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Becher, Johann Joachim: Närrische Weißheit Und Weise Narrheit. Frankfurt, 1682.

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werden/ damit sie hernach auff die Zwirn-
Mühlen gesetzt und gezwirnet werden kan.
Dieses Abwinden nun ist eine sehr langweili-
ge/ verdrüßliche und Mühsame Arbeit/ wird
nur von Jungen oder Weibsbildern ge-
than/ und fält den Seyden-Bereitern sehr
beschwerlich/ ihre Seyden aus dem Hauß
unter so vielerhand Hände zu geben/ so weit
voneinander zu zertheilen und gewärtig zu
seyn/ daß viel darvon verdorben/ unnöthige
Strazze gemacht/ oder sonsten veruntraut
wird. Diesem nun vorzukommen/ haben
sie zu Bologne in Italia ein Filatorium er-
funden/ welches die Seyde abwindet und
auch zwirnet/ aber dieses Instrument ist sehr
groß/ kostbar und mühsam/ und hat viel tau-
send entia, Zähn und Getrieb/ derowegen es
offter wandelbar wird: die Italiäner halten
es gleichwol in so hohen Werth und Secre-
tezza,
daß es bey Hencken verboten jemand
zu zeigen. Ich habe gleichwol gedachte Ma-
chinam
von den Italiänern nach gemacht zu
München gesehen/ aber wegen ihrer grossen
Kosten und vieler entien wie gedacht nicht
sehr aestimirt, sondern eine andere erfunden/
welche den hundersten Theil nicht so viel ko-
stet ohne alle Zähne und Räder gehet/ deren

doch

werden/ damit ſie hernach auff die Zwirn-
Muͤhlen geſetzt und gezwirnet werden kan.
Dieſes Abwindẽ nun iſt eine ſehr langweili-
ge/ verdruͤßliche und Muͤhſame Arbeit/ wird
nur von Jungen oder Weibsbildern ge-
than/ und faͤlt den Seyden-Bereitern ſehr
beſchwerlich/ ihre Seyden aus dem Hauß
unter ſo vielerhand Haͤnde zu geben/ ſo weit
voneinander zu zertheilen und gewaͤrtig zu
ſeyn/ daß viel darvon verdorben/ unnoͤthige
Strazze gemacht/ oder ſonſten veruntraut
wird. Dieſem nun vorzukommen/ haben
ſie zu Bologne in Italia ein Filatorium er-
funden/ welches die Seyde abwindet und
auch zwirnet/ aber dieſes Inſtrument iſt ſehr
groß/ koſtbar und muͤhſam/ und hat viel tau-
ſend entia, Zaͤhn und Getrieb/ derowegen es
offter wandelbar wird: die Italiaͤner halten
es gleichwol in ſo hohen Werth und Secre-
tezza,
daß es bey Hencken verboten jemand
zu zeigen. Ich habe gleichwol gedachte Ma-
chinam
von den Italiaͤnern nach gemacht zu
Muͤnchen geſehen/ aber wegen ihrer groſſen
Koſten und vieler entien wie gedacht nicht
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welche den hunderſten Theil nicht ſo viel ko-
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[13/0036] werden/ damit ſie hernach auff die Zwirn- Muͤhlen geſetzt und gezwirnet werden kan. Dieſes Abwindẽ nun iſt eine ſehr langweili- ge/ verdruͤßliche und Muͤhſame Arbeit/ wird nur von Jungen oder Weibsbildern ge- than/ und faͤlt den Seyden-Bereitern ſehr beſchwerlich/ ihre Seyden aus dem Hauß unter ſo vielerhand Haͤnde zu geben/ ſo weit voneinander zu zertheilen und gewaͤrtig zu ſeyn/ daß viel darvon verdorben/ unnoͤthige Strazze gemacht/ oder ſonſten veruntraut wird. Dieſem nun vorzukommen/ haben ſie zu Bologne in Italia ein Filatorium er- funden/ welches die Seyde abwindet und auch zwirnet/ aber dieſes Inſtrument iſt ſehr groß/ koſtbar und muͤhſam/ und hat viel tau- ſend entia, Zaͤhn und Getrieb/ derowegen es offter wandelbar wird: die Italiaͤner halten es gleichwol in ſo hohen Werth und Secre- tezza, daß es bey Hencken verboten jemand zu zeigen. Ich habe gleichwol gedachte Ma- chinam von den Italiaͤnern nach gemacht zu Muͤnchen geſehen/ aber wegen ihrer groſſen Koſten und vieler entien wie gedacht nicht ſehr æſtimirt, ſondern eine andere erfunden/ welche den hunderſten Theil nicht ſo viel ko- ſtet ohne alle Zaͤhne und Raͤder gehet/ deren doch

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Närrische Weißheit Und Weise Narrheit. Frankfurt, 1682, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_narrheit_1682/36>, abgerufen am 29.03.2024.