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Allgemeine Zeitung. Nr. 120. Augsburg, 29. April 1840.

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Nationalwünsche zu befördern, unendlich viel dazu beiträgt, den Glauben an das Bestehen einer constitutionellen Monarchie, also die Hoffnung auf Ruhe und Frieden noch aufrecht zu erhalten. Eine entschiedenere Sprache, größere Offenherzigkeit, mehr Geschicklichkeit von dem Präsidenten des Conseils zu erwarten kann nur denjenigen einfallen, die auf die Lage, in welcher das Ministerium sich befindet, keine Rücksicht nehmen.

Die gegen das Rentenumwandlungsgesetz gefallenen 163 schwarze Kugeln werden größtentheils den ehemaligen 221 zugeschrieben. Merkwürdiger Weise nahm weder das Ministerium noch sonst Jemand das Wort im Sinne derjenigen Verfügung des ursprünglichen Entwurfs, welcher der Regierung freie Hand über die Epoche und die Bedingungen der Conversion ließ, eine Verfügung, die Hr. Thiers doch in seiner beim Beginn der Debatten gehaltenen Rede wieder zur Sprache gebracht hatte. Man glaubt allgemein, das Cabinet habe seine Berechnung gemacht, und auf keine Mehrheit in diesem Punkte zählen können. Daher ließ es den Debatten ihren Lauf, überzeugt, daß der Entwurf seinem Schiffbruch in der Pairskammer nicht entgehen werde. Letztere wird durch die geringe Mehrheit, womit derselbe in der Deputirtenkammer angenommen wurde, sich um desto mehr geneigt fühlen, auf ihrem entgegengesetzten System zu beharren. - In der heutigen Sitzung wird Hr. v. Remilly seine Motion entwickeln; man versichert mich, unmittelbar nach dieser Entwicklung werde der Conseilpräsident die Erklärung geben, die Regierung beabsichtige, in der künftigen Session einen Gesetzesentwurf über die Verhältnisse derjenigen Deputirten vorzulegen, die öffentliche Aemter bekleiden: die Kammer möge demnach die Debatten der vorliegenden Motion auf die nächste Session vertagen. Ich vernehme allerseits, daß die Mehrheit geneigt ist, auf diesen Vorschlag einzugehen. Somit nähme diese Angelegenheit, die anfänglich vielen Lärm veranlaßte, ein unerwartetes Ende, vielleicht auf lange Zeit: denn in der nächsten Session besteht entweder das Cabinet nicht mehr, oder der Kammer liegen andere dringende Geschäfte vor.

Die Linienschiffe Marengo und Genereur, welche Truppen von Portvendres nach Oran überführen sollten, sind wieder auf unserer Rhede angekommen. Der Genereux soll morgen in die See stechen. Wohin er geht, weiß Niemand. Die Officiere glauben, er segle nach Neapel. Drei Linienschiffe und eine Corvette sind von Portvendres nach Oran abgegangen, und werden von dort nach Tanger segeln. - Wir haben Nachrichten aus Algier vom 15, aus Stora vom 9 April, welche nichts Erhebliches melden. In Algier war das Wetter fortwährend sehr veränderlich, und häufiger Regen hatte die Straßen unfahrbar gemacht. Belida, der Abgangspunkt der Expeditionsarmee, war stark verproviantirt worden. Man erwartete den ersten Widerstand im Engpasse Teniah, wo Abd-El-Kader einige Befestigungswerke aufführen ließ, deren man in einigen Stunden Meister zu seyn hofft. Auf der Höhe des Passes Teniah wird eine kleine Besatzung zurückgelassen, um die Kabylen im Zaum zu halten, und die Verbindung zwischen Belida und Medeah zu sichern. - Die Briefe aus Stora sprechen wiederholt von der Unterwerfung des Ex-Bey's Achmet; man sagt, er habe Emissäre an den General Galbois und den Marschall Valee geschickt. Achmet verlangt als Preis seiner Unterwerfung, daß man ihn zum Oberhaupt aller Chalifas und Kaids unserer Provinz, unter der Autorität des französischen Obercommandanten der Provinz ernenne. Dieß heißt so viel, als: er will wieder Bey werden für Rechnung Frankreichs.

