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Allgemeine Zeitung. Nr. 83. Augsburg, 23. März 1840.

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auf der Parade bekannt worden, neuerdings mehrere Pensionirungen, namentlich von einem Obristen (dem zweiten Commandanten von Posen), drei Obristlieutenants und sieben Majors stattgefunden. - Der Großfürst Thronfolger von Rußland wird jetzt von einigen Seiten schon am 23 d. M. hier erwartet, und zwar auch deßhalb, weil ein großes Fest, das der Kronprinz am 21 in den Räumen des Concertsaales und der Nebensäle geben wollte (es sind über 700 Personen geladen) bis zum 24 März verschoben worden. - Friedrich v. Raumer, dessen akademischer Vorlesung über die italienischen Staaten kürzlich in der Allg. Zeit. ausführlich gedacht wurde, hat jetzt diese, so wie seine Beobachtungen des heutigen Staats- und Städtelebens und der Kunst auf der apenninischen Halbinsel, in zwei Bänden unter dem Titel: "Italien," im Druck erscheinen lassen. Nicht minder interessant sind die vor wenigen Tagen hier ausgegebenen Vorlesungen "über Rosetti's Auffassung des Dante," die bei gründlicher und neuer Darstellung des Gegenstandes Theilnahme erwecken, obgleich sie nicht von einem Gelehrten von Fach, sondern von einem Bankier, dem Chef eines unserer ersten Handlungshäuser, verfaßt sind. - Die Actionnäre der Berlin-sächsischen Eisenbahn, die gestern eine Generalversammlung hielten, haben den Beschluß gefaßt, die Benennung "Berlin-sächsich" in "Berlin-anhaltisch," als der Sache mehr entsprechend, zu verwandeln. In der That thun die beiden Herzoge von Anhalt, durch deren Gebiet die Bahn geht, so viel für das Unternehmen, daß es nicht mehr als billig scheint, auch durch den Namen an sie zu erinnern. Die Actionnäre haben der Direction in Bezug auf die noch festzustellenden neuen Ausgaben ein Vertrauensvotum bewilligt, das diese in vollem Maaß verdient hat; denn alle bisherigen Geldverwendungen sind so weit unter den ursprünglichen Kostenanschlägen verblieben, daß gewiß noch ein Ansehnliches gegen den ersten Entwurf erspart würde, wenn nicht die jetzt erst eintretenden Erwerbungen von Grundstücken dicht bei Berlin und namentlich die des bekannten Exercierplatzes mit außerordentlichen Opfern verbunden wären, von denen indessen die Regierung, wie man Ursache hat zu hoffen, aus Rücksicht auf die Gemeinnützigkeit der Sache, Einiges noch mildern wird. Bei der Festung Wittenberg ist der Gesellschaft, eben so wie der Rheinischen bei Köln, die Verpflichtung auferlegt worden, zwei neue Pulvermagazine statt derjenigen zu erbauen, die, in der Nähe der Eisenbahn gelegen, durch das Funkensprühen der Dampfwagen leicht gefährdet werden könnten. Ein Theil der Bahn, die übrigens rascher gebaut wird, als bisher irgend eine Chaussee von gleicher Länge, wird noch in diesem Jahre eröffnet werden, und zwar im August der Tract zwischen Dessau und Cöthen, und im October der zwischen Berlin und Jüterbog.

Dänemark.

Se. Maj. der König hat unterm 9 d. ein Patent erlassen, wodurch die Stände des Herzogthums Holstein auf den 15 Jul. einberufen werden, mit dem Beifügen, daß die Verhandlungen spätestens nach zwei Monaten geschlossen werden sollen. "Wir versehen Uns (heißt es am Schlusse des Patents) zu sämmtlichen Mitgliedern der ständischen Versammlung, daß sie, immer eingedenk der landesväterlichen Absichten, in welchen die Provincialstände eingeführt sind, sich die Erreichung derselben angelegen seyn lassen, dazu ihrerseits möglichst beitragen, und dadurch dem in sie gesetzten Vertrauen entsprechen werden." - Zum Commissarius ist Graf Reventlow-Criminil ernannt. - Ein im Wesentlichen gleichlautendes Patent beruft die Provincialstände der dänischen Inseln auf denselben Tag nach Roeskilde. Dort ist der Generalprocureur Oersted wiederum zum königlichen Commissarius ernannt. - Die Verhandlungen dieser beiden ständischen Versammlungen werden wahrscheinlich interessant genug werden, wenigstens erwartet man allgemein, daß die Frage wegen einer durchgreifenden Veränderung in der Verfassung des dänischen Staats zur Sprache kommen werde. - Das früher besprochene Arrangement mit der schleswig-holsteinischen Ritterschaft wegen Aufgebung ihrer Zollprivilegien ist nun dahin zu Stande gekommen, daß der Ritterschaft eine Aversalsumme von 675,000 Reichsbankthalern zugestanden worden ist, welche zu gemeinnützlichen Zwecken für die Herzogthümer bestimmt sind.

