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Allgemeine Zeitung. Nr. 60. Augsburg, 29. Februar 1840.

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indem es die Freiheit der Presse völlig unangetastet lasse, doch ihren Ausschweifungen ein Ziel setze (ponga coto a sus demasias); ein Gesetz, welches zugleich für die Sicherheit und Würde des Cultus und für das Loos der Geistlichkeit Sorge trage, ohne die traurige Lage der Nonnen und aus ihren Klöstern entfernten Mönche (Religiosas y Exclaustrados) zu vergessen; ein Gesetz zur Organisirung des Staatsraths in der Art, daß er der Krone zum Licht und zur Führung diene; dann außerdem die legislativen Maaßnahmen, welche die Rechtspflege, die der sorgfältigsten Beachtung immer so würdige Nationalmarine und andere Gegenstände von nicht minderem Belang erheischen. - Herren Senatoren und Deputirte! der Friede, die Einigung und Wiederversöhnung der Spanier sind der Wunsch meines Herzens, wie sie es immer waren. Die Vorsehung hat, indem sie unsern Waffen den Sieg schenkte, meine Anstrengungen gesegnet. Ihnen, im Zusammenwirken mit meiner Regierung, kommt das Uebrige zu. Ich zähle auf Ihre Unterstützung und Loyalität. Schaaren wir uns alle um den Thron meiner erlauchten Tochter unter der Fahne der Constitution, der wir geschworen haben, und wir werden stark genug seyn, alle die Hindernisse zu überwinden, die sich der Befestigung der Ordnung und wahren Freiheit nur immer entgegenstemmen mögen. Dieß sind meine Wünsche; dieß erwartet von Ihnen die Nation, und eine so edle Hoffnung wird in Erfüllung gehen."

Großbritannien.

Die Unterhausdebatten vom 21 Febr. über das Marinebudget liegen jetzt in den Londoner Journalen selbst vor uns. Die Ziffer des von dem Admiralitätssecretär Hrn. O'Ferrall verlangten Credits ist in unserm gestrigen, einer französischen Stenographie entnommenen Abrisse von dem Beginn der Sitzung unrichtig zu 6,461,000 Pf. angegeben; sie beträgt 5,659,051 Pf. St. - 461,000 Pf. mehr als der Voranschlag des vorigen Jahrs. Die geforderte Zahl der Mannschaft für den Seedienst ist 35,166 Mann, einschließlich 9000 Mann Marinetruppen und 2000 Schiffsjungen. In den letzten Jahren, bemerkte der Ministerialbeamte, habe man sein Augenmerk besonders auf den Bau von Dampfbooten und kleineren Segelschiffen gewendet, da bis zum Jahr 1830 fast keine der andern Seemächte an eine Vermehrung ihrer Flotten gedacht habe. Seitdem aber habe nicht nur Englands nächster Nachbar, Frankreich, sondern überhaupt jeder Seestaat seine Marine beträchtlich zu vergrößern gesucht, und wenn daher England sein Uebergewicht zur See zu behaupten gesonnen sey, so müsse es jetzt ebenfalls die Zahl seiner großen Schiffe vermehren, worin die Regierung das beste, wirksamste und vergleichsweise auch wohlfeilste Mittel erkenne, den Weltfrieden zu erhalten. Darum nehme, selbst inmitten der jetzigen Finanzbedrängnisse des Staats (hört!), die Regierung keinen Anstand, diesen außerordentlichen Credit für Englands "hölzerne Mauern" zu begehren. Der Redner ging nun in technische Details. Einige der neuen Linienschiffe sollen in Indien gebaut werden, also vermuthlich aus dem so dauerhaften Teakholz. Ein beträchtlicher Theil jener Summe sey auf reichliche Anschaffung und Lagerung eines recht guten Materials, auf Verbesserung und Erweiterung von Werften und Arsenalen im Land, in Deptford, Woolwich, Sheerneß, Pembroke u. s. w. zu verwenden. Wir behalten uns vor, auf die Discussion morgen ausführlicher zurückzukommen, nur aus Lord Palmerstons Rede heben wir vorläufig folgende Stelle aus: "Mit Ausnahme meines ehrenwerthen Freundes, des Mitglieds für Kilkenny (Hume)," sagte der Minister, "scheint das ganze Haus sich in der