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Allgemeine Zeitung. Nr. 41. Augsburg, 10. Februar 1840.

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seyn. - Die Fürstin von Warschau ist auf der Reise nach Paris gestern hier angekommen; sie soll den Weg über Ems nehmen.

*

Unsere Kammersitzungen nahmen dieser Tage die besondere Theilnahme des Publicums und zunächst der elegantern Welt in Anspruch, weil die Angelegenheit des neuen Dresdener Schauspielhauses nach mehrmaligem Aufschub an die Tagesordnung kam. Die geforderten Summen wurden ehegestern bewilligt. - Ein Anderes ist es mit dem zweiten Antrage der Regierung in Betreff der Errichtung eines Nationalmuseums. Derselbe war einer Deputation zur Begutachtung überwiesen, dürfte aber nach dem Erfolg schwerlich schon im Laufe dieses Landtags zur Berathung oder Annahme gelangen, da man überdieß mit dem Bauplane selbst noch nicht im Reinen ist, und die dießfällige Frage mannichfache Bedenken erregt hat. - Wir hatten in voriger Woche mehrmals das Vergnügen, den Violinisten Ernst aus Brünn zu hören, der zur Zeit in Paris bei Manchen für den ersten Virtuosen auf seinem Instrumente gilt. Die vollkommene Herrschaft, die er über dasselbe ausübt, fand auch hier die gerechteste Bewunderung. Die Reinheit und Abrundung seines Tons, die sichere Keckheit seines Spiels ist wohl unübertroffen, und die letztere bewährt sich in dem burlesken Genre sogar als unvergleichlich. Dessen ungeachtet begreift man nicht, wie das Spiel dieses Virtuosen dem unendlich phantasiereichern und ergreifenderen eines Paganini zur Seite gestellt werden darf. Die eigenen Compositionen Ernsts, die er fast ausschließlich vorträgt, sind gar geringfügig. Auch dieser Künstler ist, wie so viele neuere Virtuosen, jüdischer Abkunft.

Preußen.

Heute Morgen ist hier der Befehl von Berlin eingegangen, den Bischof, Hrn. Laurent, von hier auszuweisen. Hr. Laurent befand sich seit ungefähr drei Wochen in unsern Mauern, und zwar, wie sein Paß besagte, als bloßer Particulier. Bis jetzt hatte er sich nirgends als Bischof gerirt, sondern nur gewöhnliche stille Messen gelesen. Was obigen Befehl veranlaßt hat, ob das Gerücht, daß Hr. Laurent ein feierliches Hochamt zu halten beabsichtige, ob die Menschenmenge, welche sich häufig zusammendrängte, um den Segen des Prälaten zu empfangen, oder ob andere Rücksichten vorwalteten, ist, so viel wir wissen, Hrn. Laurent nicht insinuirt worden. Von seinem Charakter war nicht anders zu erwarten, als daß er der Ordonnanz willfährigen Gehorsam zu leisten verspräche. Seine Bitte, daß man ihm einige Stunden zur Vorbereitung und zum Abschied von seinen Verwandten und Freunden lasse, wurde ihm gewährt, und so wird er erst heute Abend nach Belgien zurückkehren, um dort abzuwarten, was weiter über die ihm bestimmte Stellung beschlossen werden wird.