Rußland.

Die hiesigen Blätter enthalten folgende Nachrichten über die Expedition nach Chiwa: "Der Generaladjutant Perowskij berichtet vom 30 Januar (11 Februar) über die Ankunft des Detaschements in der Befestigung Ak-Bulak bis Ust'-Jurt. Bald nach dem Ausrücken aus der Befestigung an der Emba legten die strenge Kälte, welche mit der größten Heftigkeit fortwährte, die starken Steppenstürme mit Schneegestöber, und insbesondere der außerordentlich tiefe Schnee, in welchem die Kamele, kaum fortkommend, unter ihrer Last sehr entkräftet wurden, dem Marsche des Detaschements große Hindernisse in den Weg. Nach eingezogenen Nachrichten standen eben solche und an einigen Stellen noch größere Hindernisse dem Detaschement bei Ust'-Jurt bevor, wegen der ungeheuern dort aufgehäuften Schneemassen. Unter diesen Umständen hätte ein weiteres Vorrücken des Detaschements dasselbe der Gefahr ausgesetzt, den größten Theil der Kamele aus Entkräftung zu verlieren, und des einzigen Mittels zur Fortschaffung seiner schweren Bagage beraubt zu werden. Deßhalb entschloß sich der Generaladjutant Perowskij, gemäß der ihm vorläufig für einen solchen Fall ertheilten Vollmacht, sein Detaschement bei der Befestigung an der Emba, bei den auf diesem Punkte befindlichen Vorräthen, zu concentriren. Hier wird er den Eintritt einer günstigern Witterung zur Erreichung des beabsichtigten Zieles abwarten. - Die ungewöhnlichen Beschwerden des Marsches nach Ak-Bulak haben keinen schädlichen Einfluß auf die Gesundheit der Truppen gehabt, die überhaupt befriedigend ist. - Nach dem unbedeutenden Scharmützel mit einem Reitertrupp von Chiwaern, welches aus den früher mitgetheilten Nachrichten bekannt ist, hat sich der Feind nirgends gezeigt, und dem Detaschement sind nicht einmal Gerüchte über denselben zugekommen."

Türkei.

In dem gestern erwähnten Schreiben des Semaphore aus Konstantinopel vom 27 Febr. heißt es, Hr. v. Pontois habe auf die Klagen Reschid Pascha's über die Politik Frankreichs aufs neue erwiedert, die Pforte könne nichts Klügeres thun, als mit Mehemed Ali direct einen Vergleich einzugehn; es sey dieß viel ehrenwerther, als unter die Vormundschaft der fremden Mächte sich zu stellen. "Es wird ein Tag kommen - soll Hr. v. Pontois beigefügt haben - wo ihr einsehen werdet, daß Frankreich allein in dieser Sache uneigennützig und der beste Freund der Türkei gewesen. Dann aber wird es zu spät seyn und ihr werdet, weil ihr Frankreichs Rath nicht beachtet, unwiderstehlichen Schwierigkeiten gegenüber stehen. Frankreichs Beistand allein kann euch retten; denn ihr selbst vermöget gar nichts. Glaubt nicht, daß die heimlichen Umtriebe der Diplomatie mir unbekannt geblieben, obwohl ihr mich entfernt gehalten. Ich mußte nur, den Befehlen meiner Regierung gemäß, die Ereignisse abwarten, um dann darnach meine Maaßregeln zu ergreifen. Da ihr mir nun selbst Gelegenheit bietet, mich offen auszusprechen, so sage ich euch ohne Umschweife, daß man euch, indem man einen Vergleich zwischen euch und dem

