Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Allgemeine Zeitung. Nr. 39. Augsburg, 8. Februar 1840.

Bild:
erste Seite

Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonnabend
Nr. 39.
8 Februar 1840
Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Im Congresse hat Benson den Beschluß beantragt, daß die Verfassung auf keine Weise die gesetzgebende Gewalt der Union ermächtige, die für örtliche Zwecke und Staatsbedürfnisse gemachten Schulden der Einzelstaaten zu übernehmen, und daß die Uebernahme solcher Schulden, sey es durch ein Versprechen sie zu bezahlen, oder durch Uebergabe von Sicherheiten für die Bezahlung, oder durch Bildung eines Ueberschusses in den Einkünften, oder durch Verwendung des Nationalvermögens für dieselben, eine grobe Verletzung des Buchstabens und des Geistes der Verfassung, und daß es überdieß unklug, ungerecht, unpolitisch und gefährlich seyn würde, die schuldenfreien Staaten zu zwingen, für andere sich Lasten aufzulegen, welche sie für ihren eignen Bedarf nicht auf sich nehmen wollten. Unter andern Gründen für seinen Antrag führt er an, daß, wenn die Union die Staatsschulden übernehmen wolle, der Werth der jetzt zu dem Betrage von Millionen in den Händen von Ausländern befindlichen Schuldscheine der Staaten zum Vortheil ausländischer Capitalisten und Mäkler steigen werde, und diese dadurch verleitet werden könnten, sich in die Angelegenheiten der Union zu mischen und der Geldmacht Einfluß auf die Wahlen zu verschaffen. Der Antrag schließt mit der Erklärung, daß, um allen Gesuchen wegen einer solchen Schuldenübernahme auf einmal zu begegnen, und die Quelle der Uebel, die daraus hervorgehen würden, zu verschließen, es nothwendig sey, von den Behörden unverzüglich ihren entschiedenen Widerstand gegen den in dem neulich erlassenen Umlaufschreiben der Londoner Bankiers gemachten Vorschlag ankündigen zu lassen. - Auch ist im Congreß bereits der Antrag gemacht worden, das Briefporto herabzusetzen.

Spanien.

In der Hauptstadt waren zu den Corteswahlen 6544 Wähler verzeichnet; von diesen stimmten jedoch nur 4095. Die Ruhe wurde keinen Augenblick gestört; denn wenn es gleich vorgestern zu einem Wortwechsel zwischen einem moderirten Richter und mehreren "Patrioten" kam, so hatte doch dieser Vorgang keine ernsten Folgen. Dagegen sind in mehreren Provinzen unmittelbar vor den Wahlen von der anarchischen Partei Gewaltthätigkeiten verübt, von den Behörden jedoch fast überall mit fester Hand unterdrückt worden. In Corunda widersetzte sich am 18 das Ayuntamiento den Anordnungen der Regierung; ein Theil der Nationalmiliz schloß sich den Aufrührern an, und suchte die Moderirten von der Ausübung des Wahlrechts zurückzuschrecken. Der Generalcapitän war abwesend, und der Gefe-Politico wurde von den Progressisten mit dem Tode bedroht. Bei dem Abgange des Couriers, der gestern Abend hier ankam, hatten die Behörden die Stadt in Belagerungszustand erklärt. In Santander begingen die Progressisten am 19 Gewaltthätigkeiten gegen die Moderirten, ohne daß die Behörden sich Gehorsam zu verschaffen gewußt hätten. Die Regierung hat gestern den Obristen Pezuela, einen Mann von festem Charakter, dorthin geschickt. In Sevilla hat der Generalcapitän alle Anstalten getroffen, damit die Ruhe nicht wieder unterbrochen werde. In Malaga drang am 16 der Pöbel in die Sitzung des Ayuntamiento ein, und stieß laute Drohungen gegen den Gefe-Politico aus. Die