Dänemark.
*

In unserer politischen Welt ist es plötzlich so still geworden wie im Grabe. Die täglich und stündlich erwarteten Verfügungen, Reductionen im Militär- und Civiletat betreffend, denen Einige mit Aengstlichkeit, Andere mit Hoffnung, Alle mit gespannter Erwartung entgegensahen, sind nicht erschienen. Selbst die Gerüchte schweigen und das "Fädreland" füllt seine Spalten mit Kritiken über belletristische Neuigkeiten, die unter aller Kritik sind. - Am 17 d. M. haben die schleswig-holsteinischen Prälaten und Ritter im Vereine mit den recipirten Besitzern adeliger Güter in Kiel eine Versammlung gehalten, und die wichtige Frage wegen Abtretung ihrer Zollfreiheit der endlichen Entscheidung um ein Bedeutendes genähert. Das Comite, welches der Versammlung seinen Bericht abstattete, ging von dem Gesichtspunkt aus, daß es der Ritterschaft nicht gezieme ihre Privilegien zu verkaufen, daß daher nicht von einer Kürzung in den Abgaben, noch weniger von einer Vertheilung der Aversionalsumme unter die jetzt lebenden Mitglieder die Rede seyn könne; es beantragte, daß die Ritterschaft, um ihren Mitbürgern zu zeigen, wie gern sie, vom Gemeingeist beseelt, jedes dem ganzen Staat nachtheilige Vorrecht aufgebe, freiwillig auf ihre Zollfreiheit verzichte, und die vom Staat dafür zu erlegende Aversionalsumme (circa 500,000 Rbthlr.) zu gemeinnützigen Zwecken, z. B. zur Anlage einer Chaussee durch das östliche Holstein verwende. Dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen, und zur weiteren Leitung dieser Angelegenheit eine Deputation, bestehend aus dem Klosterpropsten zu Prentz, Grafen v. Reventlow, dem Hrn. v.Neer gaard und dem Grafen v. Baudissin zu Borstel, erwählt, welche zugleich den Auftrag erhielt, hieselbst eine Herabsetzung einzelner Zollsätze und eine Vergütung für die Kirchen und Kirchenbedienten zu bewirken. Da die großherzoglich holstein-oldenburgischen und Lübeck'schen Districte durch Conventionen bereits in die Zoll-Linie gezogen sind, und die Regierung sich hoffentlich mit der Ritterschaft verständigen wird, beruht die endliche Ordnung der bisher sehr verwickelten holsteinischen Zollverhältnisse bloß auf der Beistimmung der ebenfalls zollfreien Ditmarschen. Die dänischen Blätter ergießen sich in Lobpreisungen dieses Beschlusses der Ritterschaft, und rühmen selbst auf Kosten des dänischen Adels ihre Tüchtigkeit, Bildung und Vaterlandsliebe. - Se. k. Hoh. der Kronprinz ist zum Generallieutenant und zum Präses der königlichen Maler- und Bildhauerakademie ernannt worden. - Thorwaldsen hat von Sr. Maj. dem König den Auftrag erhalten eine Statue Christian IV zu modelliren, welche in Bronce gegossen und in Christian IV Capelle in der Roeskilder Domkirche aufgestellt werden soll. So wird denn endlich dieser tüchtigste aller dänischen Könige, der Held und Liebling des Volks, auch ein Monument haben, welches er sich nicht selbst gesetzt hat. - Die hiesigen Typographen haben in einer Generalversammlung den Beschluß gefaßt nach dem Muster Deutschlands am 24 Jun. d. J. das Jubiläum der Erfindung der Buchdruckerkunst zu feiern.

Schweden.
*

Am 25 versammelten sich die Reichsstände, auf Einladung des Königs, in der St. Nicolaikirche, wo der jüngst ernannte Bischof, Nibelius, die gewöhnliche Reichstagspredigt hielt. Darauf begaben sich die Reichsstände in feierlichem Zuge nach dem großen Reichssaal im k. Schloß, wo der König, vom Kronprinzen und seinem ganzen Hofe begleitet, gleichfalls in feierlicher Procession bald darauf ankam, sich auf den Thron setzte, und den Reichstag durch eine Rede eröffnete, welche vom Kronprinzen abgelesen wurde und große Sensation machte. Der Hofkanzler las darauf den Bericht über den Zustand und die Verwaltung des Reichs seit dem letzten Reichstag, und überlieferte sodann den Sprechern der Reichsstände die Propositionen des Königs wegen der Bedürfnisse der Staatscasse, d. h. das Budget der Ausgaben. - Gestern und heute sind die Electoren gewählt worden, welche die Mitglieder der sämmtlichen Ausschüsse der Reichsstände ernennen werden. Nach der Behauptung der Oppositionsblätter sind diese Wahlen in allen Ständen, auch im Adelstande, zum Vortheil der Opposition ausgefallen.

Es ist uns für heute unmöglich, die ganze Thronrede mitzutheilen, welche in dem uns zugekommenen gedruckten französischen Original nicht weniger als sechs große Quartseiten einnimmt. Wir lassen daher heute nur die zweite, interessantere

seyn. – Die Fürstin von Warschau ist auf der Reise nach Paris gestern hier angekommen; sie soll den Weg über Ems nehmen.

