicht vibriere, wenn man sie in den Lagern dreht und

[Abbildung] Fig. 77.
damit hantiert. Sie
muss um eine Elle
oder etwas darüber
länger sein als die
Form des Geschützes,
auch sei sie genau
rund gearbeitet und
spindelförmig, und an
jeder Verbindungs-
stelle sei sie bei guter
Hitze geschweisst. Am
oberen Ende sei eine
durchbohrte Zunge (calcagnole bucarato) und auch unten an der Grenze,
welche der Länge der Form entspricht, seien ein oder zwei Löcher, um
durch sie Schliessen stecken zu können und so den Kern mit der
äusseren Form zu verbinden und auch darüber eine Scheibe anbringen
zu können. Dieses Eisen wird auf zwei Lagerböcke gelegt und damit,
wenn man es dreht, es sich richtig drehe und in sich nicht hin und
her bewegen kann, macht man ein Gäbelchen von Eisen, welches sich
am Fusse in eine mit der Feile gemachte Vertiefung (Kerbe) einlegt,
und ebenso eins am Kopfende.

Darauf hat man den Lehm zuzurichten, um die Seele daraus an-
zufertigen, welcher zähe sein muss, um nicht zu springen, und gut

Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert.

Kapitel VI: Wie man die Seelen in den Geschützformen
machen muſs
.

Der zweite Teil der Geschützform ist die Seele (resp. der Kern
für die Seele), ohne welche man die Höhlung nicht machen könnte,
wo das Pulver sich aufhält und die Kugel, und durch welche diese ge-
trieben wird. Um die Seele (Fig. 76 d und 77) zu machen, muſs man
zweierlei wichtige Punkte beachten. Zuerst müſst Ihr ins Auge fassen,
welche Mittel Ihr habt, daſs die Seele stehe und sich gerade erhalte, und
zweitens, aus welcher Lehmmischung sie sein muſs, damit sie dem
Guſs widersteht und doch aus dem fertigen Geschütze nicht schwierig
herauszubringen ist. Inbezug auf ersteres giebt es kein Mittel, als
eine Spindel von Eisen von geeigneter Dicke, daſs sie das Gewicht
des Lehmes trage und sich durch die Hitze des Feuers nicht biege
und auch nicht vibriere, wenn man sie in den Lagern dreht und

[Abbildung] Fig. 77.
damit hantiert. Sie
muſs um eine Elle
oder etwas darüber
länger sein als die
Form des Geschützes,
auch sei sie genau
rund gearbeitet und
spindelförmig, und an
jeder Verbindungs-
stelle sei sie bei guter
Hitze geschweiſst. Am
oberen Ende sei eine
durchbohrte Zunge (calcagnole bucarato) und auch unten an der Grenze,
welche der Länge der Form entspricht, seien ein oder zwei Löcher, um
durch sie Schlieſsen stecken zu können und so den Kern mit der
äuſseren Form zu verbinden und auch darüber eine Scheibe anbringen
zu können. Dieses Eisen wird auf zwei Lagerböcke gelegt und damit,
wenn man es dreht, es sich richtig drehe und in sich nicht hin und
her bewegen kann, macht man ein Gäbelchen von Eisen, welches sich
am Fuſse in eine mit der Feile gemachte Vertiefung (Kerbe) einlegt,
und ebenso eins am Kopfende.

Darauf hat man den Lehm zuzurichten, um die Seele daraus an-
zufertigen, welcher zähe sein muſs, um nicht zu springen, und gut

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[277/0297] Die Eisengieſserei im 16. Jahrhundert. Kapitel VI: Wie man die Seelen in den Geschützformen machen muſs. Der zweite Teil der Geschützform ist die Seele (resp. der Kern für die Seele), ohne welche man die Höhlung nicht machen könnte, wo das Pulver sich aufhält und die Kugel, und durch welche diese ge- trieben wird. Um die Seele (Fig. 76 d und 77) zu machen, muſs man zweierlei wichtige Punkte beachten. Zuerst müſst Ihr ins Auge fassen, welche Mittel Ihr habt, daſs die Seele stehe und sich gerade erhalte, und zweitens, aus welcher Lehmmischung sie sein muſs, damit sie dem Guſs widersteht und doch aus dem fertigen Geschütze nicht schwierig herauszubringen ist. Inbezug auf ersteres giebt es kein Mittel, als eine Spindel von Eisen von geeigneter Dicke, daſs sie das Gewicht des Lehmes trage und sich durch die Hitze des Feuers nicht biege und auch nicht vibriere, wenn man sie in den Lagern dreht und [Abbildung Fig. 77.] damit hantiert. Sie muſs um eine Elle oder etwas darüber länger sein als die Form des Geschützes, auch sei sie genau rund gearbeitet und spindelförmig, und an jeder Verbindungs- stelle sei sie bei guter Hitze geschweiſst. Am oberen Ende sei eine durchbohrte Zunge (calcagnole bucarato) und auch unten an der Grenze, welche der Länge der Form entspricht, seien ein oder zwei Löcher, um durch sie Schlieſsen stecken zu können und so den Kern mit der äuſseren Form zu verbinden und auch darüber eine Scheibe anbringen zu können. Dieses Eisen wird auf zwei Lagerböcke gelegt und damit, wenn man es dreht, es sich richtig drehe und in sich nicht hin und her bewegen kann, macht man ein Gäbelchen von Eisen, welches sich am Fuſse in eine mit der Feile gemachte Vertiefung (Kerbe) einlegt, und ebenso eins am Kopfende. Darauf hat man den Lehm zuzurichten, um die Seele daraus an- zufertigen, welcher zähe sein muſs, um nicht zu springen, und gut

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/297>, abgerufen am 23.04.2024.