Behörden trieben jedoch die Meuterer auseinander, verhafteten mehrere derselben, und erklärten die Stadt in Belagerungszustand. Dieser dauerte nur einige Stunden, da die Ruhe vollkommen wieder hergestellt wurde. Die aus den Provinzen eingegangenen Nachrichten bestärken in mir die Vermuthung, daß keine der beiden Parteien eine bedeutende Majorität bei den Wahlen davon tragen werde. In Toledo, Valladolid, Zamora, Palencia, Soria, Avila, Salamanca, Ciudad Rodrigo, Albacete haben bis jetzt die Moderirten das Uebergewicht. In Alava gibt es nur moderirte Candidaten, und auch in Guipuzcoa scheinen sie die Mehrzahl zu bilden. In Guadalaxara siegten die Moderirten; in Burgos und Murcia standen beide Parteien in gleichem Verhältniß zu einander. In Huesca und Cartagena hatten die Exaltirten das Uebergewicht, und in Madrid, Caceres, Logronno und Saragossa hatten sie entschieden gesiegt. Das Eco del Comercio behauptet heute, die Gewißheit zu haben, die Majorität des nächsten Congresses werde den Progressisten angehören, wenn gleich nicht in so großer Anzahl wie in dem vorigen, indem die Minister durch Mittel der Bestechung und Gewalt eine Menge Wähler für sich gewonnen hätten. Auch der Herzog de la Victoria erscheint unter den Candidaten der exaltirten Partei. Die Regierung hat ihm nunmehr auch den Oberbefehl über die Armee von Catalonien übertragen, und dagegen dem General Valdes verstattet, nach Madrid zu kommen, um das Commando über das gesammte Gardecorps wieder zu übernehmen. Auch den General Clonard hat die Regierung aus Andalusien hierher berufen.


Augsburger Allgemeine Zeitung.
Mit allerhöchsten Privilegien.
Sonnabend
Nr. 39.
8 Februar 1840
Vereinigte Staaten von Nordamerika.

Im Congresse hat Benson den Beschluß beantragt, daß die Verfassung auf keine Weise die gesetzgebende Gewalt der Union ermächtige, die für örtliche Zwecke und Staatsbedürfnisse gemachten Schulden der Einzelstaaten zu übernehmen, und daß die Uebernahme solcher Schulden, sey es durch ein Versprechen sie zu bezahlen, oder durch Uebergabe von Sicherheiten für die Bezahlung, oder durch Bildung eines Ueberschusses in den Einkünften, oder durch Verwendung des Nationalvermögens für dieselben, eine grobe Verletzung des Buchstabens und des Geistes der Verfassung, und daß es überdieß unklug, ungerecht, unpolitisch und gefährlich seyn würde, die schuldenfreien Staaten zu zwingen, für andere sich Lasten aufzulegen, welche sie für ihren eignen Bedarf nicht auf sich nehmen wollten. Unter andern Gründen für seinen Antrag führt er an, daß, wenn die Union die Staatsschulden übernehmen wolle, der Werth der jetzt zu dem Betrage von Millionen in den Händen von Ausländern befindlichen Schuldscheine der Staaten zum Vortheil ausländischer Capitalisten und Mäkler steigen werde, und diese dadurch verleitet werden könnten, sich in die Angelegenheiten der Union zu mischen und der Geldmacht Einfluß auf die Wahlen zu verschaffen. Der Antrag schließt mit der Erklärung, daß, um allen Gesuchen wegen einer solchen Schuldenübernahme auf einmal zu begegnen, und die Quelle der Uebel, die daraus hervorgehen würden, zu verschließen, es nothwendig sey, von den Behörden unverzüglich ihren entschiedenen Widerstand gegen den in dem neulich erlassenen Umlaufschreiben der Londoner Bankiers gemachten Vorschlag ankündigen zu lassen. – Auch ist im Congreß bereits der Antrag gemacht worden, das Briefporto herabzusetzen.

Spanien.