Ansicht zu vereinigen, daß die Voranschläge für unsere Marine nicht zu groß seyen. Der Hr. Baronet gegenüber (Sir G. Clerk) hat behauptet, die Vermehrung der Seemacht sey nöthig geworden durch die von Ihrer Majestät Regierung befolgte auswärtige Politik. Auf diesen Vorwurf antworte ich bloß, daß wir in unserer auswärtigen Politik, Gottlob! so ziemlich überall erträglich glücklich (tolerably successful) gewesen sind. (Hört, hört!) Wir seyen, meint der Hr. Baronet ferner, die Dupes von Frankreich, der hinterlistige Zweck des französischen Cabinets sey es, England zu großen Anstrengungen zu zwingen, damit es seine Hülfsquellen erschöpfe. *) Die Antwort hierauf liegt aber in den eigenen Angaben ehrenwerther Herren gegenüber, die sich darüber beklagen, daß Frankreich eine größere Seemacht als England unterhalte. (Hört!) Wäre es richtig, daß Frankreich uns durch unsere Anstrengungen zu ruiniren suchte, so würde es ja durch seine eigenen Anstrengungen zu diesem Zweck zuerst sich selbst ruiniren. Das Wahre an der Sache ist jedoch, Frankreich hegt keine feindseligen Absichten gegen England, und selbst die gegenwärtige Stärke der französischen Seemacht ist gewissermaßen temporär, denn von den jetzt in Toulon auf dem Werft liegenden Schiffen werden nicht wenige ausgerüstet, bloß um andere abzulösen, deren Dienstzeit abläuft. (Hört!) Der sehr ehrenwerthe Baronet hat sich auch darüber beklagt, daß wir so viele Schiffe im Hafen von Lissabon stationiren lassen. Ich entgegne, unsere im Tajo liegenden Schiffe stehen uns geradeso zur Verfügung als wenn sie in einem brittischen Hafen lägen. Ja, ich behaupte, sie liegen dort noch besser, denn wollen wir einmal eine Flotte in See gehen lassen, ohne andere Nationen unsere Absicht im voraus merken zu lassen, so können wir unsere Schiffe heimlicher von Lissabon als von England aus absenden. (Hört!) Der Hr. Baronet hat geäußert, das beste Mittel, unsern Remonstrationen bei der portugiesischen Regierung Gehör zu verschaffen, würde die Zurückziehung unserer Schiffe aus dem Tajo seyn. Wäre das ein haltbares Argument, so müßte es folgerecht zu dem Schlusse führen, daß es für uns das Beste wäre, gar keine Flotte zu haben. (Gelächter.) Was die Vertheilung unserer Seemacht betrifft, so ist dieß eine Frage, deren Regulirung von den jeweiligen Umständen abhängt. Es ist ganz klar, daß wir einer zahlreichen Flotte im Mittelmeer bedürfen, darum liegt auch daselbst das Gros unserer Seemacht. Aber, sagt man, unsere eigenen Küsten sind nicht hinreichend geschützt. Läge irgend ein vernünftiger Grund vor, einen Angriff auf Englands Küsten zu besorgen, dann wäre die heimische Station allerdings nicht zureichend. (Hört!) Aber es freut mich, versichern zu können, daß zu einer solchen Besorgniß auch nicht der entfernteste Anlaß vorhanden ist. Was die russische Flotte anlangt - denn man hat uns ja unsere Verhältnisse zu Rußland ebenfalls zum Vorwurf gemacht - so würde es, wenn anders die mir zugekommenen einstimmigen Berichte gegründet sind, ganz und gar widersinnig (perfectly preposterous) seyn, zu verlangen, daß ein brittisches Geschwader gegen eine Macht abgeschickt werde, welche keiner feindseligen Absichten gegen uns geziehen werden kann. Auf die Bemerkungen meines ehrenw. Freundes (Hume) über unsere Politik in Bezug auf die Angelegenheiten der Levante nur Ein Wort. Mein ehrenw. Freund

*) Sir G. Clerk hatte gesagt, Frankreich mache jetzt das Wort des Herzogs v. Choiseul wahr, daß, wenn die Franzosen England schwächen, und in Verlegenheit bringen wollten, sie dasselbe in beständiger Kriegserwartung erhalten müßten, ohne es doch wirklich zum Kriege kommen zu lassen. Dahin ist die betreffende Stelle im Gestrigen zu berichtigen.

