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Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768].

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Vorrede.
bedürfen, daß es nach der Erfahrung gemein-
nützig sey, so zu handeln. Aber allenthalben,
wo schädliche Dunkelheit und Misdeutung,
oder ein verführerischer Zweifel zu befürchten
war, habe ich für den wahren Verstand der
Worte und für die Gründe der Ueberzeugung
besonders gesorget. Daher nenne ich dieses
Buch: Die ganze Weisheit im Privat-
stande.

Unter den Bewegungsgründen zur Tugend,
darf die Erkenntniß unsrer unsterblichen Seele
und der göttlichen Eigenschaften nicht fehlen.
Also waren die beyden ersten Hauptstücke um
des dritten willen nothwendig.

Jch glaube, es gereiche zu einem ausge-
breiteten Nutzen, daß ich die Erkenntniß der
Seele, der göttlichen Eigenschaften und unsrer
Pflichten, bloß aus der Natur oder dem eignen
Nachdenken, nicht aber aus irgend einer Offen-
barung hergeleitet habe. Denn die Pflichten
des Privatstandes, welche nicht nur die Chri-
sten, sondern auch die Juden und Naturali-
sten angehn, wollte ich nicht mit solchen Lehr-
sätzen vermengen, die dem Gewissen irgend

einer


Vorrede.
beduͤrfen, daß es nach der Erfahrung gemein-
nuͤtzig ſey, ſo zu handeln. Aber allenthalben,
wo ſchaͤdliche Dunkelheit und Misdeutung,
oder ein verfuͤhreriſcher Zweifel zu befuͤrchten
war, habe ich fuͤr den wahren Verſtand der
Worte und fuͤr die Gruͤnde der Ueberzeugung
beſonders geſorget. Daher nenne ich dieſes
Buch: Die ganze Weisheit im Privat-
ſtande.

Unter den Bewegungsgruͤnden zur Tugend,
darf die Erkenntniß unſrer unſterblichen Seele
und der goͤttlichen Eigenſchaften nicht fehlen.
Alſo waren die beyden erſten Hauptſtuͤcke um
des dritten willen nothwendig.

Jch glaube, es gereiche zu einem ausge-
breiteten Nutzen, daß ich die Erkenntniß der
Seele, der goͤttlichen Eigenſchaften und unſrer
Pflichten, bloß aus der Natur oder dem eignen
Nachdenken, nicht aber aus irgend einer Offen-
barung hergeleitet habe. Denn die Pflichten
des Privatſtandes, welche nicht nur die Chri-
ſten, ſondern auch die Juden und Naturali-
ſten angehn, wollte ich nicht mit ſolchen Lehr-
ſaͤtzen vermengen, die dem Gewiſſen irgend

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[X/0010] Vorrede. beduͤrfen, daß es nach der Erfahrung gemein- nuͤtzig ſey, ſo zu handeln. Aber allenthalben, wo ſchaͤdliche Dunkelheit und Misdeutung, oder ein verfuͤhreriſcher Zweifel zu befuͤrchten war, habe ich fuͤr den wahren Verſtand der Worte und fuͤr die Gruͤnde der Ueberzeugung beſonders geſorget. Daher nenne ich dieſes Buch: Die ganze Weisheit im Privat- ſtande. Unter den Bewegungsgruͤnden zur Tugend, darf die Erkenntniß unſrer unſterblichen Seele und der goͤttlichen Eigenſchaften nicht fehlen. Alſo waren die beyden erſten Hauptſtuͤcke um des dritten willen nothwendig. Jch glaube, es gereiche zu einem ausge- breiteten Nutzen, daß ich die Erkenntniß der Seele, der goͤttlichen Eigenſchaften und unſrer Pflichten, bloß aus der Natur oder dem eignen Nachdenken, nicht aber aus irgend einer Offen- barung hergeleitet habe. Denn die Pflichten des Privatſtandes, welche nicht nur die Chri- ſten, ſondern auch die Juden und Naturali- ſten angehn, wollte ich nicht mit ſolchen Lehr- ſaͤtzen vermengen, die dem Gewiſſen irgend einer

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Die ganze Natürliche Weisheit im Privatstande der gesitteten Bürger. Halle (Saale) u. a., [1768], S. X. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_weisheit_1768/10>, abgerufen am 24.04.2024.