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Allgemeine Zeitung. Nr. 80. Augsburg, 20. März 1840.

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die zwischen Capitän Elliot und den chinesischen Behörden gepflogen wurden, erwähnen die Wiederaufnahme des Handels, dann dessen Unterbrechung und die durch solche herbeigeführten letzten Ereignisse." Die Sitzung dauerte fort.

In Bezug auf China klagt der Standard, England werde durch Mangel an Treu' und Glauben und durch seine Unentschiedenheit in diesen Krieg gestürzt. "Waren wir entschlossen, den Schmuggelhandel nach China mit einem von den Chinesen wiederholt verbotenen Gift zu begünstigen, so hätten wir uns wenigstens gegen die Folgen ihres Zorns dadurch schützen sollen, daß wir einen energischen Repräsentanten an Ort und Stelle schickten, um der Ungerechtigkeit den Rücken zu decken, statt dieses schwachen und schwankenden Oberaufsehers Elliot, der heute droht und morgen eine Aussöhnung versucht, und zwei kleine Kriegsschiffe dazu! Die jetzige, wie wir fürchten, sehr kostspielige Expedition umfaßt die Schiffe: Blenheim, Melville und Wellesley von je 74, Blonde und Druid von je 46, Nimrod von 20, Pylades, Modeste, Wanderer von je 18 Kanonen; der Pique von 38 und die Andromache von 28 Kanonen werden zu dem Geschwader stoßen, während von den indischen und andern Stationen aus eine Menge kleinerer Schiffe nach dem Sammelplatz unterwegs sind. Die Expedition wird eine Verstärkung von 1200 bis 1500 Matrosen und Marinesoldaten an Bord führen! Eine solche Streitmacht wird allerdings ihren Zweck erreichen; aber England muß schwere Unkosten und Verluste tragen, ohne zur Entschädigung auch nur ein entsprechendes Quantum von Ehre einzuernten. Zudem ist die Frage, ob uns diese Affaire nicht in unangenehme Streitigkeiten mit rivalisirenden Mächten verwickelt. Frankreich hat ein Geschwader auslaufen lassen (?), um unsere Bewegungen in den chinesischen Gewässern zu beobachten. (?) Amerika freilich hat keinen guten Vorwand, über einen Streit ungehalten zu seyn, der den früher von brittischen Kaufleuten betriebenen Handel ihm in die Hände spielt, und wird hiernach wohl zufrieden seyn." (Vergl. die beiden Artikel "China" in der heutigen Nummer.)

Die Nachrichten aus Indien bestätigen, was ich Ihnen längst mitgetheilt, nämlich, daß eine bedeutende Landmacht (16,000) nebst allen in den dortigen Meeren befindlichen Kriegsschiffen von dort aus gegen die Chinesen geschickt werden soll. Mit der Thätigkeit, welche Lord Auckland schon früher bewiesen, hat er, scheint es, gleich nach Empfang der Depeschen von England, Alles in Bewegung gesetzt für die Absicht der Regierung, wenn es ja zum Kriege mit China kommen sollte, mit einer Macht aufzutreten, welche unsern Forderungen schnell die nöthige Achtung verschaffen muß. Nach den Berichten von China her, welche man in Calcutta vor Abgang der letzten Post erhalten, war ein Krieg fast unvermeidlich. Man hatte dem Kaiser die Schonung, welche die englischen Kriegsschiffe gegen die Chinesen bei Whampoa bewiesen, als einen Sieg über dieselben dargestellt, ja man ist so weit gegangen, daß man unsern Schiffen für immer den Handel mit China und die Einfuhr unsrer Waaren selbst durch die Fahrzeuge anderer Nationen verboten hat. Daß die stolzen Chinesen dieses Verbot ohne Zwang zurücknehmen werden, daran ist nicht zu denken; und wir müßten so tief gesunken seyn, als die patriotische Times es gern der Welt glauben machen möchte, wenn wir die Zurücknahme durch feige Nachgiebigkeit von unsrer Seite erkaufen wollten. Auch sind die Chinesen nach den vielen kriegerischen Vorkehrungen, welche sie zu Macao und auf andern Punkten der Küste trafen, offenbar auf Krieg gefaßt; wie sie denn auch gewiß durch portugiesische und nordamerikanische Kaufleute und Seefahrer die genaueste Kunde von allen unsern Bewegungen erhalten haben, und fortwährend erhalten werden, bis eine hinlängliche