Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Joh. Barclayens Argenis/
als sein hoher Standt erforderte; war aber mit sol-
cher Kleydung angelegt/ wie Mauritanische Köni-
ge herein gehen. Die Zuneigung deß Volcks ver-
blieb eine weile vngewiß/ vnd gleichsamb in Tren-
nung. Hernach vermengte es mit gutem Zeichen
seine Glück wündschungen/ vnd frolockten mit ein-
helliger Stimmung wie vber einem also auch vber
dem andern.

Also ritten sie/ gleichsamb ob keine Strittigkeit
vnter jhnen were/ zwischen jhren vnd den Sicilischen
Herren. Die Soldaten aber vnd der Pöfel lieffen
in trefflicher Menge zuvor vnd hinden nach. So
weit der Weg von dem Portbiß in die Statt gieng/
war alles mit einer grossen Welt Volck erfüllet.
Die Matronen vnd Jungfrawen in der Statt la-
gen an den Fenstern nebenst jhren Knaben/ denen sie
zu Erinnerung solchen Spectakels baldt Forchte
baldt Frewde einjagten. Die Leutseligen Könige/
in Erinnerung daß die jenigen von denen jhnen sol-
che Ehr angethan wurde/ jhre Vnderthanen nicht
weren/ liessen es an begrüssung nicht mangeln/ keh-
reten jhre Augen vnd Hände zum Volck/ biß Me-
leander sich im Eingang deß Hoffs sehen ließ. Als
sie gewahr worden daß er zu Fuß zu jhnen kam/ fie-
len sie bald von den Pferden. Wie er sich nachmals
entschuldigte/ daß er jhnen nicht biß an das Port
were entgegen kommen/ vnd daß er solches nicht
auß Hoffart/ sondern auß Begehren jhrer Abge-
sandten gethan hette; baten sie beydt mit lieblichen

Worten/

Joh. Barclayens Argenis/
als ſein hoher Standt erforderte; war aber mit ſol-
cher Kleydung angelegt/ wie Mauritaniſche Koͤni-
ge herein gehen. Die Zuneigung deß Volcks ver-
blieb eine weile vngewiß/ vnd gleichſamb in Tren-
nung. Hernach vermengte es mit gutem Zeichen
ſeine Gluͤck wuͤndſchungen/ vnd frolockten mit ein-
helliger Stimmung wie vber einem alſo auch vber
dem andern.

Alſo ritten ſie/ gleichſamb ob keine Strittigkeit
vnter jhnen were/ zwiſchen jhren vnd den Siciliſchẽ
Herꝛen. Die Soldaten aber vnd der Poͤfel lieffen
in trefflicher Menge zuvor vnd hinden nach. So
weit der Weg von dem Portbiß in die Statt gieng/
war alles mit einer groſſen Welt Volck erfuͤllet.
Die Matronen vnd Jungfrawen in der Statt la-
gen an den Fenſtern nebenſt jhren Knaben/ denen ſie
zu Erinnerung ſolchen Spectakels baldt Forchte
baldt Frewde einjagten. Die Leutſeligen Koͤnige/
in Erinnerung daß die jenigen von denen jhnen ſol-
che Ehr angethan wurde/ jhre Vnderthanen nicht
weren/ lieſſen es an begruͤſſung nicht mangeln/ keh-
reten jhre Augen vnd Haͤnde zum Volck/ biß Me-
leander ſich im Eingang deß Hoffs ſehen ließ. Als
ſie gewahr worden daß er zu Fuß zu jhnen kam/ fie-
len ſie bald von den Pferden. Wie er ſich nachmals
entſchuldigte/ daß er jhnen nicht biß an das Port
were entgegen kommen/ vnd daß er ſolches nicht
auß Hoffart/ ſondern auß Begehren jhrer Abge-
ſandten gethan hette; baten ſie beydt mit lieblichen

