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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Joh. Barclay Argenis/
rühret/ so ist er mit der andern Stelle niemals zu
frieden gewesen; ein Mann von Rhat vnd That/
vnd der jhm bey dem Volcke sonderliche Gunst zu
machen weiß: im vbrigen darff er an Grawsam-
keit/ Meineyde vnd Hoffartbey aller Gelegenheit/
keinem auff der Welt zuvor geben. Er hat sich nicht
viel mühen dörffen den Meleander/ so einen auff-
richtigen Fürsten/ vnter dem Scheine der Freund-
schafft/ zu betriegen. Dann in dem der König/ nach
beygelegten Sorgen sein Gemühte rühig ergetzen
wil/ so erfüllet dieser den Hof mit Leuten seines An-
hangs/ theilet die fürnembsten Aempter/ als er Fug
vnd Recht darzu hette/ vnter seine Freundschafft
auß/ so daß hernach niemand in dem Königreiche
bliebe/ der jhm nicht verbunden were. Letzlich brin-
get jhn seine Thorheit vnd Ehrgeitz so weit/ daß er
fast offentlich wider den König die Waffen ergreif-
fet. Meleander wurde dessen sehr langsam gewahr/
vnd als der Krieg sich schon zu regen begundte/ fien-
ge er erst an nachzudencken wer er were/ vnd zu was
Ende er Kron vnd Scepter angenommen habe. Er
ist ein König/ der keinem er sey wer er wolle/ an Mu-
the vnd Hertzhafftigkeit nachgibet/ auch von sol-
chem Verstande/ daß er nicht anders hat können
vmbgangen werden/ als durch den Vberfluß seiner
Güttigkeit. Ich kan euch nicht gnugsam erzehlen/
wie stattlich er seine Weißheit/ vnd Stärcke an den
Tag gegeben/ seyt er durch anderer Leute Laster
nach seinen Tugenden zugreiffen gezwungen ist

worden.

Joh. Barclay Argenis/
ruͤhret/ ſo iſt er mit der andern Stelle niemals zu
frieden geweſen; ein Mann von Rhat vnd That/
vnd der jhm bey dem Volcke ſonderliche Gunſt zu
machen weiß: im vbrigen darff er an Grawſam-
keit/ Meineyde vnd Hoffartbey aller Gelegenheit/
keinem auff der Welt zuvor geben. Er hat ſich nicht
viel muͤhen doͤrffen den Meleander/ ſo einen auff-
richtigen Fuͤrſten/ vnter dem Scheine der Freund-
ſchafft/ zu betriegen. Dann in dem der Koͤnig/ nach
beygelegten Sorgen ſein Gemuͤhte ruͤhig ergetzen
wil/ ſo erfuͤllet dieſer den Hof mit Leuten ſeines An-
hangs/ theilet die fuͤrnembſten Aempter/ als er Fug
vnd Recht darzu hette/ vnter ſeine Freundſchafft
auß/ ſo daß hernach niemand in dem Koͤnigreiche
bliebe/ der jhm nicht verbunden were. Letzlich brin-
get jhn ſeine Thorheit vnd Ehrgeitz ſo weit/ daß er
faſt offentlich wider den Koͤnig die Waffen ergreif-
fet. Meleander wurde deſſen ſehr langſam gewahr/
vnd als der Krieg ſich ſchon zu regen begundte/ fien-
ge er erſt an nachzudencken wer er were/ vnd zu was
Ende er Kron vnd Scepter angenommen habe. Er
iſt ein Koͤnig/ der keinem er ſey wer er wolle/ an Mu-
the vnd Hertzhafftigkeit nachgibet/ auch von ſol-
chem Verſtande/ daß er nicht anders hat koͤnnen
vmbgangen werden/ als durch den Vberfluß ſeiner
Guͤttigkeit. Ich kan euch nicht gnugſam erzehlen/
wie ſtattlich er ſeine Weißheit/ vnd Staͤrcke an den
Tag gegeben/ ſeyt er durch anderer Leute Laſter
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worden.
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[14/0058] Joh. Barclay Argenis/ ruͤhret/ ſo iſt er mit der andern Stelle niemals zu frieden geweſen; ein Mann von Rhat vnd That/ vnd der jhm bey dem Volcke ſonderliche Gunſt zu machen weiß: im vbrigen darff er an Grawſam- keit/ Meineyde vnd Hoffartbey aller Gelegenheit/ keinem auff der Welt zuvor geben. Er hat ſich nicht viel muͤhen doͤrffen den Meleander/ ſo einen auff- richtigen Fuͤrſten/ vnter dem Scheine der Freund- ſchafft/ zu betriegen. Dann in dem der Koͤnig/ nach beygelegten Sorgen ſein Gemuͤhte ruͤhig ergetzen wil/ ſo erfuͤllet dieſer den Hof mit Leuten ſeines An- hangs/ theilet die fuͤrnembſten Aempter/ als er Fug vnd Recht darzu hette/ vnter ſeine Freundſchafft auß/ ſo daß hernach niemand in dem Koͤnigreiche bliebe/ der jhm nicht verbunden were. Letzlich brin- get jhn ſeine Thorheit vnd Ehrgeitz ſo weit/ daß er faſt offentlich wider den Koͤnig die Waffen ergreif- fet. Meleander wurde deſſen ſehr langſam gewahr/ vnd als der Krieg ſich ſchon zu regen begundte/ fien- ge er erſt an nachzudencken wer er were/ vnd zu was Ende er Kron vnd Scepter angenommen habe. Er iſt ein Koͤnig/ der keinem er ſey wer er wolle/ an Mu- the vnd Hertzhafftigkeit nachgibet/ auch von ſol- chem Verſtande/ daß er nicht anders hat koͤnnen vmbgangen werden/ als durch den Vberfluß ſeiner Guͤttigkeit. Ich kan euch nicht gnugſam erzehlen/ wie ſtattlich er ſeine Weißheit/ vnd Staͤrcke an den Tag gegeben/ ſeyt er durch anderer Leute Laſter nach ſeinen Tugenden zugreiffen gezwungen iſt worden.

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/58>, abgerufen am 28.03.2024.