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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Joh. Barclayens Argenis/
zulassen. Ich wil Ewere Liebde/ sagte sie/ noch meht
erschrecken: Ich wil euch in Besitzung der Argems
bringen/ vnd sie meinem Sohn gleichwol nicht neh-
men. Aber das Verhängniß ist also/ daß wir nicht so
plötzlich vnd außdrücklich mit dem Mittel verfah-
ren können. Ihr müsset miteinander in Sicilien/ vnd
die Schreiben welche ich euch vbergeben wil dem
Meleander zustellen. Alsbaldt wirdt sich der Zwie-
spalt enden/ vnd keiner von euch der Liebe wegen ferr-
ner klagen dörffen. Poliarchus vermeinete Hyanis-
ben rasende zuseyn; als sie jhre Haußgötter vnd ei-
nen kleinen Altar bringen hieß. Nachdem Fewer hin-
auff gemacht/ vnd die klemen Götter mit dem Ge-
räucher vmbringet worden/ fieng die Königin an
sich also zu vereyden. Ihr guten Geister die jhr hier
zur Stelle seydt/ jhr Schutzgötter dieses Hoffs vnd
Lands/ wann ich dem König Poliarchus etwas an-
ders als die Warhert gesagt habe/ oder wann ich jhm
mit meinem Rhatschlage nicht alle Wolfahrt/ ruhe
vnd Frewden zu wege bringen wil; so verlasset die-
ses Hauß mit ewerer Hülffe; oder lasset es in seinen
Würden/ vnd rottet mich vnd meinen Sohn auß.
Poliarchus wardt bestürtzt vber solcher Verfluch-
ung/ vnd antwortete der Königin; er köndte eben die-
se Götter welche sie besprechen hette zu Zeugen sei-
ner Vnschuldt anruffen. Dann Argenis sey jhm
zugesagt worden/ ehe Archombrotus einen Fuß in
Sicilien gesetzt habe. Er hette die Sach so in gutem
Zustandt gewesen mit vnzeitigen Begierden ver-

worren/

Joh. Barclayens Argenis/
zulaſſen. Ich wil Ewere Liebde/ ſagte ſie/ noch meht
erſchrecken: Ich wil euch in Beſitzung der Argems
bringen/ vnd ſie meinem Sohn gleichwol nicht neh-
men. Aber das Verhaͤngniß iſt alſo/ daß wir nicht ſo
ploͤtzlich vnd außdruͤcklich mit dem Mittel verfah-
ren koͤnnen. Ihr muͤſſet miteinander in Sicilien/ vnd
die Schreiben welche ich euch vbergeben wil dem
Meleander zuſtellen. Alsbaldt wirdt ſich der Zwie-
ſpalt enden/ vnd keiner von euch der Liebe wegen ferꝛ-
ner klagen doͤrffen. Poliarchus vermeinete Hyanis-
ben raſende zuſeyn; als ſie jhre Haußgoͤtter vnd ei-
nen kleinen Altar bringen hieß. Nachdem Fewer hin-
auff gemacht/ vnd die klemen Goͤtter mit dem Ge-
raͤucher vmbringet worden/ fieng die Koͤnigin an
ſich alſo zu vereyden. Ihr guten Geiſter die jhr hier
zur Stelle ſeydt/ jhr Schutzgoͤtter dieſes Hoffs vnd
Lands/ wann ich dem Koͤnig Poliarchus etwas an-
ders als die Warhert geſagt habe/ oder wann ich jhm
mit meinem Rhatſchlage nicht alle Wolfahrt/ ruhe
vnd Frewden zu wege bringen wil; ſo verlaſſet die-
ſes Hauß mit ewerer Huͤlffe; oder laſſet es in ſeinen
Wuͤrden/ vnd rottet mich vnd meinen Sohn auß.
Poliarchus wardt beſtuͤrtzt vber ſolcher Verfluch-
ung/ vnd antwortete der Koͤnigin; er koͤndte eben die-
ſe Goͤtter welche ſie beſprechen hette zu Zeugen ſei-
ner Vnſchuldt anruffen. Dann Argenis ſey jhm
zugeſagt worden/ ehe Archombrotus einen Fuß in
Sicilien geſetzt habe. Er hette die Sach ſo in gutem
Zuſtandt geweſen mit vnzeitigen Begierden ver-

worꝛen/
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[936/0980] Joh. Barclayens Argenis/ zulaſſen. Ich wil Ewere Liebde/ ſagte ſie/ noch meht erſchrecken: Ich wil euch in Beſitzung der Argems bringen/ vnd ſie meinem Sohn gleichwol nicht neh- men. Aber das Verhaͤngniß iſt alſo/ daß wir nicht ſo ploͤtzlich vnd außdruͤcklich mit dem Mittel verfah- ren koͤnnen. Ihr muͤſſet miteinander in Sicilien/ vnd die Schreiben welche ich euch vbergeben wil dem Meleander zuſtellen. Alsbaldt wirdt ſich der Zwie- ſpalt enden/ vnd keiner von euch der Liebe wegen ferꝛ- ner klagen doͤrffen. Poliarchus vermeinete Hyanis- ben raſende zuſeyn; als ſie jhre Haußgoͤtter vnd ei- nen kleinen Altar bringen hieß. Nachdem Fewer hin- auff gemacht/ vnd die klemen Goͤtter mit dem Ge- raͤucher vmbringet worden/ fieng die Koͤnigin an ſich alſo zu vereyden. Ihr guten Geiſter die jhr hier zur Stelle ſeydt/ jhr Schutzgoͤtter dieſes Hoffs vnd Lands/ wann ich dem Koͤnig Poliarchus etwas an- ders als die Warhert geſagt habe/ oder wann ich jhm mit meinem Rhatſchlage nicht alle Wolfahrt/ ruhe vnd Frewden zu wege bringen wil; ſo verlaſſet die- ſes Hauß mit ewerer Huͤlffe; oder laſſet es in ſeinen Wuͤrden/ vnd rottet mich vnd meinen Sohn auß. Poliarchus wardt beſtuͤrtzt vber ſolcher Verfluch- ung/ vnd antwortete der Koͤnigin; er koͤndte eben die- ſe Goͤtter welche ſie beſprechen hette zu Zeugen ſei- ner Vnſchuldt anruffen. Dann Argenis ſey jhm zugeſagt worden/ ehe Archombrotus einen Fuß in Sicilien geſetzt habe. Er hette die Sach ſo in gutem Zuſtandt geweſen mit vnzeitigen Begierden ver- worꝛen/

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 936. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/980>, abgerufen am 16.04.2024.