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Allgemeine Zeitung. Nr. 35. Augsburg, 4. Februar 1840.

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Spanien.

(Temps.) Briefe aus Madrid vom 22 Jan. bestätigen Alles, was man seit langer Zeit, Alles, was man seit zwei Tagen über den Erfolg der Exaltados bei den Wahlen nicht nur in der Hauptstadt, sondern auch in den bedeutendsten Provinzen vorausgesehen hatte. In Madrid hatten die progressiven Candidaten 18,121 und die Gemäßigten nur 7535 Stimmen für sich. In Toledo hatten die erstern 226, die zweiten nur 17, in Saragossa die erstern 3860 und die andern nur 814 Stimmen für sich. Was soll man zu den Declamationen der sogenannten gouvernementalen Partei sagen, die doch ihren Einfluß gebraucht und mißbraucht hat?

Den neuesten Nachrichten aus Arragonien vom 25 Jan. zufolge ist das Gerücht von dem Tode Cabrera's bestimmt falsch. Espartero wußte in seinem Hauptquartier am 22, daß Cabrera in Morella sey, und sein Zustand sich gebessert habe.

Großbritannien.

Die gestern ausgebliebenen Londoner Journale vom 27 Jan. sind uns zugekommen, die neueste Post, vom 28 Jan., ist aber wieder in Rückstand.

Die vorgestrige Meldung nach dem M. Chronicle, daß die das Jahreseinkommen des Prinzen Albert betreffende ministerielle Resolution in der Sitzung des Unterhauses vom 25 Jan. bereits angenommen worden sey, war voreilig. Am 27 Jan. bildete sich das Haus von neuem in eine Subsidiencommittee darüber, und nachdem die an der Tagesordnung befindliche Resolution gelesen war, erhob sich Hr. Hume wirklich, um seine angekündigte Einrede gegen die Größe der Summe von 50,000 Pf. St. zu motiviren. "Ich versichere," sprach das rechnungskundige Mitglied für Kilkenny, "ich versichere dem ehrenwerthen Hause, daß ich nur mit Bedauern an die Erfüllung der von mir übernommenen Pflicht gehe. Es ist tief zu beklagen, daß man Ihrer Maj. gerathen hat, unter Zeitumständen, wie die jetzigen, eine Hofeinrichtung oder eine Geldbewilligung für Prinz Albert zu verlangen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß der edle Lord (Russell) mit seinen Collegen, und alle diejenigen, die in voriger Session mit mir gegen eine Vermehrung der Apanage des Herzogs von Sussex stimmten, bei dieser Gelegenheit eine solche Inconsequenz begehen würden, dem Haus eine so große Ausgabe zuzumuthen. Seit der neulichen Sitzung über diese Frage hab' ich die von dem edlen Lord angeführten Präcedentien mir näher geprüft, und ich muß sagen: keines derselben scheint mir für vorliegende Frage eine Analogie darzubieten. Die 60,000 Pf. St. im Falle des Prinzen Leopold, die man als Beispiel angezogen hat, wurden nicht diesem Prinzen, sondern der Prinzessin Charlotte und dem Prinzen Leopold zusammen, zur Einrichtung und Bestreitung ihres Haushalts, bewilligt. Wenn ehrenw. Mitglieder die damaligen Debatten nachlesen wollen, so werden sie finden, daß auf den in mildem und anständigem Ton erhobenen Einwand, die Summe sey zu groß, die Antwort gegeben wurde, das Haus möge sich erinnern, daß Prinzessin Charlotte ohnehin 30,000 Pf. beziehe. Die weiteren 30,000 Pf. wurden dann votirt, damit das erlauchte Ehepaar Rang und Würde ihrer Stellung behaupten könnten: dem Prinzen Leopold persönlich aber wurde für Lebenszeit seiner Gemahlin nicht ein Schilling bewilligt. Der damalige Minister Lord Castlereagh bemerkte in seiner Rede, es sey eine bekannte Erfahrung, daß die Ausgaben der Krone mit eifersüchtigeren Augen in England, als in irgend einem andern Lande betrachtet werden, und wiewohl die beantragte Summe einhellig votirt ward, so wies dennoch Hr. Tierney darauf hin, wie unpassend es bei dem damaligen Zustande des Landes war, so enorme Ausgaben für das zu machen, was man den Glanz und die Würde der Krone zu nennen beliebt hat. Keine Geldbewilligung, die je einem Glied der königlichen Familie gemacht wurde, fand größeren Widerspruch, als jene für den Prinzen Leopold. (Hört!) In den letzten drei Tagen hab' ich nicht weniger als neun Briefe erhalten, worin man sich über die Fortdauer der Wittwer-Apanage des jetzigen Königs der Belgier beschwert; doch, glaub' ich, ist es ziemlich allgemein bekannt, daß Leopold keinen Shilling davon bezieht, sondern bei seinem Abgang von London die ganze Summe seinen Mandataren übermacht hat, um gewisse bei Lebzeiten der Prinzessin contrahirte Schulden abzubezahlen. Eine Analogie aber, wie gesagt, finde ich zwischen diesem und unserm dermaligen Falle durchaus nicht. Man bedenke, durch Anweisung einer so unmäßigen Summe auf die ohnehin so stark in Anspruch genommenen Taschen des Volks kann man dem künftigen Gemahl der Königin noch vor seinem Eintritt in unser Land Abneigung und Haß zuziehen. (Hört, hört!) Weit entfernt, die Königin populärer, beliebter zu machen, würde ein solches Parlamentsvotum eine sehr entgegengesetzte Wirkung hervorbringen. Wollte ich ganz meiner innersten Gesinnung folgen, so würde ich gegen die Bewilligung eines einzigen Schillings für den Prinzen bei Lebzeiten der Königin mit dem entschiedensten Widerspruch auftreten; da ich jedoch bei


