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Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913.

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stinenz, aber einiges gegen die Geschäftsleute der Ab-
stinenz. Sie werden also verzeihen -- (reicht ihm die
Hand).
Fidelis (nimmt Zupp unterm Arm; geheimnisvoll). Im
Vertrauen, ich bin gar nicht abstinent, ich trinke jeden
Abend meinen Schoppen, aber nur ... von der Kon-
kurrenz, keinen Tropfen Schmorr. Sagen Sie's aber
nicht weiter! (Schüttelt ihm lachend die Hand.)
Justine (zu Zupp). Nun stellen Sie sich vor: davon
die Schwiegermutter sein zu müssen! (Nickt melancholisch.)
Zupp (ihr die Hand küssend). Der Herr Doktor ist in
der Tat nicht ganz leicht zu entziffern. (Durch die Türe
links vom Glasschrank ab.)
Justine (kopfschüttelnd). Du bist wirklich --
Fidelis (in einem kindisch bittenden Ton). Laß mich
doch mich amüsieren!
Justine. Daß du dich über alle Menschen lustig
machst, kann ich verstehen -- es ist deine Art, hochmütig
zu sein. Wie stimmt aber damit, daß du dich so gern
vor den Menschen lächerlich machst? Eins hebt doch
das andere auf.
Fidelis (leichthin). Ich halte von den Menschen nichts,
deshalb auch von mir nicht. -- Übrigens pflegte schon
meine Mutter immer zu sagen: Fidl, du bist unheil-
bar verwurschtelt!
Justine. Und du kokettierst noch damit!
Fidelis (naiv, treuherzig). Glaubst du? -- Ich rate
dir übrigens, nicht zu viel über mich nachzudenken, das
tut schon Luz.
Habusch (siebenundzwanzig Jahre; schmächtig, mager,
ſtinenz, aber einiges gegen die Geſchäftsleute der Ab-
ſtinenz. Sie werden alſo verzeihen — (reicht ihm die
Hand).
Fidelis (nimmt Zupp unterm Arm; geheimnisvoll). Im
Vertrauen, ich bin gar nicht abſtinent, ich trinke jeden
Abend meinen Schoppen, aber nur ... von der Kon-
kurrenz, keinen Tropfen Schmorr. Sagen Sie's aber
nicht weiter! (Schuͤttelt ihm lachend die Hand.)
Juſtine (zu Zupp). Nun ſtellen Sie ſich vor: davon
die Schwiegermutter ſein zu müſſen! (Nickt melancholiſch.)
Zupp (ihr die Hand kuͤſſend). Der Herr Doktor iſt in
der Tat nicht ganz leicht zu entziffern. (Durch die Tuͤre
links vom Glasſchrank ab.)
Juſtine (kopfſchuͤttelnd). Du biſt wirklich —
Fidelis (in einem kindiſch bittenden Ton). Laß mich
doch mich amüſieren!
Juſtine. Daß du dich über alle Menſchen luſtig
machſt, kann ich verſtehen — es iſt deine Art, hochmütig
zu ſein. Wie ſtimmt aber damit, daß du dich ſo gern
vor den Menſchen lächerlich machſt? Eins hebt doch
das andere auf.
Fidelis (leichthin). Ich halte von den Menſchen nichts,
deshalb auch von mir nicht. — Übrigens pflegte ſchon
meine Mutter immer zu ſagen: Fidl, du biſt unheil-
bar verwurſchtelt!
Juſtine. Und du kokettierſt noch damit!
Fidelis (naiv, treuherzig). Glaubſt du? — Ich rate
dir übrigens, nicht zu viel über mich nachzudenken, das
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[31/0034] ſtinenz, aber einiges gegen die Geſchäftsleute der Ab- ſtinenz. Sie werden alſo verzeihen — (reicht ihm die Hand). Fidelis (nimmt Zupp unterm Arm; geheimnisvoll). Im Vertrauen, ich bin gar nicht abſtinent, ich trinke jeden Abend meinen Schoppen, aber nur ... von der Kon- kurrenz, keinen Tropfen Schmorr. Sagen Sie's aber nicht weiter! (Schuͤttelt ihm lachend die Hand.) Juſtine (zu Zupp). Nun ſtellen Sie ſich vor: davon die Schwiegermutter ſein zu müſſen! (Nickt melancholiſch.) Zupp (ihr die Hand kuͤſſend). Der Herr Doktor iſt in der Tat nicht ganz leicht zu entziffern. (Durch die Tuͤre links vom Glasſchrank ab.) Juſtine (kopfſchuͤttelnd). Du biſt wirklich — Fidelis (in einem kindiſch bittenden Ton). Laß mich doch mich amüſieren! Juſtine. Daß du dich über alle Menſchen luſtig machſt, kann ich verſtehen — es iſt deine Art, hochmütig zu ſein. Wie ſtimmt aber damit, daß du dich ſo gern vor den Menſchen lächerlich machſt? Eins hebt doch das andere auf. Fidelis (leichthin). Ich halte von den Menſchen nichts, deshalb auch von mir nicht. — Übrigens pflegte ſchon meine Mutter immer zu ſagen: Fidl, du biſt unheil- bar verwurſchtelt! Juſtine. Und du kokettierſt noch damit! Fidelis (naiv, treuherzig). Glaubſt du? — Ich rate dir übrigens, nicht zu viel über mich nachzudenken, das tut ſchon Luz. Habuſch (ſiebenundzwanzig Jahre; ſchmaͤchtig, mager,

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Zitationshilfe: Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bahr_phantom_1913/34>, abgerufen am 19.04.2024.