Seemacht an der Küste erscheint, um diese vollständig zu sperren. Nach diesen und andern Umständen zu schließen, haben die Chinesen schon lange an die Möglichkeit gedacht, mit uns in Kampf zu gerathen; ja es ist gar nicht unmöglich, daß der Pekinger Hof mit den Herrschern von Ava, Nepal, Afghanistan, Persien und andern Ländern innerhalb und außerhalb der indischen Halbinsel den Plan theilte, unsre Besitzungen in Indien zu gleicher Zeit anzufallen. Deßwegen ist es auch gar nicht undenkbar, daß wenn ein so großer Theil unsrer Macht bei Canton beschäftigt ist, und während der Kern unsers indischen Heeres theils durch neue Bewegungen von Seite Dost Mohammeds, theils durch das Unternehmen der Russen gegen Chiwa, jenseits des Indus zurückgehalten wird, Nepal und Birma uns den Krieg erklären, und vielleicht ein chinesisches Heer von Tibet hereinbricht, oder doch den Birmanen zu Hülfe zieht, während im Innern Indiens Aufstände ausbrechen. England rechnet dagegen auf die Schwierigkeiten, welche dem Zusammenwirken einander so fern liegender Völker von so vielerlei Zungen und widerstrebenden Religionen entgegenstehen; auf die so auffallend bewiesene Klugheit unsrer Verwaltung in Indien; vor Allem aber auf die Vorsehung Gottes, welche, wie sie England als die Fahne einer vernünftigen Freiheit für Europa in die Meere gesetzt, so auch diese Nation offenbar zum Werkzeug ausersehen hat, über Südasien und die Länder der Südsee eine christliche Cultur zu verbreiten. Was die Times von russischen, französischen und amerikanischen Feindseligkeiten faselt, das geschieht nur, um die Nation in Furcht zu setzen, und sie etwa zu bewegen, aus purer Angst die Tories ans Ruder zu rufen. Die Times weiß recht gut, daß alle Verhältnisse, welche bisher unter den christlichen Mächten den Frieden erhalten haben, durch einen Krieg mit China nicht geändert sind. - Lord John Russells Bill zur Sicherung des Privilegiums des Unterhauses ist zwar zum zweitenmal verlesen, die weiteren Verhandlungen darüber sind aber bis Montag verschoben worden, weil man erst den Bericht eines Ausschusses über die beste Art, die Verhandlungen des Hauses bekannt zu machen, abwarten will, da man, um dem Oberhaus alle Lust zu benehmen, die Bill zu verwerfen, es für rathsam hält, vorher zu bestimmen, wie das unnöthige Bekanntmachen von Dingen, welche dem Ruf einzelner Bürger schaden könnten, zu verhindern wäre. Inzwischen treibt Stockdale sein frevelhaftes Spiel fort, und häuft Klagen auf Klagen, so daß, wenn die Gerichte dieselben alle gut hießen, und das Haus kein Mittel dagegen fände, die Nation demselben am Ende Hunderttausende zu bezahlen haben würde. Sodann hat Howard, sein Anwalt, gegen mehrere Diener des Hauses wegen rechtswidrigen Verfahrens bei den Versuchen, ihn zu verhaften, einen Proceß begonnen; und Piarce, Howards Schreiber, hat das Haus angegangen, daß, wenn es ihn in Haft halten wolle, es ihn und seine Familie ernähren solle. Alles dieses soll nun diesen Abend berathen werden. Der Vorschlag, die reicheren Pfründen zum Besten der ärmeren zu besteuern, ist, wie sich's erwarten ließ, auf der zweiten Stufe verworfen worden. Eben so, aber mit viel besserem Recht, ist es Leaders Vorschlag zu einer Adresse an die Krone um die gänzliche Begnadigung Frosts und seiner Gefährten ergangen, indem er unter allen Mitgliedern nur vier fand, welche mit ihm stimmten. Die Debatte hatte jedoch den Vortheil, daß er sowohl als andere auf derselben Seite die Todeswürdigkeit des Verbrechens anerkannten, und ihren Vorschlag bloß auf die angebliche Verletzung einer Form im rechtlichen Verfahren gründete. Die Regierung, durch die Erklärung der Richter und die öffentliche Meinung unterstützt,

die zwischen Capitän Elliot und den chinesischen Behörden gepflogen wurden, erwähnen die Wiederaufnahme des Handels, dann dessen Unterbrechung und die durch solche herbeigeführten letzten Ereignisse.“ Die Sitzung dauerte fort.

