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Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847.

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frisch und blühend aussah, wie in Carlsbad, war gerade heute auffallend blaß, doch diese edle Blässe, das Attribut geistigen Leidens, raubte ihr nichts von ihrer Schönheit. In dem schlichten, tiefschwarzen Kleide, das Haar auf der hohen Stirn kindlich gescheitelt, sah sie so ideal aus, hatte ihr Wesen eine so eigenthümliche Verklärung, daß es schwer zu bestimmen war, ob sie an jenem Abend auf dem Ball des Fürsten Constantin, oder an diesem Morgen einen größeren Zauber ausübte. Ruhig, doch bestimmt, erklärte sie ihrem Gatten, daß es ihre Absicht nicht sei, den Prinzen zu empfangen, daß sie in ihrer gewöhnlichen häuslichen Toilette bleiben würde. Die aufschwellende blaue Stirnader des Gatten ließ eine heftige Gegenrede erwarten; doch das Heranrollen der prinzlichen Equipage verhinderte den Ausbruch des drohenden Sturms. Noch einmal musterte der Fabrikherr seine Figur in dem hohen Trümeaux, postirte sich dann, mit seinem Comptoir-Personal, an dem Portal des Hauses, um hier den Prinzen zu empfangen, der nur von seinem Adjutanten und Leibarzt begleitet war. Oburn hatte, zu der feierlichen Anrede,

frisch und blühend aussah, wie in Carlsbad, war gerade heute auffallend blaß, doch diese edle Blässe, das Attribut geistigen Leidens, raubte ihr nichts von ihrer Schönheit. In dem schlichten, tiefschwarzen Kleide, das Haar auf der hohen Stirn kindlich gescheitelt, sah sie so ideal aus, hatte ihr Wesen eine so eigenthümliche Verklärung, daß es schwer zu bestimmen war, ob sie an jenem Abend auf dem Ball des Fürsten Constantin, oder an diesem Morgen einen größeren Zauber ausübte. Ruhig, doch bestimmt, erklärte sie ihrem Gatten, daß es ihre Absicht nicht sei, den Prinzen zu empfangen, daß sie in ihrer gewöhnlichen häuslichen Toilette bleiben würde. Die aufschwellende blaue Stirnader des Gatten ließ eine heftige Gegenrede erwarten; doch das Heranrollen der prinzlichen Equipage verhinderte den Ausbruch des drohenden Sturms. Noch einmal musterte der Fabrikherr seine Figur in dem hohen Trümeaux, postirte sich dann, mit seinem Comptoir-Personal, an dem Portal des Hauses, um hier den Prinzen zu empfangen, der nur von seinem Adjutanten und Leibarzt begleitet war. Oburn hatte, zu der feierlichen Anrede,

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[138/0150] frisch und blühend aussah, wie in Carlsbad, war gerade heute auffallend blaß, doch diese edle Blässe, das Attribut geistigen Leidens, raubte ihr nichts von ihrer Schönheit. In dem schlichten, tiefschwarzen Kleide, das Haar auf der hohen Stirn kindlich gescheitelt, sah sie so ideal aus, hatte ihr Wesen eine so eigenthümliche Verklärung, daß es schwer zu bestimmen war, ob sie an jenem Abend auf dem Ball des Fürsten Constantin, oder an diesem Morgen einen größeren Zauber ausübte. Ruhig, doch bestimmt, erklärte sie ihrem Gatten, daß es ihre Absicht nicht sei, den Prinzen zu empfangen, daß sie in ihrer gewöhnlichen häuslichen Toilette bleiben würde. Die aufschwellende blaue Stirnader des Gatten ließ eine heftige Gegenrede erwarten; doch das Heranrollen der prinzlichen Equipage verhinderte den Ausbruch des drohenden Sturms. Noch einmal musterte der Fabrikherr seine Figur in dem hohen Trümeaux, postirte sich dann, mit seinem Comptoir-Personal, an dem Portal des Hauses, um hier den Prinzen zu empfangen, der nur von seinem Adjutanten und Leibarzt begleitet war. Oburn hatte, zu der feierlichen Anrede,

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Zitationshilfe: Aston, Louise: Aus dem Leben einer Frau. Hamburg, 1847, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/aston_leben_1847/150>, abgerufen am 29.03.2024.