Die drei Linienschiffe, deren Rückkehr von Portvendres ich Ihnen gestern gemeldet, haben auf einen Befehl, den der Telegraph überbrachte, ihre Fahrt nach Oran unterlassen, und werden nach Neapel segeln, sobald die Estafette, welche dem Admiral Rosamel Instructionen bringt, eingetroffen ist. Zwei Dampfboote werden die Escadre begleiten. Es heißt, Hr. v. Rosamel habe Vollmacht, sich nöthigenfalls mit einigen Linienschiffen der Division Lalande zu verstärken.

Niederlande.

Die Wiederversammlung der Generalstaaten ist vor der Thüre, und die Beweise, daß die Regierung nachzugeben gesonnen ist, mehren sich eben nicht. Hrn. Warin's kürzlich in der Kammer übergebene Note, von der ich Ihnen in meinem letzten Briefe sprach, ist eine Art Fahne für die radicale Partei geworden, die sich nicht mehr damit begnügt, die "Begrootingswetten" zu discutiren, sondern sie geradezu verspottet. Die Partei der Capitalisten und Kaufleute ist auf der andern Seite nicht minder entschlossen, der Regierung zuzusetzen, und es stand auf dem Punkte, daß man in Amsterdam eine Adresse an die Generalstaaten circuliren ließ, um diese aufzufordern, ferner in die Regierung zu dringen, daß diese Ersparnisse im Großen und mehr Offenheit in ihren Finanzen eintreten lasse. Für jetzt ist diese Adresse verschoben, allein die Sache bleibt dieselbe.

Italien.

Der National schreibt aus Neapel vom 14 April: "Die Repräsentanten der Compagnie Taix-Aycard hatten eine Audienz beim König. Sie erklärten, daß sie, um nicht Ursache einer Collision zwischen zwei befreundeten Nationen zu seyn, all ihre Interessen in die Hände des Königs niederlegten und ihm vollkommen freie Hand ließen, darüber nach seinem Gutdünken zu verfügen, wenn auch der Contract gebrochen würde. Ueber die Antwort des Königs hat man nichts erfahren; aber die Kriegsrüstungen dauern fort!"

Den letzten Nachrichten aus Neapel zufolge hatte das entschiedene Benehmen des englischen Repräsentanten große Sensation erregt. Man berechnete, daß Lord Stopford mit der englischen Escadre zwischen dem 18 und 21 vor den Küsten Neapels und Siciliens erscheinen dürfte. Das Ungewisse der Maaßregeln, die der Admiral zu ergreifen durch seine Instructionen angewiesen seyn möchte, vermehrte die allenthalben sich kundgebende Besorgniß. Man sprach bereits von einer bevorstehenden Kriegserklärung Großbritanniens. Wohlunterrichtete wissen indessen, daß hier von keinem Kriege die Rede ist, sondern von einer gewaltsam an neapolitanischen Schiffen zu nehmenden Entschädigung für die Verluste, welche brittische Unterthanen in Folge des Schwefelmonopols erlitten haben. Dieß wäre die Execution eines in London über die Sache des Monopols ausgesprochenen Urtheils. Verderblich genug würde sie auf den Handel des Königreichs wirken, und man darf sich nicht wundern, wenn die Beharrlichkeit in Festhaltung des Monopols von den eigenen Unterthanen bedauert wird. Indessen scheint die Regierung die bisher beobachtete feste Haltung zu verlieren. Es wurden mehrere Plenarsitzungen im Staatsrath gehalten, in denen Se. Maj. der König nicht persönlich erschien, da er, im höchsten Grade verstimmt, dem Gange der Berathungen keinen Zwang anlegen wollte. Es zeigten sich nun im Staatsrathe bedeutende Modificationen der frühern Ansichten, und die meisten Mitglieder, die früher zur Standhaftigkeit ermunterten, erwiesen sich zur Nachgiebigkeit geneigt. Es ist noch ungewiß, wie weit sich der König durch seine Rathgeber influenciren lassen werde. Gewiß ist, daß der König in Folge der erwähnten Berathungen den Befehl erließ, es solle ein neapolitanisches Dampfboot sogleich dem Lord

Nationalwünsche zu befördern, unendlich viel dazu beiträgt, den Glauben an das Bestehen einer constitutionellen Monarchie, also die Hoffnung auf Ruhe und Frieden noch aufrecht zu erhalten. Eine entschiedenere Sprache, größere Offenherzigkeit, mehr Geschicklichkeit von dem Präsidenten des Conseils zu erwarten kann nur denjenigen einfallen, die auf die Lage, in welcher das Ministerium sich befindet, keine Rücksicht nehmen.

