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Allgemeine Zeitung. Nr. 24. Augsburg, 24. Januar 1840.

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Spanien.

(Phare des Pyrenees vom 16 Jan.) Ein Schreiben aus Mas de las Matas vom 10 Jan. meldet, daß es mit Cabrera's Gesundheit besser gehe, und daß man ihn nach Morella gebracht habe.

Großbritannien.

Eine Beilage der amtlichen Gazette vom 15 Jan. zeigt an, daß der Hof wegen des Ablebens der verwittibten Landgräfin von Hessen-Homburg, der Tante Ihrer Maj. von väterlicher Seite, Trauer anlegt, volle bis zum 2 Februar, von da an bis zum 9 Febr. Halbtrauer.

Am Tage vor der Parlamentseröffnung gaben die Minister Viscount Melbourne und Lord J. Russell Staatsdiners, bei denen die Thronrede vorläufig gelesen wurde; ersterer hatte gegen 30 Pairs, letzterer den Sprecher und eine große Anzahl Unterhausmitglieder, meist solche die in Dienstverband zur Regierung stehen, bei sich versammelt. Gleichzeitig hielten auch die Leiter der conservativen Partei in den beiden Parlamentshäusern, Wellington und Peel, zahlreiche Versammlungen respectiver Mitglieder in ihren Wohnungen, nachdem zuvor bei Sir R. Peel eine gemeinsame Conferenz stattgefunden, welcher der Herzog von Wellington, Lord Aberdeen, Lord Ellenborough, Lord Stanley, Sir J. Graham, Sir H. Hardinge, Hr. Goulburn und einige andere angesehene Tories beiwohnten. Hier wurde, dem Standard zufolge, beschlossen, kein Amendement zur Unterhausadresse vorzuschlagen, falls nicht ein unvorgesehener Umstand es nöthig mache; "doch - setzt das Toryblatt hinzu - vermuthet man, daß Sir R. Peel nächstens eine Motion stellen wird, welche die Stärke der Minister im Hause der Gemeinen erproben muß."

Die Adressedebatten in beiden Parlamentshäusern wurden in den ersten Sitzungen derselben, am 16 Jan., beendigt, ohne daß von Seite der Opposition zu den ministeriellen Adreßentwürfen, welche bloße Paraphrasen der Thronrede waren, ein Amendement vorgeschlagen wurde, man müßte denn das Begehren des Herzogs v. Wellington so nennen, daß bei dem Glückwunsch des Oberhauses an Ihre Maj. zu deren Vermählung dem Namen des Prinzen Albert das Prädicat "protestantisch" vorgesetzt werde. Er für seine Person, sagte er, zweifle zwar keineswegs an dem Protestantismus des Prinzen, doch hätte in der amtlichen Ankündigung der Vermählung ausdrücklich desselben Erwähnung geschehen sollen, denn England sey ein protestantischer Staat, und die jetzige brittische Dynastie sey auf den Protestantismus gegründet. Der edle Herzog gab nicht undeutlich zu verstehen, daß die Nichterwähnung der Confession des königlichen Bräutigams aus Rücksichten des Ministeriums gegen O'Connell geschehen, und er wies auf einzelne dadurch veranlaßte Aeußerungen hin, die in Versammlungen irischer Katholiken gefallen sind, oder gefallen seyn sollen, nämlich daß Prinz Albert einer katholischen Familie angehöre, katholisch erzogen sey u. dgl. Wellington bemerkte dabei, er widme allem, was in Irland vorgehe, eine besondere Aufmerksamkeit, weil in diesem Lande der Ausspruch eines französischen Schriftstellers: "En plein jour on ne conspire pas" seine tägliche Widerlegung finde. Lord Melbourne antwortete, er hätte gehofft, daß über die vorgeschlagene Dankadresse an Ihre Maj. auch nicht ein Schatten von Meinungsverschiedenheit zum Vorschein kommen würde, und beklage daher, daß der edle Herzog eine Unterlassung rüge, die ihm als eine ganz geringfügige erscheine, denn ganz Europa wisse, daß der Gemahl der Königin von England einem Staatsgesetz zufolge Protestant seyn müsse, wie ganz Europa nicht minder wisse, daß Prinz Albert und seine Familie Protestanten seyen. Aus diesem Grund wollte sich der Premierminister der begehrten Einschaltung anfangs widersetzen, gab aber zuletzt nach, als er sah, mit welchem, zum Theil pathetischen Eifer andere Torypairs, z. B. der Graf v. Winchilsea, den angeregten Punkt urgirten. Lord Brougham (auf dessen Rede wir zurückkommen werden) kehrte, wie in der vorigen Session so oft, dem Hause zwei Frontseiten zu, indem er einerseits es lächerlich fand, daß die Pairs der Oppositionsseite sich mit so übertriebenem Eifer an die Förmlichkeit eines Wortes festklammerten, als erfreue sich das Reich solcher halcyonischen Tage, daß es sonst gar nichts zu sorgen und zu debattiren gebe; - andrerseits aber, in einer beredten Schilderung des bedenklichen inneren Zustands von England und Irland, dem ministeriellen O'Connell und mittelbar dem Ministerium reichliche Sarkasmen zumaß. (S. den Brief.) Der Herzog v. Cambridge, den das Gerücht so lange als den künftigen Schwiegervater der Königin bezeichnet hatte, äußerte über den Prinzen Albert, er besitze alle Eigenschaften, nicht nur die Königin glücklich zu machen, sondern auch die Liebe des englischen Volks für sich zu gewinnen und für die Königin zu vermehren.



