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Allgemeine Zeitung. Nr. 132. Augsburg, 11. Mai 1840.

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Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Montag
Nr. 132.
11 Mai 1840.
Spanien.

Ein Haufe bewaffneter, bisher längs unserer Gränze versteckt gewesener Carlisten (meist Officiere) ist in der Nacht vom 28 auf den 29 April in Navarra eingedrungen. Eine etwa 100 Mann starke Bande war ihnen aus Spanien bis nach Save auf französischen Boden entgegengekommen, und der hartnäckige Widerstand, den ihnen zwei oder drei spanische Carabiniers und ein Paar unserer Douaniers entgegensetzten, war natürlich fruchtlos. *) Andere fügen bei, daß bewaffnete Carlisten sich Estella's bemächtigt haben, daß sie allerwärts die Höhen besetzen, wo sie unter dem Schutze unangreifbarer Stellungen sich ruhig zum allgemeinen Angriff auf die zerstreuten Constitutionellen vorbereiten. Dem Carlistenhäuptling Arroyo, der als thätig und einflußreich bekannt ist, wäre es gelungen, nach Spanien zu entwischen, ja Einige schwören, daß die Infanten Don Juan und Don Fernando sich schon auf spanischem Boden befinden, was ich durchaus bezweifle. Obschon es schwer ist, Sicheres zu berichten, da unsere Behörden ein tiefes Schweigen beobachten, so glaube ich doch nicht zu irren, wenn ich wiederhole, daß dieser heillose Aufruhrversuch kein anderes Resultat haben wird, als die schmähliche Hinrichtung einiger neuen Schlachtopfer, deren bereits 8 oder 10 gefallen sind. Alle Berichte von der Gränze stimmen darin überein, daß Behörden, Truppen und Landvolk an Muth und Thätigkeit wetteifern. Schon hat die Eingangs erwähnte Bande, müde, sich von allen Seiten verfolgt und gejagt zu sehen, und nirgends Vorschub zu finden, nach kurzem Aufenthalt in Vami, wo sie Lebensmittel requirirte, die Richtung von Goysueta eingeschlagen, um von da über das Gebirge von Leiza nach Lecumberry zu entkommen. Eine andere Schaar von etwa 100 Mann, worunter 50 Bewaffnete, ist nach Berichten aus Vera vom 1 d. M. von den Constitutionellen in die Flucht gejagt worden. Sieben davon wurden gefangen und sogleich in Lesaca erschossen. Allenthalben durchstreifen Truppenabtheilungen Gebirg und Thal zur Verfolgung der Versprengten. Eine Compagnie war den 30 April in Zugarramurdi eingerückt. - Ein Brief aus Saragossa vom 29 April meldet die thätigsten Vorbereitungen zum Angriff auf Morella; alles schwere Geschütz war von Saragossa abgegangen. Lagerzelte wurden verfertigt und dem Heere nachgesendet. Man glaubte, daß die Batterien bis zum 10 Mai ihr Feuer würden eröffnen können. "Wir hoffen, heißt es in dem bezeichneten Briefe, daß Morella nach einem achttägigen Angriffe fallen werde; wäre dem nicht so, so könnte daraus leicht eine Belagerung von vier bis fünf Monaten werden." - Vier unlängst von Zurbano gefangen gemachte Insurgenten wurden dieser Tage, da sie zu entweichen versucht hatten, in Saragossa erschossen. Der eine derselben war seiner Aussage gemäß Gouverneur eines Platzes und von Cabrera nach Morella berufen worden. - Die Waffenschmiede aus den Gewehrfabriken von Cantavieja und Morella desertiren zahlreich mit Waffen und Gepäck; schon waren ihrer gegen 30 aus Morella im constitutionellen Lager angekommen.

Großbritannien.