Die gegen das Rentenumwandlungsgesetz gefallenen 163 schwarze Kugeln werden größtentheils den ehemaligen 221 zugeschrieben. Merkwürdiger Weise nahm weder das Ministerium noch sonst Jemand das Wort im Sinne derjenigen Verfügung des ursprünglichen Entwurfs, welcher der Regierung freie Hand über die Epoche und die Bedingungen der Conversion ließ, eine Verfügung, die Hr. Thiers doch in seiner beim Beginn der Debatten gehaltenen Rede wieder zur Sprache gebracht hatte. Man glaubt allgemein, das Cabinet habe seine Berechnung gemacht, und auf keine Mehrheit in diesem Punkte zählen können. Daher ließ es den Debatten ihren Lauf, überzeugt, daß der Entwurf seinem Schiffbruch in der Pairskammer nicht entgehen werde. Letztere wird durch die geringe Mehrheit, womit derselbe in der Deputirtenkammer angenommen wurde, sich um desto mehr geneigt fühlen, auf ihrem entgegengesetzten System zu beharren. – In der heutigen Sitzung wird Hr. v. Rémilly seine Motion entwickeln; man versichert mich, unmittelbar nach dieser Entwicklung werde der Conseilpräsident die Erklärung geben, die Regierung beabsichtige, in der künftigen Session einen Gesetzesentwurf über die Verhältnisse derjenigen Deputirten vorzulegen, die öffentliche Aemter bekleiden: die Kammer möge demnach die Debatten der vorliegenden Motion auf die nächste Session vertagen. Ich vernehme allerseits, daß die Mehrheit geneigt ist, auf diesen Vorschlag einzugehen. Somit nähme diese Angelegenheit, die anfänglich vielen Lärm veranlaßte, ein unerwartetes Ende, vielleicht auf lange Zeit: denn in der nächsten Session besteht entweder das Cabinet nicht mehr, oder der Kammer liegen andere dringende Geschäfte vor.

Die Linienschiffe Marengo und Genereur, welche Truppen von Portvendres nach Oran überführen sollten, sind wieder auf unserer Rhede angekommen. Der Genereux soll morgen in die See stechen. Wohin er geht, weiß Niemand. Die Officiere glauben, er segle nach Neapel. Drei Linienschiffe und eine Corvette sind von Portvendres nach Oran abgegangen, und werden von dort nach Tanger segeln. – Wir haben Nachrichten aus Algier vom 15, aus Stora vom 9 April, welche nichts Erhebliches melden. In Algier war das Wetter fortwährend sehr veränderlich, und häufiger Regen hatte die Straßen unfahrbar gemacht. Belida, der Abgangspunkt der Expeditionsarmee, war stark verproviantirt worden. Man erwartete den ersten Widerstand im Engpasse Teniah, wo Abd-El-Kader einige Befestigungswerke aufführen ließ, deren man in einigen Stunden Meister zu seyn hofft. Auf der Höhe des Passes Teniah wird eine kleine Besatzung zurückgelassen, um die Kabylen im Zaum zu halten, und die Verbindung zwischen Belida und Medeah zu sichern. – Die Briefe aus Stora sprechen wiederholt von der Unterwerfung des Ex-Bey's Achmet; man sagt, er habe Emissäre an den General Galbois und den Marschall Valée geschickt. Achmet verlangt als Preis seiner Unterwerfung, daß man ihn zum Oberhaupt aller Chalifas und Kaids unserer Provinz, unter der Autorität des französischen Obercommandanten der Provinz ernenne. Dieß heißt so viel, als: er will wieder Bey werden für Rechnung Frankreichs.