In der Hauptstadt waren zu den Corteswahlen 6544 Wähler verzeichnet; von diesen stimmten jedoch nur 4095. Die Ruhe wurde keinen Augenblick gestört; denn wenn es gleich vorgestern zu einem Wortwechsel zwischen einem moderirten Richter und mehreren „Patrioten“ kam, so hatte doch dieser Vorgang keine ernsten Folgen. Dagegen sind in mehreren Provinzen unmittelbar vor den Wahlen von der anarchischen Partei Gewaltthätigkeiten verübt, von den Behörden jedoch fast überall mit fester Hand unterdrückt worden. In Coruña widersetzte sich am 18 das Ayuntamiento den Anordnungen der Regierung; ein Theil der Nationalmiliz schloß sich den Aufrührern an, und suchte die Moderirten von der Ausübung des Wahlrechts zurückzuschrecken. Der Generalcapitän war abwesend, und der Gefe-Politico wurde von den Progressisten mit dem Tode bedroht. Bei dem Abgange des Couriers, der gestern Abend hier ankam, hatten die Behörden die Stadt in Belagerungszustand erklärt. In Santander begingen die Progressisten am 19 Gewaltthätigkeiten gegen die Moderirten, ohne daß die Behörden sich Gehorsam zu verschaffen gewußt hätten. Die Regierung hat gestern den Obristen Pezuela, einen Mann von festem Charakter, dorthin geschickt. In Sevilla hat der Generalcapitän alle Anstalten getroffen, damit die Ruhe nicht wieder unterbrochen werde. In Malaga drang am 16 der Pöbel in die Sitzung des Ayuntamiento ein, und stieß laute Drohungen gegen den Gefe-Politico aus. Die Behörden trieben jedoch die Meuterer auseinander, verhafteten mehrere derselben, und erklärten die Stadt in Belagerungszustand. Dieser dauerte nur einige Stunden, da die Ruhe vollkommen wieder hergestellt wurde. Die aus den Provinzen eingegangenen Nachrichten bestärken in mir die Vermuthung, daß keine der beiden Parteien eine bedeutende Majorität bei den Wahlen davon tragen werde. In Toledo, Valladolid, Zamora, Palencia, Soria, Avila, Salamanca, Ciudad Rodrigo, Albacete haben bis jetzt die Moderirten das Uebergewicht. In Alava gibt es nur moderirte Candidaten, und auch in Guipuzcoa scheinen sie die Mehrzahl zu bilden. In Guadalaxara siegten die Moderirten; in Burgos und Murcia standen beide Parteien in gleichem Verhältniß zu einander. In Huesca und Cartagena hatten die Exaltirten das Uebergewicht, und in Madrid, Caceres, Logroño und Saragossa hatten sie entschieden gesiegt. Das Eco del Comercio behauptet heute, die Gewißheit zu haben, die Majorität des nächsten Congresses werde den Progressisten angehören, wenn gleich nicht in so großer Anzahl wie in dem vorigen, indem die Minister durch Mittel der Bestechung und Gewalt eine Menge Wähler für sich gewonnen hätten. Auch der Herzog de la Victoria erscheint unter den Candidaten der exaltirten Partei. Die Regierung hat ihm nunmehr auch den Oberbefehl über die Armee von Catalonien übertragen, und dagegen dem General Valdes verstattet, nach Madrid zu kommen, um das Commando über das gesammte Gardecorps wieder zu übernehmen. Auch den General Clonard hat die Regierung aus Andalusien hierher berufen.