Der Spectator (2 Mai) macht spöttische Bemerkungen über das Nichtsthun beider Häuser in vergangener Woche (non-business of the week): "Das Haus der Gemeinen versammelte sich am Mittwoch und die Lords am Donnerstag, aber nur um nach den Feiertagen nicht zu arbeiten. Am Mittwoch wurde der Sprecher um 7 Uhr ohne "ein Haus" gelassen; und am Donnerstag waren zu der gewöhnlichen Eröffnungsstunde nur siebenundzwanzig Glieder gegenwärtig, so daß Hr. Lefevre nach Hause gehen mußte. Und doch stand genug zu thun "auf dem Papier." Die bei Seite gesetzten Fragen von Mittwoch, einundzwanzig an der Zahl, betrafen unter Anderm Verlagsrecht, Justizverwaltung in Irland, Stimmrecht in Schottland, inländische Aufspeicherung, lateinische Schulen, Gefängnisse, Verhaftung wegen Schulden in Irland, Theile des Einnahmen- und Ausgabenbudgets. Am Donnerstag machte Hr. Smith-O'Brien einen Antrag über Auswanderung; Sir Charles Grey über die Vertheilung unbebauter Ländereien in Canada; Hr. Hume über Einfuhrzölle; Lord J. Russell brachte eine Bill über das Registriren von Parlamentswählern, und eine andere über weiter zu treffende Maaßregeln hinsichtlich des

*) Diejenigen, die bei solchen Anlässen spanische und französische Behörden sogleich unbedingt eines Mangels an Wachsamkeit oder gutem Willen beschuldigen, thun es entweder aus Absicht, oder weil sie die Localverhältnisse jener Gränze nicht genug kennen. Alle Wachsamkeit und aller gute Wille können das Entweichen einzelner oder ganzer Abtheilungen wohl erschweren, aber nie ganz verhindern. Zeugniß davon die längs der ganzen Pyrenäengränze organisirte Contrebande.

Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Montag
Nr. 132.
11 Mai 1840.
Spanien.

Ein Haufe bewaffneter, bisher längs unserer Gränze versteckt gewesener Carlisten (meist Officiere) ist in der Nacht vom 28 auf den 29 April in Navarra eingedrungen. Eine etwa 100 Mann starke Bande war ihnen aus Spanien bis nach Save auf französischen Boden entgegengekommen, und der hartnäckige Widerstand, den ihnen zwei oder drei spanische Carabiniers und ein Paar unserer Douaniers entgegensetzten, war natürlich fruchtlos. *) Andere fügen bei, daß bewaffnete Carlisten sich Estella's bemächtigt haben, daß sie allerwärts die Höhen besetzen, wo sie unter dem Schutze unangreifbarer Stellungen sich ruhig zum allgemeinen Angriff auf die zerstreuten Constitutionellen vorbereiten. Dem Carlistenhäuptling Arroyo, der als thätig und einflußreich bekannt ist, wäre es gelungen, nach Spanien zu entwischen, ja Einige schwören, daß die Infanten Don Juan und Don Fernando sich schon auf spanischem Boden befinden, was ich durchaus bezweifle. Obschon es schwer ist, Sicheres zu berichten, da unsere Behörden ein tiefes Schweigen beobachten, so glaube ich doch nicht zu irren, wenn ich wiederhole, daß dieser heillose Aufruhrversuch kein anderes Resultat haben wird, als die schmähliche Hinrichtung einiger neuen Schlachtopfer, deren bereits 8 oder 10 gefallen sind. Alle Berichte von der Gränze stimmen darin überein, daß Behörden, Truppen und Landvolk an Muth und Thätigkeit wetteifern. Schon hat die Eingangs erwähnte Bande, müde, sich von allen Seiten verfolgt und gejagt zu sehen, und nirgends Vorschub zu finden, nach kurzem Aufenthalt in Vami, wo sie Lebensmittel requirirte, die Richtung von Goysueta eingeschlagen, um von da über das Gebirge von Leiza nach Lecumberry zu entkommen. Eine andere Schaar von etwa 100 Mann, worunter 50 Bewaffnete, ist nach Berichten aus Vera vom 1 d. M. von den Constitutionellen in die Flucht gejagt worden. Sieben davon wurden gefangen und sogleich in Lesaca erschossen. Allenthalben durchstreifen Truppenabtheilungen Gebirg und Thal zur Verfolgung der Versprengten. Eine Compagnie war den 30 April in Zugarramurdi eingerückt. – Ein Brief aus Saragossa vom 29 April meldet die thätigsten Vorbereitungen zum Angriff auf Morella; alles schwere Geschütz war von Saragossa abgegangen. Lagerzelte wurden verfertigt und dem Heere nachgesendet. Man glaubte, daß die Batterien bis zum 10 Mai ihr Feuer würden eröffnen können. „Wir hoffen, heißt es in dem bezeichneten Briefe, daß Morella nach einem achttägigen Angriffe fallen werde; wäre dem nicht so, so könnte daraus leicht eine Belagerung von vier bis fünf Monaten werden.“ – Vier unlängst von Zurbano gefangen gemachte Insurgenten wurden dieser Tage, da sie zu entweichen versucht hatten, in Saragossa erschossen. Der eine derselben war seiner Aussage gemäß Gouverneur eines Platzes und von Cabrera nach Morella berufen worden. – Die Waffenschmiede aus den Gewehrfabriken von Cantavieja und Morella desertiren zahlreich mit Waffen und Gepäck; schon waren ihrer gegen 30 aus Morella im constitutionellen Lager angekommen.