In Bezug auf China klagt der Standard, England werde durch Mangel an Treu' und Glauben und durch seine Unentschiedenheit in diesen Krieg gestürzt. „Waren wir entschlossen, den Schmuggelhandel nach China mit einem von den Chinesen wiederholt verbotenen Gift zu begünstigen, so hätten wir uns wenigstens gegen die Folgen ihres Zorns dadurch schützen sollen, daß wir einen energischen Repräsentanten an Ort und Stelle schickten, um der Ungerechtigkeit den Rücken zu decken, statt dieses schwachen und schwankenden Oberaufsehers Elliot, der heute droht und morgen eine Aussöhnung versucht, und zwei kleine Kriegsschiffe dazu! Die jetzige, wie wir fürchten, sehr kostspielige Expedition umfaßt die Schiffe: Blenheim, Melville und Wellesley von je 74, Blonde und Druid von je 46, Nimrod von 20, Pylades, Modeste, Wanderer von je 18 Kanonen; der Pique von 38 und die Andromache von 28 Kanonen werden zu dem Geschwader stoßen, während von den indischen und andern Stationen aus eine Menge kleinerer Schiffe nach dem Sammelplatz unterwegs sind. Die Expedition wird eine Verstärkung von 1200 bis 1500 Matrosen und Marinesoldaten an Bord führen! Eine solche Streitmacht wird allerdings ihren Zweck erreichen; aber England muß schwere Unkosten und Verluste tragen, ohne zur Entschädigung auch nur ein entsprechendes Quantum von Ehre einzuernten. Zudem ist die Frage, ob uns diese Affaire nicht in unangenehme Streitigkeiten mit rivalisirenden Mächten verwickelt. Frankreich hat ein Geschwader auslaufen lassen (?), um unsere Bewegungen in den chinesischen Gewässern zu beobachten. (?) Amerika freilich hat keinen guten Vorwand, über einen Streit ungehalten zu seyn, der den früher von brittischen Kaufleuten betriebenen Handel ihm in die Hände spielt, und wird hiernach wohl zufrieden seyn.“ (Vergl. die beiden Artikel „China“ in der heutigen Nummer.)

Die Nachrichten aus Indien bestätigen, was ich Ihnen längst mitgetheilt, nämlich, daß eine bedeutende Landmacht (16,000) nebst allen in den dortigen Meeren befindlichen Kriegsschiffen von dort aus gegen die Chinesen geschickt werden soll. Mit der Thätigkeit, welche Lord Auckland schon früher bewiesen, hat er, scheint es, gleich nach Empfang der Depeschen von England, Alles in Bewegung gesetzt für die Absicht der Regierung, wenn es ja zum Kriege mit China kommen sollte, mit einer Macht aufzutreten, welche unsern Forderungen schnell die nöthige Achtung verschaffen muß. Nach den Berichten von China her, welche man in Calcutta vor Abgang der letzten Post erhalten, war ein Krieg fast unvermeidlich. Man hatte dem Kaiser die Schonung, welche die englischen Kriegsschiffe gegen die Chinesen bei Whampoa bewiesen, als einen Sieg über dieselben dargestellt, ja man ist so weit gegangen, daß man unsern Schiffen für immer den Handel mit China und die Einfuhr unsrer Waaren selbst durch die Fahrzeuge anderer Nationen verboten hat. Daß die stolzen Chinesen dieses Verbot ohne Zwang zurücknehmen werden, daran ist nicht zu denken; und wir müßten so tief gesunken seyn, als die patriotische Times es gern der Welt glauben machen möchte, wenn wir die Zurücknahme durch feige Nachgiebigkeit von unsrer Seite erkaufen wollten. Auch sind die Chinesen nach den vielen kriegerischen Vorkehrungen, welche sie zu Macao und auf andern Punkten der Küste trafen, offenbar auf Krieg gefaßt; wie sie denn auch gewiß durch portugiesische und nordamerikanische Kaufleute und Seefahrer die genaueste Kunde von allen unsern Bewegungen erhalten haben, und fortwährend erhalten werden, bis eine hinlängliche Seemacht an der Küste erscheint, um diese vollständig zu sperren. Nach diesen und andern Umständen zu schließen, haben die Chinesen schon lange an die Möglichkeit gedacht, mit uns in Kampf zu gerathen; ja es ist gar nicht unmöglich, daß der Pekinger