Worten/
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f1058" n="1014"/><fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/>
als &#x017F;ein hoher Standt erforderte; war aber mit &#x017F;ol-<lb/>
cher Kleydung angelegt/ wie Mauritani&#x017F;che Ko&#x0364;ni-<lb/>
ge herein gehen. Die Zuneigung deß Volcks ver-<lb/>
blieb eine weile vngewiß/ vnd gleich&#x017F;amb in Tren-<lb/>
nung. Hernach vermengte es mit gutem Zeichen<lb/>
&#x017F;eine Glu&#x0364;ck wu&#x0364;nd&#x017F;chungen/ vnd frolockten mit ein-<lb/>
helliger Stimmung wie vber einem al&#x017F;o auch vber<lb/>
dem andern.</p><lb/>
            <p>Al&#x017F;o ritten &#x017F;ie/ gleich&#x017F;amb ob keine Strittigkeit<lb/>
vnter jhnen were/ zwi&#x017F;chen jhren vnd den Sicili&#x017F;che&#x0303;<lb/>
Her&#xA75B;en. Die Soldaten aber vnd der Po&#x0364;fel lieffen<lb/>
in trefflicher Menge zuvor vnd hinden nach. So<lb/>
weit der Weg von dem Portbiß in die Statt gieng/<lb/>
war alles mit einer gro&#x017F;&#x017F;en Welt Volck erfu&#x0364;llet.<lb/>
Die Matronen vnd Jungfrawen in der Statt la-<lb/>
gen an den Fen&#x017F;tern neben&#x017F;t jhren Knaben/ denen &#x017F;ie<lb/>
zu Erinnerung &#x017F;olchen Spectakels baldt Forchte<lb/>
baldt Frewde einjagten. Die Leut&#x017F;eligen Ko&#x0364;nige/<lb/>
in Erinnerung daß die jenigen von denen jhnen &#x017F;ol-<lb/>
che Ehr angethan wurde/ jhre Vnderthanen nicht<lb/>
weren/ lie&#x017F;&#x017F;en es an begru&#x0364;&#x017F;&#x017F;ung nicht mangeln/ keh-<lb/>
reten jhre Augen vnd Ha&#x0364;nde zum Volck/ biß Me-<lb/>
leander &#x017F;ich im Eingang deß Hoffs &#x017F;ehen ließ. Als<lb/>
&#x017F;ie gewahr worden daß er zu Fuß zu jhnen kam/ fie-<lb/>
len &#x017F;ie bald von den Pferden. Wie er &#x017F;ich nachmals<lb/>
ent&#x017F;chuldigte/ daß er jhnen nicht biß an das Port<lb/>
were entgegen kommen/ vnd daß er &#x017F;olches nicht<lb/>
auß Hoffart/ &#x017F;ondern auß Begehren jhrer Abge-<lb/>
&#x017F;andten gethan hette; baten &#x017F;ie beydt mit lieblichen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Worten/</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1014/1058] Joh. Barclayens Argenis/ als ſein hoher Standt erforderte; war aber mit ſol- cher Kleydung angelegt/ wie Mauritaniſche Koͤni- ge herein gehen. Die Zuneigung deß Volcks ver- blieb eine weile vngewiß/ vnd gleichſamb in Tren- nung. Hernach vermengte es mit gutem Zeichen ſeine Gluͤck wuͤndſchungen/ vnd frolockten mit ein- helliger Stimmung wie vber einem alſo auch vber dem andern. Alſo ritten ſie/ gleichſamb ob keine Strittigkeit vnter jhnen were/ zwiſchen jhren vnd den Siciliſchẽ Herꝛen. Die Soldaten aber vnd der Poͤfel lieffen in trefflicher Menge zuvor vnd hinden nach. So weit der Weg von dem Portbiß in die Statt gieng/ war alles mit einer groſſen Welt Volck erfuͤllet. Die Matronen vnd Jungfrawen in der Statt la- gen an den Fenſtern nebenſt jhren Knaben/ denen ſie zu Erinnerung ſolchen Spectakels baldt Forchte baldt Frewde einjagten. Die Leutſeligen Koͤnige/ in Erinnerung daß die jenigen von denen jhnen ſol- che Ehr angethan wurde/ jhre Vnderthanen nicht weren/ lieſſen es an begruͤſſung nicht mangeln/ keh- reten jhre Augen vnd Haͤnde zum Volck/ biß Me- leander ſich im Eingang deß Hoffs ſehen ließ. Als ſie gewahr worden daß er zu Fuß zu jhnen kam/ fie- len ſie bald von den Pferden. Wie er ſich nachmals entſchuldigte/ daß er jhnen nicht biß an das Port were entgegen kommen/ vnd daß er ſolches nicht auß Hoffart/ ſondern auß Begehren jhrer Abge- ſandten gethan hette; baten ſie beydt mit lieblichen Worten/

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/1058
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 1014. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/1058>, abgerufen am 20.04.2024.