Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Ander Buch.
war am meisten zu dancken/ derer Fleiß vnd Ge-
schickligkeit aller Künstler Arbeit vnd Wissen-
schafft vbertroffen hatte. Der Weg so zu diesem
königlichen Lusthause trug war bäwrisch (die Kö-
nigin hatte jhn nicht wollen ebenen vnd glatt ma-
chen lassen) vnd also auff die Seite deß Berges ge-
krümmet/ daß es mehr schiene/ er gantz herumb als
hinauff trüge. Die lincke Handt der Strasse war
mit dicken Stauden vnd allerley Gestrütticht/ wel-
ches wegen seiner vngleichen vnd lieblichen Grüne
die Augen hefftig erquickte/ bedecket. Es kamen
auch kleine Hübel/ mit denen sich das Feldt gemach
erhöhete/ biß der Berg mit einer langen vnd schat-
tichten Reyhe der dicken Bäume gehling angieng.
Zur rechten Handt sahe man schöne Thäler mit
Gärten vnd Weine angeleget; vnten aber an den
Hügeln/ welche einen halben Monden machten/
hatte die feiste vnd grüne Weyde sich weit vmbher
außgestrecket. Vnter der Spitzen deß Berges war
eine hohe vnd breyte Fläche/ auff welcher das Hauß
gebawet stundt. Wann man zum Thore kam/
wurden die Augen gar von einer andern Gestalt deß
Ortes mit freyer Besichtigung entlegener Felder
erlüstiget. Dann für dem Eyngange war ein weiter
Platz für Wagen vnd Menschen/ mit wenigen/ a-
ber hohen Bäumen besetzet; vnter welcher Schat-
ten die Soldaten vnd Wache allerley Bäncke vnd
steinerne Tische getragen hatten. Man sahe auch
von diesem erhabenen Orte die seltzamen Irrgänge

deß

Das Ander Buch.
war am meiſten zu dancken/ derer Fleiß vnd Ge-
ſchickligkeit aller Kuͤnſtler Arbeit vnd Wiſſen-
ſchafft vbertroffen hatte. Der Weg ſo zu dieſem
koͤniglichen Luſthauſe trug war baͤwriſch (die Koͤ-
nigin hatte jhn nicht wollen ebenen vnd glatt ma-
chen laſſen) vnd alſo auff die Seite deß Berges ge-
kruͤmmet/ daß es mehr ſchiene/ er gantz herumb als
hinauff truͤge. Die lincke Handt der Straſſe war
mit dicken Stauden vnd allerley Geſtruͤtticht/ wel-
ches wegen ſeiner vngleichen vnd lieblichen Gruͤne
die Augen hefftig erquickte/ bedecket. Es kamen
auch kleine Huͤbel/ mit denen ſich das Feldt gemach
erhoͤhete/ biß der Berg mit einer langen vnd ſchat-
tichten Reyhe der dicken Baͤume gehling angieng.
Zur rechten Handt ſahe man ſchoͤne Thaͤler mit
Gaͤrten vnd Weine angeleget; vnten aber an den
Huͤgeln/ welche einen halben Monden machten/
hatte die feiſte vnd gruͤne Weyde ſich weit vmbher
außgeſtrecket. Vnter der Spitzen deß Berges war
eine hohe vnd breyte Flaͤche/ auff welcher das Hauß
gebawet ſtundt. Wann man zum Thore kam/
wurden die Augen gar von einer andern Geſtalt deß
Ortes mit freyer Beſichtigung entlegener Felder
erluͤſtiget. Dann fuͤr dem Eyngange war ein weiter
Platz fuͤr Wagen vnd Menſchen/ mit wenigen/ a-
ber hohen Baͤumen beſetzet; vnter welcher Schat-
ten die Soldaten vnd Wache allerley Baͤncke vnd
ſteinerne Tiſche getragen hatten. Man ſahe auch
von dieſem erhabenen Orte die ſeltzamen Irꝛgaͤnge