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Unsere Kammersitzungen nahmen dieser Tage die besondere Theilnahme des Publicums und zunächst der elegantern Welt in Anspruch, weil die Angelegenheit des neuen Dresdener Schauspielhauses nach mehrmaligem Aufschub an die Tagesordnung kam. Die geforderten Summen wurden ehegestern bewilligt. – Ein Anderes ist es mit dem zweiten Antrage der Regierung in Betreff der Errichtung eines Nationalmuseums. Derselbe war einer Deputation zur Begutachtung überwiesen, dürfte aber nach dem Erfolg schwerlich schon im Laufe dieses Landtags zur Berathung oder Annahme gelangen, da man überdieß mit dem Bauplane selbst noch nicht im Reinen ist, und die dießfällige Frage mannichfache Bedenken erregt hat. – Wir hatten in voriger Woche mehrmals das Vergnügen, den Violinisten Ernst aus Brünn zu hören, der zur Zeit in Paris bei Manchen für den ersten Virtuosen auf seinem Instrumente gilt. Die vollkommene Herrschaft, die er über dasselbe ausübt, fand auch hier die gerechteste Bewunderung. Die Reinheit und Abrundung seines Tons, die sichere Keckheit seines Spiels ist wohl unübertroffen, und die letztere bewährt sich in dem burlesken Genre sogar als unvergleichlich. Dessen ungeachtet begreift man nicht, wie das Spiel dieses Virtuosen dem unendlich phantasiereichern und ergreifenderen eines Paganini zur Seite gestellt werden darf. Die eigenen Compositionen Ernsts, die er fast ausschließlich vorträgt, sind gar geringfügig. Auch dieser Künstler ist, wie so viele neuere Virtuosen, jüdischer Abkunft.

Preußen.

Heute Morgen ist hier der Befehl von Berlin eingegangen, den Bischof, Hrn. Laurent, von hier auszuweisen. Hr. Laurent befand sich seit ungefähr drei Wochen in unsern Mauern, und zwar, wie sein Paß besagte, als bloßer Particulier. Bis jetzt hatte er sich nirgends als Bischof gerirt, sondern nur gewöhnliche stille Messen gelesen. Was obigen Befehl veranlaßt hat, ob das Gerücht, daß Hr. Laurent ein feierliches Hochamt zu halten beabsichtige, ob die Menschenmenge, welche sich häufig zusammendrängte, um den Segen des Prälaten zu empfangen, oder ob andere Rücksichten vorwalteten, ist, so viel wir wissen, Hrn. Laurent nicht insinuirt worden. Von seinem Charakter war nicht anders zu erwarten, als daß er der Ordonnanz willfährigen Gehorsam zu leisten verspräche. Seine Bitte, daß man ihm einige Stunden zur Vorbereitung und zum Abschied von seinen Verwandten und Freunden lasse, wurde ihm gewährt, und so wird er erst heute Abend nach Belgien zurückkehren, um dort abzuwarten, was weiter über die ihm bestimmte Stellung beschlossen werden wird.