Spanien.

(Temps.) Briefe aus Madrid vom 22 Jan. bestätigen Alles, was man seit langer Zeit, Alles, was man seit zwei Tagen über den Erfolg der Exaltados bei den Wahlen nicht nur in der Hauptstadt, sondern auch in den bedeutendsten Provinzen vorausgesehen hatte. In Madrid hatten die progressiven Candidaten 18,121 und die Gemäßigten nur 7535 Stimmen für sich. In Toledo hatten die erstern 226, die zweiten nur 17, in Saragossa die erstern 3860 und die andern nur 814 Stimmen für sich. Was soll man zu den Declamationen der sogenannten gouvernementalen Partei sagen, die doch ihren Einfluß gebraucht und mißbraucht hat?

Den neuesten Nachrichten aus Arragonien vom 25 Jan. zufolge ist das Gerücht von dem Tode Cabrera's bestimmt falsch. Espartero wußte in seinem Hauptquartier am 22, daß Cabrera in Morella sey, und sein Zustand sich gebessert habe.

Großbritannien.

Die gestern ausgebliebenen Londoner Journale vom 27 Jan. sind uns zugekommen, die neueste Post, vom 28 Jan., ist aber wieder in Rückstand.

Die vorgestrige Meldung nach dem M. Chronicle, daß die das Jahreseinkommen des Prinzen Albert betreffende ministerielle Resolution in der Sitzung des Unterhauses vom 25 Jan. bereits angenommen worden sey, war voreilig. Am 27 Jan. bildete sich das Haus von neuem in eine Subsidiencommittee darüber, und nachdem die an der Tagesordnung befindliche Resolution gelesen war, erhob sich Hr. Hume wirklich, um seine angekündigte Einrede gegen die Größe der Summe von 50,000 Pf. St. zu motiviren. „Ich versichere,“ sprach das rechnungskundige Mitglied für Kilkenny, „ich versichere dem ehrenwerthen Hause, daß ich nur mit Bedauern an die Erfüllung der von mir übernommenen Pflicht gehe. Es ist tief zu beklagen, daß man Ihrer Maj. gerathen hat, unter Zeitumständen, wie die jetzigen, eine Hofeinrichtung oder eine Geldbewilligung für Prinz Albert zu verlangen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß der edle Lord (Russell) mit seinen Collegen, und alle diejenigen, die in voriger Session mit mir gegen eine Vermehrung der Apanage des Herzogs von Sussex stimmten, bei dieser Gelegenheit eine solche Inconsequenz begehen würden, dem Haus eine so große Ausgabe zuzumuthen. Seit der neulichen Sitzung über diese Frage hab' ich die von dem edlen Lord angeführten Präcedentien mir näher geprüft, und ich muß sagen: keines derselben scheint mir für vorliegende Frage eine Analogie darzubieten. Die 60,000 Pf. St. im Falle des Prinzen Leopold, die man als Beispiel angezogen hat, wurden nicht diesem Prinzen, sondern der Prinzessin Charlotte und dem Prinzen Leopold zusammen, zur Einrichtung und Bestreitung ihres Haushalts, bewilligt. Wenn ehrenw. Mitglieder die damaligen Debatten nachlesen wollen, so werden sie finden, daß auf den in mildem und anständigem Ton erhobenen Einwand, die Summe sey zu groß, die Antwort gegeben wurde, das Haus möge sich erinnern, daß Prinzessin Charlotte ohnehin 30,000 Pf. beziehe. Die weiteren 30,000 Pf. wurden dann votirt, damit das erlauchte Ehepaar Rang und Würde ihrer Stellung behaupten könnten: dem Prinzen Leopold persönlich aber wurde für Lebenszeit seiner Gemahlin nicht ein Schilling bewilligt. Der damalige Minister Lord Castlereagh bemerkte in seiner Rede, es sey eine bekannte Erfahrung, daß die Ausgaben der Krone mit eifersüchtigeren Augen in England, als in irgend einem andern Lande betrachtet werden, und wiewohl die beantragte Summe einhellig votirt ward, so wies dennoch Hr. Tierney darauf hin, wie unpassend es bei dem damaligen Zustande des Landes war, so enorme Ausgaben für das zu machen, was man den Glanz und die Würde der Krone zu nennen beliebt hat. Keine Geldbewilligung, die je einem Glied der königlichen Familie gemacht wurde, fand größeren Widerspruch, als jene für den Prinzen Leopold. (Hört!) In den letzten drei Tagen hab' ich nicht weniger als neun Briefe erhalten, worin man sich über die Fortdauer der Wittwer-Apanage des jetzigen Königs der Belgier beschwert; doch, glaub' ich, ist es ziemlich allgemein bekannt, daß Leopold keinen Shilling davon bezieht, sondern bei seinem Abgang von London die ganze Summe seinen Mandataren übermacht hat, um gewisse bei Lebzeiten der Prinzessin contrahirte Schulden abzubezahlen. Eine Analogie aber, wie gesagt, finde ich zwischen diesem und unserm dermaligen Falle durchaus nicht. Man bedenke, durch Anweisung einer so unmäßigen Summe auf die ohnehin so stark in Anspruch genommenen Taschen des Volks kann man dem künftigen Gemahl der Königin noch vor seinem Eintritt in unser Land Abneigung und Haß zuziehen. (Hört, hört!) Weit entfernt, die Königin populärer, beliebter zu machen, würde ein solches Parlamentsvotum eine sehr entgegengesetzte Wirkung hervorbringen. Wollte ich ganz meiner innersten Gesinnung folgen, so würde ich gegen die Bewilligung eines einzigen Schillings für den Prinzen bei Lebzeiten der Königin mit dem entschiedensten Widerspruch auftreten; da ich jedoch bei

