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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Ander Buch.

Doch sagen sie von etlichen Orackeln/ daß der
Außgang dar auff erfolget sey. Hierdurch wöllen sie
jhnen einen Glauben zu wegen bringen/ als ob diese
Kunst nicht solle verachtet werden. Ich läugne zum
ersten bald/ wann sich schon etwas dergleichen bege-
ben hat/ daß es auß notwendigkeit der vnwandelba-
ren bevorstehung oder zwang der Gestirne hab erfol-
gen müssen. Viel ehe wolte ich glauben/ daß ein son-
derliche Göttliche Krafft sey/ welche zur Rache sol-
chen schändlichen Aberglaubens/ den Menschen zu
weilen eben diß fürstellet/ wessen sie sich nicht von den
Göttern/ sondern von dem Gestirne beförchtet ha-
ben. Hernach wie die Träume/ wiewol sie ohn Kunst
vnd Leitung herumb jrren/ dannoch bißweilen die
Gestalten künfftiger Dinge fürbilden: vnd wie ein
Blinder/ wann er mit einer menge Steine vmb sich
wirfft/ zu zeiten gleichwol ohn seine Gedancken das
Ziel trifft. So ist es auch kein Wunder/ weil jhr offt
vnd allenthalben lieget/ wann das Glück ewerer ver-
wegenheit bißweilen fort hilfft. Was verwundert
jhr euch dann/ daß jhr ein mal wahr geredt habt? Es
bezeugen auch diese wenige Warheiten/ welche an
euch ins gemein gelobet werden/ daß hinder ewerer
Kunst nicht viel stecke. Dann was kan für ein kläre-
re Anzeigung seyn/ daß jhr mit der Warheit wenig
Gemeinschafft habt/ als diese/ daß man es gleich als
für ein Wunderzeichen rechnet/ wann ewere Gau-
ckeley ohngefehr mit jhr vberein trifft? Ich trawe a-
ber dem gemeinen Geschrey auch nicht so viel/ daß

ich
Das Ander Buch.

Doch ſagen ſie von etlichen Orackeln/ daß der
Außgang dar auff erfolget ſey. Hierdurch woͤllen ſie
jhnen einen Glauben zu wegen bringen/ als ob dieſe
Kunſt nicht ſolle verachtet werden. Ich laͤugne zum
erſten bald/ wann ſich ſchon etwas dergleichen bege-
ben hat/ daß es auß notwendigkeit der vnwandelba-
ren bevorſtehung oder zwang der Geſtirne hab erfol-
gen muͤſſen. Viel ehe wolte ich glauben/ daß ein ſon-
derliche Goͤttliche Krafft ſey/ welche zur Rache ſol-
chen ſchaͤndlichen Aberglaubens/ den Menſchen zu
weilen eben diß fuͤrſtellet/ weſſen ſie ſich nicht von den
Goͤttern/ ſondern von dem Geſtirne befoͤrchtet ha-
ben. Hernach wie die Traͤume/ wiewol ſie ohn Kunſt
vnd Leitung herumb jrꝛen/ dannoch bißweilen die
Geſtalten kuͤnfftiger Dinge fuͤrbilden: vnd wie ein
Blinder/ wann er mit einer menge Steine vmb ſich
wirfft/ zu zeiten gleichwol ohn ſeine Gedancken das
Ziel trifft. So iſt es auch kein Wunder/ weil jhr offt
vnd allenthalben lieget/ wann das Gluͤck ewerer ver-
wegenheit bißweilen fort hilfft. Was verwundert
jhr euch dann/ daß jhr ein mal wahr geredt habt? Es
bezeugen auch dieſe wenige Warheiten/ welche an
euch ins gemein gelobet werden/ daß hinder ewerer
Kunſt nicht viel ſtecke. Dann was kan fuͤr ein klaͤre-
re Anzeigung ſeyn/ daß jhr mit der Warheit wenig
Gemeinſchafft habt/ als dieſe/ daß man es gleich als
fuͤr ein Wunderzeichen rechnet/ wann ewere Gau-
ckeley ohngefehr mit jhr vberein trifft? Ich trawe a-
ber dem gemeinen Geſchrey auch nicht ſo viel/ daß

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[333/0377] Das Ander Buch. Doch ſagen ſie von etlichen Orackeln/ daß der Außgang dar auff erfolget ſey. Hierdurch woͤllen ſie jhnen einen Glauben zu wegen bringen/ als ob dieſe Kunſt nicht ſolle verachtet werden. Ich laͤugne zum erſten bald/ wann ſich ſchon etwas dergleichen bege- ben hat/ daß es auß notwendigkeit der vnwandelba- ren bevorſtehung oder zwang der Geſtirne hab erfol- gen muͤſſen. Viel ehe wolte ich glauben/ daß ein ſon- derliche Goͤttliche Krafft ſey/ welche zur Rache ſol- chen ſchaͤndlichen Aberglaubens/ den Menſchen zu weilen eben diß fuͤrſtellet/ weſſen ſie ſich nicht von den Goͤttern/ ſondern von dem Geſtirne befoͤrchtet ha- ben. Hernach wie die Traͤume/ wiewol ſie ohn Kunſt vnd Leitung herumb jrꝛen/ dannoch bißweilen die Geſtalten kuͤnfftiger Dinge fuͤrbilden: vnd wie ein Blinder/ wann er mit einer menge Steine vmb ſich wirfft/ zu zeiten gleichwol ohn ſeine Gedancken das Ziel trifft. So iſt es auch kein Wunder/ weil jhr offt vnd allenthalben lieget/ wann das Gluͤck ewerer ver- wegenheit bißweilen fort hilfft. Was verwundert jhr euch dann/ daß jhr ein mal wahr geredt habt? Es bezeugen auch dieſe wenige Warheiten/ welche an euch ins gemein gelobet werden/ daß hinder ewerer Kunſt nicht viel ſtecke. Dann was kan fuͤr ein klaͤre- re Anzeigung ſeyn/ daß jhr mit der Warheit wenig Gemeinſchafft habt/ als dieſe/ daß man es gleich als fuͤr ein Wunderzeichen rechnet/ wann ewere Gau- ckeley ohngefehr mit jhr vberein trifft? Ich trawe a- ber dem gemeinen Geſchrey auch nicht ſo viel/ daß ich

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/377>, abgerufen am 24.04.2024.