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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Fünffte Buch.
vorhin gegenwärtig Danck sagen. Hyanisbe er-
schrack vber diesen Worten hefftig; Daß der Kö-
nig/ der sich so wol vmb sie verdienet/ vnd sich jhr sei-
ner Tugenden halben sehr angenehm gemacht hat-
te/ auß jhrem Hause verreisete; vnd zwar/ ach dem
Vnglück! entweder als ein Feindt/ oder als von
Feinden. Was solte sie machen? Zu wem solte sie
zuvor reden? welchen vnter diesen beyden solte sie zum
ersten anfangen nicht zu lieben/ wann es die Noth
erforderte? Doch hielte sie darfür/ daß jhr Sohn/ in
Ansehen jhrer mütterlicher Gewalt oder Scham-
hafftigkeit/ am leichtesten möchte zu bereden seyn.
Derhalben wandte sie sich zu jhm/ vnd: verheisset jhr
mir/ mein Sohn/ sagte sie/ so lange allhier ruhig zu
seyn biß ich wider komme? Ich vermahne euch bey
dem Recht das eine Mutter hat/ sagt es zu; im Fall
jhr aber nicht williget/ so wil ich euch für meinen Er-
ben nicht passiren lassen. Als er Zusag gethan/ gieng
sie eylends zum Poliarchus/ der schon zum Zimmer
hinauß war/ vnd das Roß darauff er fortreisen wol-
te beym Zügel nam. Dann wiewol er noch schwach
war/ dannoch wolte er sich in die Sänffte nicht setzen/
damit Archombrotus nicht gedencken solte/ er mach-
te sich nur kranck den Kampff mit jhm außzuschla-
gen. Hyanisbe sahe jhn mit einem solchen Antlitz an
wie eine vnschuldige Trübseligkeit kan haben/ er-
grieff jhn bey dem Mantel/ vnd: Ich bitte euch/ fieng
sie an/ vmb der Wolthaten willen die jhr vns erwie-
sen habt/ daß jhr/ zuvor ehe jhr mit ewerem Abschied

zuerken-

Das Fuͤnffte Buch.
vorhin gegenwaͤrtig Danck ſagen. Hyanisbe er-
ſchrack vber dieſen Worten hefftig; Daß der Koͤ-
nig/ der ſich ſo wol vmb ſie verdienet/ vnd ſich jhr ſei-
ner Tugenden halben ſehr angenehm gemacht hat-
te/ auß jhrem Hauſe verꝛeiſete; vnd zwar/ ach dem
Vngluͤck! entweder als ein Feindt/ oder als von
Feinden. Was ſolte ſie machen? Zu wem ſolte ſie
zuvoꝛ reden? welchen vnter dieſen beyden ſolte ſie zum
erſten anfangen nicht zu lieben/ wann es die Noth
erforderte? Doch hielte ſie darfuͤr/ daß jhr Sohn/ in
Anſehen jhrer muͤtterlicher Gewalt oder Scham-
hafftigkeit/ am leichteſten moͤchte zu bereden ſeyn.
Derhalben wandte ſie ſich zu jhm/ vnd: verheiſſet jhr
mir/ mein Sohn/ ſagte ſie/ ſo lange allhier ruhig zu
ſeyn biß ich wider komme? Ich vermahne euch bey
dem Recht das eine Mutter hat/ ſagt es zu; im Fall
jhr aber nicht williget/ ſo wil ich euch fuͤr meinen Er-
ben nicht paſſiren laſſen. Als er Zuſag gethan/ gieng
ſie eylends zum Poliarchus/ der ſchon zum Zimmer
hinauß war/ vnd das Roß darauff er fortreiſen wol-
te beym Zuͤgel nam. Dann wiewol er noch ſchwach
war/ dannoch wolte er ſich in die Saͤnffte nicht ſetzẽ/
damit Archombrotus nicht gedenckẽ ſolte/ er mach-
te ſich nur kranck den Kampff mit jhm außzuſchla-
gen. Hyanisbe ſahe jhn mit einem ſolchen Antlitz an
wie eine vnſchuldige Truͤbſeligkeit kan haben/ er-
grieff jhn bey dem Mantel/ vnd: Ich bitte euch/ fieng
ſie an/ vmb der Wolthaten willen die jhr vns erwie-
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[925/0969] Das Fuͤnffte Buch. vorhin gegenwaͤrtig Danck ſagen. Hyanisbe er- ſchrack vber dieſen Worten hefftig; Daß der Koͤ- nig/ der ſich ſo wol vmb ſie verdienet/ vnd ſich jhr ſei- ner Tugenden halben ſehr angenehm gemacht hat- te/ auß jhrem Hauſe verꝛeiſete; vnd zwar/ ach dem Vngluͤck! entweder als ein Feindt/ oder als von Feinden. Was ſolte ſie machen? Zu wem ſolte ſie zuvoꝛ reden? welchen vnter dieſen beyden ſolte ſie zum erſten anfangen nicht zu lieben/ wann es die Noth erforderte? Doch hielte ſie darfuͤr/ daß jhr Sohn/ in Anſehen jhrer muͤtterlicher Gewalt oder Scham- hafftigkeit/ am leichteſten moͤchte zu bereden ſeyn. Derhalben wandte ſie ſich zu jhm/ vnd: verheiſſet jhr mir/ mein Sohn/ ſagte ſie/ ſo lange allhier ruhig zu ſeyn biß ich wider komme? Ich vermahne euch bey dem Recht das eine Mutter hat/ ſagt es zu; im Fall jhr aber nicht williget/ ſo wil ich euch fuͤr meinen Er- ben nicht paſſiren laſſen. Als er Zuſag gethan/ gieng ſie eylends zum Poliarchus/ der ſchon zum Zimmer hinauß war/ vnd das Roß darauff er fortreiſen wol- te beym Zuͤgel nam. Dann wiewol er noch ſchwach war/ dannoch wolte er ſich in die Saͤnffte nicht ſetzẽ/ damit Archombrotus nicht gedenckẽ ſolte/ er mach- te ſich nur kranck den Kampff mit jhm außzuſchla- gen. Hyanisbe ſahe jhn mit einem ſolchen Antlitz an wie eine vnſchuldige Truͤbſeligkeit kan haben/ er- grieff jhn bey dem Mantel/ vnd: Ich bitte euch/ fieng ſie an/ vmb der Wolthaten willen die jhr vns erwie- ſen habt/ daß jhr/ zuvor ehe jhr mit ewerem Abſchied zuerken-

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 925. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/969>, abgerufen am 25.04.2024.