auf der Parade bekannt worden, neuerdings mehrere Pensionirungen, namentlich von einem Obristen (dem zweiten Commandanten von Posen), drei Obristlieutenants und sieben Majors stattgefunden. – Der Großfürst Thronfolger von Rußland wird jetzt von einigen Seiten schon am 23 d. M. hier erwartet, und zwar auch deßhalb, weil ein großes Fest, das der Kronprinz am 21 in den Räumen des Concertsaales und der Nebensäle geben wollte (es sind über 700 Personen geladen) bis zum 24 März verschoben worden. – Friedrich v. Raumer, dessen akademischer Vorlesung über die italienischen Staaten kürzlich in der Allg. Zeit. ausführlich gedacht wurde, hat jetzt diese, so wie seine Beobachtungen des heutigen Staats- und Städtelebens und der Kunst auf der apenninischen Halbinsel, in zwei Bänden unter dem Titel: „Italien,“ im Druck erscheinen lassen. Nicht minder interessant sind die vor wenigen Tagen hier ausgegebenen Vorlesungen „über Rosetti's Auffassung des Dante,“ die bei gründlicher und neuer Darstellung des Gegenstandes Theilnahme erwecken, obgleich sie nicht von einem Gelehrten von Fach, sondern von einem Bankier, dem Chef eines unserer ersten Handlungshäuser, verfaßt sind. – Die Actionnäre der Berlin-sächsischen Eisenbahn, die gestern eine Generalversammlung hielten, haben den Beschluß gefaßt, die Benennung „Berlin-sächsich“ in „Berlin-anhaltisch,“ als der Sache mehr entsprechend, zu verwandeln. In der That thun die beiden Herzoge von Anhalt, durch deren Gebiet die Bahn geht, so viel für das Unternehmen, daß es nicht mehr als billig scheint, auch durch den Namen an sie zu erinnern. Die Actionnäre haben der Direction in Bezug auf die noch festzustellenden neuen Ausgaben ein Vertrauensvotum bewilligt, das diese in vollem Maaß verdient hat; denn alle bisherigen Geldverwendungen sind so weit unter den ursprünglichen Kostenanschlägen verblieben, daß gewiß noch ein Ansehnliches gegen den ersten Entwurf erspart würde, wenn nicht die jetzt erst eintretenden Erwerbungen von Grundstücken dicht bei Berlin und namentlich die des bekannten Exercierplatzes mit außerordentlichen Opfern verbunden wären, von denen indessen die Regierung, wie man Ursache hat zu hoffen, aus Rücksicht auf die Gemeinnützigkeit der Sache, Einiges noch mildern wird. Bei der Festung Wittenberg ist der Gesellschaft, eben so wie der Rheinischen bei Köln, die Verpflichtung auferlegt worden, zwei neue Pulvermagazine statt derjenigen zu erbauen, die, in der Nähe der Eisenbahn gelegen, durch das Funkensprühen der Dampfwagen leicht gefährdet werden könnten. Ein Theil der Bahn, die übrigens rascher gebaut wird, als bisher irgend eine Chaussée von gleicher Länge, wird noch in diesem Jahre eröffnet werden, und zwar im August der Tract zwischen Dessau und Cöthen, und im October der zwischen Berlin und Jüterbog.

Dänemark.

Se. Maj. der König hat unterm 9 d. ein Patent erlassen, wodurch die Stände des Herzogthums Holstein auf den 15 Jul. einberufen werden, mit dem Beifügen, daß die Verhandlungen spätestens nach zwei Monaten geschlossen werden sollen. „Wir versehen Uns (heißt es am Schlusse des Patents) zu sämmtlichen Mitgliedern der ständischen Versammlung, daß sie, immer eingedenk der landesväterlichen Absichten, in welchen die Provincialstände eingeführt sind, sich die Erreichung derselben angelegen seyn lassen, dazu ihrerseits möglichst beitragen, und dadurch dem in sie gesetzten Vertrauen entsprechen werden.“ – Zum Commissarius ist Graf Reventlow-Criminil ernannt. – Ein im Wesentlichen gleichlautendes Patent beruft die Provincialstände der dänischen Inseln auf denselben Tag nach Roeskilde. Dort ist der Generalprocureur Oersted wiederum zum königlichen Commissarius ernannt. – Die Verhandlungen dieser beiden ständischen Versammlungen werden wahrscheinlich interessant genug werden, wenigstens erwartet man allgemein, daß die Frage wegen einer durchgreifenden Veränderung in der Verfassung des dänischen Staats zur Sprache kommen werde. – Das früher besprochene Arrangement mit der schleswig-holsteinischen Ritterschaft wegen Aufgebung ihrer Zollprivilegien ist nun dahin zu Stande gekommen, daß der Ritterschaft eine Aversalsumme von 675,000 Reichsbankthalern zugestanden worden ist, welche zu gemeinnützlichen Zwecken für die Herzogthümer bestimmt sind.