Hof mit den Herrschern von Ava, Nepal, Afghanistan, Persien und andern Ländern innerhalb und außerhalb der indischen Halbinsel den Plan theilte, unsre Besitzungen in Indien zu gleicher Zeit anzufallen. Deßwegen ist es auch gar nicht undenkbar, daß wenn ein so großer Theil unsrer Macht bei Canton beschäftigt ist, und während der Kern unsers indischen Heeres theils durch neue Bewegungen von Seite Dost Mohammeds, theils durch das Unternehmen der Russen gegen Chiwa, jenseits des Indus zurückgehalten wird, Nepal und Birma uns den Krieg erklären, und vielleicht ein chinesisches Heer von Tibet hereinbricht, oder doch den Birmanen zu Hülfe zieht, während im Innern Indiens Aufstände ausbrechen. England rechnet dagegen auf die Schwierigkeiten, welche dem Zusammenwirken einander so fern liegender Völker von so vielerlei Zungen und widerstrebenden Religionen entgegenstehen; auf die so auffallend bewiesene Klugheit unsrer Verwaltung in Indien; vor Allem aber auf die Vorsehung Gottes, welche, wie sie England als die Fahne einer vernünftigen Freiheit für Europa in die Meere gesetzt, so auch diese Nation offenbar zum Werkzeug ausersehen hat, über Südasien und die Länder der Südsee eine christliche Cultur zu verbreiten. Was die Times von russischen, französischen und amerikanischen Feindseligkeiten faselt, das geschieht nur, um die Nation in Furcht zu setzen, und sie etwa zu bewegen, aus purer Angst die Tories ans Ruder zu rufen. Die Times weiß recht gut, daß alle Verhältnisse, welche bisher unter den christlichen Mächten den Frieden erhalten haben, durch einen Krieg mit China nicht geändert sind. – Lord John Russells Bill zur Sicherung des Privilegiums des Unterhauses ist zwar zum zweitenmal verlesen, die weiteren Verhandlungen darüber sind aber bis Montag verschoben worden, weil man erst den Bericht eines Ausschusses über die beste Art, die Verhandlungen des Hauses bekannt zu machen, abwarten will, da man, um dem Oberhaus alle Lust zu benehmen, die Bill zu verwerfen, es für rathsam hält, vorher zu bestimmen, wie das unnöthige Bekanntmachen von Dingen, welche dem Ruf einzelner Bürger schaden könnten, zu verhindern wäre. Inzwischen treibt Stockdale sein frevelhaftes Spiel fort, und häuft Klagen auf Klagen, so daß, wenn die Gerichte dieselben alle gut hießen, und das Haus kein Mittel dagegen fände, die Nation demselben am Ende Hunderttausende zu bezahlen haben würde. Sodann hat Howard, sein Anwalt, gegen mehrere Diener des Hauses wegen rechtswidrigen Verfahrens bei den Versuchen, ihn zu verhaften, einen Proceß begonnen; und Piarce, Howards Schreiber, hat das Haus angegangen, daß, wenn es ihn in Haft halten wolle, es ihn und seine Familie ernähren solle. Alles dieses soll nun diesen Abend berathen werden. Der Vorschlag, die reicheren Pfründen zum Besten der ärmeren zu besteuern, ist, wie sich's erwarten ließ, auf der zweiten Stufe verworfen worden. Eben so, aber mit viel besserem Recht, ist es Leaders Vorschlag zu einer Adresse an die Krone um die gänzliche Begnadigung Frosts und seiner Gefährten ergangen, indem er unter allen Mitgliedern nur vier fand, welche mit ihm stimmten. Die Debatte hatte jedoch den Vortheil, daß er sowohl als andere auf derselben Seite die Todeswürdigkeit des Verbrechens anerkannten, und ihren Vorschlag bloß auf die angebliche Verletzung einer Form im rechtlichen Verfahren gründete. 