Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Erste Buch.

Die Ordnung der Ceremonien/ von der Zeit an
als Argenis drüber gesetzt worden/ ward also ange-
stellet. Die Sicilier hielten auff gewisse Zeit eine
Messe vnd Marckt wegen der Kauffmannschafft/
auff welchen der König seine Satzungen anschla-
gen/ vnd Vrtheil wider die Verbrecher ergehen ließ.
Die vbrige Zeit ward auff Geistliche Sachen vnd
offentliche Gebräuche gewendet. Da dann auß allen
Benachbarten Stätten/ Flecken vnd Dörffern zu-
sammen lieffen/ die so Bäwrische Nahrung feil ha-
ben/ oder Bürgerliche Notturfft kauffen wolten. Die-
ser Tag aber war zur Opferung der Pallas bestim-
met/ damit desto mehr Volcks die Argenis sehen
möchte/ welche wo sie auch in Sicilien hin reisete/ al-
lezeit in jrem Geleite Priester vnd Geistliche mit sich
hatte. Hernach folgten die grossen Opffer/ vnd als-
dann die andern. Auff den Neundten Tag/ wann ein
Tempel der Minerven in der nähe war/ trug man
dahin das Bildnüß der Göttin zu deren Ehren man
das Fest feyerte: wo nicht/ so ruffte man auß dem be-
quemesten Tempel den Gott oder die Göttin so dar-
innen wohnet/ damit durch solcheentweichung Pal-
las möchte beherbriget werden: weil zwey Götter in
einem Tempel nicht zu wohnen pflegen. Die Thü-
ren wurden mit Lorbeerzweigen behangen/ vnd mit
Ampeln vnd schönen Tüchern gezieret. Das Bild-
nüß so man auff dem Altar anbetete sahe ernsthafft
auß/ mit den gewöhnlichen Waffen dieser Göttin.
Die emporgehobenen Augenbrawen/ das drewende

Antlitz/
L ij
Das Erſte Buch.

Die Ordnung der Ceremonien/ von der Zeit an
als Argenis druͤber geſetzt worden/ ward alſo ange-
ſtellet. Die Sicilier hielten auff gewiſſe Zeit eine
Meſſe vnd Marckt wegen der Kauffmannſchafft/
auff welchen der Koͤnig ſeine Satzungen anſchla-
gen/ vnd Vrtheil wider die Verbrecher ergehen ließ.
Die vbrige Zeit ward auff Geiſtliche Sachen vnd
offentliche Gebraͤuche gewendet. Da dann auß allẽ
Benachbarten Staͤtten/ Flecken vnd Doͤrffern zu-
ſammen lieffen/ die ſo Baͤwriſche Nahrung feil ha-
ben/ oder Buͤrgerliche Notturfft kauffen woltẽ. Die-
ſer Tag aber war zur Opferung der Pallas beſtim-
met/ damit deſto mehr Volcks die Argenis ſehen
moͤchte/ welche wo ſie auch in Sicilien hin reiſete/ al-
lezeit in jrem Geleite Prieſter vñ Geiſtliche mit ſich
hatte. Hernach folgten die groſſen Opffer/ vnd als-
dann die andern. Auff den Neundten Tag/ wann ein
Tempel der Minerven in der naͤhe war/ trug man
dahin das Bildnuͤß der Goͤttin zu deren Ehren man
das Feſt feyerte: wo nicht/ ſo ruffte man auß dem be-
quemeſten Tempel den Gott oder die Goͤttin ſo dar-
innen wohnet/ damit durch ſolcheentweichung Pal-
las moͤchte beherbriget werden: weil zwey Goͤtter in
einem Tempel nicht zu wohnen pflegen. Die Thuͤ-
ren wurden mit Lorbeerzweigen behangen/ vnd mit
Ampeln vnd ſchoͤnen Tuͤchern gezieret. Das Bild-
nuͤß ſo man auff dem Altar anbetete ſahe ernſthafft
auß/ mit den gewoͤhnlichen Waffen dieſer Goͤttin.
Die emporgehobenen Augenbrawen/ das drewende