Dänemark.
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In unserer politischen Welt ist es plötzlich so still geworden wie im Grabe. Die täglich und stündlich erwarteten Verfügungen, Reductionen im Militär- und Civiletat betreffend, denen Einige mit Aengstlichkeit, Andere mit Hoffnung, Alle mit gespannter Erwartung entgegensahen, sind nicht erschienen. Selbst die Gerüchte schweigen und das „Fädreland“ füllt seine Spalten mit Kritiken über belletristische Neuigkeiten, die unter aller Kritik sind. – Am 17 d. M. haben die schleswig-holsteinischen Prälaten und Ritter im Vereine mit den recipirten Besitzern adeliger Güter in Kiel eine Versammlung gehalten, und die wichtige Frage wegen Abtretung ihrer Zollfreiheit der endlichen Entscheidung um ein Bedeutendes genähert. Das Comité, welches der Versammlung seinen Bericht abstattete, ging von dem Gesichtspunkt aus, daß es der Ritterschaft nicht gezieme ihre Privilegien zu verkaufen, daß daher nicht von einer Kürzung in den Abgaben, noch weniger von einer Vertheilung der Aversionalsumme unter die jetzt lebenden Mitglieder die Rede seyn könne; es beantragte, daß die Ritterschaft, um ihren Mitbürgern zu zeigen, wie gern sie, vom Gemeingeist beseelt, jedes dem ganzen Staat nachtheilige Vorrecht aufgebe, freiwillig auf ihre Zollfreiheit verzichte, und die vom Staat dafür zu erlegende Aversionalsumme (circa 500,000 Rbthlr.) zu gemeinnützigen Zwecken, z. B. zur Anlage einer Chaussee durch das östliche Holstein verwende. Dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen, und zur weiteren Leitung dieser Angelegenheit eine Deputation, bestehend aus dem Klosterpropsten zu Prentz, Grafen v. Reventlow, dem Hrn. v.Neer gaard und dem Grafen v. Baudissin zu Borstel, erwählt, welche zugleich den Auftrag erhielt, hieselbst eine Herabsetzung einzelner Zollsätze und eine Vergütung für die Kirchen und Kirchenbedienten zu bewirken. Da die großherzoglich holstein-oldenburgischen und Lübeck'schen Districte durch Conventionen bereits in die Zoll-Linie gezogen sind, und die Regierung sich hoffentlich mit der Ritterschaft verständigen wird, beruht die endliche Ordnung der bisher sehr verwickelten holsteinischen Zollverhältnisse bloß auf der Beistimmung der ebenfalls zollfreien Ditmarschen. Die dänischen Blätter ergießen sich in Lobpreisungen dieses Beschlusses der Ritterschaft, und rühmen selbst auf Kosten des dänischen Adels ihre Tüchtigkeit, Bildung und Vaterlandsliebe. – Se. k. Hoh. der Kronprinz ist zum Generallieutenant und zum Präses der königlichen Maler- und Bildhauerakademie ernannt worden. – Thorwaldsen hat von Sr. Maj. dem König den Auftrag erhalten eine Statue Christian IV zu modelliren, welche in Bronce gegossen und in Christian IV Capelle in der Roeskilder Domkirche aufgestellt werden soll. So wird denn endlich dieser tüchtigste aller dänischen Könige, der Held und Liebling des Volks, auch ein Monument haben, welches er sich nicht selbst gesetzt hat. – Die hiesigen Typographen haben in einer Generalversammlung den Beschluß gefaßt nach dem Muster Deutschlands am 24 Jun. d. J. das Jubiläum der Erfindung der Buchdruckerkunst zu feiern.

Schweden.
*

Am 25 versammelten sich die Reichsstände, auf Einladung des Königs, in der St. Nicolaikirche, wo der jüngst ernannte Bischof, Nibelius, die gewöhnliche Reichstagspredigt hielt. Darauf begaben sich die Reichsstände in feierlichem Zuge nach dem großen Reichssaal im k. Schloß, wo der König, vom Kronprinzen und seinem ganzen Hofe begleitet, gleichfalls in feierlicher Procession bald darauf ankam, sich auf den Thron setzte, und den Reichstag durch eine Rede eröffnete, welche vom Kronprinzen abgelesen wurde und große Sensation machte. Der Hofkanzler las darauf den Bericht über den Zustand und die Verwaltung des Reichs seit dem letzten Reichstag, und überlieferte sodann den Sprechern der Reichsstände die Propositionen des Königs wegen der Bedürfnisse der Staatscasse, d. h. das Budget der Ausgaben. – Gestern und heute sind die Electoren gewählt worden, welche die Mitglieder der sämmtlichen Ausschüsse der Reichsstände ernennen werden. Nach der Behauptung der Oppositionsblätter sind diese Wahlen in allen Ständen, auch im Adelstande, zum Vortheil der Opposition ausgefallen.

