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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Ander Buch.
gegnen/ oder was jhm die Götter für ein Ende zu-
geordnet haben. Zum dritten/ daß man nicht woler-
kennen könne/ von welchen Sternen die Kinder jhre
Zuneigungen vberkommen. Letzlich/ daß es entwe-
der eine Thorheit oder eine Gottlosigkeit sey/ solche
Notwendigkeit der Sternen den freyen Sachen o-
der die sich ohngefehr zutragen/ zuschreiben wöl-
len.

Ich wolte weitleufftiger von diesen Sachen
reden: aber/ Allergnädigster König/ ich sehe daß jhr
mich zu hören müde seyd/ vnd den Cleobulus an-
schawet/ welcher euch besser Erklerung deß Krieges
halben/ als ich vnd dieser Mathematicus/ sagen
wird. Nein/ sagte der König/ fahret fort diese Sachen
kürtzlich zu erzehlen. Darauff hub dieser an: Es er-
scheinet darauß/ daß vns die Gestirn nicht zwingen/
daß viel von vns die Reitzung welche sie bey vns er-
wecken/ mit der Vernunfft bändigen; vnd vnser Ge-
schlecht in keinem Dinge von den Bestien so sehr
vnterschieden ist/ als in dieser eigenthümblichen
Freyheit; welche zwar von starcken vnd brennen-
den Bewegungen kan gereitzet/ aber zu Lastern o-
der Tugenden wieder jhren willen nicht gezwun-
gen werden. Dannenher höret man in der Phi-
losophen Schulen nichts gemeines/ als daß sie sa-
gen/ eines weisen Mannes Gemüte/ welches von kei-
ner Dienstbarkeit weiß/ befehle auch den Gestirnen
selbst. Dannenher werden die jenige täglich gelobt/ die
den Zorn/ die Liebe vnd andere Ströme/ mit welchen

die
X iiij

Das Ander Buch.
gegnen/ oder was jhm die Goͤtter fuͤr ein Ende zu-
geordnet haben. Zum dritten/ daß man nicht woler-
kennen koͤnne/ von welchen Sternen die Kinder jhre
Zuneigungen vberkommen. Letzlich/ daß es entwe-
der eine Thorheit oder eine Gottloſigkeit ſey/ ſolche
Notwendigkeit der Sternen den freyen Sachen o-
der die ſich ohngefehr zutragen/ zuſchreiben woͤl-
len.

Ich wolte weitleufftiger von dieſen Sachen
reden: aber/ Allergnaͤdigſter Koͤnig/ ich ſehe daß jhr
mich zu hoͤren muͤde ſeyd/ vnd den Cleobulus an-
ſchawet/ welcher euch beſſer Erklerung deß Krieges
halben/ als ich vnd dieſer Mathematicus/ ſagen
wird. Nein/ ſagte der Koͤnig/ fahret fort dieſe Sachẽ
kuͤrtzlich zu erzehlen. Darauff hub dieſer an: Es er-
ſcheinet darauß/ daß vns die Geſtirn nicht zwingen/
daß viel von vns die Reitzung welche ſie bey vns er-
wecken/ mit der Vernunfft baͤndigen; vnd vnſer Ge-
ſchlecht in keinem Dinge von den Beſtien ſo ſehr
vnterſchieden iſt/ als in dieſer eigenthuͤmblichen
Freyheit; welche zwar von ſtarcken vnd brennen-
den Bewegungen kan gereitzet/ aber zu Laſtern o-
der Tugenden wieder jhren willen nicht gezwun-
gen werden. Dannenher hoͤret man in der Phi-
loſophen Schulen nichts gemeines/ als daß ſie ſa-
gen/ eines weiſen Mannes Gemuͤte/ welches von kei-
ner Dienſtbarkeit weiß/ befehle auch den Geſtirnen
ſelbſt. Dannenher werdẽ die jenige taͤglich gelobt/ die
den Zorn/ die Liebe vnd andere Stroͤme/ mit welchen

die
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[327/0371] Das Ander Buch. gegnen/ oder was jhm die Goͤtter fuͤr ein Ende zu- geordnet haben. Zum dritten/ daß man nicht woler- kennen koͤnne/ von welchen Sternen die Kinder jhre Zuneigungen vberkommen. Letzlich/ daß es entwe- der eine Thorheit oder eine Gottloſigkeit ſey/ ſolche Notwendigkeit der Sternen den freyen Sachen o- der die ſich ohngefehr zutragen/ zuſchreiben woͤl- len. Ich wolte weitleufftiger von dieſen Sachen reden: aber/ Allergnaͤdigſter Koͤnig/ ich ſehe daß jhr mich zu hoͤren muͤde ſeyd/ vnd den Cleobulus an- ſchawet/ welcher euch beſſer Erklerung deß Krieges halben/ als ich vnd dieſer Mathematicus/ ſagen wird. Nein/ ſagte der Koͤnig/ fahret fort dieſe Sachẽ kuͤrtzlich zu erzehlen. Darauff hub dieſer an: Es er- ſcheinet darauß/ daß vns die Geſtirn nicht zwingen/ daß viel von vns die Reitzung welche ſie bey vns er- wecken/ mit der Vernunfft baͤndigen; vnd vnſer Ge- ſchlecht in keinem Dinge von den Beſtien ſo ſehr vnterſchieden iſt/ als in dieſer eigenthuͤmblichen Freyheit; welche zwar von ſtarcken vnd brennen- den Bewegungen kan gereitzet/ aber zu Laſtern o- der Tugenden wieder jhren willen nicht gezwun- gen werden. Dannenher hoͤret man in der Phi- loſophen Schulen nichts gemeines/ als daß ſie ſa- gen/ eines weiſen Mannes Gemuͤte/ welches von kei- ner Dienſtbarkeit weiß/ befehle auch den Geſtirnen ſelbſt. Dannenher werdẽ die jenige taͤglich gelobt/ die den Zorn/ die Liebe vnd andere Stroͤme/ mit welchen die X iiij

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/371>, abgerufen am 29.03.2024.