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[0273/0001] Spanien. (Temps.) Briefe aus Madrid vom 22 Jan. bestätigen Alles, was man seit langer Zeit, Alles, was man seit zwei Tagen über den Erfolg der Exaltados bei den Wahlen nicht nur in der Hauptstadt, sondern auch in den bedeutendsten Provinzen vorausgesehen hatte. In Madrid hatten die progressiven Candidaten 18,121 und die Gemäßigten nur 7535 Stimmen für sich. In Toledo hatten die erstern 226, die zweiten nur 17, in Saragossa die erstern 3860 und die andern nur 814 Stimmen für sich. Was soll man zu den Declamationen der sogenannten gouvernementalen Partei sagen, die doch ihren Einfluß gebraucht und mißbraucht hat? Den neuesten Nachrichten aus Arragonien vom 25 Jan. zufolge ist das Gerücht von dem Tode Cabrera's bestimmt falsch. Espartero wußte in seinem Hauptquartier am 22, daß Cabrera in Morella sey, und sein Zustand sich gebessert habe. Großbritannien. Die gestern ausgebliebenen Londoner Journale vom 27 Jan. sind uns zugekommen, die neueste Post, vom 28 Jan., ist aber wieder in Rückstand. Die vorgestrige Meldung nach dem M. Chronicle, daß die das Jahreseinkommen des Prinzen Albert betreffende ministerielle Resolution in der Sitzung des Unterhauses vom 25 Jan. bereits angenommen worden sey, war voreilig. Am 27 Jan. bildete sich das Haus von neuem in eine Subsidiencommittee darüber, und nachdem die an der Tagesordnung befindliche Resolution gelesen war, erhob sich Hr. Hume wirklich, um seine angekündigte Einrede gegen die Größe der Summe von 50,000 Pf. St. zu motiviren. „Ich versichere,“ sprach das rechnungskundige Mitglied für Kilkenny, „ich versichere dem ehrenwerthen Hause, daß ich nur mit Bedauern an die Erfüllung der von mir übernommenen Pflicht gehe. Es ist tief zu beklagen, daß man Ihrer Maj. gerathen hat, unter Zeitumständen, wie die jetzigen, eine Hofeinrichtung oder eine Geldbewilligung für Prinz Albert zu verlangen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, daß der edle Lord (Russell) mit seinen Collegen, und alle diejenigen, die in voriger Session mit mir gegen eine Vermehrung der Apanage des Herzogs von Sussex stimmten, bei dieser Gelegenheit eine solche Inconsequenz begehen würden, dem Haus eine so große Ausgabe zuzumuthen. Seit der neulichen Sitzung über diese Frage hab' ich die von dem edlen Lord angeführten Präcedentien mir näher geprüft, und ich muß sagen: keines derselben scheint mir für vorliegende Frage eine Analogie darzubieten. Die 60,000 Pf. St. im Falle des Prinzen Leopold, die man als Beispiel angezogen hat, wurden nicht diesem