Es ist uns für heute unmöglich, die ganze Thronrede mitzutheilen, welche in dem uns zugekommenen gedruckten französischen Original nicht weniger als sechs große Quartseiten einnimmt. Wir lassen daher heute nur die zweite, interessantere

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[0325/0004] seyn. – Die Fürstin von Warschau ist auf der Reise nach Paris gestern hier angekommen; sie soll den Weg über Ems nehmen. * Dresden, 5 Febr. Unsere Kammersitzungen nahmen dieser Tage die besondere Theilnahme des Publicums und zunächst der elegantern Welt in Anspruch, weil die Angelegenheit des neuen Dresdener Schauspielhauses nach mehrmaligem Aufschub an die Tagesordnung kam. Die geforderten Summen wurden ehegestern bewilligt. – Ein Anderes ist es mit dem zweiten Antrage der Regierung in Betreff der Errichtung eines Nationalmuseums. Derselbe war einer Deputation zur Begutachtung überwiesen, dürfte aber nach dem Erfolg schwerlich schon im Laufe dieses Landtags zur Berathung oder Annahme gelangen, da man überdieß mit dem Bauplane selbst noch nicht im Reinen ist, und die dießfällige Frage mannichfache Bedenken erregt hat. – Wir hatten in voriger Woche mehrmals das Vergnügen, den Violinisten Ernst aus Brünn zu hören, der zur Zeit in Paris bei Manchen für den ersten Virtuosen auf seinem Instrumente gilt. Die vollkommene Herrschaft, die er über dasselbe ausübt, fand auch hier die gerechteste Bewunderung. Die Reinheit und Abrundung seines Tons, die sichere Keckheit seines Spiels ist wohl unübertroffen, und die letztere bewährt sich in dem burlesken Genre sogar als unvergleichlich. Dessen ungeachtet begreift man nicht, wie das Spiel dieses Virtuosen dem unendlich phantasiereichern und ergreifenderen eines Paganini zur Seite gestellt werden darf. Die eigenen Compositionen Ernsts, die er fast ausschließlich vorträgt, sind gar geringfügig. Auch dieser Künstler ist, wie so viele neuere Virtuosen, jüdischer Abkunft. Preußen. ✝Aachen, 4 Febr. Heute Morgen ist hier der Befehl von Berlin eingegangen, den Bischof, Hrn. Laurent, von hier auszuweisen. Hr. Laurent befand sich seit ungefähr drei Wochen in unsern Mauern, und zwar, wie sein Paß besagte, als bloßer Particulier. Bis jetzt hatte er sich nirgends als Bischof gerirt, sondern nur gewöhnliche stille Messen gelesen. Was obigen Befehl veranlaßt hat, ob das Gerücht, daß Hr. Laurent ein feierliches Hochamt zu halten beabsichtige, ob die Menschenmenge, welche sich häufig zusammendrängte, um den Segen des Prälaten zu empfangen, oder ob andere Rücksichten vorwalteten, ist, so viel wir wissen, Hrn. Laurent nicht insinuirt worden. Von seinem Charakter war nicht anders zu erwarten, als daß er der Ordonnanz willfährigen Gehorsam zu leisten verspräche. Seine Bitte, daß man ihm einige Stunden zur Vorbereitung und zum Abschied von seinen Verwandten und Freunden lasse, wurde ihm gewährt, und so wird er erst heute Abend nach Belgien zurückkehren, um dort abzuwarten, was weiter über die ihm bestimmte Stellung beschlossen werden wird. Dänemark. *Kopenhagen, 28 Jan. In unserer politischen Welt ist es plötzlich so still geworden wie im Grabe. Die täglich und stündlich erwarteten Verfügungen, Reductionen im Militär- und Civiletat betreffend, denen Einige mit Aengstlichkeit, Andere mit Hoffnung, Alle mit gespannter Erwartung entgegensahen, sind nicht erschienen. Selbst die Gerüchte schweigen und das „Fädreland“ füllt seine Spalten mit Kritiken über belletristische Neuigkeiten, die unter aller Kritik sind. – Am 17 d. M. haben die schleswig-holsteinischen Prälaten und Ritter im Vereine mit den recipirten Besitzern adeliger Güter in Kiel eine Versammlung gehalten, und die wichtige Frage wegen Abtretung ihrer Zollfreiheit der endlichen Entscheidung um ein Bedeutendes genähert. Das Comité, welches der Versammlung seinen Bericht abstattete, ging von dem Gesichtspunkt aus, daß es der Ritterschaft