indem es die Freiheit der Presse völlig unangetastet lasse, doch ihren Ausschweifungen ein Ziel setze (ponga coto á sus demasias); ein Gesetz, welches zugleich für die Sicherheit und Würde des Cultus und für das Loos der Geistlichkeit Sorge trage, ohne die traurige Lage der Nonnen und aus ihren Klöstern entfernten Mönche (Religiosas y Exclaustrados) zu vergessen; ein Gesetz zur Organisirung des Staatsraths in der Art, daß er der Krone zum Licht und zur Führung diene; dann außerdem die legislativen Maaßnahmen, welche die Rechtspflege, die der sorgfältigsten Beachtung immer so würdige Nationalmarine und andere Gegenstände von nicht minderem Belang erheischen. – Herren Senatoren und Deputirte! der Friede, die Einigung und Wiederversöhnung der Spanier sind der Wunsch meines Herzens, wie sie es immer waren. Die Vorsehung hat, indem sie unsern Waffen den Sieg schenkte, meine Anstrengungen gesegnet. Ihnen, im Zusammenwirken mit meiner Regierung, kommt das Uebrige zu. Ich zähle auf Ihre Unterstützung und Loyalität. Schaaren wir uns alle um den Thron meiner erlauchten Tochter unter der Fahne der Constitution, der wir geschworen haben, und wir werden stark genug seyn, alle die Hindernisse zu überwinden, die sich der Befestigung der Ordnung und wahren Freiheit nur immer entgegenstemmen mögen. Dieß sind meine Wünsche; dieß erwartet von Ihnen die Nation, und eine so edle Hoffnung wird in Erfüllung gehen.“

Großbritannien.

Die Unterhausdebatten vom 21 Febr. über das Marinebudget liegen jetzt in den Londoner Journalen selbst vor uns. Die Ziffer des von dem Admiralitätssecretär Hrn. O'Ferrall verlangten Credits ist in unserm gestrigen, einer französischen Stenographie entnommenen Abrisse von dem Beginn der Sitzung unrichtig zu 6,461,000 Pf. angegeben; sie beträgt 5,659,051 Pf. St. – 461,000 Pf. mehr als der Voranschlag des vorigen Jahrs. Die geforderte Zahl der Mannschaft für den Seedienst ist 35,166 Mann, einschließlich 9000 Mann Marinetruppen und 2000 Schiffsjungen. In den letzten Jahren, bemerkte der Ministerialbeamte, habe man sein Augenmerk besonders auf den Bau von Dampfbooten und kleineren Segelschiffen gewendet, da bis zum Jahr 1830 fast keine der andern Seemächte an eine Vermehrung ihrer Flotten gedacht habe. Seitdem aber habe nicht nur Englands nächster Nachbar, Frankreich, sondern überhaupt jeder Seestaat seine Marine beträchtlich zu vergrößern gesucht, und wenn daher England sein Uebergewicht zur See zu behaupten gesonnen sey, so müsse es jetzt ebenfalls die Zahl seiner großen Schiffe vermehren, worin die Regierung das beste, wirksamste und vergleichsweise auch wohlfeilste Mittel erkenne, den Weltfrieden zu erhalten. Darum nehme, selbst inmitten der jetzigen Finanzbedrängnisse des Staats (hört!), die Regierung keinen Anstand, diesen außerordentlichen Credit für Englands „hölzerne Mauern“ zu begehren. Der Redner ging nun in technische Details. Einige der neuen Linienschiffe sollen in Indien gebaut werden, also vermuthlich aus dem so dauerhaften Teakholz. Ein beträchtlicher Theil jener Summe sey auf reichliche Anschaffung und Lagerung eines recht guten Materials, auf Verbesserung und Erweiterung von Werften und Arsenalen im Land, in Deptford, Woolwich, Sheerneß, Pembroke u. s. w. zu verwenden. Wir behalten uns vor, auf die Discussion morgen ausführlicher zurückzukommen, nur aus Lord Palmerstons Rede heben wir vorläufig folgende Stelle aus: „Mit Ausnahme meines ehrenwerthen Freundes, des Mitglieds für Kilkenny (Hume),“ sagte der Minister, „scheint das ganze Haus sich in der Ansicht zu vereinigen, daß die Voranschläge für unsere Marine nicht zu groß seyen. Der