Die drei Linienschiffe, deren Rückkehr von Portvendres ich Ihnen gestern gemeldet, haben auf einen Befehl, den der Telegraph überbrachte, ihre Fahrt nach Oran unterlassen, und werden nach Neapel segeln, sobald die Estafette, welche dem Admiral Rosamel Instructionen bringt, eingetroffen ist. Zwei Dampfboote werden die Escadre begleiten. Es heißt, Hr. v. Rosamel habe Vollmacht, sich nöthigenfalls mit einigen Linienschiffen der Division Lalande zu verstärken.

Niederlande.

Die Wiederversammlung der Generalstaaten ist vor der Thüre, und die Beweise, daß die Regierung nachzugeben gesonnen ist, mehren sich eben nicht. Hrn. Warin's kürzlich in der Kammer übergebene Note, von der ich Ihnen in meinem letzten Briefe sprach, ist eine Art Fahne für die radicale Partei geworden, die sich nicht mehr damit begnügt, die „Begrootingswetten“ zu discutiren, sondern sie geradezu verspottet. Die Partei der Capitalisten und Kaufleute ist auf der andern Seite nicht minder entschlossen, der Regierung zuzusetzen, und es stand auf dem Punkte, daß man in Amsterdam eine Adresse an die Generalstaaten circuliren ließ, um diese aufzufordern, ferner in die Regierung zu dringen, daß diese Ersparnisse im Großen und mehr Offenheit in ihren Finanzen eintreten lasse. Für jetzt ist diese Adresse verschoben, allein die Sache bleibt dieselbe.

Italien.

Der National schreibt aus Neapel vom 14 April: „Die Repräsentanten der Compagnie Taix-Aycard hatten eine Audienz beim König. Sie erklärten, daß sie, um nicht Ursache einer Collision zwischen zwei befreundeten Nationen zu seyn, all ihre Interessen in die Hände des Königs niederlegten und ihm vollkommen freie Hand ließen, darüber nach seinem Gutdünken zu verfügen, wenn auch der Contract gebrochen würde. Ueber die Antwort des Königs hat man nichts erfahren; aber die Kriegsrüstungen dauern fort!“

Den letzten Nachrichten aus Neapel zufolge hatte das entschiedene Benehmen des englischen Repräsentanten große Sensation erregt. Man berechnete, daß Lord Stopford mit der englischen Escadre zwischen dem 18 und 21 vor den Küsten Neapels und Siciliens erscheinen dürfte. Das Ungewisse der Maaßregeln, die der Admiral zu ergreifen durch seine Instructionen angewiesen seyn möchte, vermehrte die allenthalben sich kundgebende Besorgniß. Man sprach bereits von einer bevorstehenden Kriegserklärung Großbritanniens. Wohlunterrichtete wissen indessen, daß hier von keinem Kriege die Rede ist, sondern von einer gewaltsam an neapolitanischen Schiffen zu nehmenden Entschädigung für die Verluste, welche brittische Unterthanen in Folge des Schwefelmonopols erlitten haben. Dieß wäre die Execution eines in London über die Sache des Monopols ausgesprochenen Urtheils. Verderblich genug würde sie auf den Handel des Königreichs wirken, und man darf sich nicht wundern, wenn die Beharrlichkeit in Festhaltung des Monopols von den eigenen Unterthanen bedauert wird. Indessen scheint die Regierung die bisher beobachtete feste Haltung zu verlieren. Es wurden mehrere Plenarsitzungen im Staatsrath gehalten, in denen Se. Maj. der König nicht persönlich erschien, da er, im höchsten Grade verstimmt, dem Gange der Berathungen keinen Zwang anlegen wollte. Es zeigten sich nun im Staatsrathe bedeutende Modificationen der frühern Ansichten, und die meisten Mitglieder, die früher zur Standhaftigkeit ermunterten, erwiesen sich zur Nachgiebigkeit geneigt. Es ist noch ungewiß, wie weit sich der König durch seine Rathgeber influenciren lassen werde. Gewiß ist, daß der König in Folge der erwähnten Berathungen den Befehl erließ, es solle ein neapolitanisches Dampfboot sogleich dem Lord

