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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Joh. Barclayens Argenis/
verdächtig seyn kan mit grosser Fürsorge nach for-
schen. Ich wolte sagen er solte hierein in das Schloß
kommen/ aber die Wache möchte den Betrug mer-
cken. Besser ist es/ ich gehe zum Vatter/ vnd sage jm/
daß ich/ so lange er mich der Göttin Pallas hat die-
nen lassen wollen/ dem gemeinen Volcke niemals
versaget habe jhre Andacht auff dieses Fest zu vol-
bringen. Weil er aber zu bestettigung des Friedens
mit dem Lycogenes bald zur Opfferung gehen solle/
als würde die Kirche voller Wache vnd Auffwärter
sein/ so daß die Leute nicht hienein/ vnd jhr Gelübde
thun könten. Wo es jhm derwegen gefiele/ damit die
Gewonheit nicht abgebracht würde/ so wolte ich
stracks für den Altar gehen/ daß die Leute wie ge-
breuchlich jhr Gebett verrichteten/ vnd wann solches
abgefertiget/ er das angestalte Opffer desto besser
vollbringen köndte. Also werde ich ohn alle Sorgen
den Poliarchus schawen mögen/ vnd vnsere heim-
lichkeit wirdt vnter dem vnachtsamen Volcke desto
besser verdecket bleiben. Arsidas ließ jhm diesen An-
schlag gefallen/ vnd vermahnete sie/ solches eilendts
fort zustellen. Darauff gieng die Princessin zum
Könige/ der jhre Meinung nicht minder lobete/ da er
doch so artlich berücket wardt. Darauff nam sie es
eilendts für die Handt (wiewol die Priester/ der Göt-
tin Pallas Diener/ gesagt hatten/ daß es erst vmb
die andere Stunde nach Auffgange deß Tages we-
re) vnd wardt zwischen den Trabanten vnd Diene-
rinnen auff den Tempel zugeführet.

Die

Joh. Barclayens Argenis/
verdaͤchtig ſeyn kan mit groſſer Fuͤrſorge nach for-
ſchen. Ich wolte ſagẽ er ſolte hierein in das Schloß
kommen/ aber die Wache moͤchte den Betrug mer-
cken. Beſſer iſt es/ ich gehe zum Vatter/ vnd ſage jm/
daß ich/ ſo lange er mich der Goͤttin Pallas hat die-
nen laſſen wollen/ dem gemeinen Volcke niemals
verſaget habe jhre Andacht auff dieſes Feſt zu vol-
bringen. Weil er aber zu beſtettigung des Friedens
mit dem Lycogenes bald zur Opfferung gehen ſolle/
als wuͤrde die Kirche voller Wache vnd Auffwaͤrter
ſein/ ſo daß die Leute nicht hienein/ vnd jhr Geluͤbde
thun koͤnten. Wo es jhm derwegen gefiele/ damit die
Gewonheit nicht abgebracht wuͤrde/ ſo wolte ich
ſtracks fuͤr den Altar gehen/ daß die Leute wie ge-
breuchlich jhr Gebett verꝛichteten/ vnd wann ſolches
abgefertiget/ er das angeſtalte Opffer deſto beſſer
vollbringen koͤndte. Alſo werde ich ohn alle Sorgen
den Poliarchus ſchawen moͤgen/ vnd vnſere heim-
lichkeit wirdt vnter dem vnachtſamen Volcke deſto
beſſer verdecket bleiben. Arſidas ließ jhm dieſen An-
ſchlag gefallen/ vnd vermahnete ſie/ ſolches eilendts
fort zuſtellen. Darauff gieng die Princeſſin zum
Koͤnige/ der jhre Meinung nicht minder lobete/ da er
doch ſo artlich beruͤcket wardt. Darauff nam ſie es
eilendts fuͤr die Handt (wiewol die Prieſter/ der Goͤt-
tin Pallas Diener/ geſagt hatten/ daß es erſt vmb
die andere Stunde nach Auffgange deß Tages we-
re) vnd wardt zwiſchen den Trabanten vnd Diene-
rinnen auff den Tempel zugefuͤhret.

Die
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[162/0206] Joh. Barclayens Argenis/ verdaͤchtig ſeyn kan mit groſſer Fuͤrſorge nach for- ſchen. Ich wolte ſagẽ er ſolte hierein in das Schloß kommen/ aber die Wache moͤchte den Betrug mer- cken. Beſſer iſt es/ ich gehe zum Vatter/ vnd ſage jm/ daß ich/ ſo lange er mich der Goͤttin Pallas hat die- nen laſſen wollen/ dem gemeinen Volcke niemals verſaget habe jhre Andacht auff dieſes Feſt zu vol- bringen. Weil er aber zu beſtettigung des Friedens mit dem Lycogenes bald zur Opfferung gehen ſolle/ als wuͤrde die Kirche voller Wache vnd Auffwaͤrter ſein/ ſo daß die Leute nicht hienein/ vnd jhr Geluͤbde thun koͤnten. Wo es jhm derwegen gefiele/ damit die Gewonheit nicht abgebracht wuͤrde/ ſo wolte ich ſtracks fuͤr den Altar gehen/ daß die Leute wie ge- breuchlich jhr Gebett verꝛichteten/ vnd wann ſolches abgefertiget/ er das angeſtalte Opffer deſto beſſer vollbringen koͤndte. Alſo werde ich ohn alle Sorgen den Poliarchus ſchawen moͤgen/ vnd vnſere heim- lichkeit wirdt vnter dem vnachtſamen Volcke deſto beſſer verdecket bleiben. Arſidas ließ jhm dieſen An- ſchlag gefallen/ vnd vermahnete ſie/ ſolches eilendts fort zuſtellen. Darauff gieng die Princeſſin zum Koͤnige/ der jhre Meinung nicht minder lobete/ da er doch ſo artlich beruͤcket wardt. Darauff nam ſie es eilendts fuͤr die Handt (wiewol die Prieſter/ der Goͤt- tin Pallas Diener/ geſagt hatten/ daß es erſt vmb die andere Stunde nach Auffgange deß Tages we- re) vnd wardt zwiſchen den Trabanten vnd Diene- rinnen auff den Tempel zugefuͤhret. Die

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/206>, abgerufen am 28.03.2024.