Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Fünffte Buch.
Bedüncken nach selbigen Abendt gar genug gethan.
Auff den andern Tag gieng sie wider zum Poliar-
chus/ nicht allein fertig mit Worten/ sondern auch
mit der Ordnung die sie in fortstellung deß Wercks
halten solte; wie sie dann bey solcher Verweilung
die Nacht vber wol außtichten können. Sie grüsse-
te jhn freundlich/ vnd als sie die Vmbstehenden ein
wenig abzuweichen gebeten: Ich wunderte mich/
sagte sie/ Herr/ was doch einen solchen Haß zwischen
euch vnd meinem Sohn verursachte. Aber ich höre/
daß es von grosser Liebe/ die wol zu entschuldigen ist/
herrühre/ vnd niemandt als Argenis an ewerm Wi-
derwillen Theil habe. Ist jhm also/ so wil ich euch
gar wol rahten. Ich allein kan beyden jhre Kranck-
heit heilen. Was bedarff es in einem gar leichten
Wesen viel klagens vnd zanckens? Die Sach ist
noch nicht verderbet; Argenis noch nicht verheyra-
thet. Ich wil euch frölieh/ wil euch ohn alle Gefahr
deß Kampffs zum Vberwinder; meinen Sohn vnd
euch zu Freunden machen. Verwundert euch nur
nicht/ als ob mir eine solche frembde Verheissung
zu erfüllen vumöglich sey. Ich gebe euch diese
Handt zum Pfandt/ daß ich nichts gesagt habe
als was gewiß erfolgen wirdt. Poliarchus/ der v-
ber diesen Vmbschweiffen verwirret wardt/ vnd
fast meinete er würde nur höhnisch gehalten/ bate
die Königin/ entweder solche tunckele Reden/ oder
der Argenis Erwehnung gantz vnd gar bleiben

zulas-
Nnn iiij

Das Fuͤnffte Buch.
Beduͤncken nach ſelbigen Abendt gar genug gethan.
Auff den andern Tag gieng ſie wider zum Poliar-
chus/ nicht allein fertig mit Worten/ ſondern auch
mit der Ordnung die ſie in fortſtellung deß Wercks
halten ſolte; wie ſie dann bey ſolcher Verweilung
die Nacht vber wol außtichten koͤnnen. Sie gruͤſſe-
te jhn freundlich/ vnd als ſie die Vmbſtehenden ein
wenig abzuweichen gebeten: Ich wunderte mich/
ſagte ſie/ Herꝛ/ was doch einen ſolchen Haß zwiſchẽ
euch vnd meinem Sohn verurſachte. Aber ich hoͤre/
daß es von groſſer Liebe/ die wol zu entſchuldigen iſt/
herꝛuͤhre/ vnd niemandt als Argenis an ewerm Wi-
derwillen Theil habe. Iſt jhm alſo/ ſo wil ich euch
gar wol rahten. Ich allein kan beyden jhre Kranck-
heit heilen. Was bedarff es in einem gar leichten
Weſen viel klagens vnd zanckens? Die Sach iſt
noch nicht verderbet; Argenis noch nicht verheyra-
thet. Ich wil euch froͤlieh/ wil euch ohn alle Gefahr
deß Kampffs zum Vberwinder; meinen Sohn vnd
euch zu Freunden machen. Verwundert euch nur
nicht/ als ob mir eine ſolche frembde Verheiſſung
zu erfuͤllen vumoͤglich ſey. Ich gebe euch dieſe
Handt zum Pfandt/ daß ich nichts geſagt habe
als was gewiß erfolgen wirdt. Poliarchus/ der v-
ber dieſen Vmbſchweiffen verwirꝛet wardt/ vnd
faſt meinete er wuͤrde nur hoͤhniſch gehalten/ bate
die Koͤnigin/ entweder ſolche tunckele Reden/ oder
der Argenis Erwehnung gantz vnd gar bleiben