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[0957/0005] Nationalwünsche zu befördern, unendlich viel dazu beiträgt, den Glauben an das Bestehen einer constitutionellen Monarchie, also die Hoffnung auf Ruhe und Frieden noch aufrecht zu erhalten. Eine entschiedenere Sprache, größere Offenherzigkeit, mehr Geschicklichkeit von dem Präsidenten des Conseils zu erwarten kann nur denjenigen einfallen, die auf die Lage, in welcher das Ministerium sich befindet, keine Rücksicht nehmen. _ Paris, 20 April. Die gegen das Rentenumwandlungsgesetz gefallenen 163 schwarze Kugeln werden größtentheils den ehemaligen 221 zugeschrieben. Merkwürdiger Weise nahm weder das Ministerium noch sonst Jemand das Wort im Sinne derjenigen Verfügung des ursprünglichen Entwurfs, welcher der Regierung freie Hand über die Epoche und die Bedingungen der Conversion ließ, eine Verfügung, die Hr. Thiers doch in seiner beim Beginn der Debatten gehaltenen Rede wieder zur Sprache gebracht hatte. Man glaubt allgemein, das Cabinet habe seine Berechnung gemacht, und auf keine Mehrheit in diesem Punkte zählen können. Daher ließ es den Debatten ihren Lauf, überzeugt, daß der Entwurf seinem Schiffbruch in der Pairskammer nicht entgehen werde. Letztere wird durch die geringe Mehrheit, womit derselbe in der Deputirtenkammer angenommen wurde, sich um desto mehr geneigt fühlen, auf ihrem entgegengesetzten System zu beharren. – In der heutigen Sitzung wird Hr. v. Rémilly seine Motion entwickeln; man versichert mich, unmittelbar nach dieser Entwicklung werde der Conseilpräsident die Erklärung geben, die Regierung beabsichtige, in der künftigen Session einen Gesetzesentwurf über die Verhältnisse derjenigen Deputirten vorzulegen, die öffentliche Aemter bekleiden: die Kammer möge demnach die Debatten der vorliegenden Motion auf die nächste Session vertagen. Ich vernehme allerseits, daß die Mehrheit geneigt ist, auf diesen Vorschlag einzugehen. Somit nähme diese Angelegenheit, die anfänglich vielen Lärm veranlaßte, ein unerwartetes Ende, vielleicht auf lange Zeit: denn in der nächsten Session besteht entweder das Cabinet nicht mehr, oder der Kammer liegen andere dringende Geschäfte vor. _ Toulon, 21 April. Die Linienschiffe Marengo und Genereur, welche Truppen von Portvendres nach Oran überführen sollten, sind wieder auf unserer Rhede angekommen. Der Genereux soll morgen in die See stechen. Wohin er geht, weiß Niemand. Die Officiere glauben, er segle nach Neapel. Drei Linienschiffe und eine Corvette sind von Portvendres nach Oran abgegangen, und werden von dort nach Tanger segeln. – Wir haben Nachrichten aus Algier vom 15, aus Stora vom 9 April, welche nichts Erhebliches melden. In Algier war das Wetter fortwährend sehr veränderlich, und häufiger Regen hatte die Straßen unfahrbar gemacht. Belida, der Abgangspunkt der Expeditionsarmee, war stark verproviantirt worden. Man erwartete den ersten Widerstand im Engpasse Teniah, wo Abd-El-Kader einige Befestigungswerke aufführen ließ, deren man in einigen Stunden Meister zu seyn hofft. Auf der Höhe des Passes Teniah wird eine kleine Besatzung zurückgelassen, um die Kabylen im Zaum zu halten, und die Verbindung zwischen Belida und Medeah zu sichern. – Die Briefe aus Stora sprechen wiederholt von der Unterwerfung des Ex-Bey's Achmet; man sagt, er habe Emissäre an den General Galbois und den Marschall Valée geschickt. Achmet verlangt als Preis seiner Unterwerfung, daß man ihn zum Oberhaupt aller Chalifas und Kaids unserer Provinz, unter der Autorität des französischen Obercommandanten der Provinz ernenne. Dieß heißt so viel, als: er will wieder Bey werden für Rechnung Frankreichs. _ Toulon, 22 April. Die drei Linienschiffe, deren Rückkehr von Portvendres ich Ihnen gestern gemeldet, haben