Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 55. Augsburg, 24. Februar 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Bei allen diesen Fehlern sind jedoch Missionen irgend einer christlichen Secte ein mächtiges Werkzeug von Civilisation, und nur ihr Conflict unter sich, oder überaus schlechte Verwaltung, wie die der Missionen in Neuseeland, kann sie zu einem Uebel machen. Diese beiden Uebel hat die Indolenz der anglicanischen Kirche über ihre Etablissements im Südmeere gebracht, denn hätte sie sich weniger mit ihren weltlichen Interessen in England beschäftigt, und sich mehr der Missionen angenommen, so hätten die Missionsgesellschaften der Secten nicht die Oberhand gewonnen, denn sie hat durch ihre hierarchische Form Organisationsmitteln der Missionen in der Hand, welche die Secten nicht besitzen. Aber sie ist zu sehr an fette Pfründen gewöhnt, als daß sie Bischöfe in neubekehrte Länder schicken könnte, wie die katholische Propaganda thut, welche ihren Bischöfen 40 Pfd. St. Gehalt gibt, und dafür eifrige Diener findet. Die Noth drängt sie freilich jetzt, und es ist zu erwarten, daß sie einen ernstlichen Versuch mache, ihre Autorität in dem Südmeere aufrecht zu halten, und wenn der Bischof von Exeter und der Lordbischof von London die Hälfte des Eifers, den sie auf irländische Zehnten verwenden, darauf wenden wollen, so kann es gelingen, wo nicht, so wird die katholische Kirche und der französische Einfluß in der Südsee die Oberhand gewinnen.

(Ausland.)

Canäle und Eisenbahnen von New-York und Pennsylvanien.

Nach der am 7 Januar von dem Gouverneur Seeward an beide Häuser des Staats New-York gerichteten Botschaft betragen die Anlagekosten sämmtlicher Staatscanäle von New-York 23,743,165 Dollars. Der große Erie-Canal hat gekostet 9,292,886 Dollars, der Genestee Valley-Canal 2,900,123 Dollars, der Blackriver-Canal 1,550,155 D. Ein Theil der in der neuesten Zeit begonnenen Werke ist durch die letzten Handelskrisen ins Stocken gerathen; ihre Fortsetzung und Beendigung wird aber von dem Gouverneur den gesetzgebenden Körpern empfohlen. Von vorgenannten Kosten ist der Staat noch schuldig 9,292,886. Im verflossenen Jahr sind an Canalzöllen gefallen 1,656,902 Dollars, und mehr als im vorhergehenden Jahr 165,202 Dollars.

