Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.
ohne von Oburn Abschied zu nehmen, aus dem Hause, die Schande fliehend, die ihr drohte. Frei athmete sie draußen auf; es ging der Hauptstadt zu, einer stürmischen Welt voller Klippen und Untiefen, deren Wogen manch leuchtendes Segel zur Tiefe hinabziehen, aber auch manch lichte Perle aus ihrem Schoße zu Tage fördern. Das war der erste Abschnitt ihrer Ehe, reich an allen Conflikten, welche das Leben der Gegenwart bewegen. Gewaltsam hatte sie sich losgerissen von qualvollen Verhältnissen, die in innerer Auflösung sie zu zertrümmern drohten. Ihren Gatten ließ sie allein, anheimgegeben dem modernen Fatum, das Menschen und Götter beherrscht, dem Golde, das wie Saturn seine eigenen Kinder verschlingt! Sie rettete ihr besseres Selbst vor der brutalen Gewalt, die sich in hundert Gestalten gegen sie verschwor! Sie rettete die Heiligkeit der Ehe, indem sie dieselbe zerriß! Doch noch hatte sie eine Gewalt nicht besiegt, die mächtiger war, als Rang und Geld und Freiheit; ohne von Oburn Abschied zu nehmen, aus dem Hause, die Schande fliehend, die ihr drohte. Frei athmete sie draußen auf; es ging der Hauptstadt zu, einer stürmischen Welt voller Klippen und Untiefen, deren Wogen manch leuchtendes Segel zur Tiefe hinabziehen, aber auch manch lichte Perle aus ihrem Schoße zu Tage fördern. Das war der erste Abschnitt ihrer Ehe, reich an allen Conflikten, welche das Leben der Gegenwart bewegen. Gewaltsam hatte sie sich losgerissen von qualvollen Verhältnissen, die in innerer Auflösung sie zu zertrümmern drohten. Ihren Gatten ließ sie allein, anheimgegeben dem modernen Fatum, das Menschen und Götter beherrscht, dem Golde, das wie Saturn seine eigenen Kinder verschlingt! Sie rettete ihr besseres Selbst vor der brutalen Gewalt, die sich in hundert Gestalten gegen sie verschwor! Sie rettete die Heiligkeit der Ehe, indem sie dieselbe zerriß! Doch noch hatte sie eine Gewalt nicht besiegt, die mächtiger war, als Rang und Geld und Freiheit; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0166" n="154"/> ohne von Oburn Abschied zu nehmen, aus dem Hause, die Schande fliehend, die ihr drohte. Frei athmete sie draußen auf; es ging der Hauptstadt zu, einer stürmischen Welt voller Klippen und Untiefen, deren Wogen manch leuchtendes Segel zur Tiefe hinabziehen, aber auch manch lichte Perle aus ihrem Schoße zu Tage fördern.</p> <p> Das war der erste Abschnitt ihrer Ehe, reich an allen Conflikten, welche das Leben der Gegenwart bewegen. Gewaltsam hatte sie sich losgerissen von qualvollen Verhältnissen, die in innerer Auflösung sie zu zertrümmern drohten. Ihren Gatten ließ sie allein, anheimgegeben dem modernen Fatum, das Menschen und Götter beherrscht, dem Golde, das wie Saturn seine eigenen Kinder verschlingt! Sie rettete ihr besseres Selbst vor der brutalen Gewalt, die sich in hundert Gestalten gegen sie verschwor! <hi rendition="#g">Sie rettete die Heiligkeit der Ehe, indem sie dieselbe zerriß</hi>! Doch noch hatte sie eine Gewalt nicht besiegt, die mächtiger war, als Rang und Geld und Freiheit; </p> </div> </body> </text> </TEI> [154/0166]
ohne von Oburn Abschied zu nehmen, aus dem Hause, die Schande fliehend, die ihr drohte. Frei athmete sie draußen auf; es ging der Hauptstadt zu, einer stürmischen Welt voller Klippen und Untiefen, deren Wogen manch leuchtendes Segel zur Tiefe hinabziehen, aber auch manch lichte Perle aus ihrem Schoße zu Tage fördern.
Das war der erste Abschnitt ihrer Ehe, reich an allen Conflikten, welche das Leben der Gegenwart bewegen. Gewaltsam hatte sie sich losgerissen von qualvollen Verhältnissen, die in innerer Auflösung sie zu zertrümmern drohten. Ihren Gatten ließ sie allein, anheimgegeben dem modernen Fatum, das Menschen und Götter beherrscht, dem Golde, das wie Saturn seine eigenen Kinder verschlingt! Sie rettete ihr besseres Selbst vor der brutalen Gewalt, die sich in hundert Gestalten gegen sie verschwor! Sie rettete die Heiligkeit der Ehe, indem sie dieselbe zerriß! Doch noch hatte sie eine Gewalt nicht besiegt, die mächtiger war, als Rang und Geld und Freiheit;
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/166 |
| Zitationshilfe: | Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/166>, abgerufen am 18.04.2024. |