auf einen Befehl, den der Telegraph überbrachte, ihre Fahrt nach Oran unterlassen, und werden nach Neapel segeln, sobald die Estafette, welche dem Admiral Rosamel Instructionen bringt, eingetroffen ist. Zwei Dampfboote werden die Escadre begleiten. Es heißt, Hr. v. Rosamel habe Vollmacht, sich nöthigenfalls mit einigen Linienschiffen der Division Lalande zu verstärken. Niederlande. _ Vom Niederrhein, 23 April. Die Wiederversammlung der Generalstaaten ist vor der Thüre, und die Beweise, daß die Regierung nachzugeben gesonnen ist, mehren sich eben nicht. Hrn. Warin's kürzlich in der Kammer übergebene Note, von der ich Ihnen in meinem letzten Briefe sprach, ist eine Art Fahne für die radicale Partei geworden, die sich nicht mehr damit begnügt, die „Begrootingswetten“ zu discutiren, sondern sie geradezu verspottet. Die Partei der Capitalisten und Kaufleute ist auf der andern Seite nicht minder entschlossen, der Regierung zuzusetzen, und es stand auf dem Punkte, daß man in Amsterdam eine Adresse an die Generalstaaten circuliren ließ, um diese aufzufordern, ferner in die Regierung zu dringen, daß diese Ersparnisse im Großen und mehr Offenheit in ihren Finanzen eintreten lasse. Für jetzt ist diese Adresse verschoben, allein die Sache bleibt dieselbe. Italien. Der National schreibt aus Neapel vom 14 April: „Die Repräsentanten der Compagnie Taix-Aycard hatten eine Audienz beim König. Sie erklärten, daß sie, um nicht Ursache einer Collision zwischen zwei befreundeten Nationen zu seyn, all ihre Interessen in die Hände des Königs niederlegten und ihm vollkommen freie Hand ließen, darüber nach seinem Gutdünken zu verfügen, wenn auch der Contract gebrochen würde. Ueber die Antwort des Königs hat man nichts erfahren; aber die Kriegsrüstungen dauern fort!“ _ Turin, 22 April. Den letzten Nachrichten aus Neapel zufolge hatte das entschiedene Benehmen des englischen Repräsentanten große Sensation erregt. Man berechnete, daß Lord Stopford mit der englischen Escadre zwischen dem 18 und 21 vor den Küsten Neapels und Siciliens erscheinen dürfte. Das Ungewisse der Maaßregeln, die der Admiral zu ergreifen durch seine Instructionen angewiesen seyn möchte, vermehrte die allenthalben sich kundgebende Besorgniß. Man sprach bereits von einer bevorstehenden Kriegserklärung Großbritanniens. Wohlunterrichtete wissen indessen, daß hier von keinem Kriege die Rede ist, sondern von einer gewaltsam an neapolitanischen Schiffen zu nehmenden Entschädigung für die Verluste, welche brittische Unterthanen in Folge des Schwefelmonopols erlitten haben. Dieß wäre die Execution eines in London über die Sache des Monopols ausgesprochenen Urtheils. Verderblich genug würde sie auf den Handel des Königreichs wirken, und man darf sich nicht wundern, wenn die Beharrlichkeit in Festhaltung des Monopols von den eigenen Unterthanen bedauert wird. Indessen scheint die Regierung die bisher beobachtete feste Haltung zu verlieren. Es wurden mehrere Plenarsitzungen im Staatsrath gehalten, in denen Se. Maj. der König nicht persönlich erschien, da er, im höchsten Grade verstimmt, dem Gange der Berathungen keinen Zwang anlegen wollte. Es zeigten sich nun im Staatsrathe bedeutende Modificationen der frühern Ansichten, und die meisten Mitglieder, die früher zur Standhaftigkeit ermunterten, erwiesen sich zur Nachgiebigkeit geneigt. Es ist noch ungewiß, wie weit sich der König durch seine Rathgeber influenciren lassen werde. Gewiß ist, daß der König in Folge der erwähnten Berathungen den Befehl erließ, es solle ein neapolitanisches Dampfboot sogleich dem Lord

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 120. Augsburg, 29. April 1840, S. 0957. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_120_18400429/5>, abgerufen am 20.04.2024.