Nach der Botschaft des Gouverneurs Porter an beide Häuser von Pennsylvanien vom 7 Januar d. J. hat dieser Staat im Laufe der verflossenen 15 Jahre auf eigene Rechnung in fahrbaren Stand hergestellt: 608 1/4 Meilen Canäle und 118 Meilen Eisenbahnen, im Ganzen 726 1/4 Meilen. Noch im Bau befindlich, aber weit vorgerückt sind: 207 3/4 Meilen Canäle und canalisirte Flußschifffahrt. Angefangen, aber suspendirt und für den Augenblick noch nicht wieder aufgenommen sind: 47 Meilen Canäle und 22 Meilen Eisenbahnen. Die Anlagekosten dieser Werke werden auf 26 1/2 Millionen Dollars angegeben. "Mit Stolz, sagt der Gouverneur, dürfen wir fragen, wo je ein Volk von nicht viel mehr als 1 1/2 Millionen Menschen in so kurzer Zeit so riesenmäßige Werke hergestellt habe?" Noch verzinsen die Erträgnisse dieser Werke die Anlagekosten lange nicht, da im verflossenen Jahre das Brutto-Einkommen derselben nur 821,780 Dollars betrug, wovon nach Abzug von 280,123 Dollars Aufwand an Transportkosten nur als Reinertrag übrig blieben 445,443 Dollars. Da indessen der Reinertrag im Jahr 1835 nur 252,731 Dollars betragen hatte, folglich in den verflossenen vier Jahren beinahe um das Doppelte gestiegen war, so ist zu hoffen, die Zeit sey nicht mehr sehr fern, wo diese Anlagen dem Staat ein reines Einkommen gewähren. Die Staatsschulden betragen im Ganzen 34 Millionen Dollars, dagegen besitzt der Staat: an Bankstock 2 Millionen, Brücken und Chausseen 3 Millionen, Canal- und Eisenbahnstocks 1 Mill.; an öffentlichen Werken 26 1/2 Millionen und an Ländereien 1 Million, im Ganzen 33 1/2 Millionen. Die Staatsausgaben betragen: Regierungskosten 412,751, Reparation an Canälen und Eisenbahnen 376,336, auf die Miliz verwendet 25,981, Garantie von Interessen 24,562, Pensionen und Gratificationen 53,588, Gemeindeschulen und Collegien 385,253, Strafarbeits-Zufluchtshäuser 35,826, Verzinsung der Staatsschuld 1,296,010, Erhebungskosten (worunter auch die Belohnung der bei den Canalschleußen Angestellten) 70,000, Verschiedenes 28,552; im Ganzen 2,708,863 Dollars. Die Einnahmen betrugen: Canal- und Eisenbahn-Erträgnisse 821,720, Abgaben von Collateralerbschaften 35,908, Auctionstaxe 101,728, Dividenden von Bankstocks 166,079, Brücken- und Wegzölle 41,017, für verkauftes Land 46,694, Auflage auf Bankdividenden 133,440, Amtstaxen 2882, Taxen für Ausfertigungen 26,652, Gasthauslicenzen 49,027, Aramlicenzen 68,202, Abgaben von Leihcompagnien 2240, von Bankprivilegien 100,000, Hausirlicenzen 3925, Verschiedenes 21,637; im Ganzen 1,621,119 Dollars. Es ergibt sich demnach für das verflossene Jahr ein Deficit von 1,087,743 Dollars.

Briefe aus Pesth.

(Fortsetzung.)

Die schöne Litteratur Ungarns beginnt gleichfalls sich zu emancipiren, und hier wenigstens ist die Laufbahn ganz ohne Gefahr. Mehr als ein versprechendes Talent hat sich bereits in dieser Sphäre bemerkbar gemacht, an deren Spitze mir der Freiherr v. Josika zu stehen scheint, den Walter Scotts Beispiel besser inspirirte als manche unserer zu servilen deutschen Nachahmer des englischen Dichters. Hr. v. Josika hat in der romantischen Vorwelt seiner Nation und den eben so originellen als pittoresken Naturscenen seines Vaterlandes, die er oft meisterhaft schildert, ein reiches, neues Feld gefunden, und es mit durchdachter Kunst und dichterischer Phantasie auszubeuten gewußt, ja selbst die mitunter ein wenig unbeholfene Naivetät dieser jungen Litteratur, deren Zierde er ist, hat etwas Rührendes und Anziehendes, denn es ist nur der Mangel an Uebung und Erfahrung, nicht der des Talents, den sie verräth, und das ist immer lieblich anzuschaun, wie etwa für die reifere Frau die schüchterne Liebe des Jünglings es seyn mag. - Sehr verdienstlich ist gleichfalls die deutsche Uebersetzung dieser Werke, und, obgleich von einem Ungarn herrührend, der deutsche Styl doch so fließend, daß man nur selten an eine Uebertragung erinnert wird.

Graf Szechenyi, der Unermüdliche, hat trotz seines vielen Handelns auch noch Muße gefunden, als bedeutender Schriftsteller aufzutreten. Er soll eine ungemein scharfe Feder führen. Ich habe nur die Uebersetzung eines seiner Werke (das über Pferdezucht) lesen können, und dieses sehr humoristisch gefunden, wiewohl ich nicht in Allem mit ihm übereinstimme, am wenigsten mit seiner Polemik gegen den Marschall Marmont.

Pesth hat auch zwei gute Journale, das Tagblatt, redigirt vom Doctor Saphir, einem Verwandten unsers Landsmanns dieses Namens, und der Spiegel, welchen Hr. Dr. Rosenthal herausgibt. Ich habe beide oft mit Interesse gelesen....