Hr. Baronet gegenüber (Sir G. Clerk) hat behauptet, die Vermehrung der Seemacht sey nöthig geworden durch die von Ihrer Majestät Regierung befolgte auswärtige Politik. Auf diesen Vorwurf antworte ich bloß, daß wir in unserer auswärtigen Politik, Gottlob! so ziemlich überall erträglich glücklich (tolerably successful) gewesen sind. (Hört, hört!) Wir seyen, meint der Hr. Baronet ferner, die Dupes von Frankreich, der hinterlistige Zweck des französischen Cabinets sey es, England zu großen Anstrengungen zu zwingen, damit es seine Hülfsquellen erschöpfe. *) Die Antwort hierauf liegt aber in den eigenen Angaben ehrenwerther Herren gegenüber, die sich darüber beklagen, daß Frankreich eine größere Seemacht als England unterhalte. (Hört!) Wäre es richtig, daß Frankreich uns durch unsere Anstrengungen zu ruiniren suchte, so würde es ja durch seine eigenen Anstrengungen zu diesem Zweck zuerst sich selbst ruiniren. Das Wahre an der Sache ist jedoch, Frankreich hegt keine feindseligen Absichten gegen England, und selbst die gegenwärtige Stärke der französischen Seemacht ist gewissermaßen temporär, denn von den jetzt in Toulon auf dem Werft liegenden Schiffen werden nicht wenige ausgerüstet, bloß um andere abzulösen, deren Dienstzeit abläuft. (Hört!) Der sehr ehrenwerthe Baronet hat sich auch darüber beklagt, daß wir so viele Schiffe im Hafen von Lissabon stationiren lassen. Ich entgegne, unsere im Tajo liegenden Schiffe stehen uns geradeso zur Verfügung als wenn sie in einem brittischen Hafen lägen. Ja, ich behaupte, sie liegen dort noch besser, denn wollen wir einmal eine Flotte in See gehen lassen, ohne andere Nationen unsere Absicht im voraus merken zu lassen, so können wir unsere Schiffe heimlicher von Lissabon als von England aus absenden. (Hört!) Der Hr. Baronet hat geäußert, das beste Mittel, unsern Remonstrationen bei der portugiesischen Regierung Gehör zu verschaffen, würde die Zurückziehung unserer Schiffe aus dem Tajo seyn. Wäre das ein haltbares Argument, so müßte es folgerecht zu dem Schlusse führen, daß es für uns das Beste wäre, gar keine Flotte zu haben. (Gelächter.) Was die Vertheilung unserer Seemacht betrifft, so ist dieß eine Frage, deren Regulirung von den jeweiligen Umständen abhängt. Es ist ganz klar, daß wir einer zahlreichen Flotte im Mittelmeer bedürfen, darum liegt auch daselbst das Gros unserer Seemacht. Aber, sagt man, unsere eigenen Küsten sind nicht hinreichend geschützt. Läge irgend ein vernünftiger Grund vor, einen Angriff auf Englands Küsten zu besorgen, dann wäre die heimische Station allerdings nicht zureichend. (Hört!) Aber es freut mich, versichern zu können, daß zu einer solchen Besorgniß auch nicht der entfernteste Anlaß vorhanden ist. Was die russische Flotte anlangt – denn man hat uns ja unsere Verhältnisse zu Rußland ebenfalls zum Vorwurf gemacht – so würde es, wenn anders die mir zugekommenen einstimmigen Berichte gegründet sind, ganz und gar widersinnig (perfectly preposterous) seyn, zu verlangen, daß ein brittisches Geschwader gegen eine Macht abgeschickt werde, welche keiner feindseligen Absichten gegen uns geziehen werden kann. Auf die Bemerkungen meines ehrenw. Freundes (Hume) über unsere Politik in Bezug auf die Angelegenheiten der Levante nur Ein Wort. Mein ehrenw. Freund

*) Sir G. Clerk hatte gesagt, Frankreich mache jetzt das Wort des Herzogs v. Choiseul wahr, daß, wenn die Franzosen England schwächen, und in Verlegenheit bringen wollten, sie dasselbe in beständiger Kriegserwartung erhalten müßten, ohne es doch wirklich zum Kriege kommen zu lassen. Dahin ist die betreffende Stelle im Gestrigen zu berichtigen.