Großbritannien.

Der Spectator (2 Mai) macht spöttische Bemerkungen über das Nichtsthun beider Häuser in vergangener Woche (non-business of the week): „Das Haus der Gemeinen versammelte sich am Mittwoch und die Lords am Donnerstag, aber nur um nach den Feiertagen nicht zu arbeiten. Am Mittwoch wurde der Sprecher um 7 Uhr ohne „ein Haus“ gelassen; und am Donnerstag waren zu der gewöhnlichen Eröffnungsstunde nur siebenundzwanzig Glieder gegenwärtig, so daß Hr. Lefevre nach Hause gehen mußte. Und doch stand genug zu thun „auf dem Papier.“ Die bei Seite gesetzten Fragen von Mittwoch, einundzwanzig an der Zahl, betrafen unter Anderm Verlagsrecht, Justizverwaltung in Irland, Stimmrecht in Schottland, inländische Aufspeicherung, lateinische Schulen, Gefängnisse, Verhaftung wegen Schulden in Irland, Theile des Einnahmen- und Ausgabenbudgets. Am Donnerstag machte Hr. Smith-O'Brien einen Antrag über Auswanderung; Sir Charles Grey über die Vertheilung unbebauter Ländereien in Canada; Hr. Hume über Einfuhrzölle; Lord J. Russell brachte eine Bill über das Registriren von Parlamentswählern, und eine andere über weiter zu treffende Maaßregeln hinsichtlich des

