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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895.

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Holzverkohlung, Steinkohlen und Torf.
wie ein Schwamm aufgesaugt hat, taugt nichts, obgleich solches Holz
zur Fundamentierung von Gebäuden sehr geeignet sein kann und ich
habe selbst solche Hölzer herausziehen sehen, die über 400 Jahre im
Boden staken und so frisch aussahen, als ob sie gestern eingesetzt
worden wären.

Nun will ich Euch aber die Herstellungsarten der Holzkohlen
lehren ..... Es giebt deren zwei. Die erste und von allen die beste
nennt man die Meilerverkohlung (a pagliaro -- eigentlich nach Art
des Strohschobers). Um sie auszuführen, wählt man einen für das
Holz, welches geschlagen werden muss, geeigneten Platz. Er sei eben,
und wenn er es nicht ist, mache man ihn so und gebe ihm die Form
einer kreisrunden Stätte (una ara tonda), in die Mitte stecke man
vier starke Stangen ins Geviert oder drei ins Dreieck, so dass sie
nahezu eine halbe Elle voneinander stehen und um diese herum legt
Ihr Kreis über Kreis all Euer gespaltenes Holz, mit klein gemachten
Klötzen (Schmalholz) dazwischen, in Gestalt einer abgestumpften
Pyramide oder eines Strohschobers, woher der Name kommt. Um
gute Kohle zu machen, muss das Holz wenigstens sechs Monate oder
ein Jahr getrocknet sein. Man setzt aber mit gewissen Zwischen-
räumen Lage über Lage, bis Ihr die Höhe und Breite erreicht
habt, welche Ihr dem Meiler geben wollt, und in der Mitte zwischen
den Stangen lasst Ihr eine Leere bis oben hin. Wenn dies geschehen
ist, bedeckt Ihr alles aufs beste mit Farnkrautblättern und mit
Pfriemkraut und darüber mit guter Erde, so zähe und trocken,
wie man sie gräbt, und deckt so bis obenhin, indem man die Decke
etwa eine Hand dick macht, alles gut zubereitet und gut geschlossen,
dass sie nichts durchlässt, ausgenommen, wo man am Kopfe zehn
oder zwölf Luftlöcher lässt, um den Rauch und die Feuchtigkeit,
welche das Holz und die Erde enthalten, entweichen zu lassen.
Nachdem dies geschehen, lasst Ihr auf den Boden des Loches in
der Mitte zwischen den Stangen Feuer werfen und darüber trockene
Reiser und dürre Blätter und füllt es damit bis obenhin oder so
weit, dass Ihr glaubt, dass das Feuer sich überall mitteile. Alsdann
verschliesst man auch noch diese oberste Öffnung mit Erde und lässt
nur die Luftlöcher offen. So kommt nach und nach in sechs bis
acht Tagen der ganze Meiler in Brand und kocht (treibt). Wenn
man sieht, dass an den Luftlöchern der starke Rauch aufhört, kann
man annehmen, dass er gar ist. Alsdann verschliesst man ihn oben,
ringsherum und überall mit derselben Sorte von Erde, so dass alle
Luftlöcher nichts ausatmen können, damit das Feuer, weil sein Aus-

Beck, Geschichte des Eisens. 7

Holzverkohlung, Steinkohlen und Torf.
wie ein Schwamm aufgesaugt hat, taugt nichts, obgleich solches Holz
zur Fundamentierung von Gebäuden sehr geeignet sein kann und ich
habe selbst solche Hölzer herausziehen sehen, die über 400 Jahre im
Boden staken und so frisch aussahen, als ob sie gestern eingesetzt
worden wären.

