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Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.

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das ganze Wörterbuch der stammelnden Unterthänigkeit auswendig gelernt; und war, in Mienen, Bewegung und Sprache, ein leuchtendes Vorbild der treuesten Loyalität. "In seines Nichts durchbohrendem Gefühle" stand er da mit gesenktem Haupt, und stotterte einige Redensarten von unendlicher Ehre und Gnade heraus, in denen sich sein zusammengepreßtes Innere Luft machte. Der Prinz übersah mit vornehm nachläßiger Miene die Befangenheit oder Unbeholfenheit des Herrn Oburn; und verlangte gleich die Fabriken zu besichtigen. Persönlich umhergeführt von dem Besitzer, dem das Bewußtsein seines Besitzes einigermaßen eine behäbige Fassung wiedergab, fand er alles vortrefflich eingerichtet, lobte die Intelligenz des Gründers, sprach leutselig mit den Arbeitern, und ließ ihnen von seinem Adjutanten ein reiches Douceur überreichen. Als die Umschau vorüber war, nahte für Herrn Oburn ein schwerer Augenblick, dessen Erwartung ihm schon seit Ankunft des Prinzen den Angstschweiß auf die Stirn getrieben; nämlich die Bitte, der Prinz möchten die Gnade haben, höchsteigen ein Frühstück bei ihm einzunehmen.

das ganze Wörterbuch der stammelnden Unterthänigkeit auswendig gelernt; und war, in Mienen, Bewegung und Sprache, ein leuchtendes Vorbild der treuesten Loyalität. „In seines Nichts durchbohrendem Gefühle“ stand er da mit gesenktem Haupt, und stotterte einige Redensarten von unendlicher Ehre und Gnade heraus, in denen sich sein zusammengepreßtes Innere Luft machte. Der Prinz übersah mit vornehm nachläßiger Miene die Befangenheit oder Unbeholfenheit des Herrn Oburn; und verlangte gleich die Fabriken zu besichtigen. Persönlich umhergeführt von dem Besitzer, dem das Bewußtsein seines Besitzes einigermaßen eine behäbige Fassung wiedergab, fand er alles vortrefflich eingerichtet, lobte die Intelligenz des Gründers, sprach leutselig mit den Arbeitern, und ließ ihnen von seinem Adjutanten ein reiches Douceur überreichen. Als die Umschau vorüber war, nahte für Herrn Oburn ein schwerer Augenblick, dessen Erwartung ihm schon seit Ankunft des Prinzen den Angstschweiß auf die Stirn getrieben; nämlich die Bitte, der Prinz möchten die Gnade haben, höchsteigen ein Frühstück bei ihm einzunehmen.

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[139/0151] das ganze Wörterbuch der stammelnden Unterthänigkeit auswendig gelernt; und war, in Mienen, Bewegung und Sprache, ein leuchtendes Vorbild der treuesten Loyalität. „In seines Nichts durchbohrendem Gefühle“ stand er da mit gesenktem Haupt, und stotterte einige Redensarten von unendlicher Ehre und Gnade heraus, in denen sich sein zusammengepreßtes Innere Luft machte. Der Prinz übersah mit vornehm nachläßiger Miene die Befangenheit oder Unbeholfenheit des Herrn Oburn; und verlangte gleich die Fabriken zu besichtigen. Persönlich umhergeführt von dem Besitzer, dem das Bewußtsein seines Besitzes einigermaßen eine behäbige Fassung wiedergab, fand er alles vortrefflich eingerichtet, lobte die Intelligenz des Gründers, sprach leutselig mit den Arbeitern, und ließ ihnen von seinem Adjutanten ein reiches Douceur überreichen. Als die Umschau vorüber war, nahte für Herrn Oburn ein schwerer Augenblick, dessen Erwartung ihm schon seit Ankunft des Prinzen den Angstschweiß auf die Stirn getrieben; nämlich die Bitte, der Prinz möchten die Gnade haben, höchsteigen ein Frühstück bei ihm einzunehmen.

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Zitationshilfe: Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/151>, abgerufen am 24.04.2024.