Es gibt hier nicht weniger als drei Tempel Thaliens und alle

Bei allen diesen Fehlern sind jedoch Missionen irgend einer christlichen Secte ein mächtiges Werkzeug von Civilisation, und nur ihr Conflict unter sich, oder überaus schlechte Verwaltung, wie die der Missionen in Neuseeland, kann sie zu einem Uebel machen. Diese beiden Uebel hat die Indolenz der anglicanischen Kirche über ihre Etablissements im Südmeere gebracht, denn hätte sie sich weniger mit ihren weltlichen Interessen in England beschäftigt, und sich mehr der Missionen angenommen, so hätten die Missionsgesellschaften der Secten nicht die Oberhand gewonnen, denn sie hat durch ihre hierarchische Form Organisationsmitteln der Missionen in der Hand, welche die Secten nicht besitzen. Aber sie ist zu sehr an fette Pfründen gewöhnt, als daß sie Bischöfe in neubekehrte Länder schicken könnte, wie die katholische Propaganda thut, welche ihren Bischöfen 40 Pfd. St. Gehalt gibt, und dafür eifrige Diener findet. Die Noth drängt sie freilich jetzt, und es ist zu erwarten, daß sie einen ernstlichen Versuch mache, ihre Autorität in dem Südmeere aufrecht zu halten, und wenn der Bischof von Exeter und der Lordbischof von London die Hälfte des Eifers, den sie auf irländische Zehnten verwenden, darauf wenden wollen, so kann es gelingen, wo nicht, so wird die katholische Kirche und der französische Einfluß in der Südsee die Oberhand gewinnen.

(Ausland.)

Canäle und Eisenbahnen von New-York und Pennsylvanien.

Nach der am 7 Januar von dem Gouverneur Seeward an beide Häuser des Staats New-York gerichteten Botschaft betragen die Anlagekosten sämmtlicher Staatscanäle von New-York 23,743,165 Dollars. Der große Erie-Canal hat gekostet 9,292,886 Dollars, der Genestee Valley-Canal 2,900,123 Dollars, der Blackriver-Canal 1,550,155 D. Ein Theil der in der neuesten Zeit begonnenen Werke ist durch die letzten Handelskrisen ins Stocken gerathen; ihre Fortsetzung und Beendigung wird aber von dem Gouverneur den gesetzgebenden Körpern empfohlen. Von vorgenannten Kosten ist der Staat noch schuldig 9,292,886. Im verflossenen Jahr sind an Canalzöllen gefallen 1,656,902 Dollars, und mehr als im vorhergehenden Jahr 165,202 Dollars.

Nach der Botschaft des Gouverneurs Porter an beide Häuser von Pennsylvanien vom 7 Januar d. J. hat dieser Staat im Laufe der verflossenen 15 Jahre auf eigene Rechnung in fahrbaren Stand hergestellt: 608 1/4 Meilen Canäle und 118 Meilen Eisenbahnen, im Ganzen 726 1/4 Meilen. Noch im Bau befindlich, aber weit vorgerückt sind: 207 3/4 Meilen Canäle und canalisirte Flußschifffahrt. Angefangen, aber suspendirt und für den Augenblick noch nicht wieder aufgenommen sind: 47 Meilen Canäle und 22 Meilen Eisenbahnen. Die Anlagekosten dieser Werke werden auf 26 1/2 Millionen Dollars angegeben. „Mit Stolz, sagt der Gouverneur, dürfen wir fragen, wo je ein Volk von nicht viel mehr als 1 1/2 Millionen Menschen in so kurzer Zeit so riesenmäßige Werke hergestellt habe?“ Noch verzinsen die Erträgnisse dieser Werke die Anlagekosten lange nicht, da im verflossenen Jahre das Brutto-Einkommen derselben nur 821,780 Dollars betrug, wovon nach Abzug von 280,123 Dollars Aufwand an Transportkosten nur als Reinertrag übrig blieben 445,443 Dollars. Da indessen der Reinertrag im Jahr 1835 nur 252,731 Dollars betragen hatte, folglich in den verflossenen vier Jahren beinahe um das Doppelte gestiegen war, so ist zu hoffen, die Zeit sey nicht mehr sehr fern, wo diese Anlagen dem Staat ein reines Einkommen gewähren. Die Staatsschulden betragen im Ganzen 34 Millionen Dollars, dagegen besitzt der Staat: an Bankstock 2 Millionen, Brücken und Chausseen 3 Millionen, Canal- und Eisenbahnstocks 1 Mill.; an öffentlichen Werken 26 1/2 Millionen und an Ländereien 1 Million, im Ganzen 33 1/2 Millionen. Die Staatsausgaben betragen: Regierungskosten 412,751, Reparation an Canälen und Eisenbahnen 376,336, auf die Miliz verwendet 25,981, Garantie von Interessen 24,562, Pensionen und Gratificationen 53,588, Gemeindeschulen und Collegien 385,253, Strafarbeits-Zufluchtshäuser 35,826, Verzinsung der Staatsschuld 1,296,010, Erhebungskosten (worunter auch die Belohnung der bei den Canalschleußen Angestellten) 70,000, Verschiedenes 28,552; im Ganzen 2,708,863 Dollars. Die Einnahmen betrugen: Canal- und Eisenbahn-Erträgnisse 821,720, Abgaben von Collateralerbschaften 35,908, Auctionstaxe 101,728, Dividenden von Bankstocks 166,079, Brücken- und Wegzölle 41,017, für verkauftes Land 46,694, Auflage auf Bankdividenden 133,440, Amtstaxen 2882, Taxen für Ausfertigungen 26,652, Gasthauslicenzen 49,027, Aramlicenzen 68,202, Abgaben von Leihcompagnien 2240, von Bankprivilegien 100,000, Hausirlicenzen 3925, Verschiedenes 21,637; im Ganzen 1,621,119 Dollars. Es ergibt sich demnach für das verflossene Jahr ein Deficit von 1,087,743 Dollars.