Spanien.

(Phare des Pyrenées vom 16 Jan.) Ein Schreiben aus Mas de las Matas vom 10 Jan. meldet, daß es mit Cabrera's Gesundheit besser gehe, und daß man ihn nach Morella gebracht habe.

Großbritannien.

Eine Beilage der amtlichen Gazette vom 15 Jan. zeigt an, daß der Hof wegen des Ablebens der verwittibten Landgräfin von Hessen-Homburg, der Tante Ihrer Maj. von väterlicher Seite, Trauer anlegt, volle bis zum 2 Februar, von da an bis zum 9 Febr. Halbtrauer.

Am Tage vor der Parlamentseröffnung gaben die Minister Viscount Melbourne und Lord J. Russell Staatsdiners, bei denen die Thronrede vorläufig gelesen wurde; ersterer hatte gegen 30 Pairs, letzterer den Sprecher und eine große Anzahl Unterhausmitglieder, meist solche die in Dienstverband zur Regierung stehen, bei sich versammelt. Gleichzeitig hielten auch die Leiter der conservativen Partei in den beiden Parlamentshäusern, Wellington und Peel, zahlreiche Versammlungen respectiver Mitglieder in ihren Wohnungen, nachdem zuvor bei Sir R. Peel eine gemeinsame Conferenz stattgefunden, welcher der Herzog von Wellington, Lord Aberdeen, Lord Ellenborough, Lord Stanley, Sir J. Graham, Sir H. Hardinge, Hr. Goulburn und einige andere angesehene Tories beiwohnten. Hier wurde, dem Standard zufolge, beschlossen, kein Amendement zur Unterhausadresse vorzuschlagen, falls nicht ein unvorgesehener Umstand es nöthig mache; „doch – setzt das Toryblatt hinzu – vermuthet man, daß Sir R. Peel nächstens eine Motion stellen wird, welche die Stärke der Minister im Hause der Gemeinen erproben muß.“

