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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Joh. Barclayens Argenis/
das Armband/ das nunmehr vbergebene Geschenck
der Argenis/ auß der Schachtel/ vnd zeigete es jhm.
Aber sein Schmertz ließ jhm nit zu/ daß er die künst-
liche Arbeit vnd thewren Steine hette betrachten
mögen. Als sie denselbigen Abend mit Weheklagen
hingebracht hatten/ entschlossen sie sich beyde zu dem
Meleander wider vmbzukehren/ damit er jhm auff
den Poliarchus keine Rechnung machte/ vnd sie jhn
zur Zeit der Noth nicht verliessen: weil sie sonderlich
vermeineten/ Sicilien würde allbereit im Harnisch
seyn. Derhalben machten sie mit jhrer Reise auch
solche Vmbschweiffe/ damit sie im Hafen zu Epeir-
cte einlauffen möchten. Es giengen/ wie im Frühlin-
ge zu geschehen pfleget/ vnterschiedene vnd vnruhige
Winde/ so daß sie erst auff den siebenden Tag Epeir-
cten in das Gesichte bekamen. Je näher sie aber dem
Vfer segelten/ je grösseres Leyd sie empfunden. Sie
hetten gewündschet daß die Erde vor jhnen wiche/
welche sie kurtz zuvor mit Rudern vnd Segeln such-
ten. Dann mit was für Worten solten sie die böse
Zeitung erzehlen? oder wer würde sie hernach nicht
scheel ansehen/ daß sie so trawrige Bottschafft ge-
brach[t]? Arsidas hatte auch noch einen hefftigern
Kummer/ von welchem Timonides nicht wußte.
Er kränckte sich nicht so sehr wegen Meleanders/
als wegen der Argenis. Würde er jhren Todt wol
sehen/ vnd was mehr ist/ sie mit seiner trawrigen Er-
zehlung vmbbringen können? Mit was für ergrim-
mung würde sie jhm verweisen/ da er vorhin mitten

vnter

Joh. Barclayens Argenis/
das Armband/ das nunmehr vbergebene Geſchenck
der Argenis/ auß der Schachtel/ vnd zeigete es jhm.
Aber ſein Schmertz ließ jhm nit zu/ daß er die kuͤnſt-
liche Arbeit vnd thewren Steine hette betrachten
moͤgen. Als ſie denſelbigen Abend mit Weheklagen
hingebracht hatten/ entſchloſſen ſie ſich beyde zu dem
Meleander wider vmbzukehren/ damit er jhm auff
den Poliarchus keine Rechnung machte/ vnd ſie jhn
zur Zeit der Noth nicht verlieſſen: weil ſie ſonderlich
vermeineten/ Sicilien wuͤrde allbereit im Harniſch
ſeyn. Derhalben machten ſie mit jhrer Reiſe auch
ſolche Vmbſchweiffe/ damit ſie im Hafen zu Epeir-
cte einlauffen moͤchten. Es giengen/ wie im Fruͤhlin-
ge zu geſchehen pfleget/ vnterſchiedene vnd vnruhige
Winde/ ſo daß ſie erſt auff den ſiebendẽ Tag Epeir-
cten in das Geſichte bekamen. Je naͤher ſie aber dem
Vfer ſegelten/ je groͤſſeres Leyd ſie empfunden. Sie
hetten gewuͤndſchet daß die Erde vor jhnen wiche/
welche ſie kurtz zuvor mit Rudern vnd Segeln ſuch-
ten. Dann mit was fuͤr Worten ſolten ſie die boͤſe
Zeitung erzehlen? oder wer wuͤrde ſie hernach nicht
ſcheel anſehen/ daß ſie ſo trawrige Bottſchafft ge-
brach[t]? Arſidas hatte auch noch einen hefftigern
Kummer/ von welchem Timonides nicht wußte.
Er kraͤnckte ſich nicht ſo ſehr wegen Meleanders/
als wegen der Argenis. Wuͤrde er jhren Todt wol
ſehen/ vnd was mehr iſt/ ſie mit ſeiner trawrigen Er-
zehlung vmbbringen koͤnnen? Mit was fuͤr ergrim-
mung wuͤrde ſie jhm verweiſen/ da er vorhin mitten

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[248/0292] Joh. Barclayens Argenis/ das Armband/ das nunmehr vbergebene Geſchenck der Argenis/ auß der Schachtel/ vnd zeigete es jhm. Aber ſein Schmertz ließ jhm nit zu/ daß er die kuͤnſt- liche Arbeit vnd thewren Steine hette betrachten moͤgen. Als ſie denſelbigen Abend mit Weheklagen hingebracht hatten/ entſchloſſen ſie ſich beyde zu dem Meleander wider vmbzukehren/ damit er jhm auff den Poliarchus keine Rechnung machte/ vnd ſie jhn zur Zeit der Noth nicht verlieſſen: weil ſie ſonderlich vermeineten/ Sicilien wuͤrde allbereit im Harniſch ſeyn. Derhalben machten ſie mit jhrer Reiſe auch ſolche Vmbſchweiffe/ damit ſie im Hafen zu Epeir- cte einlauffen moͤchten. Es giengen/ wie im Fruͤhlin- ge zu geſchehen pfleget/ vnterſchiedene vnd vnruhige Winde/ ſo daß ſie erſt auff den ſiebendẽ Tag Epeir- cten in das Geſichte bekamen. Je naͤher ſie aber dem Vfer ſegelten/ je groͤſſeres Leyd ſie empfunden. Sie hetten gewuͤndſchet daß die Erde vor jhnen wiche/ welche ſie kurtz zuvor mit Rudern vnd Segeln ſuch- ten. Dann mit was fuͤr Worten ſolten ſie die boͤſe Zeitung erzehlen? oder wer wuͤrde ſie hernach nicht ſcheel anſehen/ daß ſie ſo trawrige Bottſchafft ge- bracht? Arſidas hatte auch noch einen hefftigern Kummer/ von welchem Timonides nicht wußte. Er kraͤnckte ſich nicht ſo ſehr wegen Meleanders/ als wegen der Argenis. Wuͤrde er jhren Todt wol ſehen/ vnd was mehr iſt/ ſie mit ſeiner trawrigen Er- zehlung vmbbringen koͤnnen? Mit was fuͤr ergrim- mung wuͤrde ſie jhm verweiſen/ da er vorhin mitten vnter

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/292>, abgerufen am 25.04.2024.