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Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683].

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Vorrede.
auch der Cörper und aller anderer Sa-
chen Wesenheiten und Eigenschafften
in ihr selbsten darstellen/ vorbilden und
erkennen/ dieweil nun der Sachen in-
nerliches Wesen oder Wesenheit die
Warheit selbst ist/ also kan der Verstand
wann er die betrachtet/ nit irren/ son-
dern ist allezeit in Warheit/ und wird
durch die Warheit der Sachenselbst in
der Warheit erhalten dergestalt/ so viel
die Seele in ihrem Verstande zunimmt,
so viel nimmt sie auch in ihr selbsten zu/
dann der Seelen Vollkommenheit und
meiste Eigenschafft/ ja wie etliche wol-
len/ Wesenheit/ beruhet im Verstande.
Jch habe mich derhalben offters ver-
wundert/ daß nicht allein in dem ge-
meinen Weltlauff/ so wenig Leute seyn/
welche auf Ubung des Verstandes ach-
tung geben/ und das geringste nit wis-
sen/ wie ihre Seele verstehe/ im Ver-
stand fort- oder zu rücke gehe/ was den-
selbenbefördere oder verhindere/ worin-
nen er bestehe/ sondern auch/ daß sich so
viel an die
Theologie und Theosophie be-
geben/ und weder ihre Seele noch den
Verstand im geringsten darzu berei-
tet haben/ das ist/ nicht wissen/
wie sie solche Dinge verstehen sollen/

da
)( vj

Vorrede.
auch der Coͤrper und aller anderer Sa-
chen Weſenheiten und Eigenſchafften
in ihr ſelbſten darſtellen/ vorbilden und
erkennen/ dieweil nun der Sachen in-
nerliches Weſen oder Weſenheit die
Warheit ſelbſt iſt/ alſo kan der Verſtand
wann er die betrachtet/ nit irren/ ſon-
dern iſt allezeit in Warheit/ und wird
durch die Warheit der Sachenſelbſt in
der Warheit erhalten dergeſtalt/ ſo viel
die Seele in ihrem Verſtande zunimmt,
ſo viel nimmt ſie auch in ihr ſelbſten zu/
dann der Seelen Vollkommenheit und
meiſte Eigenſchafft/ ja wie etliche wol-
len/ Weſenheit/ beruhet im Verſtande.
Jch habe mich derhalben offters ver-
wundert/ daß nicht allein in dem ge-
meinẽ Weltlauff/ ſo wenig Leute ſeyn/
welche auf Ubung des Verſtandes ach-
tung geben/ und das geringſte nit wiſ-
ſen/ wie ihre Seele verſtehe/ im Ver-
ſtand fort- oder zu ruͤcke gehe/ was den-
ſelbẽbefoͤrdere oder verhindere/ worin-
nen er beſtehe/ ſondern auch/ daß ſich ſo
viel an die
Theologie und Theoſophie be-
geben/ und weder ihre Seele noch den
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wie ſie ſolche Dinge verſtehen ſollen/

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[0017] Vorrede. auch der Coͤrper und aller anderer Sa- chen Weſenheiten und Eigenſchafften in ihr ſelbſten darſtellen/ vorbilden und erkennen/ dieweil nun der Sachen in- nerliches Weſen oder Weſenheit die Warheit ſelbſt iſt/ alſo kan der Verſtand wann er die betrachtet/ nit irren/ ſon- dern iſt allezeit in Warheit/ und wird durch die Warheit der Sachenſelbſt in der Warheit erhalten dergeſtalt/ ſo viel die Seele in ihrem Verſtande zunimmt, ſo viel nimmt ſie auch in ihr ſelbſten zu/ dann der Seelen Vollkommenheit und meiſte Eigenſchafft/ ja wie etliche wol- len/ Weſenheit/ beruhet im Verſtande. Jch habe mich derhalben offters ver- wundert/ daß nicht allein in dem ge- meinẽ Weltlauff/ ſo wenig Leute ſeyn/ welche auf Ubung des Verſtandes ach- tung geben/ und das geringſte nit wiſ- ſen/ wie ihre Seele verſtehe/ im Ver- ſtand fort- oder zu ruͤcke gehe/ was den- ſelbẽbefoͤrdere oder verhindere/ worin- nen er beſtehe/ ſondern auch/ daß ſich ſo viel an die Theologie und Theoſophie be- geben/ und weder ihre Seele noch den Verſtand im geringſten darzu berei- tet haben/ das iſt/ nicht wiſſen/ wie ſie ſolche Dinge verſtehen ſollen/ da )( vj

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Psychosophia Oder Seelen-Weißheit. 2. Aufl. Frankfurt (Main), [1683], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_psychosophia_1683/17>, abgerufen am 29.03.2024.