Antlitz/
L ij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0207" n="163"/>
            <fw place="top" type="header">Das Er&#x017F;te Buch.</fw><lb/>
            <p>Die Ordnung der Ceremonien/ von der Zeit an<lb/>
als Argenis dru&#x0364;ber ge&#x017F;etzt worden/ ward al&#x017F;o ange-<lb/>
&#x017F;tellet. Die Sicilier hielten auff gewi&#x017F;&#x017F;e Zeit eine<lb/>
Me&#x017F;&#x017F;e vnd Marckt wegen der Kauffmann&#x017F;chafft/<lb/>
auff welchen der Ko&#x0364;nig &#x017F;eine Satzungen an&#x017F;chla-<lb/>
gen/ vnd Vrtheil wider die Verbrecher ergehen ließ.<lb/>
Die vbrige Zeit ward auff Gei&#x017F;tliche Sachen vnd<lb/>
offentliche Gebra&#x0364;uche gewendet. Da dann auß alle&#x0303;<lb/>
Benachbarten Sta&#x0364;tten/ Flecken vnd Do&#x0364;rffern zu-<lb/>
&#x017F;ammen lieffen/ die &#x017F;o Ba&#x0364;wri&#x017F;che Nahrung feil ha-<lb/>
ben/ oder Bu&#x0364;rgerliche Notturfft kauffen wolte&#x0303;. Die-<lb/>
&#x017F;er Tag aber war zur Opferung der Pallas be&#x017F;tim-<lb/>
met/ damit de&#x017F;to mehr Volcks die Argenis &#x017F;ehen<lb/>
mo&#x0364;chte/ welche wo &#x017F;ie auch in Sicilien hin rei&#x017F;ete/ al-<lb/>
lezeit in jrem Geleite Prie&#x017F;ter vn&#x0303; Gei&#x017F;tliche mit &#x017F;ich<lb/>
hatte. Hernach folgten die gro&#x017F;&#x017F;en Opffer/ vnd als-<lb/>
dann die andern. Auff den Neundten Tag/ wann ein<lb/>
Tempel der Minerven in der na&#x0364;he war/ trug man<lb/>
dahin das Bildnu&#x0364;ß der Go&#x0364;ttin zu deren Ehren man<lb/>
das Fe&#x017F;t feyerte: wo nicht/ &#x017F;o ruffte man auß dem be-<lb/>
queme&#x017F;ten Tempel den Gott oder die Go&#x0364;ttin &#x017F;o dar-<lb/>
innen wohnet/ damit durch &#x017F;olcheentweichung Pal-<lb/>
las mo&#x0364;chte beherbriget werden: weil zwey Go&#x0364;tter in<lb/>
einem Tempel nicht zu wohnen pflegen. Die Thu&#x0364;-<lb/>
ren wurden mit Lorbeerzweigen behangen/ vnd mit<lb/>
Ampeln vnd &#x017F;cho&#x0364;nen Tu&#x0364;chern gezieret. Das Bild-<lb/>
nu&#x0364;ß &#x017F;o man auff dem Altar anbetete &#x017F;ahe ern&#x017F;thafft<lb/>
auß/ mit den gewo&#x0364;hnlichen Waffen die&#x017F;er Go&#x0364;ttin.<lb/>
Die emporgehobenen Augenbrawen/ das drewende<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L ij</fw><fw place="bottom" type="catch">Antlitz/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0207] Das Erſte Buch. Die Ordnung der Ceremonien/ von der Zeit an als Argenis druͤber geſetzt worden/ ward alſo ange- ſtellet. Die Sicilier hielten auff gewiſſe Zeit eine Meſſe vnd Marckt wegen der Kauffmannſchafft/ auff welchen der Koͤnig ſeine Satzungen anſchla- gen/ vnd Vrtheil wider die Verbrecher ergehen ließ. Die vbrige Zeit ward auff Geiſtliche Sachen vnd offentliche Gebraͤuche gewendet. Da dann auß allẽ Benachbarten Staͤtten/ Flecken vnd Doͤrffern zu- ſammen lieffen/ die ſo Baͤwriſche Nahrung feil ha- ben/ oder Buͤrgerliche Notturfft kauffen woltẽ. Die- ſer Tag aber war zur Opferung der Pallas beſtim- met/ damit deſto mehr Volcks die Argenis ſehen moͤchte/ welche wo ſie auch in Sicilien hin reiſete/ al- lezeit in jrem Geleite Prieſter vñ Geiſtliche mit ſich hatte. Hernach folgten die groſſen Opffer/ vnd als- dann die andern. Auff den Neundten Tag/ wann ein Tempel der Minerven in der naͤhe war/ trug man dahin das Bildnuͤß der Goͤttin zu deren Ehren man das Feſt feyerte: wo nicht/ ſo ruffte man auß dem be- quemeſten Tempel den Gott oder die Goͤttin ſo dar- innen wohnet/ damit durch ſolcheentweichung Pal- las moͤchte beherbriget werden: weil zwey Goͤtter in einem Tempel nicht zu wohnen pflegen. Die Thuͤ- ren wurden mit Lorbeerzweigen behangen/ vnd mit Ampeln vnd ſchoͤnen Tuͤchern gezieret. Das Bild- nuͤß ſo man auff dem Altar anbetete ſahe ernſthafft auß/ mit den gewoͤhnlichen Waffen dieſer Goͤttin. Die emporgehobenen Augenbrawen/ das drewende Antlitz/ L ij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/207
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/207>, abgerufen am 19.04.2024.