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Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913.

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Fidelis (in einem kindlich um Verzeihung bittenden Tone).
Mamchen!
Justine (geht mit einem strengen Blick auf Fidelis von
ihm weg zu Therese und hilft ihr den Teetisch richten).
Fidelis (geht im Zimmer auf und ab; nach einer kleinen
Pause, leichthin).
Na, Therese, was hat denn meine Frau
die ganze Zeit immer gemacht? Erzählen Sie!
Therese (mit einem ängstlichen Blick auf Justine). Ich
fürchte, die gnädige Frau würde wieder finden, daß ich
alles gleich zu tragisch nehme.
Fidelis (erstaunt, mit einem lustigen Blick auf Justine).
Findet sie?
Justine (scharf). Zwischen tragisch nehmen und nicht
über alles Witze machen, ist noch ein Unterschied.
Fidelis (nachdenklich werdend). Was nahmen Sie denn
tragisch?
Therese (verschüchtert). Es läßt sich schwer so sagen.
Aber ich bin schon sehr froh, daß Herr Doktor wieder
zurück sind.
Diener (durch die Türe links vom Glasschrank, meldend).
Herr Generaldirektor Zupp.
Fidelis. Ich lasse bitten. -- (Zu Justine, auf einen
fragenden Blick von ihr.)
Nein, bleib nur! Du verstehst
vom Geschäft ja mehr als ich. -- (Zupp begrüßend.) Tag,
lieber Generaldirektor!
Diener (läßt Zupp eintreten, dann ab).
Zupp (durch die Türe links vom Glasschrank; eleganter
alter Herr, altmodisch artig, ohne jedoch seine leise Mißbilli-
gung Schmorrs immer ganz verbergen zu können; Zylinder,
Gehrock, Veilchen im Knopfloch; geht zunächst auf Justine
Fidelis (in einem kindlich um Verzeihung bittenden Tone).
Mamchen!
Juſtine (geht mit einem ſtrengen Blick auf Fidelis von
ihm weg zu Thereſe und hilft ihr den Teetiſch richten).
Fidelis (geht im Zimmer auf und ab; nach einer kleinen
Pauſe, leichthin).
Na, Thereſe, was hat denn meine Frau
die ganze Zeit immer gemacht? Erzählen Sie!
Thereſe (mit einem aͤngſtlichen Blick auf Juſtine). Ich
fürchte, die gnädige Frau würde wieder finden, daß ich
alles gleich zu tragiſch nehme.
Fidelis (erſtaunt, mit einem luſtigen Blick auf Juſtine).
Findet ſie?
Juſtine (ſcharf). Zwiſchen tragiſch nehmen und nicht
über alles Witze machen, iſt noch ein Unterſchied.
Fidelis (nachdenklich werdend). Was nahmen Sie denn
tragiſch?
Thereſe (verſchuͤchtert). Es läßt ſich ſchwer ſo ſagen.
Aber ich bin ſchon ſehr froh, daß Herr Doktor wieder
zurück ſind.
Diener (durch die Tuͤre links vom Glasſchrank, meldend).
Herr Generaldirektor Zupp.
Fidelis. Ich laſſe bitten. — (Zu Juſtine, auf einen
fragenden Blick von ihr.)
Nein, bleib nur! Du verſtehſt
vom Geſchäft ja mehr als ich. — (Zupp begruͤßend.) Tag,
lieber Generaldirektor!
Diener (laͤßt Zupp eintreten, dann ab).
Zupp (durch die Tuͤre links vom Glasſchrank; eleganter
alter Herr, altmodiſch artig, ohne jedoch ſeine leiſe Mißbilli-
gung Schmorrs immer ganz verbergen zu koͤnnen; Zylinder,
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[25/0028] Fidelis (in einem kindlich um Verzeihung bittenden Tone). Mamchen! Juſtine (geht mit einem ſtrengen Blick auf Fidelis von ihm weg zu Thereſe und hilft ihr den Teetiſch richten). Fidelis (geht im Zimmer auf und ab; nach einer kleinen Pauſe, leichthin). Na, Thereſe, was hat denn meine Frau die ganze Zeit immer gemacht? Erzählen Sie! Thereſe (mit einem aͤngſtlichen Blick auf Juſtine). Ich fürchte, die gnädige Frau würde wieder finden, daß ich alles gleich zu tragiſch nehme. Fidelis (erſtaunt, mit einem luſtigen Blick auf Juſtine). Findet ſie? Juſtine (ſcharf). Zwiſchen tragiſch nehmen und nicht über alles Witze machen, iſt noch ein Unterſchied. Fidelis (nachdenklich werdend). Was nahmen Sie denn tragiſch? Thereſe (verſchuͤchtert). Es läßt ſich ſchwer ſo ſagen. Aber ich bin ſchon ſehr froh, daß Herr Doktor wieder zurück ſind. Diener (durch die Tuͤre links vom Glasſchrank, meldend). Herr Generaldirektor Zupp. Fidelis. Ich laſſe bitten. — (Zu Juſtine, auf einen fragenden Blick von ihr.) Nein, bleib nur! Du verſtehſt vom Geſchäft ja mehr als ich. — (Zupp begruͤßend.) Tag, lieber Generaldirektor! Diener (laͤßt Zupp eintreten, dann ab). Zupp (durch die Tuͤre links vom Glasſchrank; eleganter alter Herr, altmodiſch artig, ohne jedoch ſeine leiſe Mißbilli- gung Schmorrs immer ganz verbergen zu koͤnnen; Zylinder, Gehrock, Veilchen im Knopfloch; geht zunaͤchſt auf Juſtine

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Zitationshilfe: Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bahr_phantom_1913/28>, abgerufen am 19.04.2024.