Briefe aus Pesth.

(Fortsetzung.)

Die schöne Litteratur Ungarns beginnt gleichfalls sich zu emancipiren, und hier wenigstens ist die Laufbahn ganz ohne Gefahr. Mehr als ein versprechendes Talent hat sich bereits in dieser Sphäre bemerkbar gemacht, an deren Spitze mir der Freiherr v. Josika zu stehen scheint, den Walter Scotts Beispiel besser inspirirte als manche unserer zu servilen deutschen Nachahmer des englischen Dichters. Hr. v. Josika hat in der romantischen Vorwelt seiner Nation und den eben so originellen als pittoresken Naturscenen seines Vaterlandes, die er oft meisterhaft schildert, ein reiches, neues Feld gefunden, und es mit durchdachter Kunst und dichterischer Phantasie auszubeuten gewußt, ja selbst die mitunter ein wenig unbeholfene Naivetät dieser jungen Litteratur, deren Zierde er ist, hat etwas Rührendes und Anziehendes, denn es ist nur der Mangel an Uebung und Erfahrung, nicht der des Talents, den sie verräth, und das ist immer lieblich anzuschaun, wie etwa für die reifere Frau die schüchterne Liebe des Jünglings es seyn mag. – Sehr verdienstlich ist gleichfalls die deutsche Uebersetzung dieser Werke, und, obgleich von einem Ungarn herrührend, der deutsche Styl doch so fließend, daß man nur selten an eine Uebertragung erinnert wird.

Graf Széchenyi, der Unermüdliche, hat trotz seines vielen Handelns auch noch Muße gefunden, als bedeutender Schriftsteller aufzutreten. Er soll eine ungemein scharfe Feder führen. Ich habe nur die Uebersetzung eines seiner Werke (das über Pferdezucht) lesen können, und dieses sehr humoristisch gefunden, wiewohl ich nicht in Allem mit ihm übereinstimme, am wenigsten mit seiner Polemik gegen den Marschall Marmont.

Pesth hat auch zwei gute Journale, das Tagblatt, redigirt vom Doctor Saphir, einem Verwandten unsers Landsmanns dieses Namens, und der Spiegel, welchen Hr. Dr. Rosenthal herausgibt. Ich habe beide oft mit Interesse gelesen....

