Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Joh. Barclayens Argenis/
etliche Sicilier erwecken wöllen/ welche euch mit
Bürgerlicher Empörung verwickeln können. Also
vbergeben sie euch denen zubekriegen/ durch welcher
Vermittelung sie von euch hetten sollen gestürtzet
werden. Erweget bey euch selber/ ob solches dieser
edelen Nation mehr zum Schimpffe oder zuscha-
den gereiche. Letzlich/ wollet jhr daß ich euch sagen
sol/ worüber sich ewre Vnterthanen zu beschweren
haben? Vor Zeiten hatt das Volck wegen Stil-
lung solcher Tumulte auff die Macht der Könige
gesehen. Sie haben dem Könige Purpur/ Thron
vnd Schwerdt einhelliglich gegeben/ daß die gros-
sen Häupter nicht solten auß Ehrgeitz an einander
wachsen/ daß nicht in einem Volcke vnterschiedene
Bündtnüsse entstünden/ vnd man sich dessen von
den Vnterthanen besorgen muste/ wessen man sich
sonsten von den Feinden zubefürchten pfleget. Wann
nun vnter dem Königreiche das gemeine Wesen
gleichwol angefochten wirdt/ was hilfft es sie daß
sie jhr Recht fahren lassen/ vnd das Regiement ei-
nem allein haben hingeben? Entweder gebet jhnen
jhre Freyheit wieder/ oder macht daß sie jhrer Ruhe
geniessen können/ welcher wegen sie die Freyheit v-
berlassen haben.

Vber diesen Worten holete Meleander einen
tieffen Seufftzer herauff/ vnd sagte/ daß man diese
Kranckheit leichter erkennen/ als durch Artzney ver-
treiben könte. Er hette sich nunmehr an dem Eri-
stenes vnd Oloodemus gerochen; so were Lycogenes

auch

Joh. Barclayens Argenis/
etliche Sicilier erwecken woͤllen/ welche euch mit
Buͤrgerlicher Empoͤrung verwickeln koͤnnen. Alſo
vbergeben ſie euch denen zubekriegen/ durch welcher
Vermittelung ſie von euch hetten ſollen geſtuͤrtzet
werden. Erweget bey euch ſelber/ ob ſolches dieſer
edelen Nation mehr zum Schimpffe oder zuſcha-
den gereiche. Letzlich/ wollet jhr daß ich euch ſagen
ſol/ woruͤber ſich ewre Vnterthanen zu beſchweren
haben? Vor Zeiten hatt das Volck wegen Stil-
lung ſolcher Tumulte auff die Macht der Koͤnige
geſehen. Sie haben dem Koͤnige Purpur/ Thron
vnd Schwerdt einhelliglich gegeben/ daß die groſ-
ſen Haͤupter nicht ſolten auß Ehrgeitz an einander
wachſen/ daß nicht in einem Volcke vnterſchiedene
Buͤndtnuͤſſe entſtuͤnden/ vnd man ſich deſſen von
den Vnterthanen beſorgen muſte/ weſſen man ſich
ſonſten von den Feindẽ zubefuͤrchten pfleget. Wañ
nun vnter dem Koͤnigreiche das gemeine Weſen
gleichwol angefochten wirdt/ was hilfft es ſie daß
ſie jhr Recht fahren laſſen/ vnd das Regiement ei-
nem allein haben hingeben? Entweder gebet jhnen
jhre Freyheit wieder/ oder macht daß ſie jhrer Ruhe
genieſſen koͤnnen/ welcher wegen ſie die Freyheit v-
berlaſſen haben.

Vber dieſen Worten holete Meleander einen
tieffen Seufftzer herauff/ vnd ſagte/ daß man dieſe
Kranckheit leichter erkennen/ als durch Artzney ver-
treiben koͤnte. Er hette ſich nunmehr an dem Eri-
ſtenes vñ Oloodemus gerochen; ſo were Lycogenes

auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0472" n="428"/><fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/>
etliche Sicilier erwecken wo&#x0364;llen/ welche euch mit<lb/>
Bu&#x0364;rgerlicher Empo&#x0364;rung verwickeln ko&#x0364;nnen. Al&#x017F;o<lb/>
vbergeben &#x017F;ie euch denen zubekriegen/ durch welcher<lb/>
Vermittelung &#x017F;ie von euch hetten &#x017F;ollen ge&#x017F;tu&#x0364;rtzet<lb/>
werden. Erweget bey euch &#x017F;elber/ ob &#x017F;olches die&#x017F;er<lb/>
edelen Nation mehr zum Schimpffe oder zu&#x017F;cha-<lb/>
den gereiche. Letzlich/ wollet jhr daß ich euch &#x017F;agen<lb/>
&#x017F;ol/ woru&#x0364;ber &#x017F;ich ewre Vnterthanen zu be&#x017F;chweren<lb/>
haben? Vor Zeiten hatt das Volck wegen Stil-<lb/>
lung &#x017F;olcher Tumulte auff die Macht der Ko&#x0364;nige<lb/>
ge&#x017F;ehen. Sie haben dem Ko&#x0364;nige Purpur/ Thron<lb/>
vnd Schwerdt einhelliglich gegeben/ daß die gro&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Ha&#x0364;upter nicht &#x017F;olten auß Ehrgeitz an einander<lb/>
wach&#x017F;en/ daß nicht in einem Volcke vnter&#x017F;chiedene<lb/>
Bu&#x0364;ndtnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ent&#x017F;tu&#x0364;nden/ vnd man &#x017F;ich de&#x017F;&#x017F;en von<lb/>
den Vnterthanen be&#x017F;orgen mu&#x017F;te/ we&#x017F;&#x017F;en man &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;on&#x017F;ten von den Feinde&#x0303; zubefu&#x0364;rchten pfleget. Wan&#x0303;<lb/>
nun vnter dem Ko&#x0364;nigreiche das gemeine We&#x017F;en<lb/>
gleichwol angefochten wirdt/ was hilfft es &#x017F;ie daß<lb/>
&#x017F;ie jhr Recht fahren la&#x017F;&#x017F;en/ vnd das Regiement ei-<lb/>
nem allein haben hingeben? Entweder gebet jhnen<lb/>
jhre Freyheit wieder/ oder macht daß &#x017F;ie jhrer Ruhe<lb/>
genie&#x017F;&#x017F;en ko&#x0364;nnen/ welcher wegen &#x017F;ie die Freyheit v-<lb/>
berla&#x017F;&#x017F;en haben.</p><lb/>
            <p>Vber die&#x017F;en Worten holete Meleander einen<lb/>
tieffen Seufftzer herauff/ vnd &#x017F;agte/ daß man die&#x017F;e<lb/>
Kranckheit leichter erkennen/ als durch Artzney ver-<lb/>
treiben ko&#x0364;nte. Er hette &#x017F;ich nunmehr an dem Eri-<lb/>
&#x017F;tenes vn&#x0303; Oloodemus gerochen; &#x017F;o were Lycogenes<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[428/0472] Joh. Barclayens Argenis/ etliche Sicilier erwecken woͤllen/ welche euch mit Buͤrgerlicher Empoͤrung verwickeln koͤnnen. Alſo vbergeben ſie euch denen zubekriegen/ durch welcher Vermittelung ſie von euch hetten ſollen geſtuͤrtzet werden. Erweget bey euch ſelber/ ob ſolches dieſer edelen Nation mehr zum Schimpffe oder zuſcha- den gereiche. Letzlich/ wollet jhr daß ich euch ſagen ſol/ woruͤber ſich ewre Vnterthanen zu beſchweren haben? Vor Zeiten hatt das Volck wegen Stil- lung ſolcher Tumulte auff die Macht der Koͤnige geſehen. Sie haben dem Koͤnige Purpur/ Thron vnd Schwerdt einhelliglich gegeben/ daß die groſ- ſen Haͤupter nicht ſolten auß Ehrgeitz an einander wachſen/ daß nicht in einem Volcke vnterſchiedene Buͤndtnuͤſſe entſtuͤnden/ vnd man ſich deſſen von den Vnterthanen beſorgen muſte/ weſſen man ſich ſonſten von den Feindẽ zubefuͤrchten pfleget. Wañ nun vnter dem Koͤnigreiche das gemeine Weſen gleichwol angefochten wirdt/ was hilfft es ſie daß ſie jhr Recht fahren laſſen/ vnd das Regiement ei- nem allein haben hingeben? Entweder gebet jhnen jhre Freyheit wieder/ oder macht daß ſie jhrer Ruhe genieſſen koͤnnen/ welcher wegen ſie die Freyheit v- berlaſſen haben. Vber dieſen Worten holete Meleander einen tieffen Seufftzer herauff/ vnd ſagte/ daß man dieſe Kranckheit leichter erkennen/ als durch Artzney ver- treiben koͤnte. Er hette ſich nunmehr an dem Eri- ſtenes vñ Oloodemus gerochen; ſo were Lycogenes auch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/472
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/472>, abgerufen am 19.04.2024.