Die Adressedebatten in beiden Parlamentshäusern wurden in den ersten Sitzungen derselben, am 16 Jan., beendigt, ohne daß von Seite der Opposition zu den ministeriellen Adreßentwürfen, welche bloße Paraphrasen der Thronrede waren, ein Amendement vorgeschlagen wurde, man müßte denn das Begehren des Herzogs v. Wellington so nennen, daß bei dem Glückwunsch des Oberhauses an Ihre Maj. zu deren Vermählung dem Namen des Prinzen Albert das Prädicat „protestantisch“ vorgesetzt werde. Er für seine Person, sagte er, zweifle zwar keineswegs an dem Protestantismus des Prinzen, doch hätte in der amtlichen Ankündigung der Vermählung ausdrücklich desselben Erwähnung geschehen sollen, denn England sey ein protestantischer Staat, und die jetzige brittische Dynastie sey auf den Protestantismus gegründet. Der edle Herzog gab nicht undeutlich zu verstehen, daß die Nichterwähnung der Confession des königlichen Bräutigams aus Rücksichten des Ministeriums gegen O'Connell geschehen, und er wies auf einzelne dadurch veranlaßte Aeußerungen hin, die in Versammlungen irischer Katholiken gefallen sind, oder gefallen seyn sollen, nämlich daß Prinz Albert einer katholischen Familie angehöre, katholisch erzogen sey u. dgl. Wellington bemerkte dabei, er widme allem, was in Irland vorgehe, eine besondere Aufmerksamkeit, weil in diesem Lande der Ausspruch eines französischen Schriftstellers: „En plein jour on ne conspire pas“ seine tägliche Widerlegung finde. Lord Melbourne antwortete, er hätte gehofft, daß über die vorgeschlagene Dankadresse an Ihre Maj. auch nicht ein Schatten von Meinungsverschiedenheit zum Vorschein kommen würde, und beklage daher, daß der edle Herzog eine Unterlassung rüge, die ihm als eine ganz geringfügige erscheine, denn ganz Europa wisse, daß der Gemahl der Königin von England einem Staatsgesetz zufolge Protestant seyn müsse, wie ganz Europa nicht minder wisse, daß Prinz Albert und seine Familie Protestanten seyen. Aus diesem Grund wollte sich der Premierminister der begehrten Einschaltung anfangs widersetzen, gab aber zuletzt nach, als er sah, mit welchem, zum Theil pathetischen Eifer andere Torypairs, z. B. der Graf v. Winchilsea, den angeregten Punkt urgirten. Lord Brougham (auf dessen Rede wir zurückkommen werden) kehrte, wie in der vorigen Session so oft, dem Hause zwei Frontseiten zu, indem er einerseits es lächerlich fand, daß die Pairs der Oppositionsseite sich mit so übertriebenem Eifer an die Förmlichkeit eines Wortes festklammerten, als erfreue sich das Reich solcher halcyonischen Tage, daß es sonst gar nichts zu sorgen und zu debattiren gebe; – andrerseits aber, in einer beredten Schilderung des bedenklichen inneren Zustands von England und Irland, dem ministeriellen O'Connell und mittelbar dem Ministerium reichliche Sarkasmen zumaß. (S. den Brief.) Der Herzog v. Cambridge, den das Gerücht so lange als den künftigen Schwiegervater der Königin bezeichnet hatte, äußerte über den Prinzen Albert, er besitze alle Eigenschaften, nicht nur die Königin glücklich zu machen, sondern auch die Liebe des englischen Volks für sich zu gewinnen und für die Königin zu vermehren.