Es gibt hier nicht weniger als drei Tempel Thaliens und alle

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0010" n="0434"/>
          <p>Bei allen diesen Fehlern sind jedoch Missionen irgend einer christlichen Secte ein mächtiges Werkzeug von Civilisation, und nur ihr Conflict unter sich, oder überaus schlechte Verwaltung, wie die der Missionen in Neuseeland, kann sie zu einem Uebel machen. Diese beiden Uebel hat die Indolenz der anglicanischen Kirche über ihre Etablissements im Südmeere gebracht, denn hätte sie sich weniger mit ihren weltlichen Interessen in England beschäftigt, und sich mehr der Missionen angenommen, so hätten die Missionsgesellschaften der Secten nicht die Oberhand gewonnen, denn sie hat durch ihre hierarchische Form Organisationsmitteln der Missionen in der Hand, welche die Secten nicht besitzen. Aber sie ist zu sehr an fette Pfründen gewöhnt, als daß sie Bischöfe in neubekehrte Länder schicken könnte, wie die katholische Propaganda thut, welche ihren Bischöfen 40 Pfd. St. Gehalt gibt, und dafür eifrige Diener findet. Die Noth drängt sie freilich jetzt, und es ist zu erwarten, daß sie einen ernstlichen Versuch mache, ihre Autorität in dem Südmeere aufrecht zu halten, und wenn der Bischof von Exeter und der Lordbischof von London die Hälfte des Eifers, den sie auf irländische Zehnten verwenden, darauf wenden wollen, so kann es gelingen, wo nicht, so wird die katholische Kirche und der französische Einfluß in der Südsee die Oberhand gewinnen.</p><lb/>
          <p>(<hi rendition="#g">Ausland</hi>.)</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Canäle und Eisenbahnen von New</hi>-<hi rendition="#g">York und Pennsylvanien</hi>.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <byline>
            <docAuthor>
              <gap reason="insignificant"/>
            </docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">New-York,</hi> 15 Jan.</dateline>
          <p> Nach der am 7 Januar von dem Gouverneur Seeward an beide Häuser des Staats New-York gerichteten Botschaft betragen die Anlagekosten sämmtlicher Staatscanäle von New-York 23,743,165 Dollars. Der große Erie-Canal hat gekostet 9,292,886 Dollars, der Genestee Valley-Canal 2,900,123 Dollars, der Blackriver-Canal 1,550,155 D. Ein Theil der in der neuesten Zeit begonnenen Werke ist durch die letzten Handelskrisen ins Stocken gerathen; ihre Fortsetzung und Beendigung wird aber von dem Gouverneur den gesetzgebenden Körpern empfohlen. Von vorgenannten Kosten ist der Staat noch schuldig 9,292,886. Im verflossenen Jahr sind an Canalzöllen gefallen 1,656,902 Dollars, und mehr als im vorhergehenden Jahr 165,202 Dollars.</p><lb/>
          <p>Nach der Botschaft des Gouverneurs Porter an beide Häuser von Pennsylvanien vom 7 Januar d. J. hat dieser Staat im Laufe der verflossenen 15 Jahre auf eigene Rechnung in fahrbaren Stand hergestellt: 608 1/4 Meilen Canäle und 118 Meilen Eisenbahnen, im Ganzen 726 1/4 Meilen. Noch im Bau befindlich, aber weit vorgerückt sind: 207 3/4 Meilen Canäle und canalisirte Flußschifffahrt. Angefangen, aber suspendirt und für den Augenblick noch nicht wieder aufgenommen sind: 47 Meilen Canäle und 22 Meilen Eisenbahnen. Die Anlagekosten dieser Werke werden auf 26 1/2 Millionen Dollars angegeben. &#x201E;Mit Stolz, sagt der Gouverneur, dürfen wir fragen, wo je ein Volk von nicht viel mehr als 1 1/2 Millionen Menschen in so kurzer Zeit so riesenmäßige Werke hergestellt habe?