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Seitdem aber habe nicht nur Englands nächster Nachbar, Frankreich, sondern überhaupt jeder Seestaat seine Marine beträchtlich zu vergrößern gesucht, und wenn daher England sein Uebergewicht zur See zu behaupten gesonnen sey, so müsse es jetzt ebenfalls die Zahl seiner großen Schiffe vermehren, worin die Regierung das beste, wirksamste und vergleichsweise auch wohlfeilste Mittel erkenne, den Weltfrieden zu erhalten. Darum nehme, selbst inmitten der jetzigen Finanzbedrängnisse des Staats (hört!), die Regierung keinen Anstand, diesen außerordentlichen Credit für Englands &#x201E;hölzerne Mauern&#x201C; zu begehren. Der Redner ging nun in technische Details. Einige der neuen Linienschiffe sollen in Indien gebaut werden, also vermuthlich aus dem so dauerhaften Teakholz. 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(Hört, hört!) Wir seyen, meint der Hr. Baronet ferner, die Dupes von Frankreich, der hinterlistige Zweck des französischen Cabinets sey es, England zu großen Anstrengungen zu zwingen, damit es seine Hülfsquellen erschöpfe. <note place="foot" n="*)">Sir G. Clerk hatte gesagt, Frankreich mache jetzt das Wort des Herzogs v. Choiseul wahr, daß, wenn die Franzosen England schwächen, und in Verlegenheit bringen wollten, sie dasselbe in beständiger Kriegserwartung erhalten müßten, ohne es doch wirklich zum Kriege kommen zu lassen. Dahin ist die betreffende Stelle im Gestrigen zu berichtigen.</note> Die Antwort hierauf liegt aber in den eigenen Angaben ehrenwerther Herren gegenüber, die sich darüber beklagen, daß Frankreich eine größere Seemacht als England unterhalte. (Hört!) Wäre es richtig, daß Frankreich uns durch unsere Anstrengungen zu ruiniren suchte, so würde es ja durch seine eigenen Anstrengungen zu diesem Zweck zuerst sich selbst ruiniren. Das Wahre an der Sache ist jedoch, Frankreich hegt keine feindseligen Absichten gegen England, und selbst die gegenwärtige Stärke der französischen Seemacht ist gewissermaßen temporär, denn von den jetzt in Toulon auf dem Werft liegenden Schiffen werden nicht wenige ausgerüstet, bloß um andere abzulösen, deren Dienstzeit abläuft. (Hört!) Der sehr ehrenwerthe Baronet hat sich auch darüber beklagt, daß wir so viele Schiffe im Hafen von Lissabon stationiren lassen. Ich entgegne, unsere im Tajo liegenden Schiffe stehen uns geradeso zur Verfügung als wenn sie in einem brittischen Hafen lägen. Ja, ich behaupte, sie liegen dort noch besser, denn wollen wir einmal eine Flotte in See gehen lassen, ohne andere Nationen unsere Absicht im voraus merken zu lassen, so können wir unsere Schiffe heimlicher von Lissabon als von England aus absenden. (Hört!) Der Hr. Baronet hat geäußert, das beste Mittel, unsern Remonstrationen bei der portugiesischen Regierung Gehör zu verschaffen, würde die Zurückziehung unserer Schiffe aus dem Tajo seyn. Wäre das ein haltbares Argument, so müßte es folgerecht zu dem Schlusse führen, daß es für uns das Beste wäre, gar keine Flotte zu haben. (Gelächter.) Was die Vertheilung unserer Seemacht betrifft, so ist dieß eine Frage, deren Regulirung von den jeweiligen Umständen abhängt. Es ist ganz klar, daß wir einer zahlreichen Flotte im Mittelmeer bedürfen, darum liegt auch daselbst das Gros unserer Seemacht. Aber, sagt man, unsere eigenen Küsten sind nicht hinreichend geschützt. Läge irgend ein vernünftiger Grund vor, einen Angriff auf Englands Küsten zu besorgen, dann wäre die heimische Station allerdings nicht zureichend. (Hört!) Aber es freut mich, versichern zu können, daß zu einer solchen Besorgniß auch nicht der entfernteste Anlaß vorhanden ist. Was die russische Flotte anlangt &#x2013; denn man hat uns ja unsere Verhältnisse zu Rußland ebenfalls zum Vorwurf gemacht &#x2013; so würde es, wenn anders die mir zugekommenen einstimmigen Berichte gegründet sind, ganz und gar widersinnig (perfectly preposterous) seyn, zu verlangen, daß ein brittisches Geschwader gegen eine Macht abgeschickt werde, welche keiner feindseligen Absichten gegen uns geziehen werden kann. Auf die Bemerkungen meines ehrenw. Freundes (Hume) über unsere Politik in Bezug auf die Angelegenheiten der Levante nur Ein Wort. Mein ehrenw. Freund<lb/></p>