Rußland.

Die hiesigen Blätter enthalten folgende Nachrichten über die Expedition nach Chiwa: „Der Generaladjutant Perowskij berichtet vom 30 Januar (11 Februar) über die Ankunft des Detaschements in der Befestigung Ak-Bulak bis Ust'-Jurt. Bald nach dem Ausrücken aus der Befestigung an der Emba legten die strenge Kälte, welche mit der größten Heftigkeit fortwährte, die starken Steppenstürme mit Schneegestöber, und insbesondere der außerordentlich tiefe Schnee, in welchem die Kamele, kaum fortkommend, unter ihrer Last sehr entkräftet wurden, dem Marsche des Detaschements große Hindernisse in den Weg. Nach eingezogenen Nachrichten standen eben solche und an einigen Stellen noch größere Hindernisse dem Detaschement bei Ust'-Jurt bevor, wegen der ungeheuern dort aufgehäuften Schneemassen. Unter diesen Umständen hätte ein weiteres Vorrücken des Detaschements dasselbe der Gefahr ausgesetzt, den größten Theil der Kamele aus Entkräftung zu verlieren, und des einzigen Mittels zur Fortschaffung seiner schweren Bagage beraubt zu werden. Deßhalb entschloß sich der Generaladjutant Perowskij, gemäß der ihm vorläufig für einen solchen Fall ertheilten Vollmacht, sein Detaschement bei der Befestigung an der Emba, bei den auf diesem Punkte befindlichen Vorräthen, zu concentriren. Hier wird er den Eintritt einer günstigern Witterung zur Erreichung des beabsichtigten Zieles abwarten. – Die ungewöhnlichen Beschwerden des Marsches nach Ak-Bulak haben keinen schädlichen Einfluß auf die Gesundheit der Truppen gehabt, die überhaupt befriedigend ist. – Nach dem unbedeutenden Scharmützel mit einem Reitertrupp von Chiwaern, welches aus den früher mitgetheilten Nachrichten bekannt ist, hat sich der Feind nirgends gezeigt, und dem Detaschement sind nicht einmal Gerüchte über denselben zugekommen.“

Türkei.

In dem gestern erwähnten Schreiben des Sémaphore aus Konstantinopel vom 27 Febr. heißt es, Hr. v. Pontois habe auf die Klagen Reschid Pascha's über die Politik Frankreichs aufs neue erwiedert, die Pforte könne nichts Klügeres thun, als mit Mehemed Ali direct einen Vergleich einzugehn; es sey dieß viel ehrenwerther, als unter die Vormundschaft der fremden Mächte sich zu stellen. „Es wird ein Tag kommen – soll Hr. v. Pontois beigefügt haben – wo ihr einsehen werdet, daß Frankreich allein in dieser Sache uneigennützig und der beste Freund der Türkei gewesen. Dann aber wird es zu spät seyn und ihr werdet, weil ihr Frankreichs Rath nicht beachtet, unwiderstehlichen Schwierigkeiten gegenüber stehen. Frankreichs Beistand allein kann euch retten; denn ihr selbst vermöget gar nichts. Glaubt nicht, daß die heimlichen Umtriebe der Diplomatie mir unbekannt geblieben, obwohl ihr mich entfernt gehalten. Ich mußte nur, den Befehlen meiner Regierung gemäß, die Ereignisse abwarten, um dann darnach meine Maaßregeln zu ergreifen. Da ihr mir nun selbst Gelegenheit bietet, mich offen auszusprechen, so sage ich euch ohne Umschweife, daß man euch, indem man einen Vergleich zwischen euch und dem