&#x201C; Noch verzinsen die Erträgnisse dieser Werke die Anlagekosten lange nicht, da im verflossenen Jahre das Brutto-Einkommen derselben nur 821,780 Dollars betrug, wovon nach Abzug von 280,123 Dollars Aufwand an Transportkosten nur als Reinertrag übrig blieben 445,443 Dollars. Da indessen der Reinertrag im Jahr 1835 nur 252,731 Dollars betragen hatte, folglich in den verflossenen vier Jahren beinahe um das Doppelte gestiegen war, so ist zu hoffen, die Zeit sey nicht mehr sehr fern, wo diese Anlagen dem Staat ein reines Einkommen gewähren. Die Staatsschulden betragen im Ganzen 34 Millionen Dollars, dagegen besitzt der Staat: an Bankstock 2 Millionen, Brücken und Chausseen 3 Millionen, Canal- und Eisenbahnstocks 1 Mill.; an öffentlichen Werken 26 1/2 Millionen und an Ländereien 1 Million, im Ganzen 33 1/2 Millionen. Die Staatsausgaben betragen: Regierungskosten 412,751, Reparation an Canälen und Eisenbahnen 376,336, auf die Miliz verwendet 25,981, Garantie von Interessen 24,562, Pensionen und Gratificationen 53,588, Gemeindeschulen und Collegien 385,253, Strafarbeits-Zufluchtshäuser 35,826, Verzinsung der Staatsschuld 1,296,010, Erhebungskosten (worunter auch die Belohnung der bei den Canalschleußen Angestellten) 70,000, Verschiedenes 28,552; im Ganzen 2,708,863 Dollars. Die Einnahmen betrugen: Canal- und Eisenbahn-Erträgnisse 821,720, Abgaben von Collateralerbschaften 35,908, Auctionstaxe 101,728, Dividenden von Bankstocks 166,079, Brücken- und Wegzölle 41,017, für verkauftes Land 46,694, Auflage auf Bankdividenden 133,440, Amtstaxen 2882, Taxen für Ausfertigungen 26,652, Gasthauslicenzen 49,027, Aramlicenzen 68,202, Abgaben von Leihcompagnien 2240, von Bankprivilegien 100,000, Hausirlicenzen 3925, Verschiedenes 21,637; im Ganzen 1,621,119 Dollars. Es ergibt sich demnach für das verflossene Jahr ein Deficit von 1,087,743 Dollars.</p><lb/>
        </div>
      </div>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Briefe aus Pesth</hi>.</hi> </head><lb/>
        <p>(Fortsetzung.)</p><lb/>
        <p>Die schöne Litteratur Ungarns beginnt gleichfalls sich zu emancipiren, und hier wenigstens ist die Laufbahn ganz ohne Gefahr. Mehr als ein versprechendes Talent hat sich bereits in dieser Sphäre bemerkbar gemacht, an deren Spitze mir der Freiherr v. Josika zu stehen scheint, den Walter Scotts Beispiel besser inspirirte als manche unserer zu servilen deutschen Nachahmer des englischen Dichters. Hr. v. Josika hat in der romantischen Vorwelt seiner Nation und den eben so originellen als pittoresken Naturscenen seines Vaterlandes, die er oft meisterhaft schildert, ein reiches, neues Feld gefunden, und es mit durchdachter Kunst und dichterischer Phantasie auszubeuten gewußt, ja selbst die mitunter ein wenig unbeholfene Naivetät dieser jungen Litteratur, deren Zierde er ist, hat etwas Rührendes und Anziehendes, denn es ist nur der Mangel an Uebung und Erfahrung, nicht der des Talents, den sie verräth, und das ist immer lieblich anzuschaun, wie etwa für die reifere Frau die schüchterne Liebe des Jünglings es seyn mag. &#x2013; Sehr verdienstlich ist gleichfalls die deutsche Uebersetzung dieser Werke, und, obgleich von einem Ungarn herrührend, der deutsche Styl doch so fließend, daß man nur selten an eine Uebertragung erinnert wird.</p><lb/>
        <p>Graf Széchenyi, der Unermüdliche, hat trotz seines vielen Handelns auch noch Muße gefunden, als bedeutender Schriftsteller aufzutreten. Er soll eine ungemein scharfe Feder führen. Ich habe nur die Uebersetzung eines seiner Werke (das über Pferdezucht) lesen können, und dieses sehr humoristisch gefunden, wiewohl ich nicht in Allem mit ihm übereinstimme, am wenigsten mit seiner Polemik gegen den Marschall Marmont.</p><lb/>
        <p>Pesth hat auch zwei gute Journale, das Tagblatt, redigirt vom Doctor Saphir, einem Verwandten unsers Landsmanns dieses Namens, und der Spiegel, welchen Hr. Dr. Rosenthal herausgibt. Ich habe beide oft mit Interesse gelesen....</p><lb/>
