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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Fünffte Buch.
Königen beym Nachtessen auff. Fürnämlich war
das Gespräche vom Poliarchus/ wie er geliebet/ in
was für Gefahr er sich begeben hette/ mit verges-
sung seines Standes/ vnd darbietung deß Lebens
dem Glück vnd den Feinden. Wannher solche Hitze
entsprungen/ wie er zum ersten in solche beständige
Liebe gerahten were? Er aber erzehlte jhnen mit gros-
ser Begier/ er hette in Gallien von der Argenis schö-
nen Gestalt vnd Tugendt viel gehöret; dannenher
were jhm sein junges Hertze von der Liebe gerühret
worden/ die sich hernach durch Verwunderung v-
ber jhre Gaaben/ oder vielmehr durch Göttlicher
Verhängniß weiter vnd weiter gemehret hette. Weil
jhm ferrner bewußt gewesen/ daß jhm die Hoffnung
zur Heyrath durch die Sicilischen Gesetze/ welche
die Vermählung mit den Galliern nicht zuliessen/
abgeschnitten were/ als hette solches seine angerei-
tzete Begierde mehr vnd mehr entzündet. Er we-
re nachmals vnter dem Schein einer Andacht ge-
gen den frembden Göttern/ gleichsamb ob er jhre
Tempel besuchen wolte/ allein mit dem Gelanor
(welcher ob er zwar nicht knechtisch gebohren/ sich
dennoch für einen freygelassenen Diener außgege-
ben) in Sicilien geschiffet/ gegenwärtig zuerfahren/
ob Argenis jhrem Lob zusagte/ vnd deß Kriegs wür-
dig were/ welchen er wider die Sicilischen Gesetze
führen wolte; wann sie durch seinen Verdienst/
wie er verhoffet hette/ dermal eines jhme Holdt

werden/
T t t ij

Das Fuͤnffte Buch.
Koͤnigen beym Nachteſſen auff. Fuͤrnaͤmlich war
das Geſpraͤche vom Poliarchus/ wie er geliebet/ in
was fuͤr Gefahr er ſich begeben hette/ mit vergeſ-
ſung ſeines Standes/ vnd darbietung deß Lebens
dem Gluͤck vnd den Feinden. Wannher ſolche Hitze
entſprungen/ wie er zum erſten in ſolche beſtaͤndige
Liebe gerahten were? Er aber erzehlte jhnen mit groſ-
ſer Begier/ er hette in Gallien von der Argenis ſchoͤ-
nen Geſtalt vnd Tugendt viel gehoͤret; dannenher
were jhm ſein junges Hertze von der Liebe geruͤhret
worden/ die ſich hernach durch Verwunderung v-
ber jhre Gaaben/ oder vielmehr durch Goͤttlicher
Verhaͤngniß weiter vnd weiter gemehret hette. Weil
jhm ferꝛner bewußt geweſen/ daß jhm die Hoffnung
zur Heyrath durch die Siciliſchen Geſetze/ welche
die Vermaͤhlung mit den Galliern nicht zulieſſen/
abgeſchnitten were/ als hette ſolches ſeine angerei-
tzete Begierde mehr vnd mehr entzuͤndet. Er we-
re nachmals vnter dem Schein einer Andacht ge-
gen den frembden Goͤttern/ gleichſamb ob er jhre
Tempel beſuchen wolte/ allein mit dem Gelanor
(welcher ob er zwar nicht knechtiſch gebohren/ ſich
dennoch fuͤr einen freygelaſſenen Diener außgege-
ben) in Sicilien geſchiffet/ gegenwaͤrtig zuerfahren/
ob Argenis jhrem Lob zuſagte/ vnd deß Kriegs wuͤr-
dig were/ welchen er wider die Siciliſchen Geſetze
fuͤhren wolte; wann ſie durch ſeinen Verdienſt/
wie er verhoffet hette/ dermal eines jhme Holdt

werden/
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[1027/1071] Das Fuͤnffte Buch. Koͤnigen beym Nachteſſen auff. Fuͤrnaͤmlich war das Geſpraͤche vom Poliarchus/ wie er geliebet/ in was fuͤr Gefahr er ſich begeben hette/ mit vergeſ- ſung ſeines Standes/ vnd darbietung deß Lebens dem Gluͤck vnd den Feinden. Wannher ſolche Hitze entſprungen/ wie er zum erſten in ſolche beſtaͤndige Liebe gerahten were? Er aber erzehlte jhnen mit groſ- ſer Begier/ er hette in Gallien von der Argenis ſchoͤ- nen Geſtalt vnd Tugendt viel gehoͤret; dannenher were jhm ſein junges Hertze von der Liebe geruͤhret worden/ die ſich hernach durch Verwunderung v- ber jhre Gaaben/ oder vielmehr durch Goͤttlicher Verhaͤngniß weiter vnd weiter gemehret hette. Weil jhm ferꝛner bewußt geweſen/ daß jhm die Hoffnung zur Heyrath durch die Siciliſchen Geſetze/ welche die Vermaͤhlung mit den Galliern nicht zulieſſen/ abgeſchnitten were/ als hette ſolches ſeine angerei- tzete Begierde mehr vnd mehr entzuͤndet. Er we- re nachmals vnter dem Schein einer Andacht ge- gen den frembden Goͤttern/ gleichſamb ob er jhre Tempel beſuchen wolte/ allein mit dem Gelanor (welcher ob er zwar nicht knechtiſch gebohren/ ſich dennoch fuͤr einen freygelaſſenen Diener außgege- ben) in Sicilien geſchiffet/ gegenwaͤrtig zuerfahren/ ob Argenis jhrem Lob zuſagte/ vnd deß Kriegs wuͤr- dig were/ welchen er wider die Siciliſchen Geſetze fuͤhren wolte; wann ſie durch ſeinen Verdienſt/ wie er verhoffet hette/ dermal eines jhme Holdt werden/ T t t ij

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 1027. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/1071>, abgerufen am 24.04.2024.