*) Diejenigen, die bei solchen Anlässen spanische und französische Behörden sogleich unbedingt eines Mangels an Wachsamkeit oder gutem Willen beschuldigen, thun es entweder aus Absicht, oder weil sie die Localverhältnisse jener Gränze nicht genug kennen. Alle Wachsamkeit und aller gute Wille können das Entweichen einzelner oder ganzer Abtheilungen wohl erschweren, aber nie ganz verhindern. Zeugniß davon die längs der ganzen Pyrenäengränze organisirte Contrebande.
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[1049/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Montag Nr. 132. 11 Mai 1840. Spanien. _ Bordeaux, 4 Mai. Ein Haufe bewaffneter, bisher längs unserer Gränze versteckt gewesener Carlisten (meist Officiere) ist in der Nacht vom 28 auf den 29 April in Navarra eingedrungen. Eine etwa 100 Mann starke Bande war ihnen aus Spanien bis nach Save auf französischen Boden entgegengekommen, und der hartnäckige Widerstand, den ihnen zwei oder drei spanische Carabiniers und ein Paar unserer Douaniers entgegensetzten, war natürlich fruchtlos. *) Andere fügen bei, daß bewaffnete Carlisten sich Estella's bemächtigt haben, daß sie allerwärts die Höhen besetzen, wo sie unter dem Schutze unangreifbarer Stellungen sich ruhig zum allgemeinen Angriff auf die zerstreuten Constitutionellen vorbereiten. Dem Carlistenhäuptling Arroyo, der als thätig und einflußreich bekannt ist, wäre es gelungen, nach Spanien zu entwischen, ja Einige schwören, daß die Infanten Don Juan und Don Fernando sich schon auf spanischem Boden befinden, was ich durchaus bezweifle. Obschon es schwer ist, Sicheres zu berichten, da unsere Behörden ein tiefes Schweigen beobachten, so glaube ich doch nicht zu irren, wenn ich wiederhole, daß dieser heillose Aufruhrversuch kein anderes Resultat haben wird, als die schmähliche Hinrichtung einiger neuen Schlachtopfer, deren bereits 8 oder 10 gefallen sind. Alle Berichte von der Gränze stimmen darin überein, daß Behörden, Truppen und Landvolk an Muth und Thätigkeit wetteifern. Schon hat die Eingangs erwähnte Bande, müde, sich von allen Seiten verfolgt und gejagt zu sehen, und nirgends Vorschub zu finden, nach kurzem Aufenthalt in Vami, wo sie Lebensmittel requirirte, die Richtung von Goysueta eingeschlagen, um von da über das Gebirge von Leiza nach Lecumberry zu entkommen. Eine andere Schaar von etwa 100 Mann, worunter 50 Bewaffnete, ist nach Berichten aus Vera vom 1 d. M. von den Constitutionellen in die Flucht gejagt worden. Sieben davon wurden gefangen und sogleich in Lesaca erschossen. Allenthalben durchstreifen Truppenabtheilungen Gebirg und Thal zur Verfolgung der Versprengten. Eine Compagnie war den 30 April in Zugarramurdi eingerückt. – Ein Brief aus Saragossa vom 29 April meldet die thätigsten Vorbereitungen zum Angriff auf Morella; alles schwere Geschütz war von Saragossa abgegangen. Lagerzelte wurden verfertigt und dem Heere nachgesendet. Man glaubte, daß die Batterien bis zum 10 Mai ihr Feuer würden eröffnen können. „Wir hoffen, heißt es in dem bezeichneten Briefe, daß Morella nach einem achttägigen Angriffe fallen werde; wäre dem nicht so, so könnte daraus leicht eine Belagerung von vier bis fünf Monaten werden.“ – Vier unlängst von Zurbano gefangen gemachte Insurgenten wurden dieser Tage, da sie zu entweichen versucht hatten, in Saragossa erschossen. Der eine derselben war seiner Aussage gemäß Gouverneur eines Platzes und von Cabrera nach Morella berufen worden. – Die Waffenschmiede aus den Gewehrfabriken von Cantavieja und Morella desertiren zahlreich mit Waffen und Gepäck; schon waren ihrer gegen 30 aus Morella im constitutionellen Lager angekommen. Großbritannien. _ London, 4 Mai. Der Spectator (2 Mai) macht spöttische Bemerkungen über das Nichtsthun beider Häuser in vergangener Woche (non-business of the week): „Das Haus der Gemeinen versammelte sich am Mittwoch und die Lords am Donnerstag, aber nur um nach den Feiertagen nicht zu arbeiten. Am Mittwoch wurde der Sprecher um 7 Uhr ohne „ein Haus“ gelassen; und am Donnerstag waren zu der gewöhnlichen Eröffnungsstunde nur siebenundzwanzig Glieder gegenwärtig, so daß Hr. Lefevre nach Hause gehen mußte. Und doch stand genug zu thun „auf dem Papier.“ Die bei Seite gesetzten Fragen von Mittwoch, einundzwanzig an der Zahl, betrafen unter Anderm Verlagsrecht, Justizverwaltung in Irland, Stimmrecht in Schottland, inländische Aufspeicherung, lateinische Schulen, Gefängnisse, Verhaftung wegen Schulden in Irland, Theile des Einnahmen- und Ausgabenbudgets. Am Donnerstag machte Hr. Smith-O'Brien einen Antrag über Auswanderung; Sir Charles Grey über die Vertheilung unbebauter Ländereien in Canada; Hr. Hume über Einfuhrzölle; Lord J. Russell brachte eine Bill über das Registriren von Parlamentswählern, und eine andere über weiter zu treffende Maaßregeln hinsichtlich des *) Diejenigen, die bei solchen Anlässen spanische und französische Behörden sogleich unbedingt eines Mangels an Wachsamkeit oder gutem Willen beschuldigen, thun es entweder aus Absicht, oder weil sie die Localverhältnisse jener Gränze nicht genug kennen. Alle Wachsamkeit und aller gute Wille können das Entweichen einzelner oder ganzer Abtheilungen wohl erschweren, aber nie ganz verhindern. Zeugniß davon die längs der ganzen Pyrenäengränze organisirte Contrebande.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 132. Augsburg, 11. Mai 1840, S. 1049. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_132_18400511/1>, abgerufen am 20.04.2024.