        <p>Es gibt hier nicht weniger als drei Tempel Thaliens und alle<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0434/0010] Bei allen diesen Fehlern sind jedoch Missionen irgend einer christlichen Secte ein mächtiges Werkzeug von Civilisation, und nur ihr Conflict unter sich, oder überaus schlechte Verwaltung, wie die der Missionen in Neuseeland, kann sie zu einem Uebel machen. Diese beiden Uebel hat die Indolenz der anglicanischen Kirche über ihre Etablissements im Südmeere gebracht, denn hätte sie sich weniger mit ihren weltlichen Interessen in England beschäftigt, und sich mehr der Missionen angenommen, so hätten die Missionsgesellschaften der Secten nicht die Oberhand gewonnen, denn sie hat durch ihre hierarchische Form Organisationsmitteln der Missionen in der Hand, welche die Secten nicht besitzen. Aber sie ist zu sehr an fette Pfründen gewöhnt, als daß sie Bischöfe in neubekehrte Länder schicken könnte, wie die katholische Propaganda thut, welche ihren Bischöfen 40 Pfd. St. Gehalt gibt, und dafür eifrige Diener findet. Die Noth drängt sie freilich jetzt, und es ist zu erwarten, daß sie einen ernstlichen Versuch mache, ihre Autorität in dem Südmeere aufrecht zu halten, und wenn der Bischof von Exeter und der Lordbischof von London die Hälfte des Eifers, den sie auf irländische Zehnten verwenden, darauf wenden wollen, so kann es gelingen, wo nicht, so wird die katholische Kirche und der französische Einfluß in der Südsee die Oberhand gewinnen. (Ausland.) Canäle und Eisenbahnen von New-York und Pennsylvanien. _ New-York, 15 Jan. Nach der am 7 Januar von dem Gouverneur Seeward an beide Häuser des Staats New-York gerichteten Botschaft betragen die Anlagekosten sämmtlicher Staatscanäle von New-York 23,743,165 Dollars. Der große Erie-Canal hat gekostet 9,292,886 Dollars, der Genestee Valley-Canal 2,900,123 Dollars, der Blackriver-Canal 1,550,155 D. Ein Theil der in der neuesten Zeit begonnenen Werke ist durch die letzten Handelskrisen ins Stocken gerathen; ihre Fortsetzung und Beendigung wird aber von dem Gouverneur den gesetzgebenden Körpern empfohlen. Von vorgenannten Kosten ist der Staat noch schuldig 9,292,886. Im verflossenen Jahr sind an Canalzöllen gefallen 1,656,902 Dollars, und mehr als im vorhergehenden Jahr 165,202 Dollars. Nach der Botschaft des Gouverneurs Porter an beide Häuser von Pennsylvanien vom 7 Januar d. J. hat dieser Staat im Laufe der verflossenen 15 Jahre auf eigene Rechnung in fahrbaren Stand hergestellt: 608 1/4 Meilen Canäle und 118 Meilen Eisenbahnen, im Ganzen 726 1/4 Meilen. Noch im Bau befindlich, aber weit vorgerückt sind: 207 3/4 Meilen Canäle und canalisirte Flußschifffahrt. Angefangen, aber suspendirt und für den Augenblick noch nicht wieder aufgenommen sind: 47 Meilen Canäle und 22 Meilen Eisenbahnen. Die Anlagekosten dieser Werke werden auf 26 1/2 Millionen Dollars angegeben. „Mit Stolz, sagt der Gouverneur, dürfen wir fragen, wo je ein Volk von nicht viel mehr als 1 1/2 Millionen Menschen in so kurzer Zeit so riesenmäßige Werke hergestellt habe?