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[0474/0002] indem es die Freiheit der Presse völlig unangetastet lasse, doch ihren Ausschweifungen ein Ziel setze (ponga coto á sus demasias); ein Gesetz, welches zugleich für die Sicherheit und Würde des Cultus und für das Loos der Geistlichkeit Sorge trage, ohne die traurige Lage der Nonnen und aus ihren Klöstern entfernten Mönche (Religiosas y Exclaustrados) zu vergessen; ein Gesetz zur Organisirung des Staatsraths in der Art, daß er der Krone zum Licht und zur Führung diene; dann außerdem die legislativen Maaßnahmen, welche die Rechtspflege, die der sorgfältigsten Beachtung immer so würdige Nationalmarine und andere Gegenstände von nicht minderem Belang erheischen. – Herren Senatoren und Deputirte! der Friede, die Einigung und Wiederversöhnung der Spanier sind der Wunsch meines Herzens, wie sie es immer waren. Die Vorsehung hat, indem sie unsern Waffen den Sieg schenkte, meine Anstrengungen gesegnet. Ihnen, im Zusammenwirken mit meiner Regierung, kommt das Uebrige zu. Ich zähle auf Ihre Unterstützung und Loyalität. Schaaren wir uns alle um den Thron meiner erlauchten Tochter unter der Fahne der Constitution, der wir geschworen haben, und wir werden stark genug seyn, alle die Hindernisse zu überwinden, die sich der Befestigung der Ordnung und wahren Freiheit nur immer entgegenstemmen mögen. Dieß sind meine Wünsche; dieß erwartet von Ihnen die Nation, und eine so edle Hoffnung wird in Erfüllung gehen.“ Großbritannien. _ London, 22 Febr. Die Unterhausdebatten vom 21 Febr. über das Marinebudget liegen jetzt in den Londoner Journalen selbst vor uns. Die Ziffer des von dem Admiralitätssecretär Hrn. O'Ferrall verlangten Credits ist in unserm gestrigen, einer französischen Stenographie entnommenen Abrisse von dem Beginn der Sitzung unrichtig zu 6,461,000 Pf. angegeben; sie beträgt 5,659,051 Pf. St. – 461,000 Pf. mehr als der Voranschlag des vorigen Jahrs. Die geforderte Zahl der Mannschaft für den Seedienst ist 35,166 Mann, einschließlich 9000 Mann Marinetruppen und 2000 Schiffsjungen. In den letzten Jahren, bemerkte der Ministerialbeamte, habe man sein Augenmerk besonders auf den Bau von Dampfbooten und kleineren Segelschiffen gewendet, da bis zum Jahr 1830 fast keine der andern Seemächte an eine Vermehrung ihrer Flotten gedacht habe. Seitdem aber habe nicht nur Englands nächster Nachbar, Frankreich, sondern überhaupt jeder Seestaat seine Marine beträchtlich zu vergrößern gesucht, und wenn daher England sein Uebergewicht zur See zu behaupten gesonnen sey, so müsse es jetzt ebenfalls die Zahl seiner großen Schiffe vermehren, worin die Regierung das beste, wirksamste und vergleichsweise auch wohlfeilste Mittel erkenne, den Weltfrieden zu erhalten. Darum nehme, selbst inmitten der jetzigen Finanzbedrängnisse des Staats (hört!), die Regierung keinen Anstand, diesen außerordentlichen Credit für Englands „hölzerne Mauern“ zu begehren. Der Redner ging nun in technische Details. Einige der neuen Linienschiffe sollen in Indien gebaut werden, also vermuthlich aus dem so dauerhaften Teakholz. Ein beträchtlicher Theil jener Summe sey auf reichliche Anschaffung und Lagerung eines recht guten Materials, auf Verbesserung und Erweiterung von Werften und Arsenalen im Land, in Deptford, Woolwich, Sheerneß, Pembroke u. s. w. zu verwenden. Wir behalten uns vor, auf die Discussion morgen ausführlicher zurückzukommen, nur aus Lord Palmerstons Rede heben wir vorläufig folgende Stelle aus: „Mit Ausnahme meines ehrenwerthen Freundes, des Mitglieds für Kilkenny (Hume),“ sagte der Minister, „scheint das ganze Haus sich in der Ansicht zu vereinigen, daß