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Auch sind die Chinesen nach den vielen kriegerischen Vorkehrungen, welche sie zu Macao und auf andern Punkten der Küste trafen, offenbar auf Krieg gefaßt; wie sie denn auch gewiß durch portugiesische und nordamerikanische Kaufleute und Seefahrer die genaueste Kunde von allen unsern Bewegungen erhalten haben, und fortwährend erhalten werden, bis eine hinlängliche Seemacht an der Küste erscheint, um diese vollständig zu sperren. Nach diesen und andern Umständen zu schließen, haben die Chinesen schon lange an die Möglichkeit gedacht, mit uns in Kampf zu gerathen; ja es ist gar nicht unmöglich, daß der Pekinger Hof mit den Herrschern von Ava, Nepal, Afghanistan, Persien und andern Ländern innerhalb und außerhalb der indischen Halbinsel den Plan theilte, unsre Besitzungen in Indien zu gleicher Zeit anzufallen. Deßwegen ist es auch gar nicht undenkbar, daß wenn ein so großer Theil unsrer Macht bei Canton beschäftigt ist, und während der Kern unsers indischen Heeres theils durch neue Bewegungen von Seite Dost Mohammeds, theils durch das Unternehmen der Russen gegen Chiwa, jenseits des Indus zurückgehalten wird, Nepal und Birma uns den Krieg erklären, und vielleicht ein chinesisches Heer von Tibet hereinbricht, oder doch den Birmanen zu Hülfe zieht, während im Innern Indiens Aufstände ausbrechen. England rechnet dagegen auf die Schwierigkeiten, welche dem Zusammenwirken einander so fern liegender Völker von so vielerlei Zungen und widerstrebenden Religionen entgegenstehen; auf die so auffallend bewiesene Klugheit unsrer Verwaltung in Indien; vor Allem aber auf die Vorsehung Gottes, welche, wie sie England als die Fahne einer vernünftigen Freiheit für Europa in die Meere gesetzt, so auch diese Nation offenbar zum Werkzeug ausersehen hat, über Südasien und die Länder der Südsee eine christliche Cultur zu verbreiten. Was die Times von russischen, französischen und amerikanischen Feindseligkeiten faselt, das geschieht nur, um die Nation in Furcht zu setzen, und sie etwa zu bewegen, aus purer Angst die Tories ans Ruder zu rufen. Die Times weiß recht gut, daß alle Verhältnisse, welche bisher unter den christlichen Mächten den Frieden erhalten haben, durch einen Krieg mit China nicht geändert sind. &#x2013; Lord John Russells Bill zur Sicherung des Privilegiums des Unterhauses ist zwar zum zweitenmal verlesen, die weiteren Verhandlungen darüber sind aber bis Montag verschoben worden, weil man erst den Bericht eines Ausschusses über die beste Art, die Verhandlungen des Hauses bekannt zu machen, abwarten will, da man, um dem Oberhaus alle Lust zu benehmen, die Bill zu verwerfen, es für rathsam hält, vorher zu bestimmen, wie das <hi rendition="#g">unnöthige</hi> Bekanntmachen von Dingen, welche dem Ruf einzelner Bürger schaden könnten, zu verhindern wäre. Inzwischen treibt Stockdale sein frevelhaftes Spiel fort, und häuft Klagen auf Klagen, so daß, wenn die Gerichte dieselben alle gut hießen, und das Haus kein Mittel dagegen fände, die Nation demselben am Ende Hunderttausende zu bezahlen haben würde. Sodann hat Howard, sein Anwalt, gegen mehrere Diener des Hauses wegen rechtswidrigen Verfahrens bei den Versuchen, ihn zu verhaften, einen Proceß begonnen; und Piarce, Howards Schreiber, hat das Haus angegangen, daß, wenn es ihn in Haft halten wolle, es ihn und seine Familie ernähren solle. Alles dieses soll nun diesen Abend berathen werden. Der Vorschlag, die reicheren Pfründen zum Besten der ärmeren zu besteuern, ist, wie sich's erwarten ließ, auf der zweiten Stufe verworfen worden. Eben so, aber mit viel besserem Recht, ist es Leaders Vorschlag zu einer Adresse an die Krone um die gänzliche Begnadigung Frosts und seiner Gefährten ergangen, indem er unter allen Mitgliedern nur vier fand, welche mit ihm stimmten. Die Debatte hatte jedoch den Vortheil, daß er sowohl als andere auf derselben Seite die Todeswürdigkeit des Verbrechens anerkannten, und ihren Vorschlag bloß auf die angebliche Verletzung einer Form im rechtlichen Verfahren gründete. 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[0634/0002] die zwischen Capitän Elliot und den chinesischen Behörden gepflogen wurden, erwähnen die Wiederaufnahme des Handels, dann dessen Unterbrechung und die durch solche herbeigeführten letzten Ereignisse.