zulaſ-
Nnn iiij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0979" n="935"/><fw place="top" type="header">Das Fu&#x0364;nffte Buch.</fw><lb/>
Bedu&#x0364;ncken nach &#x017F;elbigen Abendt gar genug gethan.<lb/>
Auff den andern Tag gieng &#x017F;ie wider zum Poliar-<lb/>
chus/ nicht allein fertig mit Worten/ &#x017F;ondern auch<lb/>
mit der Ordnung die &#x017F;ie in fort&#x017F;tellung deß Wercks<lb/>
halten &#x017F;olte; wie &#x017F;ie dann bey &#x017F;olcher Verweilung<lb/>
die Nacht vber wol außtichten ko&#x0364;nnen. Sie gru&#x0364;&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
te jhn freundlich/ vnd als &#x017F;ie die Vmb&#x017F;tehenden ein<lb/>
wenig abzuweichen gebeten: Ich wunderte mich/<lb/>
&#x017F;agte &#x017F;ie/ Her&#xA75B;/ was doch einen &#x017F;olchen Haß zwi&#x017F;che&#x0303;<lb/>
euch vnd meinem Sohn verur&#x017F;achte. Aber ich ho&#x0364;re/<lb/>
daß es von gro&#x017F;&#x017F;er Liebe/ die wol zu ent&#x017F;chuldigen i&#x017F;t/<lb/>
her&#xA75B;u&#x0364;hre/ vnd niemandt als Argenis an ewerm Wi-<lb/>
derwillen Theil habe. I&#x017F;t jhm al&#x017F;o/ &#x017F;o wil ich euch<lb/>
gar wol rahten. Ich allein kan beyden jhre Kranck-<lb/>
heit heilen. Was bedarff es in einem gar leichten<lb/>
We&#x017F;en viel klagens vnd zanckens? Die Sach i&#x017F;t<lb/>
noch nicht verderbet; Argenis noch nicht verheyra-<lb/>
thet. Ich wil euch fro&#x0364;lieh/ wil euch ohn alle Gefahr<lb/>
deß Kampffs zum Vberwinder; meinen Sohn vnd<lb/>
euch zu Freunden machen. Verwundert euch nur<lb/>
nicht/ als ob mir eine &#x017F;olche frembde Verhei&#x017F;&#x017F;ung<lb/>
zu erfu&#x0364;llen vumo&#x0364;glich &#x017F;ey. Ich gebe euch die&#x017F;e<lb/>
Handt zum Pfandt/ daß ich nichts ge&#x017F;agt habe<lb/>
als was gewiß erfolgen wirdt. Poliarchus/ der v-<lb/>
ber die&#x017F;en Vmb&#x017F;chweiffen verwir&#xA75B;et wardt/ vnd<lb/>
fa&#x017F;t meinete er wu&#x0364;rde nur ho&#x0364;hni&#x017F;ch gehalten/ bate<lb/>
die Ko&#x0364;nigin/ entweder &#x017F;olche tunckele Reden/ oder<lb/>
der Argenis Erwehnung gantz vnd gar bleiben<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Nnn iiij</fw><fw place="bottom" type="catch">zula&#x017F;-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[935/0979] Das Fuͤnffte Buch. Beduͤncken nach ſelbigen Abendt gar genug gethan. Auff den andern Tag gieng ſie wider zum Poliar- chus/ nicht allein fertig mit Worten/ ſondern auch mit der Ordnung die ſie in fortſtellung deß Wercks halten ſolte; wie ſie dann bey ſolcher Verweilung die Nacht vber wol außtichten koͤnnen. Sie gruͤſſe- te jhn freundlich/ vnd als ſie die Vmbſtehenden ein wenig abzuweichen gebeten: Ich wunderte mich/ ſagte ſie/ Herꝛ/ was doch einen ſolchen Haß zwiſchẽ euch vnd meinem Sohn verurſachte. Aber ich hoͤre/ daß es von groſſer Liebe/ die wol zu entſchuldigen iſt/ herꝛuͤhre/ vnd niemandt als Argenis an ewerm Wi- derwillen Theil habe. Iſt jhm alſo/ ſo wil ich euch gar wol rahten. Ich allein kan beyden jhre Kranck- heit heilen. Was bedarff es in einem gar leichten Weſen viel klagens vnd zanckens? Die Sach iſt noch nicht verderbet; Argenis noch nicht verheyra- thet. Ich wil euch froͤlieh/ wil euch ohn alle Gefahr deß Kampffs zum Vberwinder; meinen Sohn vnd euch zu Freunden machen. Verwundert euch nur nicht/ als ob mir eine ſolche frembde Verheiſſung zu erfuͤllen vumoͤglich ſey. Ich gebe euch dieſe Handt zum Pfandt/ daß ich nichts geſagt habe als was gewiß erfolgen wirdt. Poliarchus/ der v- ber dieſen Vmbſchweiffen verwirꝛet wardt/ vnd faſt meinete er wuͤrde nur hoͤhniſch gehalten/ bate die Koͤnigin/ entweder ſolche tunckele Reden/ oder der Argenis Erwehnung gantz vnd gar bleiben zulaſ- Nnn iiij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/979
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 935. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/979>, abgerufen am 20.04.2024.