die Voranschläge für unsere Marine nicht zu groß seyen. Der Hr. Baronet gegenüber (Sir G. Clerk) hat behauptet, die Vermehrung der Seemacht sey nöthig geworden durch die von Ihrer Majestät Regierung befolgte auswärtige Politik. Auf diesen Vorwurf antworte ich bloß, daß wir in unserer auswärtigen Politik, Gottlob! so ziemlich überall erträglich glücklich (tolerably successful) gewesen sind. (Hört, hört!) Wir seyen, meint der Hr. Baronet ferner, die Dupes von Frankreich, der hinterlistige Zweck des französischen Cabinets sey es, England zu großen Anstrengungen zu zwingen, damit es seine Hülfsquellen erschöpfe. *) Die Antwort hierauf liegt aber in den eigenen Angaben ehrenwerther Herren gegenüber, die sich darüber beklagen, daß Frankreich eine größere Seemacht als England unterhalte. (Hört!) Wäre es richtig, daß Frankreich uns durch unsere Anstrengungen zu ruiniren suchte, so würde es ja durch seine eigenen Anstrengungen zu diesem Zweck zuerst sich selbst ruiniren. Das Wahre an der Sache ist jedoch, Frankreich hegt keine feindseligen Absichten gegen England, und selbst die gegenwärtige Stärke der französischen Seemacht ist gewissermaßen temporär, denn von den jetzt in Toulon auf dem Werft liegenden Schiffen werden nicht wenige ausgerüstet, bloß um andere abzulösen, deren Dienstzeit abläuft. (Hört!) Der sehr ehrenwerthe Baronet hat sich auch darüber beklagt, daß wir so viele Schiffe im Hafen von Lissabon stationiren lassen. Ich entgegne, unsere im Tajo liegenden Schiffe stehen uns geradeso zur Verfügung als wenn sie in einem brittischen Hafen lägen. Ja, ich behaupte, sie liegen dort noch besser, denn wollen wir einmal eine Flotte in See gehen lassen, ohne andere Nationen unsere Absicht im voraus merken zu lassen, so können wir unsere Schiffe heimlicher von Lissabon als von England aus absenden. (Hört!) Der Hr. Baronet hat geäußert, das beste Mittel, unsern Remonstrationen bei der portugiesischen Regierung Gehör zu verschaffen, würde die Zurückziehung unserer Schiffe aus dem Tajo seyn. Wäre das ein haltbares Argument, so müßte es folgerecht zu dem Schlusse führen, daß es für uns das Beste wäre, gar keine Flotte zu haben. (Gelächter.) Was die Vertheilung unserer Seemacht betrifft, so ist dieß eine Frage, deren Regulirung von den jeweiligen Umständen abhängt. Es ist ganz klar, daß wir einer zahlreichen Flotte im Mittelmeer bedürfen, darum liegt auch daselbst das Gros unserer Seemacht. Aber, sagt man, unsere eigenen Küsten sind nicht hinreichend geschützt. Läge irgend ein vernünftiger Grund vor, einen Angriff auf Englands Küsten zu besorgen, dann wäre die heimische Station allerdings nicht zureichend. (Hört!) Aber es freut mich, versichern zu können, daß zu einer solchen Besorgniß auch nicht der entfernteste Anlaß vorhanden ist. Was die russische Flotte anlangt – denn man hat uns ja unsere Verhältnisse zu Rußland ebenfalls zum Vorwurf gemacht – so würde es, wenn anders die mir zugekommenen einstimmigen Berichte gegründet sind, ganz und gar widersinnig (perfectly preposterous) seyn, zu verlangen, daß ein brittisches Geschwader gegen eine Macht abgeschickt werde, welche keiner feindseligen Absichten gegen uns geziehen werden kann. Auf die Bemerkungen meines ehrenw. Freundes (Hume) über unsere Politik in Bezug auf die Angelegenheiten der Levante nur Ein Wort. Mein ehrenw. Freund *) Sir G. Clerk hatte gesagt, Frankreich mache jetzt das Wort des Herzogs v. Choiseul wahr, daß, wenn die Franzosen England schwächen, und in Verlegenheit bringen wollten, sie dasselbe in beständiger Kriegserwartung erhalten müßten, ohne es doch wirklich zum Kriege kommen zu lassen. Dahin ist die betreffende Stelle im Gestrigen zu berichtigen.

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Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 60. Augsburg, 29. Februar 1840, S. 0474. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_060_18400229/2>, abgerufen am 25.04.2024.