“ Die Sitzung dauerte fort. In Bezug auf China klagt der Standard, England werde durch Mangel an Treu' und Glauben und durch seine Unentschiedenheit in diesen Krieg gestürzt. „Waren wir entschlossen, den Schmuggelhandel nach China mit einem von den Chinesen wiederholt verbotenen Gift zu begünstigen, so hätten wir uns wenigstens gegen die Folgen ihres Zorns dadurch schützen sollen, daß wir einen energischen Repräsentanten an Ort und Stelle schickten, um der Ungerechtigkeit den Rücken zu decken, statt dieses schwachen und schwankenden Oberaufsehers Elliot, der heute droht und morgen eine Aussöhnung versucht, und zwei kleine Kriegsschiffe dazu! Die jetzige, wie wir fürchten, sehr kostspielige Expedition umfaßt die Schiffe: Blenheim, Melville und Wellesley von je 74, Blonde und Druid von je 46, Nimrod von 20, Pylades, Modeste, Wanderer von je 18 Kanonen; der Pique von 38 und die Andromache von 28 Kanonen werden zu dem Geschwader stoßen, während von den indischen und andern Stationen aus eine Menge kleinerer Schiffe nach dem Sammelplatz unterwegs sind. Die Expedition wird eine Verstärkung von 1200 bis 1500 Matrosen und Marinesoldaten an Bord führen! Eine solche Streitmacht wird allerdings ihren Zweck erreichen; aber England muß schwere Unkosten und Verluste tragen, ohne zur Entschädigung auch nur ein entsprechendes Quantum von Ehre einzuernten. Zudem ist die Frage, ob uns diese Affaire nicht in unangenehme Streitigkeiten mit rivalisirenden Mächten verwickelt. Frankreich hat ein Geschwader auslaufen lassen (?), um unsere Bewegungen in den chinesischen Gewässern zu beobachten. (?) Amerika freilich hat keinen guten Vorwand, über einen Streit ungehalten zu seyn, der den früher von brittischen Kaufleuten betriebenen Handel ihm in die Hände spielt, und wird hiernach wohl zufrieden seyn.“ (Vergl. die beiden Artikel „China“ in der heutigen Nummer.) _ London, 13 März. Die Nachrichten aus Indien bestätigen, was ich Ihnen längst mitgetheilt, nämlich, daß eine bedeutende Landmacht (16,000) nebst allen in den dortigen Meeren befindlichen Kriegsschiffen von dort aus gegen die Chinesen geschickt werden soll. Mit der Thätigkeit, welche Lord Auckland schon früher bewiesen, hat er, scheint es, gleich nach Empfang der Depeschen von England, Alles in Bewegung gesetzt für die Absicht der Regierung, wenn es ja zum Kriege mit China kommen sollte, mit einer Macht aufzutreten, welche unsern Forderungen schnell die nöthige Achtung verschaffen muß. Nach den Berichten von China her, welche man in Calcutta vor Abgang der letzten Post erhalten, war ein Krieg fast unvermeidlich. Man hatte dem Kaiser die Schonung, welche die englischen Kriegsschiffe gegen die Chinesen bei Whampoa bewiesen, als einen Sieg über dieselben dargestellt, ja man ist so weit gegangen, daß man unsern Schiffen für immer den Handel mit China und die Einfuhr unsrer Waaren selbst durch die Fahrzeuge anderer Nationen verboten hat. Daß die stolzen Chinesen dieses Verbot ohne Zwang zurücknehmen werden, daran ist nicht zu denken; und wir müßten so tief gesunken seyn, als die patriotische Times es gern der Welt glauben machen möchte, wenn wir die Zurücknahme durch feige Nachgiebigkeit von unsrer Seite erkaufen wollten. Auch sind die Chinesen nach den vielen kriegerischen Vorkehrungen, welche sie zu Macao und auf andern Punkten der Küste trafen, offenbar auf Krieg gefaßt; wie sie denn auch gewiß durch portugiesische und nordamerikanische Kaufleute und Seefahrer die genaueste Kunde von allen unsern Bewegungen erhalten haben, und fortwährend erhalten werden, bis eine hinlängliche Seemacht an der Küste erscheint, um diese vollständig zu sperren. Nach diesen und andern Umständen