<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0001" n="0305"/><lb/>
      <titlePage type="heading">
        <docTitle>
          <titlePart type="main">Augsburger Allgemeine Zeitung.</titlePart><lb/>
          <titlePart type="jImprimatur">Mit allerhöchsten Privilegien.</titlePart>
        </docTitle><lb/>
        <docImprint>
          <docDate>Sonnabend</docDate>
        </docImprint><lb/>
        <titlePart type="volume">Nr. 39.</titlePart><lb/>
        <docImprint>
          <docDate>8 Februar 1840</docDate>
        </docImprint>
      </titlePage>
    </front>
    <body>
      <div type="jArticle" n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Vereinigte Staaten von Nordamerika.</hi> </head><lb/>
        <p>Im Congresse hat Benson den Beschluß beantragt, daß die Verfassung auf keine Weise die gesetzgebende Gewalt der Union ermächtige, die für örtliche Zwecke und Staatsbedürfnisse gemachten Schulden der Einzelstaaten zu übernehmen, und daß die Uebernahme solcher Schulden, sey es durch ein Versprechen sie zu bezahlen, oder durch Uebergabe von Sicherheiten für die Bezahlung, oder durch Bildung eines Ueberschusses in den Einkünften, oder durch Verwendung des Nationalvermögens für dieselben, eine grobe Verletzung des Buchstabens und des Geistes der Verfassung, und daß es überdieß unklug, ungerecht, unpolitisch und gefährlich seyn würde, die schuldenfreien Staaten zu zwingen, für andere sich Lasten aufzulegen, welche sie für ihren eignen Bedarf nicht auf sich nehmen wollten. Unter andern Gründen für seinen Antrag führt er an, daß, wenn die Union die Staatsschulden übernehmen wolle, der Werth der jetzt zu dem Betrage von Millionen in den Händen von Ausländern befindlichen Schuldscheine der Staaten zum Vortheil ausländischer Capitalisten und Mäkler steigen werde, und diese dadurch verleitet werden könnten, sich in die Angelegenheiten der Union zu mischen und der Geldmacht Einfluß auf die Wahlen zu verschaffen. Der Antrag schließt mit der Erklärung, daß, um allen Gesuchen wegen einer solchen Schuldenübernahme auf einmal zu begegnen, und die Quelle der Uebel, die daraus hervorgehen würden, zu verschließen, es nothwendig sey, von den Behörden unverzüglich ihren entschiedenen Widerstand gegen den in dem neulich erlassenen Umlaufschreiben der Londoner Bankiers gemachten Vorschlag ankündigen zu lassen. &#x2013; Auch ist im Congreß bereits der Antrag gemacht worden, das Briefporto herabzusetzen.</p><lb/>
      </div>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Spanien.</hi> </head><lb/>
        <div type="jArticle" n="2">
          <byline>
            <docAuthor>&#x2609;</docAuthor>
          </byline>
          <dateline><hi rendition="#b">Madrid</hi>, 25 Jan.</dateline>
          <p> In der Hauptstadt waren zu den Corteswahlen 6544 Wähler verzeichnet; von diesen stimmten jedoch nur 4095. Die Ruhe wurde keinen Augenblick gestört; denn wenn es gleich vorgestern zu einem Wortwechsel zwischen einem moderirten Richter und mehreren &#x201E;Patrioten&#x201C; kam, so hatte doch dieser Vorgang keine ernsten Folgen. Dagegen sind in mehreren Provinzen unmittelbar vor den Wahlen von der anarchischen Partei Gewaltthätigkeiten verübt, von den Behörden jedoch fast überall mit fester Hand unterdrückt worden. In Coruña widersetzte sich am 18 das Ayuntamiento den Anordnungen der Regierung; ein Theil der Nationalmiliz schloß sich den Aufrührern an, und suchte die Moderirten von der Ausübung des Wahlrechts zurückzuschrecken. Der Generalcapitän war abwesend, und der Gefe-Politico wurde von den Progressisten mit dem Tode bedroht. Bei dem Abgange des Couriers, der gestern Abend hier ankam, hatten die Behörden die Stadt in Belagerungszustand erklärt. In Santander begingen die Progressisten am 19 Gewaltthätigkeiten gegen die Moderirten, ohne daß die Behörden sich Gehorsam zu verschaffen gewußt hätten. Die Regierung hat