deß
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0313" n="269"/><fw place="top" type="header">Das Ander Buch.</fw><lb/>
war am mei&#x017F;ten zu dancken/ derer Fleiß vnd Ge-<lb/>
&#x017F;chickligkeit aller Ku&#x0364;n&#x017F;tler Arbeit vnd Wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chafft vbertroffen hatte. Der Weg &#x017F;o zu die&#x017F;em<lb/>
ko&#x0364;niglichen Lu&#x017F;thau&#x017F;e trug war ba&#x0364;wri&#x017F;ch (die Ko&#x0364;-<lb/>
nigin hatte jhn nicht wollen ebenen vnd glatt ma-<lb/>
chen la&#x017F;&#x017F;en) vnd al&#x017F;o auff die Seite deß Berges ge-<lb/>
kru&#x0364;mmet/ daß es mehr &#x017F;chiene/ er gantz herumb als<lb/>
hinauff tru&#x0364;ge. Die lincke Handt der Stra&#x017F;&#x017F;e war<lb/>
mit dicken Stauden vnd allerley Ge&#x017F;tru&#x0364;tticht/ wel-<lb/>
ches wegen &#x017F;einer vngleichen vnd lieblichen Gru&#x0364;ne<lb/>
die Augen hefftig erquickte/ bedecket. Es kamen<lb/>
auch kleine Hu&#x0364;bel/ mit denen &#x017F;ich das Feldt gemach<lb/>
erho&#x0364;hete/ biß der Berg mit einer langen vnd &#x017F;chat-<lb/>
tichten Reyhe der dicken Ba&#x0364;ume gehling angieng.<lb/>
Zur rechten Handt &#x017F;ahe man &#x017F;cho&#x0364;ne Tha&#x0364;ler mit<lb/>
Ga&#x0364;rten vnd Weine angeleget; vnten aber an den<lb/>
Hu&#x0364;geln/ welche einen halben Monden machten/<lb/>
hatte die fei&#x017F;te vnd gru&#x0364;ne Weyde &#x017F;ich weit vmbher<lb/>
außge&#x017F;trecket. Vnter der Spitzen deß Berges war<lb/>
eine hohe vnd breyte Fla&#x0364;che/ auff welcher das Hauß<lb/>
gebawet &#x017F;tundt. Wann man zum Thore kam/<lb/>
wurden die Augen gar von einer andern Ge&#x017F;talt deß<lb/>
Ortes mit freyer Be&#x017F;ichtigung entlegener Felder<lb/>
erlu&#x0364;&#x017F;tiget. Dann fu&#x0364;r dem Eyngange war ein weiter<lb/>
Platz fu&#x0364;r Wagen vnd Men&#x017F;chen/ mit wenigen/ a-<lb/>
ber hohen Ba&#x0364;umen be&#x017F;etzet; vnter welcher Schat-<lb/>
ten die Soldaten vnd Wache allerley Ba&#x0364;ncke vnd<lb/>
&#x017F;teinerne Ti&#x017F;che getragen hatten. Man &#x017F;ahe auch<lb/>
von die&#x017F;em erhabenen Orte die &#x017F;eltzamen Ir&#xA75B;ga&#x0364;nge<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">deß</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[269/0313] Das Ander Buch. war am meiſten zu dancken/ derer Fleiß vnd Ge- ſchickligkeit aller Kuͤnſtler Arbeit vnd Wiſſen- ſchafft vbertroffen hatte. Der Weg ſo zu dieſem koͤniglichen Luſthauſe trug war baͤwriſch (die Koͤ- nigin hatte jhn nicht wollen ebenen vnd glatt ma- chen laſſen) vnd alſo auff die Seite deß Berges ge- kruͤmmet/ daß es mehr ſchiene/ er gantz herumb als hinauff truͤge. Die lincke Handt der Straſſe war mit dicken Stauden vnd allerley Geſtruͤtticht/ wel- ches wegen ſeiner vngleichen vnd lieblichen Gruͤne die Augen hefftig erquickte/ bedecket. Es kamen auch kleine Huͤbel/ mit denen ſich das Feldt gemach erhoͤhete/ biß der Berg mit einer langen vnd ſchat- tichten Reyhe der dicken Baͤume gehling angieng. Zur rechten Handt ſahe man ſchoͤne Thaͤler mit Gaͤrten vnd Weine angeleget; vnten aber an den Huͤgeln/ welche einen halben Monden machten/ hatte die feiſte vnd gruͤne Weyde ſich weit vmbher außgeſtrecket. Vnter der Spitzen deß Berges war eine hohe vnd breyte Flaͤche/ auff welcher das Hauß gebawet ſtundt. Wann man zum Thore kam/ wurden die Augen gar von einer andern Geſtalt deß Ortes mit freyer Beſichtigung entlegener Felder erluͤſtiget. Dann fuͤr dem Eyngange war ein weiter Platz fuͤr Wagen vnd Menſchen/ mit wenigen/ a- ber hohen Baͤumen beſetzet; vnter welcher Schat- ten die Soldaten vnd Wache allerley Baͤncke vnd ſteinerne Tiſche getragen hatten. Man ſahe auch von dieſem erhabenen Orte die ſeltzamen Irꝛgaͤnge deß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/313
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/313>, abgerufen am 28.03.2024.