zu schließen, haben die Chinesen schon lange an die Möglichkeit gedacht, mit uns in Kampf zu gerathen; ja es ist gar nicht unmöglich, daß der Pekinger Hof mit den Herrschern von Ava, Nepal, Afghanistan, Persien und andern Ländern innerhalb und außerhalb der indischen Halbinsel den Plan theilte, unsre Besitzungen in Indien zu gleicher Zeit anzufallen. Deßwegen ist es auch gar nicht undenkbar, daß wenn ein so großer Theil unsrer Macht bei Canton beschäftigt ist, und während der Kern unsers indischen Heeres theils durch neue Bewegungen von Seite Dost Mohammeds, theils durch das Unternehmen der Russen gegen Chiwa, jenseits des Indus zurückgehalten wird, Nepal und Birma uns den Krieg erklären, und vielleicht ein chinesisches Heer von Tibet hereinbricht, oder doch den Birmanen zu Hülfe zieht, während im Innern Indiens Aufstände ausbrechen. England rechnet dagegen auf die Schwierigkeiten, welche dem Zusammenwirken einander so fern liegender Völker von so vielerlei Zungen und widerstrebenden Religionen entgegenstehen; auf die so auffallend bewiesene Klugheit unsrer Verwaltung in Indien; vor Allem aber auf die Vorsehung Gottes, welche, wie sie England als die Fahne einer vernünftigen Freiheit für Europa in die Meere gesetzt, so auch diese Nation offenbar zum Werkzeug ausersehen hat, über Südasien und die Länder der Südsee eine christliche Cultur zu verbreiten. Was die Times von russischen, französischen und amerikanischen Feindseligkeiten faselt, das geschieht nur, um die Nation in Furcht zu setzen, und sie etwa zu bewegen, aus purer Angst die Tories ans Ruder zu rufen. Die Times weiß recht gut, daß alle Verhältnisse, welche bisher unter den christlichen Mächten den Frieden erhalten haben, durch einen Krieg mit China nicht geändert sind. – Lord John Russells Bill zur Sicherung des Privilegiums des Unterhauses ist zwar zum zweitenmal verlesen, die weiteren Verhandlungen darüber sind aber bis Montag verschoben worden, weil man erst den Bericht eines Ausschusses über die beste Art, die Verhandlungen des Hauses bekannt zu machen, abwarten will, da man, um dem Oberhaus alle Lust zu benehmen, die Bill zu verwerfen, es für rathsam hält, vorher zu bestimmen, wie das unnöthige Bekanntmachen von Dingen, welche dem Ruf einzelner Bürger schaden könnten, zu verhindern wäre. Inzwischen treibt Stockdale sein frevelhaftes Spiel fort, und häuft Klagen auf Klagen, so daß, wenn die Gerichte dieselben alle gut hießen, und das Haus kein Mittel dagegen fände, die Nation demselben am Ende Hunderttausende zu bezahlen haben würde. Sodann hat Howard, sein Anwalt, gegen mehrere Diener des Hauses wegen rechtswidrigen Verfahrens bei den Versuchen, ihn zu verhaften, einen Proceß begonnen; und Piarce, Howards Schreiber, hat das Haus angegangen, daß, wenn es ihn in Haft halten wolle, es ihn und seine Familie ernähren solle. Alles dieses soll nun diesen Abend berathen werden. Der Vorschlag, die reicheren Pfründen zum Besten der ärmeren zu besteuern, ist, wie sich's erwarten ließ, auf der zweiten Stufe verworfen worden. Eben so, aber mit viel besserem Recht, ist es Leaders Vorschlag zu einer Adresse an die Krone um die gänzliche Begnadigung Frosts und seiner Gefährten ergangen, indem er unter allen Mitgliedern nur vier fand, welche mit ihm stimmten. Die Debatte hatte jedoch den Vortheil, daß er sowohl als andere auf derselben Seite die Todeswürdigkeit des Verbrechens anerkannten, und ihren Vorschlag bloß auf die angebliche Verletzung einer Form im rechtlichen Verfahren gründete. Die Regierung, durch die Erklärung der Richter und die öffentliche Meinung unterstützt,

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 80. Augsburg, 20. März 1840, S. 0634. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_080_18400320/2>, abgerufen am 29.03.2024.