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[0663/0007] auf der Parade bekannt worden, neuerdings mehrere Pensionirungen, namentlich von einem Obristen (dem zweiten Commandanten von Posen), drei Obristlieutenants und sieben Majors stattgefunden. – Der Großfürst Thronfolger von Rußland wird jetzt von einigen Seiten schon am 23 d. M. hier erwartet, und zwar auch deßhalb, weil ein großes Fest, das der Kronprinz am 21 in den Räumen des Concertsaales und der Nebensäle geben wollte (es sind über 700 Personen geladen) bis zum 24 März verschoben worden. – Friedrich v. Raumer, dessen akademischer Vorlesung über die italienischen Staaten kürzlich in der Allg. Zeit. ausführlich gedacht wurde, hat jetzt diese, so wie seine Beobachtungen des heutigen Staats- und Städtelebens und der Kunst auf der apenninischen Halbinsel, in zwei Bänden unter dem Titel: „Italien,“ im Druck erscheinen lassen. Nicht minder interessant sind die vor wenigen Tagen hier ausgegebenen Vorlesungen „über Rosetti's Auffassung des Dante,“ die bei gründlicher und neuer Darstellung des Gegenstandes Theilnahme erwecken, obgleich sie nicht von einem Gelehrten von Fach, sondern von einem Bankier, dem Chef eines unserer ersten Handlungshäuser, verfaßt sind. – Die Actionnäre der Berlin-sächsischen Eisenbahn, die gestern eine Generalversammlung hielten, haben den Beschluß gefaßt, die Benennung „Berlin-sächsich“ in „Berlin-anhaltisch,“ als der Sache mehr entsprechend, zu verwandeln. In der That thun die beiden Herzoge von Anhalt, durch deren Gebiet die Bahn geht, so viel für das Unternehmen, daß es nicht mehr als billig scheint, auch durch den Namen an sie zu erinnern. Die Actionnäre haben der Direction in Bezug auf die noch festzustellenden neuen Ausgaben ein Vertrauensvotum bewilligt, das diese in vollem Maaß verdient hat; denn alle bisherigen Geldverwendungen sind so weit unter den ursprünglichen Kostenanschlägen verblieben, daß gewiß noch ein Ansehnliches gegen den ersten Entwurf erspart würde, wenn nicht die jetzt erst eintretenden Erwerbungen von Grundstücken dicht bei Berlin und namentlich die des bekannten Exercierplatzes mit außerordentlichen Opfern verbunden wären, von denen indessen die Regierung, wie man Ursache hat zu hoffen, aus Rücksicht auf die Gemeinnützigkeit der Sache, Einiges noch mildern wird. Bei der Festung Wittenberg ist der Gesellschaft, eben so wie der Rheinischen bei Köln, die Verpflichtung auferlegt worden, zwei neue Pulvermagazine statt derjenigen zu erbauen, die, in der Nähe der Eisenbahn gelegen, durch das Funkensprühen der Dampfwagen leicht gefährdet werden könnten. Ein Theil der Bahn, die übrigens rascher gebaut wird, als bisher irgend eine Chaussée von gleicher Länge, wird noch in diesem Jahre eröffnet werden, und zwar im August der Tract zwischen Dessau und Cöthen, und im October der zwischen Berlin und Jüterbog. Dänemark. _ Kopenhagen, 13 März. Se. Maj. der König hat unterm 9 d. ein Patent erlassen, wodurch die Stände des Herzogthums Holstein auf den 15 Jul. einberufen werden, mit dem Beifügen, daß die Verhandlungen spätestens nach zwei Monaten geschlossen werden sollen. „Wir versehen Uns (heißt es am Schlusse des Patents) zu sämmtlichen Mitgliedern der ständischen Versammlung, daß sie, immer eingedenk der landesväterlichen Absichten, in welchen die Provincialstände eingeführt sind, sich die Erreichung derselben angelegen seyn lassen, dazu ihrerseits möglichst beitragen, und dadurch dem in sie gesetzten Vertrauen entsprechen werden.