Nun will ich Euch aber die Herstellungsarten der Holzkohlen
lehren ..... Es giebt deren zwei. Die erste und von allen die beste
nennt man die Meilerverkohlung (à pagliaro — eigentlich nach Art
des Strohschobers). Um sie auszuführen, wählt man einen für das
Holz, welches geschlagen werden muſs, geeigneten Platz. Er sei eben,
und wenn er es nicht ist, mache man ihn so und gebe ihm die Form
einer kreisrunden Stätte (una ara tonda), in die Mitte stecke man
vier starke Stangen ins Geviert oder drei ins Dreieck, so daſs sie
nahezu eine halbe Elle voneinander stehen und um diese herum legt
Ihr Kreis über Kreis all Euer gespaltenes Holz, mit klein gemachten
Klötzen (Schmalholz) dazwischen, in Gestalt einer abgestumpften
Pyramide oder eines Strohschobers, woher der Name kommt. Um
gute Kohle zu machen, muſs das Holz wenigstens sechs Monate oder
ein Jahr getrocknet sein. Man setzt aber mit gewissen Zwischen-
räumen Lage über Lage, bis Ihr die Höhe und Breite erreicht
habt, welche Ihr dem Meiler geben wollt, und in der Mitte zwischen
den Stangen laſst Ihr eine Leere bis oben hin. Wenn dies geschehen
ist, bedeckt Ihr alles aufs beste mit Farnkrautblättern und mit
Pfriemkraut und darüber mit guter Erde, so zähe und trocken,
wie man sie gräbt, und deckt so bis obenhin, indem man die Decke
etwa eine Hand dick macht, alles gut zubereitet und gut geschlossen,
daſs sie nichts durchläſst, ausgenommen, wo man am Kopfe zehn
oder zwölf Luftlöcher läſst, um den Rauch und die Feuchtigkeit,
welche das Holz und die Erde enthalten, entweichen zu lassen.
Nachdem dies geschehen, laſst Ihr auf den Boden des Loches in
der Mitte zwischen den Stangen Feuer werfen und darüber trockene
Reiser und dürre Blätter und füllt es damit bis obenhin oder so
weit, daſs Ihr glaubt, daſs das Feuer sich überall mitteile. Alsdann
verschlieſst man auch noch diese oberste Öffnung mit Erde und läſst
nur die Luftlöcher offen. So kommt nach und nach in sechs bis
acht Tagen der ganze Meiler in Brand und kocht (treibt). Wenn
man sieht, daſs an den Luftlöchern der starke Rauch aufhört, kann
man annehmen, daſs er gar ist. Alsdann verschlieſst man ihn oben,
ringsherum und überall mit derselben Sorte von Erde, so daſs alle
Luftlöcher nichts ausatmen können, damit das Feuer, weil sein Aus-

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[97/0117] Holzverkohlung, Steinkohlen und Torf. wie ein Schwamm aufgesaugt hat, taugt nichts, obgleich solches Holz zur Fundamentierung von Gebäuden sehr geeignet sein kann und ich habe selbst solche Hölzer herausziehen sehen, die über 400 Jahre im Boden staken und so frisch aussahen, als ob sie gestern eingesetzt worden wären. Nun will ich Euch aber die Herstellungsarten der Holzkohlen lehren ..... Es giebt deren zwei. Die erste und von allen die beste nennt man die Meilerverkohlung (à pagliaro — eigentlich nach Art des Strohschobers). Um sie auszuführen, wählt man einen für das Holz, welches geschlagen werden muſs, geeigneten Platz. Er sei eben, und wenn er es nicht ist, mache man ihn so und gebe ihm die Form einer kreisrunden Stätte (una ara tonda), in die Mitte stecke man vier starke Stangen ins Geviert oder drei ins Dreieck, so daſs sie nahezu eine halbe Elle voneinander stehen und um diese herum legt Ihr Kreis über Kreis all Euer gespaltenes Holz, mit klein gemachten Klötzen (Schmalholz) dazwischen, in Gestalt einer abgestumpften Pyramide oder eines Strohschobers, woher der Name kommt. Um gute Kohle zu machen, muſs das Holz wenigstens sechs Monate oder ein Jahr getrocknet sein. Man setzt aber mit gewissen Zwischen- räumen Lage über Lage, bis Ihr die Höhe und Breite erreicht habt, welche Ihr dem Meiler geben wollt, und in der Mitte zwischen den Stangen laſst Ihr eine Leere bis oben hin. Wenn dies geschehen ist, bedeckt Ihr alles aufs beste mit Farnkrautblättern und mit Pfriemkraut und darüber mit guter Erde, so zähe und trocken, wie man sie gräbt, und deckt so bis obenhin, indem man die Decke etwa eine Hand dick macht, alles gut zubereitet und gut geschlossen, daſs sie nichts durchläſst, ausgenommen, wo man am Kopfe zehn oder zwölf Luftlöcher läſst, um den Rauch und die Feuchtigkeit, welche das Holz und die Erde enthalten, entweichen zu lassen. Nachdem dies geschehen, laſst Ihr auf den Boden des Loches in der Mitte zwischen den Stangen Feuer werfen und darüber trockene Reiser und dürre Blätter und füllt es damit bis obenhin oder so weit, daſs Ihr glaubt, daſs das Feuer sich überall mitteile. Alsdann verschlieſst man auch noch diese oberste Öffnung mit Erde und läſst nur die Luftlöcher offen. So kommt nach und nach in sechs bis acht Tagen der ganze Meiler in Brand und kocht (treibt). Wenn man sieht, daſs an den Luftlöchern der starke Rauch aufhört, kann man annehmen, daſs er gar ist. Alsdann verschlieſst man ihn oben, ringsherum und überall mit derselben Sorte von Erde, so daſs alle Luftlöcher nichts ausatmen können, damit das Feuer, weil sein Aus- Beck, Geschichte des Eisens. 7

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 2: Das XVI. und XVII. Jahrhundert. Braunschweig, 1895, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen02_1895/117>, abgerufen am 28.03.2024.