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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Hochöfen.
ist, lässt sich nicht bestimmt angeben. Sie hat aber den Charakter
eines sehr alten Betriebes und dürfte wohl bis in das 16. Jahr-
hundert zurückreichen.

In Frankreich und Italien war der Hochofenbetrieb schon im
Anfang des 16. Jahrhunderts im Gebrauch, dies beweist für Frank-
reich das in der Einleitung mitgeteilte Gedicht des Nikolas Bour-
bon
, für Italien die Angaben des Biringuccio.

In den nordischen Ländern Europas, besonders in den eisen-
reichen Staaten England und Schweden, fanden die Hochöfen erst ver-
hältnismässig spät Eingang: in England um die Mitte des 16. Jahr-
hunderts, in Schweden sogar erst gegen Ende desselben. Nach beiden
Ländern scheinen sie von Deutschland aus verpflanzt worden zu sein.

Durch die Einführung des Hochofenbetriebes erlitt die ganze
Eisenfabrikation eine tief eingreifende Umwandlung; einesteils da-
durch, dass man dazu überging, das Schmiedeeisen aus dem Roheisen
anstatt direkt aus den Erzen darzustellen, andererseits, dass man das
flüssige Eisen in Formen goss, wodurch eine ganz neue Industrie, die
Eisengiesserei, ins Leben gerufen wurde. Das Vergiessen geschah
direkt aus dem Hochofen und zwar meist neben der Darstellung von
dem Roheisen für den Frischprozess, der Erzeugung von "Gänzen",
"Flossen" u. s. w. her. Auch goss man anfangs nur die einfachsten
Gegenstände, worunter Pocheisen und Kugeln die wichtigsten waren.
Allmählich lernte man aber auch verzierte Gegenstände, namentlich die
mit mannigfachem Bildwerk geschmückten Ofenplatten zu giessen,
wozu die Erzeugung von grauem Roheisen notwendig war, und wir
ersehen aus den Rechnungen, dass um die Mitte des 16. Jahrhunderts
im Siegerlande bereits sieben Hochöfen fast ausschliesslich auf Guss-
werk gingen. Das Nähere werden wir in einem besondern Kapitel über
den Eisenguss mitteilen.



Hochöfen.
ist, läſst sich nicht bestimmt angeben. Sie hat aber den Charakter
eines sehr alten Betriebes und dürfte wohl bis in das 16. Jahr-
hundert zurückreichen.

In Frankreich und Italien war der Hochofenbetrieb schon im
Anfang des 16. Jahrhunderts im Gebrauch, dies beweist für Frank-
reich das in der Einleitung mitgeteilte Gedicht des Nikolas Bour-
bon
, für Italien die Angaben des Biringuccio.

In den nordischen Ländern Europas, besonders in den eisen-
reichen Staaten England und Schweden, fanden die Hochöfen erst ver-
hältnismäſsig spät Eingang: in England um die Mitte des 16. Jahr-
hunderts, in Schweden sogar erst gegen Ende desſelben. Nach beiden
Ländern scheinen sie von Deutschland aus verpflanzt worden zu sein.

Durch die Einführung des Hochofenbetriebes erlitt die ganze
Eisenfabrikation eine tief eingreifende Umwandlung; einesteils da-
durch, daſs man dazu überging, das Schmiedeeisen aus dem Roheisen
anstatt direkt aus den Erzen darzustellen, andererseits, daſs man das
flüssige Eisen in Formen goſs, wodurch eine ganz neue Industrie, die
Eisengieſserei, ins Leben gerufen wurde. Das Vergieſsen geschah
direkt aus dem Hochofen und zwar meist neben der Darstellung von
dem Roheisen für den Frischprozeſs, der Erzeugung von „Gänzen“,
„Floſsen“ u. s. w. her. Auch goſs man anfangs nur die einfachsten
Gegenstände, worunter Pocheisen und Kugeln die wichtigsten waren.
Allmählich lernte man aber auch verzierte Gegenstände, namentlich die
mit mannigfachem Bildwerk geschmückten Ofenplatten zu gieſsen,
wozu die Erzeugung von grauem Roheisen notwendig war, und wir
ersehen aus den Rechnungen, daſs um die Mitte des 16. Jahrhunderts
im Siegerlande bereits sieben Hochöfen fast ausschlieſslich auf Guſs-
werk gingen. Das Nähere werden wir in einem besondern Kapitel über
den Eisenguſs mitteilen.



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[205/0225] Hochöfen. ist, läſst sich nicht bestimmt angeben. Sie hat aber den Charakter eines sehr alten Betriebes und dürfte wohl bis in das 16. Jahr- hundert zurückreichen. In Frankreich und Italien war der Hochofenbetrieb schon im Anfang des 16. Jahrhunderts im Gebrauch, dies beweist für Frank- reich das in der Einleitung mitgeteilte Gedicht des Nikolas Bour- bon, für Italien die Angaben des Biringuccio. In den nordischen Ländern Europas, besonders in den eisen- reichen Staaten England und Schweden, fanden die Hochöfen erst ver- hältnismäſsig spät Eingang: in England um die Mitte des 16. Jahr- hunderts, in Schweden sogar erst gegen Ende desſelben. Nach beiden Ländern scheinen sie von Deutschland aus verpflanzt worden zu sein. Durch die Einführung des Hochofenbetriebes erlitt die ganze Eisenfabrikation eine tief eingreifende Umwandlung; einesteils da- durch, daſs man dazu überging, das Schmiedeeisen aus dem Roheisen anstatt direkt aus den Erzen darzustellen, andererseits, daſs man das flüssige Eisen in Formen goſs, wodurch eine ganz neue Industrie, die Eisengieſserei, ins Leben gerufen wurde. Das Vergieſsen geschah direkt aus dem Hochofen und zwar meist neben der Darstellung von dem Roheisen für den Frischprozeſs, der Erzeugung von „Gänzen“, „Floſsen“ u. s. w. her. Auch goſs man anfangs nur die einfachsten Gegenstände, worunter Pocheisen und Kugeln die wichtigsten waren. Allmählich lernte man aber auch verzierte Gegenstände, namentlich die mit mannigfachem Bildwerk geschmückten Ofenplatten zu gieſsen, wozu die Erzeugung von grauem Roheisen notwendig war, und wir ersehen aus den Rechnungen, daſs um die Mitte des 16. Jahrhunderts im Siegerlande bereits sieben Hochöfen fast ausschlieſslich auf Guſs- werk gingen. Das Nähere werden wir in einem besondern Kapitel über den Eisenguſs mitteilen.

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/225>, abgerufen am 29.03.2024.