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Becher, Johann Joachim: Närrische Weißheit Und Weise Narrheit. Frankfurt, 1682.

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lich aus dem Postwesen ziehet/ und was noch
jeder Postmerster in Teutschland aufstecket/
wann solches/ sage ich/ dem Reichs-AErario
zukäme/ die Teutsche Nation würde danck-
barer seyn/ als nun der Graff Taxis/ dann
man wol weiß/ was er von den Teutschen
hält und redt. 2. Die Handwercks Gesellen
in dem Röm. Reich sind keine Knechte/ sind
auch keine Herrn/ und haben doch Bürgerl.
Nahrung/ gewinnen mehr als die Bauren/
geniessen des allgemeinen Friedens/ und geben
doch nit einen Heller Aufflag/ sondern über-
nehmen noch ihre Meister/ sind insolent/
und versauffen auf den Sontag mehr/ als
mancher Bauer die gantze Woche verdient:
diese Leuthe nun/ solten billich/ weil sie von
Bürgerlicher Nahrung leben/ auch etwas
zu der allgemeinen Beschwerung tragen/
welches leicht geschehen kan/ ich hab sie auch
geneigt darzu befunden/ dann sie halten es
selbst vor billich/ weil sie in dem Röm. Reich
ihre Freyheit und Privilegia haben/ daß sie
auch dartragen/ umb solche zuerhalten: weil
nun ihre Sachen in grosser Ordnung ste-
hen/ sokan leichtlich darin solche Anstalt ge-
macht werden/ daß die Gesellen Sontäg-
lich bey ihrer Zusammenkunfft etwas in die
Büchsenlegen/ welches quatemberlich zusam-

men

lich aus dem Poſtweſen ziehet/ uñ was noch
jeder Poſtmerſter in Teutſchland aufſtecket/
wañ ſolches/ ſage ich/ dem Reichs-Ærario
zukaͤme/ die Teutſche Nation wuͤrde danck-
barer ſeyn/ als nun der Graff Taxis/ dann
man wol weiß/ was er von den Teutſchen
haͤlt und redt. 2. Die Handwercks Geſellẽ
in dem Roͤm. Reich ſind keine Knechte/ ſind
auch keine Herrn/ uñ haben doch Buͤrgerl.
Nahrung/ gewiñen mehr als die Bauren/
genieſſẽ des allgemeinē Friedens/ und gebẽ
doch nit einen Heller Aufflag/ ſondern uͤber-
nehmen noch ihre Meiſter/ ſind inſolent/
und verſauffen auf den Sontag mehr/ als
mancher Bauer die gantze Woche verdient:
dieſe Leuthe nun/ ſolten billich/ weil ſie von
Buͤrgerlicher Nahrung leben/ auch etwas
zu der allgemeinen Beſchwerung tragen/
welches leicht geſchehen kan/ ich hab ſie auch
geneigt darzu befunden/ dann ſie halten es
ſelbſt vor billich/ weil ſie in dem Roͤm. Reich
ihre Freyheit und Privilegia haben/ daß ſie
auch dartragen/ umb ſolche zuerhalten: weil
nun ihre Sachen in groſſer Ordnung ſte-
hen/ ſokan leichtlich darin ſolche Anſtalt ge-
macht werden/ daß die Geſellen Sontaͤg-
lich bey ihrer Zuſammenkunfft etwas in die
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[136[135]/0158] lich aus dem Poſtweſen ziehet/ uñ was noch jeder Poſtmerſter in Teutſchland aufſtecket/ wañ ſolches/ ſage ich/ dem Reichs-Ærario zukaͤme/ die Teutſche Nation wuͤrde danck- barer ſeyn/ als nun der Graff Taxis/ dann man wol weiß/ was er von den Teutſchen haͤlt und redt. 2. Die Handwercks Geſellẽ in dem Roͤm. Reich ſind keine Knechte/ ſind auch keine Herrn/ uñ haben doch Buͤrgerl. Nahrung/ gewiñen mehr als die Bauren/ genieſſẽ des allgemeinē Friedens/ und gebẽ doch nit einen Heller Aufflag/ ſondern uͤber- nehmen noch ihre Meiſter/ ſind inſolent/ und verſauffen auf den Sontag mehr/ als mancher Bauer die gantze Woche verdient: dieſe Leuthe nun/ ſolten billich/ weil ſie von Buͤrgerlicher Nahrung leben/ auch etwas zu der allgemeinen Beſchwerung tragen/ welches leicht geſchehen kan/ ich hab ſie auch geneigt darzu befunden/ dann ſie halten es ſelbſt vor billich/ weil ſie in dem Roͤm. Reich ihre Freyheit und Privilegia haben/ daß ſie auch dartragen/ umb ſolche zuerhalten: weil nun ihre Sachen in groſſer Ordnung ſte- hen/ ſokan leichtlich darin ſolche Anſtalt ge- macht werden/ daß die Geſellen Sontaͤg- lich bey ihrer Zuſammenkunfft etwas in die Buͤchſẽlegẽ/ welches quatembeꝛlich zuſam- men

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Zitationshilfe: Becher, Johann Joachim: Närrische Weißheit Und Weise Narrheit. Frankfurt, 1682, S. 136[135]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/becher_narrheit_1682/158>, abgerufen am 29.03.2024.