Prinzen, sondern der Prinzessin Charlotte und dem Prinzen Leopold zusammen, zur Einrichtung und Bestreitung ihres Haushalts, bewilligt. Wenn ehrenw. Mitglieder die damaligen Debatten nachlesen wollen, so werden sie finden, daß auf den in mildem und anständigem Ton erhobenen Einwand, die Summe sey zu groß, die Antwort gegeben wurde, das Haus möge sich erinnern, daß Prinzessin Charlotte ohnehin 30,000 Pf. beziehe. Die weiteren 30,000 Pf. wurden dann votirt, damit das erlauchte Ehepaar Rang und Würde ihrer Stellung behaupten könnten: dem Prinzen Leopold persönlich aber wurde für Lebenszeit seiner Gemahlin nicht ein Schilling bewilligt. Der damalige Minister Lord Castlereagh bemerkte in seiner Rede, es sey eine bekannte Erfahrung, daß die Ausgaben der Krone mit eifersüchtigeren Augen in England, als in irgend einem andern Lande betrachtet werden, und wiewohl die beantragte Summe einhellig votirt ward, so wies dennoch Hr. Tierney darauf hin, wie unpassend es bei dem damaligen Zustande des Landes war, so enorme Ausgaben für das zu machen, was man den Glanz und die Würde der Krone zu nennen beliebt hat. Keine Geldbewilligung, die je einem Glied der königlichen Familie gemacht wurde, fand größeren Widerspruch, als jene für den Prinzen Leopold. (Hört!) In den letzten drei Tagen hab' ich nicht weniger als neun Briefe erhalten, worin man sich über die Fortdauer der Wittwer-Apanage des jetzigen Königs der Belgier beschwert; doch, glaub' ich, ist es ziemlich allgemein bekannt, daß Leopold keinen Shilling davon bezieht, sondern bei seinem Abgang von London die ganze Summe seinen Mandataren übermacht hat, um gewisse bei Lebzeiten der Prinzessin contrahirte Schulden abzubezahlen. Eine Analogie aber, wie gesagt, finde ich zwischen diesem und unserm dermaligen Falle durchaus nicht. Man bedenke, durch Anweisung einer so unmäßigen Summe auf die ohnehin so stark in Anspruch genommenen Taschen des Volks kann man dem künftigen Gemahl der Königin noch vor seinem Eintritt in unser Land Abneigung und Haß zuziehen. (Hört, hört!) Weit entfernt, die Königin populärer, beliebter zu machen, würde ein solches Parlamentsvotum eine sehr entgegengesetzte Wirkung hervorbringen. Wollte ich ganz meiner innersten Gesinnung folgen, so würde ich gegen die Bewilligung eines einzigen Schillings für den Prinzen bei Lebzeiten der Königin mit dem entschiedensten Widerspruch auftreten; da ich jedoch bei

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 35. Augsburg, 4. Februar 1840, S. 0273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_035_18400204/1>, abgerufen am 28.03.2024.