gestern den Obristen Pezuela, einen Mann von festem Charakter, dorthin geschickt. In Sevilla hat der Generalcapitän alle Anstalten getroffen, damit die Ruhe nicht wieder unterbrochen werde. In Malaga drang am 16 der Pöbel in die Sitzung des Ayuntamiento ein, und stieß laute Drohungen gegen den Gefe-Politico aus. Die Behörden trieben jedoch die Meuterer auseinander, verhafteten mehrere derselben, und erklärten die Stadt in Belagerungszustand. Dieser dauerte nur einige Stunden, da die Ruhe vollkommen wieder hergestellt wurde. Die aus den Provinzen eingegangenen Nachrichten bestärken in mir die Vermuthung, daß keine der beiden Parteien eine bedeutende Majorität bei den Wahlen davon tragen werde. In Toledo, Valladolid, Zamora, Palencia, Soria, Avila, Salamanca, Ciudad Rodrigo, Albacete haben bis jetzt die Moderirten das Uebergewicht. In Alava gibt es nur moderirte Candidaten, und auch in Guipuzcoa scheinen sie die Mehrzahl zu bilden. In Guadalaxara siegten die Moderirten; in Burgos und Murcia standen beide Parteien in gleichem Verhältniß zu einander. In Huesca und Cartagena hatten die Exaltirten das Uebergewicht, und in Madrid, Caceres, Logroño und Saragossa hatten sie entschieden gesiegt. Das Eco del Comercio behauptet heute, die Gewißheit zu haben, die Majorität des nächsten Congresses werde den Progressisten angehören, wenn gleich nicht in so großer Anzahl wie in dem vorigen, indem die Minister durch Mittel der Bestechung und Gewalt eine Menge Wähler für sich gewonnen hätten. Auch der Herzog de la Victoria erscheint unter den Candidaten der exaltirten Partei. Die Regierung hat ihm nunmehr auch den Oberbefehl über die Armee von Catalonien übertragen, und dagegen dem General Valdes verstattet, nach Madrid zu kommen, um das Commando über das gesammte Gardecorps wieder zu übernehmen. Auch den General Clonard hat die Regierung aus Andalusien hierher berufen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0305/0001] Augsburger Allgemeine Zeitung. Mit allerhöchsten Privilegien. Sonnabend Nr. 39. 8 Februar 1840 Vereinigte Staaten von Nordamerika. Im Congresse hat Benson den Beschluß beantragt, daß die Verfassung auf keine Weise die gesetzgebende Gewalt der Union ermächtige, die für örtliche Zwecke und Staatsbedürfnisse gemachten Schulden der Einzelstaaten zu übernehmen, und daß die Uebernahme solcher Schulden, sey es durch ein Versprechen sie zu bezahlen, oder durch Uebergabe von Sicherheiten für die Bezahlung, oder durch Bildung eines Ueberschusses in den Einkünften, oder durch Verwendung des Nationalvermögens für dieselben, eine grobe Verletzung des Buchstabens und des Geistes der Verfassung, und daß es überdieß unklug, ungerecht, unpolitisch und gefährlich seyn würde, die schuldenfreien Staaten zu zwingen, für andere sich Lasten aufzulegen, welche sie für ihren eignen Bedarf nicht auf sich nehmen wollten. Unter andern Gründen für seinen Antrag führt er an, daß, wenn die Union die Staatsschulden übernehmen wolle, der Werth der jetzt zu dem Betrage von Millionen in den Händen von Ausländern befindlichen Schuldscheine der Staaten zum Vortheil ausländischer Capitalisten und Mäkler steigen werde, und diese dadurch verleitet werden könnten, sich in die Angelegenheiten der Union zu mischen und der Geldmacht Einfluß auf die Wahlen zu verschaffen. Der Antrag schließt mit der Erklärung, daß, um allen Gesuchen wegen einer solchen Schuldenübernahme auf einmal zu begegnen, und die Quelle der Uebel, die daraus hervorgehen würden, zu verschließen, es nothwendig sey, von den Behörden unverzüglich ihren entschiedenen Widerstand gegen den in dem neulich erlassenen Umlaufschreiben der Londoner Bankiers gemachten Vorschlag ankündigen zu lassen. – Auch ist im Congreß bereits der Antrag gemacht worden, das Briefporto herabzusetzen. Spanien. ☉Madrid, 25 Jan. In der Hauptstadt waren zu den Corteswahlen 6544 Wähler verzeichnet; von diesen stimmten