“ Noch verzinsen die Erträgnisse dieser Werke die Anlagekosten lange nicht, da im verflossenen Jahre das Brutto-Einkommen derselben nur 821,780 Dollars betrug, wovon nach Abzug von 280,123 Dollars Aufwand an Transportkosten nur als Reinertrag übrig blieben 445,443 Dollars. Da indessen der Reinertrag im Jahr 1835 nur 252,731 Dollars betragen hatte, folglich in den verflossenen vier Jahren beinahe um das Doppelte gestiegen war, so ist zu hoffen, die Zeit sey nicht mehr sehr fern, wo diese Anlagen dem Staat ein reines Einkommen gewähren. Die Staatsschulden betragen im Ganzen 34 Millionen Dollars, dagegen besitzt der Staat: an Bankstock 2 Millionen, Brücken und Chausseen 3 Millionen, Canal- und Eisenbahnstocks 1 Mill.; an öffentlichen Werken 26 1/2 Millionen und an Ländereien 1 Million, im Ganzen 33 1/2 Millionen. Die Staatsausgaben betragen: Regierungskosten 412,751, Reparation an Canälen und Eisenbahnen 376,336, auf die Miliz verwendet 25,981, Garantie von Interessen 24,562, Pensionen und Gratificationen 53,588, Gemeindeschulen und Collegien 385,253, Strafarbeits-Zufluchtshäuser 35,826, Verzinsung der Staatsschuld 1,296,010, Erhebungskosten (worunter auch die Belohnung der bei den Canalschleußen Angestellten) 70,000, Verschiedenes 28,552; im Ganzen 2,708,863 Dollars. Die Einnahmen betrugen: Canal- und Eisenbahn-Erträgnisse 821,720, Abgaben von Collateralerbschaften 35,908, Auctionstaxe 101,728, Dividenden von Bankstocks 166,079, Brücken- und Wegzölle 41,017, für verkauftes Land 46,694, Auflage auf Bankdividenden 133,440, Amtstaxen 2882, Taxen für Ausfertigungen 26,652, Gasthauslicenzen 49,027, Aramlicenzen 68,202, Abgaben von Leihcompagnien 2240, von Bankprivilegien 100,000, Hausirlicenzen 3925, Verschiedenes 21,637; im Ganzen 1,621,119 Dollars. Es ergibt sich demnach für das verflossene Jahr ein Deficit von 1,087,743 Dollars. Briefe aus Pesth. (Fortsetzung.) Die schöne Litteratur Ungarns beginnt gleichfalls sich zu emancipiren, und hier wenigstens ist die Laufbahn ganz ohne Gefahr. Mehr als ein versprechendes Talent hat sich bereits in dieser Sphäre bemerkbar gemacht, an deren Spitze mir der Freiherr v. Josika zu stehen scheint, den Walter Scotts Beispiel besser inspirirte als manche unserer zu servilen deutschen Nachahmer des englischen Dichters. Hr. v. Josika hat in der romantischen Vorwelt seiner Nation und den eben so originellen als pittoresken Naturscenen seines Vaterlandes, die er oft meisterhaft schildert, ein reiches, neues Feld gefunden, und es mit durchdachter Kunst und dichterischer Phantasie auszubeuten gewußt, ja selbst die mitunter ein wenig unbeholfene Naivetät dieser jungen Litteratur, deren Zierde er ist, hat etwas Rührendes und Anziehendes, denn es ist nur der Mangel an Uebung und Erfahrung, nicht der des Talents, den sie verräth, und das ist immer lieblich anzuschaun, wie etwa für die reifere Frau die schüchterne Liebe des Jünglings es seyn mag. – Sehr verdienstlich ist gleichfalls die deutsche Uebersetzung dieser Werke, und, obgleich von einem Ungarn herrührend, der deutsche Styl doch so fließend, daß man nur selten an eine Uebertragung erinnert wird. Graf Széchenyi, der Unermüdliche, hat trotz seines vielen Handelns auch noch Muße gefunden, als bedeutender Schriftsteller aufzutreten. Er soll eine ungemein scharfe Feder führen. Ich habe nur die Uebersetzung eines seiner Werke (das über Pferdezucht) lesen können, und dieses sehr humoristisch gefunden, wiewohl ich nicht in Allem mit ihm übereinstimme, am wenigsten mit seiner Polemik gegen den Marschall Marmont. Pesth hat auch zwei gute Journale, das Tagblatt, redigirt vom Doctor Saphir, einem Verwandten unsers Landsmanns dieses Namens, und der Spiegel, welchen Hr. Dr. Rosenthal herausgibt. Ich habe beide oft mit Interesse gelesen.... Es gibt hier nicht weniger als drei Tempel Thaliens und alle

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_055_18400224
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_055_18400224/10
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 55. Augsburg, 24. Februar 1840, S. 0434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_055_18400224/10>, abgerufen am 19.04.2024.