“ – Zum Commissarius ist Graf Reventlow-Criminil ernannt. – Ein im Wesentlichen gleichlautendes Patent beruft die Provincialstände der dänischen Inseln auf denselben Tag nach Roeskilde. Dort ist der Generalprocureur Oersted wiederum zum königlichen Commissarius ernannt. – Die Verhandlungen dieser beiden ständischen Versammlungen werden wahrscheinlich interessant genug werden, wenigstens erwartet man allgemein, daß die Frage wegen einer durchgreifenden Veränderung in der Verfassung des dänischen Staats zur Sprache kommen werde. – Das früher besprochene Arrangement mit der schleswig-holsteinischen Ritterschaft wegen Aufgebung ihrer Zollprivilegien ist nun dahin zu Stande gekommen, daß der Ritterschaft eine Aversalsumme von 675,000 Reichsbankthalern zugestanden worden ist, welche zu gemeinnützlichen Zwecken für die Herzogthümer bestimmt sind. Rußland. _ St. Petersburg, 12 März. Die hiesigen Blätter enthalten folgende Nachrichten über die Expedition nach Chiwa: „Der Generaladjutant Perowskij berichtet vom 30 Januar (11 Februar) über die Ankunft des Detaschements in der Befestigung Ak-Bulak bis Ust'-Jurt. Bald nach dem Ausrücken aus der Befestigung an der Emba legten die strenge Kälte, welche mit der größten Heftigkeit fortwährte, die starken Steppenstürme mit Schneegestöber, und insbesondere der außerordentlich tiefe Schnee, in welchem die Kamele, kaum fortkommend, unter ihrer Last sehr entkräftet wurden, dem Marsche des Detaschements große Hindernisse in den Weg. Nach eingezogenen Nachrichten standen eben solche und an einigen Stellen noch größere Hindernisse dem Detaschement bei Ust'-Jurt bevor, wegen der ungeheuern dort aufgehäuften Schneemassen. Unter diesen Umständen hätte ein weiteres Vorrücken des Detaschements dasselbe der Gefahr ausgesetzt, den größten Theil der Kamele aus Entkräftung zu verlieren, und des einzigen Mittels zur Fortschaffung seiner schweren Bagage beraubt zu werden. Deßhalb entschloß sich der Generaladjutant Perowskij, gemäß der ihm vorläufig für einen solchen Fall ertheilten Vollmacht, sein Detaschement bei der Befestigung an der Emba, bei den auf diesem Punkte befindlichen Vorräthen, zu concentriren. Hier wird er den Eintritt einer günstigern Witterung zur Erreichung des beabsichtigten Zieles abwarten. – Die ungewöhnlichen Beschwerden des Marsches nach Ak-Bulak haben keinen schädlichen Einfluß auf die Gesundheit der Truppen gehabt, die überhaupt befriedigend ist. – Nach dem unbedeutenden Scharmützel mit einem Reitertrupp von Chiwaern, welches aus den früher mitgetheilten Nachrichten bekannt ist, hat sich der Feind nirgends gezeigt, und dem Detaschement sind nicht einmal Gerüchte über denselben zugekommen.“ Türkei. In dem gestern erwähnten Schreiben des Sémaphore aus Konstantinopel vom 27 Febr. heißt es, Hr. v. Pontois habe auf die Klagen Reschid Pascha's über die Politik Frankreichs aufs neue erwiedert, die Pforte könne nichts Klügeres thun, als mit Mehemed Ali direct einen Vergleich einzugehn; es sey dieß viel ehrenwerther, als unter die Vormundschaft der fremden Mächte sich zu stellen. „Es wird ein Tag kommen – soll Hr. v. Pontois beigefügt haben – wo ihr einsehen werdet, daß Frankreich allein in dieser Sache uneigennützig und der beste Freund der Türkei gewesen. Dann aber wird es zu spät seyn und ihr werdet, weil ihr Frankreichs Rath nicht beachtet, unwiderstehlichen Schwierigkeiten gegenüber stehen. Frankreichs Beistand allein kann euch retten; denn ihr selbst vermöget gar nichts. Glaubt nicht, daß die heimlichen Umtriebe der Diplomatie mir unbekannt geblieben, obwohl ihr mich entfernt gehalten. Ich mußte nur, den Befehlen meiner Regierung gemäß, die Ereignisse abwarten, um dann darnach meine Maaßregeln zu ergreifen. Da ihr mir nun selbst Gelegenheit bietet, mich offen auszusprechen, so sage ich euch ohne Umschweife, daß man euch, indem man einen Vergleich zwischen euch und dem

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 83. Augsburg, 23. März 1840, S. 0663. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_083_18400323/7>, abgerufen am 16.04.2024.