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[0185/0001] Spanien. (Phare des Pyrenées vom 16 Jan.) Ein Schreiben aus Mas de las Matas vom 10 Jan. meldet, daß es mit Cabrera's Gesundheit besser gehe, und daß man ihn nach Morella gebracht habe. Großbritannien. London, 17 Jan. Eine Beilage der amtlichen Gazette vom 15 Jan. zeigt an, daß der Hof wegen des Ablebens der verwittibten Landgräfin von Hessen-Homburg, der Tante Ihrer Maj. von väterlicher Seite, Trauer anlegt, volle bis zum 2 Februar, von da an bis zum 9 Febr. Halbtrauer. Am Tage vor der Parlamentseröffnung gaben die Minister Viscount Melbourne und Lord J. Russell Staatsdiners, bei denen die Thronrede vorläufig gelesen wurde; ersterer hatte gegen 30 Pairs, letzterer den Sprecher und eine große Anzahl Unterhausmitglieder, meist solche die in Dienstverband zur Regierung stehen, bei sich versammelt. Gleichzeitig hielten auch die Leiter der conservativen Partei in den beiden Parlamentshäusern, Wellington und Peel, zahlreiche Versammlungen respectiver Mitglieder in ihren Wohnungen, nachdem zuvor bei Sir R. Peel eine gemeinsame Conferenz stattgefunden, welcher der Herzog von Wellington, Lord Aberdeen, Lord Ellenborough, Lord Stanley, Sir J. Graham, Sir H. Hardinge, Hr. Goulburn und einige andere angesehene Tories beiwohnten. Hier wurde, dem Standard zufolge, beschlossen, kein Amendement zur Unterhausadresse vorzuschlagen, falls nicht ein unvorgesehener Umstand es nöthig mache; „doch – setzt das Toryblatt hinzu – vermuthet man, daß Sir R. Peel nächstens eine Motion stellen wird, welche die Stärke der Minister im Hause der Gemeinen erproben muß.“ Die Adressedebatten in beiden Parlamentshäusern wurden in den ersten Sitzungen derselben, am 16 Jan., beendigt, ohne daß von Seite der Opposition zu den ministeriellen Adreßentwürfen, welche bloße Paraphrasen der Thronrede waren, ein Amendement vorgeschlagen wurde, man müßte denn das Begehren des Herzogs v. Wellington so nennen, daß bei dem Glückwunsch des Oberhauses an Ihre Maj. zu deren Vermählung dem Namen des Prinzen Albert das Prädicat „protestantisch“ vorgesetzt werde. Er für seine Person, sagte er, zweifle zwar keineswegs an dem Protestantismus des Prinzen, doch hätte in der amtlichen Ankündigung der Vermählung ausdrücklich desselben Erwähnung geschehen sollen, denn England sey ein protestantischer Staat, und die jetzige brittische Dynastie sey auf den Protestantismus gegründet. Der edle Herzog gab nicht undeutlich zu verstehen, daß die Nichterwähnung der Confession des königlichen Bräutigams aus Rücksichten des Ministeriums gegen O'Connell geschehen, und er wies auf einzelne dadurch veranlaßte Aeußerungen hin, die in Versammlungen irischer Katholiken gefallen sind, oder gefallen seyn sollen, nämlich daß Prinz Albert einer katholischen Familie angehöre, katholisch erzogen sey u. dgl. Wellington bemerkte dabei, er widme allem, was in Irland vorgehe, eine besondere Aufmerksamkeit, weil in diesem Lande der Ausspruch eines französischen Schriftstellers: „En plein jour on ne conspire pas“ seine tägliche Widerlegung finde. Lord Melbourne antwortete, er hätte gehofft, daß über die vorgeschlagene Dankadresse an Ihre Maj. auch nicht ein Schatten von Meinungsverschiedenheit zum Vorschein kommen würde, und beklage daher, daß der edle Herzog eine Unterlassung rüge, die ihm als eine ganz geringfügige erscheine, denn ganz Europa wisse, daß der Gemahl der Königin von England einem Staatsgesetz zufolge Protestant seyn müsse, wie ganz Europa nicht minder wisse, daß Prinz Albert und seine Familie Protestanten seyen. Aus diesem Grund wollte sich der Premierminister der begehrten Einschaltung anfangs widersetzen, gab aber zuletzt nach, als er sah, mit welchem, zum Theil pathetischen Eifer andere Torypairs, z. B. der Graf v. Winchilsea, den angeregten Punkt urgirten. Lord Brougham (auf dessen Rede wir zurückkommen werden) kehrte, wie in der vorigen Session so oft, dem Hause zwei Frontseiten zu, indem er einerseits es lächerlich fand, daß die Pairs der Oppositionsseite sich mit so übertriebenem Eifer an die Förmlichkeit eines Wortes festklammerten, als erfreue sich das Reich solcher halcyonischen Tage, daß es sonst gar nichts zu sorgen und zu debattiren gebe; – andrerseits aber, in einer beredten Schilderung des bedenklichen inneren Zustands von England und Irland, dem ministeriellen O'Connell und mittelbar dem Ministerium reichliche Sarkasmen zumaß. (S. den Brief.) Der Herzog v. Cambridge, den das Gerücht so lange als den künftigen Schwiegervater der Königin bezeichnet hatte, äußerte über den Prinzen Albert, er besitze alle Eigenschaften, nicht nur die Königin glücklich zu machen, sondern auch die Liebe des englischen Volks für sich zu gewinnen und für die Königin zu vermehren.

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Zitationshilfe: Allgemeine Zeitung. Nr. 24. Augsburg, 24. Januar 1840, S. 0185. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/augsburgerallgemeine_024_18400124/1>, abgerufen am 28.03.2024.