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Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884.

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EINLEITUNG.


Die Geschichte des Eisens zu schreiben ist ein Wagnis, denn
einerseits fehlt es an Vorarbeiten, andererseits liegen die Gebiete des
Wissens, auf welchen eine solche Arbeit sich notwendig aufbauen muss,
Kulturgeschichte und Technologie, weit auseinander. Letzteres ist wohl
der Hauptgrund, dass es an einer umfassenden Bearbeitung des Gegen-
standes bis jetzt gefehlt hat. Der Techniker beherrscht selten das
historische Gebiet in dem Masse, wie es für eine solche Untersuchung,
die weit über das Gebiet des rein Mechanischen hinausgreifen muss,
erforderlich ist; ebensowenig ist aber von dem Historiker von Fach
Verständnis und Interesse für die technische Seite der Entwickelung
der Eisenindustrie zu erwarten. Der Verfasser ist von Beruf Techniker
und wenn er auch eifrig bemüht war, das unermessliche Feld der Ge-
schichte und der einschlägigen Litteratur nach Kräften auszubeuten,
so ist er doch selbst wohl am meisten davon durchdrungen, wie unvoll-
kommen seine Arbeit ist, wie weit das Geleistete hinter dem Erstrebten
zurücksteht. Es ist ein erster Versuch auf einem unbebauten Felde,
ein provisorischer Bau, an dem noch viele Bausteine, Verbindungen
und Dekorationsglieder fehlen, der erst allmählich im Laufe der Zeit
durch das Zusammenwirken Vieler seiner Vollendung entgegengeführt
werden kann. Möge dieses Buch hierzu die Anregung geben!

Das Eisen bedingt und beherrscht unsere moderne
Kultur
. Es lieferte die Werkzeuge, die Waffen, die Maschinen, mit
denen der Mensch sich seine Weltstellung errungen hat. Darum ist
die Geschichte der Benutzung dieses Metalles ein wichtiger Teil der
Entwickelungsgeschichte der Menschheit. Ist es auch ungebräuchlich,

Beck, Geschichte des Eisens. 1
EINLEITUNG.


Die Geschichte des Eisens zu schreiben ist ein Wagnis, denn
einerseits fehlt es an Vorarbeiten, andererseits liegen die Gebiete des
Wissens, auf welchen eine solche Arbeit sich notwendig aufbauen muſs,
Kulturgeschichte und Technologie, weit auseinander. Letzteres ist wohl
der Hauptgrund, daſs es an einer umfassenden Bearbeitung des Gegen-
standes bis jetzt gefehlt hat. Der Techniker beherrscht selten das
historische Gebiet in dem Maſse, wie es für eine solche Untersuchung,
die weit über das Gebiet des rein Mechanischen hinausgreifen muſs,
erforderlich ist; ebensowenig ist aber von dem Historiker von Fach
Verständnis und Interesse für die technische Seite der Entwickelung
der Eisenindustrie zu erwarten. Der Verfasser ist von Beruf Techniker
und wenn er auch eifrig bemüht war, das unermeſsliche Feld der Ge-
schichte und der einschlägigen Litteratur nach Kräften auszubeuten,
so ist er doch selbst wohl am meisten davon durchdrungen, wie unvoll-
kommen seine Arbeit ist, wie weit das Geleistete hinter dem Erstrebten
zurücksteht. Es ist ein erster Versuch auf einem unbebauten Felde,
ein provisorischer Bau, an dem noch viele Bausteine, Verbindungen
und Dekorationsglieder fehlen, der erst allmählich im Laufe der Zeit
durch das Zusammenwirken Vieler seiner Vollendung entgegengeführt
werden kann. Möge dieses Buch hierzu die Anregung geben!

Das Eisen bedingt und beherrscht unsere moderne
Kultur
. Es lieferte die Werkzeuge, die Waffen, die Maschinen, mit
denen der Mensch sich seine Weltstellung errungen hat. Darum ist
die Geschichte der Benutzung dieses Metalles ein wichtiger Teil der
Entwickelungsgeschichte der Menschheit. Ist es auch ungebräuchlich,

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Zitationshilfe: Beck, Ludwig: Die Geschichte des Eisens. Bd. 1: Von der ältesten Zeit bis um das Jahr 1500 n. Chr. Braunschweig, 1884, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/beck_eisen01_1884/23>, abgerufen am 28.03.2024.