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Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913.

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Rechts vorne, dem Fenster gegenüber, Türe zum Zimmer
des Doktor Fidelis Schmorr. Dann die Kaminecke mit einem
langen ovalen Tisch aus dunkelrotem Mahagoni mit Schreib-
zeug, Rauchzeug und Zeitschriften, zwei großen Lehnstühlen
an den beiden schmalen Seiten, einem ebensolchen Lehnstuhl
an der langen Seite des Tisches und, mit der Lehne an die-
sen dritten Lehnstuhl gerückt, nach der Mitte hin gerichtet,
noch ein vierter solcher Lehnstuhl in dunkelrotem Mahagoni.
Über dem Kamin an der mattgrauen Wand ein Stilleben von
Cezanne: mehrere grüne Äpfel, ein rötlicher Apfel, ein Brot,
ein Zinnkrug, ein Messer und ein Glas auf zerknülltem
weißem Tischtuch vor gelbem Hintergrund; daneben eine Land-
schaft von van Gogh; Kronleuchter mit Kerzen aus Por-
zellan für elektrisches Licht. Weiter rechts, dem zweiten Fen-
ster gegenüber, Türe zum Zimmer der Frau Luzie Schmorr.
Dann, in der abgeschrägten Wand, eingebauter Glasschrank
mit modernem Porzellan.

Hinten in der Mitte Glasschrank mit Kunstgläsern von
Tiffany, Olbrich, Moser. Links davon Türe zum Flur und ins
Stiegenhaus. Rechts davon Türe zu den anderen Wohnräumen.

Boden mit ockergelbem Teppich bespannt. Plafond hell-
grau mit gemaltem Velum. An den Türen Vorhänge aus
weißer Seide wie an den Fenstern.

Winter. Trüber Tag. Gegen Abend.

Justine (zweiundfünfzig Jahre, ihre altmodische Tracht
läßt sie älter aussehen, aber wenn sie spricht und das miß-
trauische Gesicht allmählich öffnet, scheint sie zuweilen auf ein-
mal wieder ganz jung zu sein; klein, mit hohen Schultern
und einem großen Kopf, klugen, blinzelnden Augen, einer kurzen,

Rechts vorne, dem Fenſter gegenuͤber, Tuͤre zum Zimmer
des Doktor Fidelis Schmorr. Dann die Kaminecke mit einem
langen ovalen Tiſch aus dunkelrotem Mahagoni mit Schreib-
zeug, Rauchzeug und Zeitſchriften, zwei großen Lehnſtuͤhlen
an den beiden ſchmalen Seiten, einem ebenſolchen Lehnſtuhl
an der langen Seite des Tiſches und, mit der Lehne an die-
ſen dritten Lehnſtuhl geruͤckt, nach der Mitte hin gerichtet,
noch ein vierter ſolcher Lehnſtuhl in dunkelrotem Mahagoni.
Uͤber dem Kamin an der mattgrauen Wand ein Stilleben von
Cezanne: mehrere gruͤne Aͤpfel, ein roͤtlicher Apfel, ein Brot,
ein Zinnkrug, ein Meſſer und ein Glas auf zerknuͤlltem
weißem Tiſchtuch vor gelbem Hintergrund; daneben eine Land-
ſchaft von van Gogh; Kronleuchter mit Kerzen aus Por-
zellan für elektriſches Licht. Weiter rechts, dem zweiten Fen-
ſter gegenuͤber, Tuͤre zum Zimmer der Frau Luzie Schmorr.
Dann, in der abgeſchraͤgten Wand, eingebauter Glasſchrank
mit modernem Porzellan.

Hinten in der Mitte Glasſchrank mit Kunſtglaͤſern von
Tiffany, Olbrich, Moſer. Links davon Tuͤre zum Flur und ins
Stiegenhaus. Rechts davon Tuͤre zu den anderen Wohnraͤumen.

Boden mit ockergelbem Teppich beſpannt. Plafond hell-
grau mit gemaltem Velum. An den Tuͤren Vorhaͤnge aus
weißer Seide wie an den Fenſtern.

Winter. Truͤber Tag. Gegen Abend.

Juſtine (zweiundfuͤnfzig Jahre, ihre altmodiſche Tracht
laͤßt ſie aͤlter ausſehen, aber wenn ſie ſpricht und das miß-
trauiſche Geſicht allmaͤhlich oͤffnet, ſcheint ſie zuweilen auf ein-
mal wieder ganz jung zu ſein; klein, mit hohen Schultern
und einem großen Kopf, klugen, blinzelnden Augen, einer kurzen,
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[10/0013] Rechts vorne, dem Fenſter gegenuͤber, Tuͤre zum Zimmer des Doktor Fidelis Schmorr. Dann die Kaminecke mit einem langen ovalen Tiſch aus dunkelrotem Mahagoni mit Schreib- zeug, Rauchzeug und Zeitſchriften, zwei großen Lehnſtuͤhlen an den beiden ſchmalen Seiten, einem ebenſolchen Lehnſtuhl an der langen Seite des Tiſches und, mit der Lehne an die- ſen dritten Lehnſtuhl geruͤckt, nach der Mitte hin gerichtet, noch ein vierter ſolcher Lehnſtuhl in dunkelrotem Mahagoni. Uͤber dem Kamin an der mattgrauen Wand ein Stilleben von Cezanne: mehrere gruͤne Aͤpfel, ein roͤtlicher Apfel, ein Brot, ein Zinnkrug, ein Meſſer und ein Glas auf zerknuͤlltem weißem Tiſchtuch vor gelbem Hintergrund; daneben eine Land- ſchaft von van Gogh; Kronleuchter mit Kerzen aus Por- zellan für elektriſches Licht. Weiter rechts, dem zweiten Fen- ſter gegenuͤber, Tuͤre zum Zimmer der Frau Luzie Schmorr. Dann, in der abgeſchraͤgten Wand, eingebauter Glasſchrank mit modernem Porzellan. Hinten in der Mitte Glasſchrank mit Kunſtglaͤſern von Tiffany, Olbrich, Moſer. Links davon Tuͤre zum Flur und ins Stiegenhaus. Rechts davon Tuͤre zu den anderen Wohnraͤumen. Boden mit ockergelbem Teppich beſpannt. Plafond hell- grau mit gemaltem Velum. An den Tuͤren Vorhaͤnge aus weißer Seide wie an den Fenſtern. Winter. Truͤber Tag. Gegen Abend. Juſtine (zweiundfuͤnfzig Jahre, ihre altmodiſche Tracht laͤßt ſie aͤlter ausſehen, aber wenn ſie ſpricht und das miß- trauiſche Geſicht allmaͤhlich oͤffnet, ſcheint ſie zuweilen auf ein- mal wieder ganz jung zu ſein; klein, mit hohen Schultern und einem großen Kopf, klugen, blinzelnden Augen, einer kurzen,

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Zitationshilfe: Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bahr_phantom_1913/13>, abgerufen am 20.04.2024.