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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Fünffte Buch.
Mit falschem Bilde schertzt/ daß was jhr wundsch ist hier:
Die Heyrahtsgötter sindt schon alle da mit mir.
Sie fangen sämptlich an die Stimmen zu erheben;
Ihr sollet Hertz' vnd Handt nunmehr zusammen geben.
Gebt Handt vnd Hertze hin/ O schönes Liecht der Welt/
O edle halb Göttin; vnd du berühmbter Heldt.
Der so mit Tapfferkeit für andern Männern blincket/
So sehr der Lucifer/ wann Phebe vntersincket/
Für andern Sternen scheint. Nun aber/ O komm du/
Sie haben dich verdient/ komm/ O du süsse Ruh.
Sie haben Leydt genug/ genug Gefahr erlitten/
Das königliche Paar. Ihr heisser Wundsch vnd bitten
Muß endlich seyn gezweigt/ muß durch die Lust der Nacht
So nunmehr kommen wil doch werden wahr gemacht.
So must' Alcides auch durch Müh zu Göttern kommen;
Wardt nach zwölff Thaten erst von jhnen auffgenommen.
Kompt daß jhr Hertz' vnd Hand nunmehr zusammen gebt;
Gebt Hand vnd Hertze hin. Die Gunst der Götter schwebt.
Nun vber euch herumb die Wolcken sindt vergangen.
Ein Held kan niemals sich zusteigen vnterfangen
Ohn Arbeit Müh vnd Angst doch leyden sie gleich viel
So kompt der Tugendt Preiß jedennoch an das Ziel.

Die Schlachtopffer waren in der Lucinen Tem-
pel bereitet: so woldie Priester vnd Leute deß Heilig-
thumbs/ das Beylager zufeyern. Das Volck auff
den Wegen sang Hochzeit Lieder. Vnd weil Arge-
nis keine Mutter hatte/ welche die Fackel für der
Tochter hertragen können/ wardt auß Fürbitte deß
Poliarchus vnd Archombrotus diese Ehre der Ti-
mocleen angethan. Nach anruffung der Götter der
Fröligkeit/ vnd sonderlich der Beschützer deß Fewers
das der Argenis welche verhüllet war fürgetragen

wardt/
V u u ij
Das Fuͤnffte Buch.
Mit falſchem Bilde ſchertzt/ daß was jhr wundſch iſt hier:
Die Heyrahtsgoͤtter ſindt ſchon alle da mit mir.
Sie fangen ſaͤmptlich an die Stimmen zu erheben;
Ihr ſollet Hertz’ vnd Handt nunmehr zuſammen geben.
Gebt Handt vnd Hertze hin/ O ſchoͤnes Liecht der Welt/
O edle halb Goͤttin; vnd du beruͤhmbter Heldt.
Der ſo mit Tapfferkeit fuͤr andern Maͤnnern blincket/
So ſehr der Lucifer/ wann Phebe vnterſincket/
Fuͤr andern Sternen ſcheint. Nun aber/ O komm du/
Sie haben dich verdient/ komm/ O du ſuͤſſe Ruh.
Sie haben Leydt genug/ genug Gefahr erlitten/
Das koͤnigliche Paar. Ihr heiſſer Wundſch vnd bitten
Muß endlich ſeyn gezweigt/ muß durch die Luſt der Nacht
So nunmehr kommen wil doch werden wahr gemacht.
So muſt’ Alcides auch durch Muͤh zu Goͤttern kommen;
Wardt nach zwoͤlff Thaten erſt von jhnen auffgenom̃en.
Kompt daß jhr Hertz’ vnd Hand nunmehr zuſam̃en gebt;
Gebt Hand vñ Hertze hin. Die Gunſt der Goͤtter ſchwebt.
Nun vber euch herumb die Wolcken ſindt vergangen.
Ein Held kan niemals ſich zuſteigen vnterfangen
Ohn Arbeit Muͤh vnd Angſt doch leyden ſie gleich viel
So kompt der Tugendt Preiß jedennoch an das Ziel.

Die Schlachtopffer waren in der Lucinen Tem-
pel bereitet: ſo woldie Prieſter vnd Leute deß Heilig-
thumbs/ das Beylager zufeyern. Das Volck auff
den Wegen ſang Hochzeit Lieder. Vnd weil Arge-
nis keine Mutter hatte/ welche die Fackel fuͤr der
Tochter hertragen koͤnnen/ wardt auß Fuͤrbitte deß
Poliarchus vnd Archombrotus dieſe Ehre der Ti-
mocleen angethan. Nach anruffung der Goͤtter der
Froͤligkeit/ vnd ſonderlich der Beſchuͤtzer deß Fewers
das der Argenis welche verhuͤllet war fuͤrgetragen

wardt/
V u u ij
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[1043/1087] Das Fuͤnffte Buch. Mit falſchem Bilde ſchertzt/ daß was jhr wundſch iſt hier: Die Heyrahtsgoͤtter ſindt ſchon alle da mit mir. Sie fangen ſaͤmptlich an die Stimmen zu erheben; Ihr ſollet Hertz’ vnd Handt nunmehr zuſammen geben. Gebt Handt vnd Hertze hin/ O ſchoͤnes Liecht der Welt/ O edle halb Goͤttin; vnd du beruͤhmbter Heldt. Der ſo mit Tapfferkeit fuͤr andern Maͤnnern blincket/ So ſehr der Lucifer/ wann Phebe vnterſincket/ Fuͤr andern Sternen ſcheint. Nun aber/ O komm du/ Sie haben dich verdient/ komm/ O du ſuͤſſe Ruh. Sie haben Leydt genug/ genug Gefahr erlitten/ Das koͤnigliche Paar. Ihr heiſſer Wundſch vnd bitten Muß endlich ſeyn gezweigt/ muß durch die Luſt der Nacht So nunmehr kommen wil doch werden wahr gemacht. So muſt’ Alcides auch durch Muͤh zu Goͤttern kommen; Wardt nach zwoͤlff Thaten erſt von jhnen auffgenom̃en. Kompt daß jhr Hertz’ vnd Hand nunmehr zuſam̃en gebt; Gebt Hand vñ Hertze hin. Die Gunſt der Goͤtter ſchwebt. Nun vber euch herumb die Wolcken ſindt vergangen. Ein Held kan niemals ſich zuſteigen vnterfangen Ohn Arbeit Muͤh vnd Angſt doch leyden ſie gleich viel So kompt der Tugendt Preiß jedennoch an das Ziel. Die Schlachtopffer waren in der Lucinen Tem- pel bereitet: ſo woldie Prieſter vnd Leute deß Heilig- thumbs/ das Beylager zufeyern. Das Volck auff den Wegen ſang Hochzeit Lieder. Vnd weil Arge- nis keine Mutter hatte/ welche die Fackel fuͤr der Tochter hertragen koͤnnen/ wardt auß Fuͤrbitte deß Poliarchus vnd Archombrotus dieſe Ehre der Ti- mocleen angethan. Nach anruffung der Goͤtter der Froͤligkeit/ vnd ſonderlich der Beſchuͤtzer deß Fewers das der Argenis welche verhuͤllet war fuͤrgetragen wardt/ V u u ij

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 1043. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/1087>, abgerufen am 29.03.2024.