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Becher, Johann Joachim: Närrische Weißheit Und Weise Narrheit. Frankfurt, 1682.

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len selbst gesehen: besiehe hiervon meinen
Tractat de Horologiis am Ende/ zu Lon-
den gedruckt. Ich bin mit dieser Be[-]
wegung auch viel umgangen/ und wil her-
nach mein Sentiment darvon geben/ wel-
ches ich einmal einigen von der Societät
Royal gegeben hab. Plinius schreibt scho[n]
zu seiner Zeit: Tarenti degit Architta, qui
ligueam columbam volatilem fecit:
und
man sagt/ daß ein durch Kunst gemachte[r]
Adler dem Käyser Carolo V. eine Teutsch[e]
Meilwegs entgegen geflogen sey: Es seynd
aber in dem Fliegen unterschiedliche Ding[e]
z[u] consideriren. Erstlich/ ob de[r]
Mensch den Athem im Fliegen werde ge[-]
brauchen können. Zweytens/ was vo[r]
ein Centrum gravitatis er halten werde/ da[ß]
er nicht umbstürtze. Drittens/ ob einig[e]
Thier oder Cörper so schwer als ein Mensch
von der Lufft getragen werden können[.]
Vierdtens/ ob die Nerven deß Men[-]
schen so starck seyn/ daß sie die Bewegun[g]
außstehen können/ welche darzu erforder[t]
wird. Endlich ist der Beschluß mei[-]
nem Gutachten nach/ dieser/ daß alles wa[s]
fliegen sol/ müste eine grössere, vim elastica[m]
haben/ als es wieget: zum Exempel/ zehe[n]

Pfund

len ſelbſt geſehen: beſiehe hiervon meinen
Tractat de Horologiis am Ende/ zu Lon-
den gedruckt. Ich bin mit dieſer Be[-]
wegung auch viel umgangen/ und wil her-
nach mein Sentiment darvon geben/ wel-
ches ich einmal einigen von der Societaͤt
Royal gegeben hab. Plinius ſchreibt ſcho[n]
zu ſeiner Zeit: Tarenti degit Architta, qui
ligueam columbam volatilem fecit:
und
man ſagt/ daß ein durch Kunſt gemachte[r]
Adler dem Kaͤyſer Carolo V. eine Teutſch[e]
Meilwegs entgegen geflogen ſey: Es ſeynd
aber in dem Fliegen unterſchiedliche Ding[e]
z[u] conſideriren. Erſtlich/ ob de[r]
Menſch den Athem im Fliegen werde ge[-]
brauchen koͤnnen. Zweytens/ was vo[r]
ein Centrum gravitatis er halten werde/ da[ß]
er nicht umbſtuͤrtze. Drittens/ ob einig[e]
Thier oder Coͤrper ſo ſchwer als ein Menſch
von der Lufft getragen werden koͤnnẽ[.]
Vierdtens/ ob die Nerven deß Men[-]
ſchen ſo ſtarck ſeyn/ daß ſie die Bewegun[g]
außſtehen koͤnnen/ welche darzu erforder[t]
wird. Endlich iſt der Beſchluß mei[-]
nem Gutachten nach/ dieſer/ daß alles wa[s]
fliegen ſol/ muͤſte eine groͤſſere, vim elaſtica[m]
haben/ als es wieget: zum Exempel/ zehe[n]

Pfund
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[166[165]/0188] len ſelbſt geſehen: beſiehe hiervon meinen Tractat de Horologiis am Ende/ zu Lon- den gedruckt. Ich bin mit dieſer Be- wegung auch viel umgangen/ und wil her- nach mein Sentiment darvon geben/ wel- ches ich einmal einigen von der Societaͤt Royal gegeben hab. Plinius ſchreibt ſchon zu ſeiner Zeit: Tarenti degit Architta, qui ligueam columbam volatilem fecit: und man ſagt/ daß ein durch Kunſt gemachter Adler dem Kaͤyſer Carolo V. eine Teutſche Meilwegs entgegen geflogen ſey: Es ſeynd aber in dem Fliegen unterſchiedliche Dinge zu conſideriren. Erſtlich/ ob der Menſch den Athem im Fliegen werde ge- brauchen koͤnnen. Zweytens/ was vor ein Centrum gravitatis er halten werde/ daß er nicht umbſtuͤrtze. Drittens/ ob einige Thier oder Coͤrper ſo ſchwer als ein Menſch von der Lufft getragen werden koͤnnẽ. Vierdtens/ ob die Nerven deß Men- ſchen ſo ſtarck ſeyn/ daß ſie die Bewegung außſtehen koͤnnen/ welche darzu erfordert wird. Endlich iſt der Beſchluß mei- nem Gutachten nach/ dieſer/ daß alles was fliegen ſol/ muͤſte eine groͤſſere, vim elaſticam haben/ als es wieget: zum Exempel/ zehen Pfund

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Närrische Weißheit Und Weise Narrheit. Frankfurt, 1682, S. 166[165]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_narrheit_1682/188>, abgerufen am 29.03.2024.