jedoch nur 4095. Die Ruhe wurde keinen Augenblick gestört; denn wenn es gleich vorgestern zu einem Wortwechsel zwischen einem moderirten Richter und mehreren „Patrioten“ kam, so hatte doch dieser Vorgang keine ernsten Folgen. Dagegen sind in mehreren Provinzen unmittelbar vor den Wahlen von der anarchischen Partei Gewaltthätigkeiten verübt, von den Behörden jedoch fast überall mit fester Hand unterdrückt worden. In Coruña widersetzte sich am 18 das Ayuntamiento den Anordnungen der Regierung; ein Theil der Nationalmiliz schloß sich den Aufrührern an, und suchte die Moderirten von der Ausübung des Wahlrechts zurückzuschrecken. Der Generalcapitän war abwesend, und der Gefe-Politico wurde von den Progressisten mit dem Tode bedroht. Bei dem Abgange des Couriers, der gestern Abend hier ankam, hatten die Behörden die Stadt in Belagerungszustand erklärt. In Santander begingen die Progressisten am 19 Gewaltthätigkeiten gegen die Moderirten, ohne daß die Behörden sich Gehorsam zu verschaffen gewußt hätten. Die Regierung hat gestern den Obristen Pezuela, einen Mann von festem Charakter, dorthin geschickt. In Sevilla hat der Generalcapitän alle Anstalten getroffen, damit die Ruhe nicht wieder unterbrochen werde. In Malaga drang am 16 der Pöbel in die Sitzung des Ayuntamiento ein, und stieß laute Drohungen gegen den Gefe-Politico aus. Die Behörden trieben jedoch die Meuterer auseinander, verhafteten mehrere derselben, und erklärten die Stadt in Belagerungszustand. Dieser dauerte nur einige Stunden, da die Ruhe vollkommen wieder hergestellt wurde. Die aus den Provinzen eingegangenen Nachrichten bestärken in mir die Vermuthung, daß keine der beiden Parteien eine bedeutende Majorität bei den Wahlen davon tragen werde. In Toledo, Valladolid, Zamora, Palencia, Soria, Avila, Salamanca, Ciudad Rodrigo, Albacete haben bis jetzt die Moderirten das Uebergewicht. In Alava gibt es nur moderirte Candidaten, und auch in Guipuzcoa scheinen sie die Mehrzahl zu bilden. In Guadalaxara siegten die Moderirten; in Burgos und Murcia standen beide Parteien in gleichem Verhältniß zu einander. In Huesca und Cartagena hatten die Exaltirten das Uebergewicht, und in Madrid, Caceres, Logroño und Saragossa hatten sie entschieden gesiegt. Das Eco del Comercio behauptet heute, die Gewißheit zu haben, die Majorität des nächsten Congresses werde den Progressisten angehören, wenn gleich nicht in so großer Anzahl wie in dem vorigen, indem die Minister durch Mittel der Bestechung und Gewalt eine Menge Wähler für sich gewonnen hätten. Auch der Herzog de la Victoria erscheint unter den Candidaten der exaltirten Partei. Die Regierung hat ihm nunmehr auch den Oberbefehl über die Armee von Catalonien übertragen, und dagegen dem General Valdes verstattet, nach Madrid zu kommen, um das Commando über das gesammte Gardecorps wieder zu übernehmen. Auch den General Clonard hat die Regierung aus Andalusien hierher berufen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Deutsches Textarchiv: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-06-28T11:37:15Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-06-28T11:37:15Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: gekennzeichnet; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): wie Vorlage; i/j in Fraktur: Lautwert transkribiert; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: gekennzeichnet; Kustoden: gekennzeichnet; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: Lautwert transkribiert; Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert; Vollständigkeit: teilweise erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_039_18400208
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_039_18400208/1
Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 39. Augsburg, 8. Februar 1840, S. 0305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_039_18400208/1>, abgerufen am 29.03.2024.