nicht gezieme ihre Privilegien zu verkaufen, daß daher nicht von einer Kürzung in den Abgaben, noch weniger von einer Vertheilung der Aversionalsumme unter die jetzt lebenden Mitglieder die Rede seyn könne; es beantragte, daß die Ritterschaft, um ihren Mitbürgern zu zeigen, wie gern sie, vom Gemeingeist beseelt, jedes dem ganzen Staat nachtheilige Vorrecht aufgebe, freiwillig auf ihre Zollfreiheit verzichte, und die vom Staat dafür zu erlegende Aversionalsumme (circa 500,000 Rbthlr.) zu gemeinnützigen Zwecken, z. B. zur Anlage einer Chaussee durch das östliche Holstein verwende. Dieser Vorschlag wurde einstimmig angenommen, und zur weiteren Leitung dieser Angelegenheit eine Deputation, bestehend aus dem Klosterpropsten zu Prentz, Grafen v. Reventlow, dem Hrn. v.Neer gaard und dem Grafen v. Baudissin zu Borstel, erwählt, welche zugleich den Auftrag erhielt, hieselbst eine Herabsetzung einzelner Zollsätze und eine Vergütung für die Kirchen und Kirchenbedienten zu bewirken. Da die großherzoglich holstein-oldenburgischen und Lübeck'schen Districte durch Conventionen bereits in die Zoll-Linie gezogen sind, und die Regierung sich hoffentlich mit der Ritterschaft verständigen wird, beruht die endliche Ordnung der bisher sehr verwickelten holsteinischen Zollverhältnisse bloß auf der Beistimmung der ebenfalls zollfreien Ditmarschen. Die dänischen Blätter ergießen sich in Lobpreisungen dieses Beschlusses der Ritterschaft, und rühmen selbst auf Kosten des dänischen Adels ihre Tüchtigkeit, Bildung und Vaterlandsliebe. – Se. k. Hoh. der Kronprinz ist zum Generallieutenant und zum Präses der königlichen Maler- und Bildhauerakademie ernannt worden. – Thorwaldsen hat von Sr. Maj. dem König den Auftrag erhalten eine Statue Christian IV zu modelliren, welche in Bronce gegossen und in Christian IV Capelle in der Roeskilder Domkirche aufgestellt werden soll. So wird denn endlich dieser tüchtigste aller dänischen Könige, der Held und Liebling des Volks, auch ein Monument haben, welches er sich nicht selbst gesetzt hat. – Die hiesigen Typographen haben in einer Generalversammlung den Beschluß gefaßt nach dem Muster Deutschlands am 24 Jun. d. J. das Jubiläum der Erfindung der Buchdruckerkunst zu feiern. Schweden. *Stockholm, 28 Jan. Am 25 versammelten sich die Reichsstände, auf Einladung des Königs, in der St. Nicolaikirche, wo der jüngst ernannte Bischof, Nibelius, die gewöhnliche Reichstagspredigt hielt. Darauf begaben sich die Reichsstände in feierlichem Zuge nach dem großen Reichssaal im k. Schloß, wo der König, vom Kronprinzen und seinem ganzen Hofe begleitet, gleichfalls in feierlicher Procession bald darauf ankam, sich auf den Thron setzte, und den Reichstag durch eine Rede eröffnete, welche vom Kronprinzen abgelesen wurde und große Sensation machte. Der Hofkanzler las darauf den Bericht über den Zustand und die Verwaltung des Reichs seit dem letzten Reichstag, und überlieferte sodann den Sprechern der Reichsstände die Propositionen des Königs wegen der Bedürfnisse der Staatscasse, d. h. das Budget der Ausgaben. – Gestern und heute sind die Electoren gewählt worden, welche die Mitglieder der sämmtlichen Ausschüsse der Reichsstände ernennen werden. Nach der Behauptung der Oppositionsblätter sind diese Wahlen in allen Ständen, auch im Adelstande, zum Vortheil der Opposition ausgefallen. Es ist uns für heute unmöglich, die ganze Thronrede mitzutheilen, welche in dem uns zugekommenen gedruckten französischen Original nicht weniger als sechs große Quartseiten einnimmt. Wir lassen daher heute nur die zweite, interessantere

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

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Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 41. Augsburg, 10. Februar 1840, S. 0325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_041_18400210/4>, abgerufen am 19.04.2024.