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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Ander Buch.
er mehr durch den Schein der Freundtschafft/ als
durch Erliegung seiner Kräfften/ were vberwunden
worden. Ihr möchtet aber einwenden/ wannher sol-
che deß Radirobanes Liebe gegen dem Meleander
rührete? Entweder ich jrre/ oder der König/ so noch
ein junger Herr ist/ wie ich höre/ vnd deß Ruhmes v-
berauß begiehrig/ hat diese Gelegenheit ergrieffen/
bey welcher er nebenst dem Lobe deß Krieges halben/
ewre Tochter/ gleichsam seines Verdienstes wegen/
zu erlangen vermeinet. Derhalben wirdt er sich der-
massen verhalten/ als ob er vmb das seinige stritte/
vnd Sicilien destomehr Freundtschafft erweisen/
auch gegen ewerer Majestet ehrerbietiger seyn/ je
mehr er wirdt hoffen/ ewer Königliches Hauß in
künfftig zubesitzen.

Vnd zwar den Cleobulus betrogen seine Ge-
dancken nicht. Dann das Gerüchte von der Arge-
nis/ vnd die Begierde zu dem Königreiche Sicilien/
welches an die Princessin kommen solte/ hatten dem
Radirobanes dieses zuthun eingegeben. Er hatte die-
se Flotte in bereitschafft gehabt/ wegen eines Zuges
wider die Mauritanier/ welchen er fürzunehmen ge-
sonnen war. Das Geschrey aber von dem Sici-
lischen Kriege machte/ daß er seinen Weg in
Africa verschub/ vnd zu einem löbli-
chern Ende dem Meleander
zuschiffete.

Melean-

Das Ander Buch.
er mehr durch den Schein der Freundtſchafft/ als
durch Erliegung ſeiner Kraͤfften/ were vberwunden
worden. Ihr moͤchtet aber einwenden/ wannher ſol-
che deß Radirobanes Liebe gegen dem Meleander
ruͤhrete? Entweder ich jrꝛe/ oder der Koͤnig/ ſo noch
ein junger Herꝛ iſt/ wie ich hoͤre/ vnd deß Ruhmes v-
berauß begiehrig/ hat dieſe Gelegenheit ergrieffen/
bey welcher er nebenſt dem Lobe deß Krieges halben/
ewre Tochter/ gleichſam ſeines Verdienſtes wegen/
zu erlangen vermeinet. Derhalben wirdt er ſich der-
maſſen verhalten/ als ob er vmb das ſeinige ſtritte/
vnd Sicilien deſtomehr Freundtſchafft erweiſen/
auch gegen ewerer Majeſtet ehrerbietiger ſeyn/ je
mehr er wirdt hoffen/ ewer Koͤnigliches Hauß in
kuͤnfftig zubeſitzen.

Vnd zwar den Cleobulus betrogen ſeine Ge-
dancken nicht. Dann das Geruͤchte von der Arge-
nis/ vnd die Begierde zu dem Koͤnigreiche Sicilien/
welches an die Princeſſin kommen ſolte/ hatten dem
Radirobanes dieſes zuthun eingegeben. Er hatte die-
ſe Flotte in bereitſchafft gehabt/ wegen eines Zuges
wider die Mauritanier/ welchen er fuͤrzunehmen ge-
ſonnen war. Das Geſchrey aber von dem Sici-
liſchen Kriege machte/ daß er ſeinen Weg in
Africa verſchub/ vnd zu einem loͤbli-
chern Ende dem Meleander
zuſchiffete.

Melean-
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[351/0395] Das Ander Buch. er mehr durch den Schein der Freundtſchafft/ als durch Erliegung ſeiner Kraͤfften/ were vberwunden worden. Ihr moͤchtet aber einwenden/ wannher ſol- che deß Radirobanes Liebe gegen dem Meleander ruͤhrete? Entweder ich jrꝛe/ oder der Koͤnig/ ſo noch ein junger Herꝛ iſt/ wie ich hoͤre/ vnd deß Ruhmes v- berauß begiehrig/ hat dieſe Gelegenheit ergrieffen/ bey welcher er nebenſt dem Lobe deß Krieges halben/ ewre Tochter/ gleichſam ſeines Verdienſtes wegen/ zu erlangen vermeinet. Derhalben wirdt er ſich der- maſſen verhalten/ als ob er vmb das ſeinige ſtritte/ vnd Sicilien deſtomehr Freundtſchafft erweiſen/ auch gegen ewerer Majeſtet ehrerbietiger ſeyn/ je mehr er wirdt hoffen/ ewer Koͤnigliches Hauß in kuͤnfftig zubeſitzen. Vnd zwar den Cleobulus betrogen ſeine Ge- dancken nicht. Dann das Geruͤchte von der Arge- nis/ vnd die Begierde zu dem Koͤnigreiche Sicilien/ welches an die Princeſſin kommen ſolte/ hatten dem Radirobanes dieſes zuthun eingegeben. Er hatte die- ſe Flotte in bereitſchafft gehabt/ wegen eines Zuges wider die Mauritanier/ welchen er fuͤrzunehmen ge- ſonnen war. Das Geſchrey aber von dem Sici- liſchen Kriege machte/ daß er ſeinen Weg in Africa verſchub/ vnd zu einem loͤbli- chern Ende dem Meleander zuſchiffete. Melean-

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/395>, abgerufen am 19.04.2024.